Fehlinterpretationen sumerischer Kunst

:grübel:
Ging es bei diesem Streit nicht eher um die Bedeutung von Troja ansich?

Korfmann hat vor Entdeckung der Unterstadt eine größere Bedeutung verneint, nach seiner Meinung war diese auf die Niveau eines Piratennestes oder lokalen Fürstenwohnsitz.
NACH der Entdeckung meinte er, ebenso wie Zangger, eine erheblich größere - überregionale, Bedeutung feststellen zu müssen.

Kolb hat diese Schlußfolgerungen, da sie von "den Quellen" nicht gedeckt sei, in Zweifel gezogen.

denn wenn der mit seinem "günstigen Bildausschnitten" zu einem Epigraphiker gehen würde, ist klar, dass er sich schnell von seinen Raumschiffen verabschieden müsste, weil dann erstmal der "gesamte" Stein vermessen wird, wo der Vorzeit-Alien drauf abgebildet ist und das ganze andere Zeug da drauf leider auch auffällt. Da ist alles selber machen wollen zwar sachdienlich, aber eben oberflächlich.
Der "Epigraphiker" kann also definitiv feststellen um was es sich auf dem Relief handelt - "Astronaut", "Alien" oder "zu ....-Gott fahrender König mit Namen ..."?
 
Ging es bei diesem Streit nicht eher um die Bedeutung von Troja ansich

Es ging um beides. Kolb bestritt die Existenz einer Unterstadt und auch eine überregionale wirtschaftliche oder machtpolitische Position Trojas. Korfmann bejahte beides und somit flogen die Fetzen. Die Existenz einer Unterstadt scheint wohl inzwischen gesichert zu sein, hinsichtlich der politischen oder wirtschaftlichen Bedeutung Trojas ist man auf Hypothesen angewiesen. Auch die Identität des homerischen Troja/Ilios mit dem anatolischen Wiluja ist nach wie vor umstritten.
 
M.E. musste die Existenz einer Unterstadt nur logisch sein. Wie anders sollte man den Dardanellenhandel kontrollieren, Hissarlik liegt ja ein Stück landeinwärts. Eine isolierte Burg auf dem Hügel wäre doch überflüssig wie ein Kropf.
 
M.E. musste die Existenz einer Unterstadt nur logisch sein. Wie anders sollte man den Dardanellenhandel kontrollieren, Hissarlik liegt ja ein Stück landeinwärts. Eine isolierte Burg auf dem Hügel wäre doch überflüssig wie ein Kropf.

Man weiß ja nicht genau, ob der Ort auf dem Hissarlik den Handel durch die Dardanellen kontrollierte. Man vermutet das lediglich. Die Fraktion, die von der auf dem Hissarlik ausgegrabenen Burg nebst Unterstadt nur von einem kleinen "Piratennest" spricht, bestreitet das.

Da man allerdings in der Nähe cdes Bosporus keine weitere Hafenstadt ausgegraben hat, die um 1200 v. Chr. bereits existierte, und da Troja - oder der Ort, den man dafür hält - im 20. Jh. v. Chr. analog zu den Ausgrabungen und Funden eine durchaus wohlhabende Ansiedlung gewesen sein muss, glaube ich auch an eine politisch machtvolle Stellung der Stadt.
 
Es ging um beides. Kolb bestritt die Existenz einer Unterstadt und auch eine überregionale wirtschaftliche oder machtpolitische Position Trojas. Korfmann bejahte beides und somit flogen die Fetzen.
Das versteh ich nicht. Wie kann Kolb die Existenz einer Unterstadt bestreiten wenn sie gefunden und ansatzweise ausgegraben (oder an...) wurde.
Der Streit begann doch erst nachdem Korfmann sie gefunden hat und nicht vorher. Vor dem Fund meinte Korfmann nur von einem Piratennest oder lokalen Fürstenhaus ausgehen zu müssen.
 
Das versteh ich nicht. Wie kann Kolb die Existenz einer Unterstadt bestreiten wenn sie gefunden und ansatzweise ausgegraben (oder an...) wurde.
Der Streit begann doch erst nachdem Korfmann sie gefunden hat und nicht vorher. Vor dem Fund meinte Korfmann nur von einem Piratennest oder lokalen Fürstenhaus ausgehen zu müssen.

Es ging - so meine ich mich zu erinnern - nicht um die Existenz der Unterstadt an sich, sondern vor allem um die Größe. Korfmann hatte die Unterstadt so richtig groß rekonstruiert. Troja sollte da eine Stadt von 10000 Einwohnern gewesen sein, also riesig für die Zeit.
Archäologischer Beleg dafür waren vielleicht 2 oder 3 Hausgrundrisse, die man im Ansatz nahe der Burgmauer gefunden hatte, sowie der Graben weiter draußen in der Ebene.
Korfmann ging dann her und füllte einfach das ganze Gebiet zwischen Burg und Graben mit Häusern und kam so auf seine Bevölkerungszahl. Archäologisch abgesichert war das aber bei weitem nicht. Und das hat ihm Kolb vorgeworfen, u.a. auch mit der Formulierung, Korfmann täusche die Öffentlichkeit.
 
M.E. musste die Existenz einer Unterstadt nur logisch sein. Wie anders sollte man den Dardanellenhandel kontrollieren, Hissarlik liegt ja ein Stück landeinwärts. Eine isolierte Burg auf dem Hügel wäre doch überflüssig wie ein Kropf.
Hissarlik liegt heute ein Stück landeinwärts, durch geoarchäologische Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass während der Bronzezeit Hissarlik recht nahe am Meer lag.

Das ganze ist in der Studia Troica publiziert.

Korfmann ging dann her und füllte einfach das ganze Gebiet zwischen Burg und Graben mit Häusern und kam so auf seine Bevölkerungszahl. Archäologisch abgesichert war das aber bei weitem nicht.
Belege gibt es schon für eine Besiedlung der sog. Unterstadt, nur Befunde sind aufgrund des heftigen Bodenabtrags (Erosion) nicht mehr festzustellen.
Es gibt aus diesem Areal eine beachtliche Menge an Surveyfunden, in der Hauptsache typische Siedlungskeramik verschiedener Perioden.
Des weiteren konnte aufgrund der archäobiologischen und geoarchäologischen Untersuchungen festgestellt werden, das das nähere Umfeld von Hissarlik durch aus in der Lage war eine Personenanzahl um 10.000 gut zu ernähren.

Vgl.
Bronze Age Environment and Economy in the Troad: The Archaeobotany of Kumtepe and Troy‘

Archobotanik - Homepage von Simone Riehl
 
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