Fallen in den Grabkammern

Sissi

Mitglied
Hallo ihr Lieben,

mich würde interessieren, ob es in einer Grabkammer Fallen gegeben hat? Besondes Kinder sind von dieser Vorstellung gefangen (zu viel Indianer Jones?) und fragen sofort danach. Klar, Hollywood schmückt solche Vorstellung gern und viel aus, aber wißt ihr, obes eine Pyramide gegeben hat, in der es wirklich Fallen gegeben hat?

Und was ist mit dem "Fluch des Pharaos"? AUch nur erfunden, oder hat es was mit den Bakterien zu tun, die sich in den tausenden von Jahren gegebildet haben?

Bin mal gespannt auf Eure Meinungen :D

LG Sissi
 
Ich glaube, unter der Pyramide von Sakkara gibt eine Art Labyrint, aber ob Fallen dabei waren, weiß ich nicht.
 
Fallen hat es wohl nicht gegeben, nur Blockierungen. Fallen wären ja wohl mit Metall und Holz konstruiert gewesen. Das läßt sich aber nicht mehr nachweisen. Was ich Kindern bei Führungen erzähle: Warum baut man ein so exponiertes Bauwerk, wenn man etwas verbergen will? Außerdem waren die Pyramidenanlagen ja recht große Wirtschaftsstädte.

Mal abgesehen vom Durchfall gibt es keine Hinweise auf einen Fluch. Der ganze Mythos begann ja schon in der ägyptischen Spätzeit. Einer der Söhne von Ramses II., Cha-m-wst (der in Waset (=Theben) erscheint) hat sich in seiner Funktion als oberster Sem-Priester und Ptah-Priester der Denkmalerhaltung und Kultwiederbelebung gewidmet (zB Cheops). Er wurde zu einer ähnlichen Legende wie einst Imhotep. In der Spätzeit gab es dann Romane (in Demotisch verfaßt), in seine Tätigkeit beschrieben wurde. Weil er aber Gräber geöffnet hat (um die Gaben zu erneuern), wurde er von einem Fluch heimgesucht: Die Toten erstanden wieder auf und zerstörten seine Familie. Ein Remake gibts von Pauline Gedge: Der Sohn des Pharao (ist ganz gut).
 
Fluch des Pharaos

Hallo Sissi,
soweit ich weiss hat es mit dem o.g. Fluch des Pharaos folgendes auf sich:
in den Grabkammern soll eine erhöhte Konzentration von Sporen eines Schimmelpilzes
(aspergillus niger) in der Atemluft vorhanden gewesen sein, weshalb einige der Besucher
dieser Grabkammern erkrankten (bei Abwehrgeschwächten findet sich im Röntgenbild das
Zeichen der sog.Totenglocke) und manche sogar durch Lungenaspergillose zu Tode kamen.
 
Kann ich mir schon vorstellen, dass größere Mengen an Schwarzschimmel in den Atemwegen toxische Wirken haben kann.
Wenn ich mal kurz aus dem Nähkästchen plaudern darf: Wenn in dem Restaurant, in dem ich früher mal gekellnert habe das Gesundheitsamt da war, haben die auch immer auf Schimmelsporen getestet (z.B. an Kühlungsdichtungen). Und das haben die bestimmt nicht gemacht, weil ihnen so langweilig war :rolleyes:
 
Lungenaspergillose

ist ein Krankheitsbild, welches in aller Regel nur abwehrgeschwächte Menschen betrifft,
(bei niedrigen Konzentrationen von Sporen in der Atemluft).
Bei höheren Konzentration von Pilzsporen , wie in den Grabkammern denkbar , können auch
gesunde, abwehrstarke Menschen (z.T. tödlich) erkranken.
Dies zum Hintergrund.
 
Die Konzentration macht es

Askan, in Deinem Badezimmer reicht die Konzentration der Pilzsporen nicht aus Dich Krankzumachen. Tip: ab und an lüften
 
Ich weiss nicht..

..was du da im Bad züchtest, aber wenn es Hieroglyphisch wirkt, versuche es zu entziffern !
Und wenn es anfängt sich zu bewegen, dann mach die Tür auf, dass es raus kann ! ;)
 
Mich würde mal interessieren, wer überhaupt zu Tode gekommen sein soll. Den Schimmel gibt es doch in jedem Keller. Es gibt schon Drohungen gegen Grabräuber, zB in den Autobiographien des Alten Reichs. Das ist aber mehr ein Zeichen von Hilflosigkeit.

So ein "biologischer Fluch" ist ja auch völlig unägyptisch und obendrein in sich unlogisch. Es ging ja dem Grabinhaber darum, daß das Grab nicht beschädigt wird, damit seine Mumie nicht zerstört wird und das in den Reliefs und Grabbeigaben fixierte Leben geführt werden kann und der Kult der hm.w-ka nicht abbricht. Das bringt aber alles nicht, wenn der Eindringling erst viele Jahre später stirbt. Die Teilnehmer der Carter-Grabung sind jedenfalls oft viele, viele Jahre später an ganz anderen Todesursachen gestorben. Ich weiß also nicht, wen ihr da meint.

So ein Fluch kann ja auch keine Abschreckungspropaganda sein, weil er so nirgends erwähnt wird. Alle Stellen, die man als Fluch deuten könnte (in Wahrheit sind es Warnungen), lassen sich keinesfalls in Eurem Sinne deuten.

Die Strafe für Grabschändung ist in jedem Fall eschatologisch. Der Grabschänder vergeht sich ja an der Maat-Ordnung und gilt daher als Feind der Ordnung und des Sonnenlaufs. Deshalb war Grabschändung auch verboten (Papyrus Abbott). Allerdings habt Ihr auch völlig übersehen, daß die größten Grabschänder die Könige waren.

Zur Zeit von Tutanchamun hat man ja längst die Theologie geändert: Die Grabbeigaben waren im Relief fixiert, auch der Tote konnte ohne intakte Mumie weiterleben. Nur der Totenkult durfte nicht abreißen. Dann galt ein Grab als "leer".
 
Die Geschichten mit dem Fluch des Pharao kommen aus den 1920 Jahren als Carter das Grab Tutanchamuns im Tal der Könige gefunden hat. Es gab wirklich einige Todefälle. Mehr gibts hier:
http://www.selket.de/fluch.htm
Neben dem "Fluch des Tutanchamuns" gibt es übrigens auch noch einen "Fluch des Echanton".
 
Ist nicht auch noch vorher der Kanarienvogel von Lord Carnevan gestorben, drüben in London? So ne Geschichte hat es doch auch noch gegeben...

LG Sissi
 
Ich hatte mal in Spektrum der Wissenschaft gelesen, daßder Fluch der Pharaonen eine einfache radioaktive Vertrahlung durch Radon ist.
Das werden die Ägypter zwar nicht bewusst getan haben, aber die Steine, welche sie zum Bau der Pyramiden verwendet haben, sind Uranhaltig. Jaimes Bigu von der University of Sudbury in Ontario soll da mal eine Untersuchung dazu gemacht haben. Zu näherem müsste ich mal kramen... .
 
Soweit ich weiß gibt es dieses Radon-Phänomen auch in irgendwelchen Randgebieten Bayerns. Ich habe mal Krankenkassenmaterial darüber in der Hand gehabt.
 
Lili schrieb:
Die Geschichten mit dem Fluch des Pharao kommen aus den 1920 Jahren als Carter das Grab Tutanchamuns im Tal der Könige gefunden hat. Es gab wirklich einige Todefälle. Mehr gibts hier:
http://www.selket.de/fluch.htm
Neben dem "Fluch des Tutanchamuns" gibt es übrigens auch noch einen "Fluch des Echanton".

Die Fluchgeschichten sind sogar noch älter. Es gab keine Todesfälle, die im Zusammenhang stehen. Was daran besonders lustig ist: Auf den, der das Grab als erster betreten hat, hat die Fluch offensichtlich enorm lebensverlängernd gewirkt. Selbst wenn man einzelne Todesfälle in Verbindung bringt, bleibt ja immer noch die Frage, warum der Großteil der Teilnehmer nicht gestorben sind.

Es ist hingegen so, daß viele Ägyptologen Lungenablagerungen haben, weil sie unterirdisch ohne Atemschutzmasken gearbeitet haben.

Die kolportierten Krankheitsbilder und die tollen Geschichten, was sie verursacht haben soll, erstaunen doch sehr, wenn man mal die restlichen medizinischen Kenntnisse der Ägypter genau betrachtet (damt meine ich jahrelanges Studium der Quellen). Genau wie die Rechenkünste werden ja die medizinischen Fähigkeiten sehr überschätzt.

Wer ägyptische Texte im original lesen kann, weiß, daß Deutungen als Fluch sehr prekär sind. Da muß man schon einen Fluch in Eurem Sinne bewußt suchen, damit man gewisse Stellen so versteht. Grammatikalisch und semantisch ist das dann meist ein Fiasko. Das ist zB beim Echnationfluch der Fall.

Ich darf nochmal zitieren, was auf selket.de dazu gesagt wird:

Echnatons Fluch ist sicherlich eine spannende Geschichte. Ich habe sie aus einer TV-Reihe namens "Geschichten um Tutanchamun". Ansonsten habe ich nie wieder etwas davon gehört.
Ob sie wirklich wahr ist kann jeder für sich selbst entscheiden.

Ihr könnt ja mal den ganzen Beitrag lesen und schön lachen. Also, so ein Dreck...
Lili hat vergessen, den Erich-Honecker-Fluch im Palast der Republik zu erwähnen...

Es gibt allerdings ein paar interessante Textstellen an ganz anderen Orten, meist Spätzeit. Ich werde sie hier mal nicht nennen, weil 98% der Stellen auf die Zeit von der 1. bis zur 26. Dyn. sicher nicht zutrifft, die restlichen 2% können nicht genau beurteilt werden.
 
Liebe Ani,

wie du meinem Beitrag entnehmen kannst schreibe ich von "Geschichten" die aus den 1920er Jahren stammen. Ich halte eine bewußte Verseuchung der Grabanlagen ebenfalls für Unsinn, weshalb ich auch diesen Link gesetzt habe. Wie weiterhin in diesem Forum diskutiert sind alle mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es sich um mehr oder weniger zufällige und somit auch sekundäre Krankheitserscheinungen durch bspw. Schwarzschimmel oder Radon handelt. Also keine Aufregung... :p
 
Ob sich zukünftige Archologen von Flüchen und Bannsprüchen abschrecken lassen, wenn sie, dereinst Stollensysteme öffnen und sich wundern, welchen Kult wir durchführten, bei dem grosse Metallbehälter mit eingegossenen Glas und Metallresten in tiefen Salzberkwerken rituell begruben? :rolleyes:
 
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