Fährtenleser aus Namibia entziffern Steinzeit-Spuren

Interessant wäre nun, ob andere Fährtensuchen unabhängig davon zu den gleichen Ergebnissen kommen würden.

Speziell die Erkenntnisse über die Altersstruktur sidn sehr interessant.
 
Ich finde das Thema extrem spannend und der unkonventionelle Ansatz ist mal richtig klasse.
Wie ich bereits in einem anderen Thread sagte, die Fähigkeiten der San sind schier unglaublich.

Interessant wäre nun, ob andere Fährtensuchen unabhängig davon zu den gleichen Ergebnissen kommen würden.

Speziell die Erkenntnisse über die Altersstruktur sidn sehr interessant.

Ich kann für einen Europäer selber ziemlich gut Fährtenlesen, die Grundprinzipien fürs Fährtenlesen sind überall gleich und unterscheiden sich lokal nur durch Besonderheiten wie die einheimischen Arten und Sachen wie Schnee, Sandboden, bestimmten Windverhältnissen etc.
Aber man kann diese Prinzipien schnell auf andere Landschaften abwandeln, daher denke ich dass Fährtenleser aus anderen Gegenden, wie etwa Indianer zu ähnlichen oder den selben Ergebnissen gekommen wären.
 
Ich durfte mal einem Fährtenleser bei seiner Arbeit beobachten. War schon sehr faszinierend.

Wenn du sagst, dass das alles etwa einen Standard hat, sind die Ergebnisse also vergleichbar.
 
Habe den Faden und folglich auch den Artikel gerade erst gelesen (dank südländer). Ich kann mich hier nur anschließen:
Ich finde das Thema extrem spannend und der unkonventionelle Ansatz ist mal richtig klasse.

Was manche Menschen drauf haben an erlernten Fähigkeiten (vllt. ist auch ein Stück weit Begabung mit im Spiel) ist schon faszinierend.
Dank solcher "Buschmänner" wird auch solch frühe europäische Geschichte wieder lebendig, wie z. B. in diesem Fall:
So brachten Forscher bisher die Spuren in der Höhle von Tuc d'Audoubert mit dem rituellen Tanz mehrerer Jugendlicher in Verbindung. Die Theorie der San ist aber simpler: Ein etwa 38-jähriger Erwachsener trug dort mit einem etwa 14-jährigen Jugendlichen Lehm ab.
Da wird das Bild vom Leben dieser Menschen doch gleich ein bisschen plastischer und uns vertrauter (habe auch mal Lehm abgegraben, um einen Lehm-Ofen zu bauen, aber einen rituellen Tanz habe ich noch nie abgehalten:D ).
Außer den Fähigkeiten dieser Spurenleser finde ich es aber auch lobenswert, dass sich ein Forscherteam bewusst solchen "indigenen Wissens" bedient (ich hoffe natürlich die drei Sans hatten auch was davon). Im Artikel steht ja, dass dies nicht das erste und einzige Beispiel solcher Zusammenarbeit ist. Kennt jemand noch weitere Beispiele in diese Richtung?
 
Heute konnte man auf Arte eine ausfürhliche Doku über die Aktion sehen.
Ich empfinde sie als eine sehr gute Doku weil sie auch die ganze vorgeschichte und Idee zeigt und erklärt auch ein bischen wie die Buschmänner denken.

Ich weiß nicht wie das mit der Mediathek von Arte funktioniert, aber verlinken darf man ja eh nicht. Bin aber sicher dass es bald mal ne Wiederholung oder so gibt.
 
Heute konnte man auf Arte eine ausfürhliche Doku über die Aktion sehen.
Ich empfinde sie als eine sehr gute Doku weil sie auch die ganze vorgeschichte und Idee zeigt und erklärt auch ein bischen wie die Buschmänner denken.

Ich weiß nicht wie das mit der Mediathek von Arte funktioniert, aber verlinken darf man ja eh nicht. Bin aber sicher dass es bald mal ne Wiederholung oder so gibt.
Ich habe die Doku auch gesehen und fand sie recht gut. Zwar hätte man die Aussagen der Zusammenarbeit weitaus kürzer zusammenfassen können, doch so wurde deutlich wie gearbeitet wurde und wie verschieden doch die hier zusammentreffenden Welten sind, ohne zu werten!
Immerhin wurden die Reste einer vorgeschichtlichen Menschheitszivilisation von modernen Forscher ebenso betrachtet, wie durch - aus unserer Sicht weitgehend in "vorgeschichtlicher Lebensweise" verhafteten - "Buschmänner".
Dabei wurde schon durch die Bilder aus Südafrika klar, das Letztere eben nicht so archaisch leben oder durch die moderne, global agierende Zivilisation unberührt seien. Man sah die Angehörigen der Fährtenleser in moderne Massenware gekleidet. Beeindruckend auch die Haltung der Fährtenleser, wie selbstverständlich und ungerührt sie scheinbar mit der in ihren Augen gewiss "unpraktischen Weltsicht" moderner Archäologen ebenso umgingen, wie mit diversen technischen Geräten oder der völlig anderen Landschaft Europas... Eine Entdeckung in mehrerer Hinsicht...
 
Ich finde es gut, dass man die Fähigkeiten von Afrikanern berücksichtigt, denn das war lange nicht so. Besser, das die San ihr Talent ausleben können, als dass man sie dem Alkohol überlässt :)
 
Ich finde es gut, dass man die Fähigkeiten von Afrikanern berücksichtigt, denn das war lange nicht so. Besser, das die San ihr Talent ausleben können, als dass man sie dem Alkohol überlässt :)

Es zeigt sich immer wieder, daß man in einem Anderthalbzeiler schlechterdings differenzierte Standpunkte mitteilen kann. Sowie auch, daß es mitunter günstig ist, vor dem Schreiben nachzudenken.

Es handelt sich beim Fährtenlesen bei den San ja nun nicht um ein Talent, also etwas Angeborenes oder genetisch Festgelegtes. Dies würde gleichzeitig bedeuten, daß zb Europäer dies nie lernen könnten, weil angeblich das 'Talent' fehle. Tatsächlich ist Fährtenlesen eine erworbene Fähigkeit und auch bei den San wird diese Fähigkeit nur von jenen Personen erworben, die im täglichen Leben auf ein entsprechendes Können angewiesen sind und es regelmäßig anwenden.

Im übrigen greift auch die Darstellung, den San stehe außer 'Talent' und Alkohol keine weitere Alternative offen, um etliches zu kurz.

Für etwas mehr (und zutreffendere) Informationen empfehle ich einen Blick in die WP:

San (Volk) ? Wikipedia

Khoikhoi ? Wikipedia

Khoisan ? Wikipedia
 
Die europäischen Jäger der Steinzeit waren mit Sicherheit genauso gut.
Ab einem gewissen Grad ist das Fährten dann schon Talent. Unter den San gibt es auch bessere und schlechtere.
Was ich allerdings schon glaube, ist dass sich bestimmte Fähigkeiten unter bestimmten kulturellen Vorraussetzungen besser oder schlechter entwickeln können.
Ich behaupte dass kein Europäischer Siedler auch wenn er sein ganzes Leben in Afrika verbracht hat, die Spuren so zu lesen wie die San oder Hadzabe.
Zumindest nicht wenn er sich in seinem abendländisch-europäischem Mindset befindet.
Ein Europäer hingegen der bei den San aufwächst, würde auch diese Fähigkeiten erlernen.
 
Ich habe als Schüler ganz gerne Reiseberichte von Hans Otto Meißner gelesen, sein Buch "Überlistete Wildnis" (um 1970 oder früher bei Cotta erschienen) dürfte eines der ersten Survival Bücher in deutscher Sprache gewesen sein. Meißner, der über große Jagderfahrungen verfügte erteilte darin der These von "angeborenen Talenten" von "Naturvölkern" eine Absage. Die Technik Spuren zu verfolgen, Trinkwasser aufzuspüren oder Fährten zu lesen, ist keine Hexerei, ein Amerikaner oder Europäer, der die Zeit hätte, sich solche Kenntnisse anzueignen und sie in ständiger Praxis anzuwenden, würde ebensogut bestehen können wie ein San oder ebensoschlecht wie ein Zeitgenosse, der im Asphaltdschungel aufgewachsen ist.

Die Leistungen von Fährtenlesern, die anhand von winzigen Blutspuren ein verwundetes tier aufspüren, sind oft verblüffend, aber Ergebnis von viel Geduld, Intuition, Erfahrung und genauer Naturbeobachtung. Spurenleser, die sich nicht an Sonne, Monde, Gestirnen und dem Verhalten von Tieren orientieren können, werden genauso sich verirren wie ein Ungeübter. Meißner ist das selbst bei Jagdreisen am Kongo mit einheimischen Führern passiert. Geübte Fährtenleser orientieren sich an markanten Punkten im Gelände und an Naturphänomenen. Diese Orientierungspunkte sind meist so subtil, dass Ungeübte sie gar nicht bemerken würden, ohne diese Orientierung wäre auch ein San ziemlich aufgeschmissen, die Kunst des Fährtenlesens ist, wie schon Ingeborg sagte, keineswegs angeboren, sondern eine erlernte Fähigkeit, die allerdings lange Übung und praktische Erfahrung voraussetzt.
 
Die europäischen Jäger der Steinzeit waren mit Sicherheit genauso gut.
Ab einem gewissen Grad ist das Fährten dann schon Talent. Unter den San gibt es auch bessere und schlechtere.
Was ich allerdings schon glaube, ist dass sich bestimmte Fähigkeiten unter bestimmten kulturellen Vorraussetzungen besser oder schlechter entwickeln können.
Ich behaupte dass kein Europäischer Siedler auch wenn er sein ganzes Leben in Afrika verbracht hat, die Spuren so zu lesen wie die San oder Hadzabe.
Zumindest nicht wenn er sich in seinem abendländisch-europäischem Mindset befindet.
Ein Europäer hingegen der bei den San aufwächst, würde auch diese Fähigkeiten erlernen.

Ein Bekannter von mir hat eine entsprechende Ausbildung und wird häufig engagiert, um nach Drückjagden oder auch Verkehrsunfällen verwundetes Wild aufzusuchen. Ich habe gelegentlich mal ihn und seinen Hund begleitet und muss sagen, die Geschicklichkeit mit der Mensch und Hund anhand einiger weniger Blutstropfen, Haarreste an Sträuchern und für Laien kaum erkennbaren Fährten die Richtung, die ein Stück gezogen ist, die Tierart, die Größe des verwundeten Tiers und den Grad der Verletzung rekonstruieren können ist wirklich verblüffend und setzt sehr viel Übung, Erfahrung und eine gute Zusammenarbeit von Mensch und Jagdhund voraus. Die Nachsuche und professionelles Fährtenlesen erfordert einen Grad der Perfektion für die die meisten Amateure gar nicht die Zeit hätten- das gilt für Menschen wie für die meisten Hunde- sich diese Fertigkeiten anzueignen, aber auch ein Laie, der weiß worauf er achten muss und etwas Zeit und Geduld aufbringt kann doch einiges aus Fährten erfahren, was ein Mensch, der sich noch nie damit beschäftigt hat, verblüffend finden könnte.
 
Nun weshalb haben die Archäologen dann nicht einen heimischen Jäger und Nachsuchexperten genommen? Das wäre doch in allen Belangen besser gewesen.
 
Nun weshalb haben die Archäologen dann nicht einen heimischen Jäger und Nachsuchexperten genommen? Das wäre doch in allen Belangen besser gewesen.

Ein einheimischer Fährtenleser muß ja nicht anhand der hinterlassenen menschlichen Fußspuren auf Alter und Geschlecht der Personen schließen können, oder auf die Tätigkeit, die diese Personen ausführten. In der Doku ist das aber der Fall: die drei San-Fährtenleser sagen zb, daß nicht mehrere Personen (wie zuvor angenommen) die Spuren hinterließen, sondern nur zwei, ein Mann und ein heranwachsender Junge. Außerdem fand kein Tanz statt (wie zuvor angenommen), sondern beide trugen Lehm von einem Ort zum anderen (was unterschiedlich tiefe Spuren hinterließ).

Den von den Archäologen ausgearbeiteten Test haben die drei San denen übrigens prompt um die Ohren gehauen: es waren künstliche Fußabdrücke angebracht - die San erkannten sofort, daß diese zu keinem lebenden Menschen gehörten und ebenso, daß mehr linke als rechte (oder umgekehrt) Fußabdrücke vorhanden waren (der Pfusch lauert überall...).

Aber unterm Strich: nein, einheimische Fährtenleser wären eben nicht in allen Belangen besser gewesen.
 
Zurück
Oben