Ich habe als Schüler ganz gerne Reiseberichte von Hans Otto Meißner gelesen, sein Buch "Überlistete Wildnis" (um 1970 oder früher bei Cotta erschienen) dürfte eines der ersten Survival Bücher in deutscher Sprache gewesen sein. Meißner, der über große Jagderfahrungen verfügte erteilte darin der These von "angeborenen Talenten" von "Naturvölkern" eine Absage. Die Technik Spuren zu verfolgen, Trinkwasser aufzuspüren oder Fährten zu lesen, ist keine Hexerei, ein Amerikaner oder Europäer, der die Zeit hätte, sich solche Kenntnisse anzueignen und sie in ständiger Praxis anzuwenden, würde ebensogut bestehen können wie ein San oder ebensoschlecht wie ein Zeitgenosse, der im Asphaltdschungel aufgewachsen ist.
Die Leistungen von Fährtenlesern, die anhand von winzigen Blutspuren ein verwundetes tier aufspüren, sind oft verblüffend, aber Ergebnis von viel Geduld, Intuition, Erfahrung und genauer Naturbeobachtung. Spurenleser, die sich nicht an Sonne, Monde, Gestirnen und dem Verhalten von Tieren orientieren können, werden genauso sich verirren wie ein Ungeübter. Meißner ist das selbst bei Jagdreisen am Kongo mit einheimischen Führern passiert. Geübte Fährtenleser orientieren sich an markanten Punkten im Gelände und an Naturphänomenen. Diese Orientierungspunkte sind meist so subtil, dass Ungeübte sie gar nicht bemerken würden, ohne diese Orientierung wäre auch ein San ziemlich aufgeschmissen, die Kunst des Fährtenlesens ist, wie schon Ingeborg sagte, keineswegs angeboren, sondern eine erlernte Fähigkeit, die allerdings lange Übung und praktische Erfahrung voraussetzt.