Facharbeit Geschichte

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Gast
Hallo,

da ich demnächst eine Facharbeit in Geschichte schreiben möchte (Oberstufe), habe ich dazu einige Fragen.
Als Thema wollte ich die Industrialisierung in Deutschland nehmen.Da das ja ein sehr umfangreiches Thema ist wollte ich es auf meine Region beziehen (Aachen).
Jetzt hatte ich überlegt ob man sich die Lebensbedingungen und Wohnbedingungen der Menschen (Arbeiter) angucken kann z.b. wie eine Arbeiterpartei organisiert war,ob es Entlastung für die Arbeiter geschaffen hat etc

Wäre nett wenn jemand mir sagen könnte ob man das so machen könnte bzw. Was man noch untersuchen könnte, wenn sich jemand damit auskennt.

Danke
LG
 
Als Oberstufenschüler in NRW müsstest du Industrialisierung eigentlich schon im Unterricht besprochen haben.

Zu dem Thema fällt mir spontan ein: Urbanisierung, Pauperismus, Frauen- und Kinderarbeit, "Klassenkampf", Proletariat und Bourgeoisie, Sozialismus, Sozialdemokratie, Sozialistengesetze, Sozialgesetzgebung, "Spinning Jenny", städtische Handwerker, wirtschaftliche/finanzielle Situation des Staates (des Fürstentums), Arbeiteraufstände
 
Nimm Dir nicht zu viel vor. Wenn es für Aachen genug Material gibt (Stadtarchiv?), dann reicht es wahrscheinlich, wenn Du Lebens-/Wohn- und Arbeitsbedingungen der Menschen zur Zeit der Industrialisierung in Aachen beschreibst.

Oder Du beschäftigst Dich mit der Wirkung der Arbeiterparteien in Aachen ... oder mit Lösungsansätzen für die Soziale Frage in Aachen.
 
Ich würde an deiner Stelle für eine Facharbeit (noch) nicht ins Archiv gehen. Sicherlich würde dir das Personal da prima zur Seite stehen, aber a) ist der Aufwand viel zu hoch und b) müsstest du da schon relativ fit im Umgang mit Quellen sein.
Grenze dein Thema stark ein und nimm beispielsweise "Die Stadt Aachen während der Industrialisierung in Deutschland". So kannst du auf 15 bis 20 Seiten - eine ordentliche Anzahl, für jemanden, der sich quasi auf neuem Terrain bewegt - einen klaren Schwerpunkt bilden, unter gleichzeitiger konziser Darstellung des augenblicklichen Forschungsstandes. Eine mögliche Gliederung:

1. Einleitung
2. Die Industrialisierung in Deutschland
3. Die Industrialisierung in Aachen
4. Zusammenfassung und Schlussbetrachtungen
Literaturverzeichnis

Alles relativ easy peasy und kein Hexenwerk, aber anspruchsvoll genug.
 
Sorry, Hotzenplotz, aber wenn einer meiner Schüler mit so (!) einem Thema (Regionalgeschichte) bei der Facharbeit NICHT ins Archiv geht, hat er ein Problem ...

Eine gewissen Fertigkeit im Umgang mit Quellen gehört übrigens zum in der Oberstufe gefordertem Niveau und wird auch im Abitur geprüft (je nach Bundesland unterschiedlich schwer).

Wenn ich schon lese "ist der Aufwand viel zu hoch" ... aber gut, dafür gibt es ja dann auch die Notenspanne von 15 bis 0 Punkten. Easy peasy sind das dann halt 05 oder 06 Punkte - wenn das reicht, ok.

Und evtl. reagiere ich jetzt so scharf, weil ich gerade "Facharbeiten" (heißt jetzt bei uns "W-Seminararbeit) korrigiere und deutlich zu sehen ist, wer mit hier mit relativ geringem Aufwand durchkommen will - und das nervt als Korrektor. Ich verlange ja nicht, dass ein Schüler (wie tatsächlich geschehen), seinen Sommerurlaub auf Kuba verbringt, weil er über Che Guevara schreibt, aber wenn jemand über Regionalgeschichte schreibt, gehört Archiv einfach dazu - wer das nicht will, nimmt halt nix Regionales.
 
Die Stadtarchive haben zu dem Thema vor allem oft bereits aufgearbeitetes Material. Ich habe vor über nem halben Jahrzehnt über die (Textil)industrie im nahen Mönchengladbach geschrieben und damals konnte mir das dortige Stadtarchiv bereits zahlreiches Zahlenmaterial wie Einwohnerstatistiken, ab den 20ern Arbeitslosenzahlen, Informationen zur Wohnbebauung binnen einer Woche komprimiert und digitalisiert auf Anfrage zur Verfügung stellen. Es hilft sicherlich, wenn man einen ordentlichen Basistext hat, von dem man ausgehen kann, aber grundsätzlich kann man mit den Archiven schon arbeiten, besonders da das als geforderte Eigenleistung gilt. Es hilft, wenn man vorher ganz klar weiß, worüber man schreiben will, man sollte sein Thema also noch etwas eingrenzen. Dafür eignen sich Phasen (erste Industrialisierung, zwote Industrialisierung), bei denen man dann die FA nach "Ausgangssituation" - "Entwicklung im Zeitraum" - "Ergebnis und Ausblick" gliedern kann.
 
Papa Leo,

herzlichen Dank für deinen Bericht aus dem Innenleben eines engagierten Geschichtslehrers. Deine Einstellung finde ich gut!

Allerdings möchte ich eines zu bedenken geben: Der Aachener Urheber dieses Threads hat sich einen Untersuchungszeitraum ausgewählt, in dem die meisten amtlichen Schriftstücke noch handschriftlich und zwar in Kurrent verfasst wurden. Das ist für einen Schüler im ersten Augeblick schon ein bemerkenswertes Hindernis - und längst nicht jeder Geschichtslehrer ist in der Lage, Kurrent zu lesen.
Wenn man aber Schüler für Facharbeiten ins Archiv schicken möchte, dann muss man ihnen zunächst einmal die Schwellenangst nehmen und dafür sorgen, dass sie erst in der Lage sind, Kurrent zu lesen, sprich, man müsste entsprechende Tutorien anbieten. Wenn man als Fachschaft das leisten kann, dann kann man die Schüler auch in die Archive schicken.
 
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Allerdings möchte ich eines zu bedenken geben: Der Aachener Urheber dieses Threads hat sich einen Untersuchungszeitraum ausgewählt, in dem die meisten amtlichen Schriftstücke noch handschriftlich und zwar in Kurrent verfasst wurden. Das ist für einen Schüler im ersten Augeblick schon ein bemerkenswertes Hindernis - und längst nicht jeder Geschichtslehrer ist in der Lage, Kurrent zu lesen.
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So schwierig ist das doch nicht.

Ich habe mir als Schüler auch das lesen dieser Schrift angeeignet um Bücher und Schriftstücke lesen zu können die mir mein Großvater hinterlassen hatte. Und ich kenne sogar eine zugewanderte Statikerin, die "deutsche Schrift" lernen musste um handschriftliche Statiken aus der Zeit um 1900 verstehen zu können. Mit Übung und etwas Anleitung geht das schon.

...Ich verlange ja nicht, dass ein Schüler (wie tatsächlich geschehen), seinen Sommerurlaub auf Kuba verbringt, weil er über Che Guevara schreibt, aber wenn jemand über Regionalgeschichte schreibt, gehört Archiv einfach dazu - wer das nicht will, nimmt halt nix Regionales.

Wieso ist mir dieses Thema nicht eingefallen? :rofl::rofl::rofl:

"Das Historische Bild der Rolle des Che Guevara bei den heutigen Tänzerinnen des Tropicana"
 
Zuletzt bearbeitet:
El Q ... siehe Young Arkas oben. Ich weiß nicht, wie es in Aachen ist, aber im Archiv meiner Heimatstadt sind die Quellen meist auch in "normaler" Schrift vorhanden, da sie jemand bereits aufbereitet hat.

Insbesondere sind die Archivare (nach meiner Erfahrung) sehr gern bereit, interessierte Schüler mit allen Kräften zu unterstützen, sie freuen sich manchmal sogar, wenn jemand kommt (hab ich jetzt grad wieder bei einer Schülerin, die über die Landshuter Hochzeit und ihre Darstellung in einem Comic schreib ... Stadtarchivar war ganz begeistert und hat ihr so einige Dokumente vorgelegt und beim Lesen geholfen).
 
Natürlich sind die Ansprechpartner in den Archiven hilfsbereit - sofern sie die Zeit haben. Ich kenne etliche Städte, wo es gar kein Archiv gibt (in Niedersachsen ist das so) oder die Archivzeiten aus Mangel an Mitteln sehr eingeschränkt sind (so in einigen Kommunen in NRW). Gerade bei den größeren Archiven ist es sehr viel schwieriger Ansprechpartner zu finden, als bei den kleineren.
 
Ich sage ja nicht, dass es falsch oder unzweckmäßig ist, für die Facharbeit ins Archiv zu gehen. Nur die schönste Beschäftigung mit Primärquellen kann ins leere laufen, wenn die Fragestellung unpräzise und der Rahmen nicht eindeutig gesteckt ist; eine Facharbeit kann da freilich erheblich gewinnen, aber der Erkenntnisgewinn aus einer dezidierten Beschäftigung mit der Sekundärliteratur muss da noch lange nicht geringer sein. Und wenn dann noch die Form stimmt und sauber gearbeitet wurde, sollten da bei erkennbarer Mühe ebenfalls 15 Punkte drin sein - auch ohne Archivbesuch.
Meine Meinung.
 
Oder einfach mal im Museum vorbei schauen. Und mal einen kleinen Schnack mit der Kasse machen. Die helfen meist weiter, so das man an die Leitung des Museums heran kommt. Vor allem im Winter.

Apvar
 
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