Fliegerangriffe im 1. Weltkrieg

Repo schrieb:
Planungen für einen strategischen oder taktischen Luftkrieg vor Beginn des 1. WK sind eher unter Vision wie unter Planung einzuordnen. Well´s Buch z. B. erschien 1909, zu einem Zeitpunkt, als noch kein Deutscher die berühmte liegende Acht geflogen war.
Es gab beispielweise 1913 einen Fünfjahresplan der kaiserlich deutschen Marine, der für 1918 einen Flugzeugbestand von 38 Stück vorsah.
Der Flugzeugbestand des deutschen Heeres sah 1918 ganz anders aus: 145 Fliegerabteilungen, acht Bombergeschwader, zwei Riesenflugzeugabteilungen, 65 Jagdstaffeln und 38 Schlachtstaffeln mit 5.000 Flugzeugen sowie einer Personalstärke von 6.100 Offizieren und 55.000 Unteroffizieren und Manschaften.

Für einen strategischen Luftkrieg gab es nicht nur realexistierende Planungen (<=> Vision) sondern von Januar 1917 bis Januar 1918 auch eine Luftoffensive, deren 27 Angriffe sich vornehmlich gegen London richteten. Der erhoffte Sturtz der britischen Regierung blieb zwar aus. ABER in London brach regelmäßig Panik aus und die britische Regierung konnte sich der Unterstützung der Londoner im Falle fortdauernder Luftangriffe nicht mehr sicher sein. Diese Erfahrung, dass Luftangriffe die Moral der betroffenen Bevölkerung berührt, hat dann auch in England mit zu der Vorstellung geführt, dass man mit der RAF die Moral seiner Feinde niederbomben könne.
 
Gandolf schrieb:
Der Flugzeugbestand des deutschen Heeres sah 1918 ganz anders aus: 145 Fliegerabteilungen, acht Bombergeschwader, zwei Riesenflugzeugabteilungen, 65 Jagdstaffeln und 38 Schlachtstaffeln mit 5.000 Flugzeugen sowie einer Personalstärke von 6.100 Offizieren und 55.000 Unteroffizieren und Manschaften.

Für einen strategischen Luftkrieg gab es nicht nur realexistierende Planungen (<=> Vision) sondern von Januar 1917 bis Januar 1918 auch eine Luftoffensive, deren 27 Angriffe sich vornehmlich gegen London richteten. Der erhoffte Sturtz der britischen Regierung blieb zwar aus. ABER in London brach regelmäßig Panik aus und die britische Regierung konnte sich der Unterstützung der Londoner im Falle fortdauernder Luftangriffe nicht mehr sicher sein. Diese Erfahrung, dass Luftangriffe die Moral der betroffenen Bevölkerung berührt, hat dann auch in England mit zu der Vorstellung geführt, dass man mit der RAF die Moral seiner Feinde niederbomben könne.

Meine Einschätzung dass "Planungen für einen strategischen Luftkrieg" eher unter Vision als unter Planung einzuordnen sind bezog sich auf die Vorkriegszeit nämlich auf diesen Passus in Deinem Beitrag #18

Zitat Gandolf "Um mal vom Bier wieder auf das Thema zurückzukommen, möchte ich darauf hinweisen, dass die Kriegsplanungen beider Seiten schon vor dem Krieg sowohl den strategischen Luftkrieg (Angriffe gegen das feindliche Hinterland mit dem Zeil, dessen Infrastruktur und Rüstungspotential zu schädigen) als auch den taktischen Luftkrieg (Unterstützung der eigenen Land- und Seestreitkräfte) vorsahen. Zitatende.

Der immense Fortschritt den die Flugzeugtechnik 14/18 machte war z. B. 1913 nicht vorhersehbar. Daher mein Hinweis auf den 5-Jahresplan für die deutsche Marinefliegerei vom 1913. Es gab 1913 kein Flugzeug das auf dem offenen Meer landen konnte. Das war in jenem Jahr erstmals auf dem Bodensee gelungen.

Dass die Planungen der Jahre 1917-18 noch den Luftkrieg 1942 beeinflussten ist unbestritten.

Es gibt das Buch des Kanadiers Wellls, von 1909, ich glaube 1910 auf Deutsch, der meines Wissens als erster ein Luftkriegsszenario entwirft. Aber das sind wirklich noch Visionen.

Grüße Repo
 
Wenn du es so siehst, stimme ich Dir sogar zu. Der Luftkrieg wurde in der Vorkriegszeit allenfalls angedacht. Im Lybien-Feldzug (1912) und in den Balkankriegen (1913) wurde der Einsatz von Flugzeugen zwar bereits Realität. Aber richtige Planungen entwickelten sich erst im Ersten WK.
 
Gandolf schrieb:
Wenn du es so siehst, stimme ich Dir sogar zu. Der Luftkrieg wurde in der Vorkriegszeit allenfalls angedacht. Im Lybien-Feldzug (1912) und in den Balkankriegen (1913) wurde der Einsatz von Flugzeugen zwar bereits Realität. Aber richtige Planungen entwickelten sich erst im Ersten WK.

Man muss sich das wirklich klar machen:
1909 flog Hans Grade als erster Deutscher die liegende Acht. (Die Wrights und ein paar Franzosen konnten es schon vorher, aber auch nicht lange)
Und 1918 hingen tausende von Flugzeugen am Himmel.
Eine Entwicklung in 9 Jahren die absolut atemberaubend ist.
(Vom Start der 1. A4 bis zur 1. Erdumkreisung eines Kosmonaten haben sie über 20 Jahre gebraucht)

OT vision: Was könnte die Menscheit erreichen, wenn sie in friedlichen Zeiten zu ähnlichen Kraftanstrengungen sich aufraffen würde?????

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
OT vision: Was könnte die Menscheit erreichen, wenn sie in friedlichen Zeiten zu ähnlichen Kraftanstrengungen sich aufraffen würde?????

Grüße Repo

Das ist ja das Dilemma. Wir verdanken dem Militär viele segensreiche Erfindungen, die so, aus Geldmangel oder fehlender Bedürftigkeit nie gemacht wurden wären.
Radar, GPS, U-Boote, SAT Schüssel usw.
 
Repo schrieb:
Was könnte die Menscheit erreichen, wenn sie in friedlichen Zeiten zu ähnlichen Kraftanstrengungen sich aufraffen würde?????
Amerika entdecken, Glühbirne und Telefone entwickeln, Dampfmaschinen und Autos bauen, etc.
 
Gandolf schrieb:
Amerika entdecken, Glühbirne und Telefone entwickeln, Dampfmaschinen und Autos bauen, etc.

So so,
das Telefon wurde soweit ich weiß mindestens 3 mal erfunden, bis es was wurde.

Die Dampfmaschine schon bei den alten Römern oder gar Griechen, und keiner hat begriffen was es war.

Amerika entdeckt? ach Herrje, wie oft und von wie vielen?
Und die Entdecker die dann was draus machten, dachten sie wären im westlichen Indien...

Edison mit der Glühbirne und dem Gleichstrom...
Irrwege, Irrwege, Holzwege

Und der Krebs ist immer noch nicht besiegt.
Pardon, viel zu drastisch,
nicht mal der Schnupfen!!!!!!!!!!!!

Grüße Repo
 
Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen...

Zum Luftkrieg im Ersten WK habe ich im Netz folgende interessante Links gefunden:

1. Ralf Blank, Strategischer Luftkrieg gegen Deutschland:
http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/einzelne/Luftkrieg14_181.pdf

2. Zwischen Himmel und Hölle. Luftschiffer im Krieg - Eine studentische Ausstellung im Zeppelin-Museum Friedrichshafen im Frühjahr 1998 von Marion Mienert und Jörg Gebhard:
http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Geschichte/MMAG/MMAG_Zeppelin/index.htm

 
Für die Luftfahrtgeschichte war allerdings der 1. Weltkrieg ein gewaltiger Schub. 1914 flog ein Flugzeug, die Rumpler Taube, maximal 80 km und brauchte 20 min, um auf 1200 m aufzusteigen. 1916/ 1917 hatten die Jagdmaschinen eine Spitzengeschwindigkeit von annährend 200 km/h und konnten in 20 min bis zu 6000 m hoch steigen.
 
Für die Luftfahrtgeschichte war allerdings der 1. Weltkrieg ein gewaltiger Schub. 1914 flog ein Flugzeug, die Rumpler Taube, maximal 80 km und brauchte 20 min, um auf 1200 m aufzusteigen. 1916/ 1917 hatten die Jagdmaschinen eine Spitzengeschwindigkeit von annährend 200 km/h und konnten in 20 min bis zu 6000 m hoch steigen.


Faszinierend so ein alter Thread:
Man muss sich das wirklich klar machen:
1909 flog Hans Grade als erster Deutscher die liegende Acht. (Die Wrights und ein paar Franzosen konnten es schon vorher, aber auch nicht lange)
Und 1918 hingen tausende von Flugzeugen am Himmel.
Eine Entwicklung in 9 Jahren die absolut atemberaubend ist.
(Vom Start der 1. A4 bis zur 1. Erdumkreisung eines Kosmonaten haben sie über 20 Jahre gebraucht)
Was ich damals alles wusste, ...........
da weiß ich ja heute kaum mehr....
 
Ich hab mal ein bisschen geschmökert und habe einige Daten von Fliegerangriffen auf Karlsruhe, Mannheim, Pirmasens Trier, Frankfurt und das Rhurgebiet gefunden, die seit 1916 immer wieder von den Alliierten geflogen wurden.

Die Deutschen flogen am 30. April 1915 einen Fliegerangriff auf Harvich und Städte an der britischen Ostküste am 10 mai flogen sie den ersten Zeppelinangriff auf London und am 31. 8. 1918 einen Fliegerangriff auf Paris, bei dem 14.000 Bomben abgeworfen wurden.
 
Der Luftangriff war nicht am 31. 8. 1918 (da flogen die Franzosen mal wieder einen auf Karlsruhe, sondern am 31. 1. 1918.

Es erscheint schwer vorstellbar, aber laut einem Schmöker (Chronik des 20. jhds.) waren es tatsächlich 14.000 Bomben.
 
Ich habe mal im Heeresbericht vom 31.1.1918 nachgelesen.

Dort heißt es u.a.:

Am Weihnachtsabend und im Laufe des Januar haben Flieger unserer Gegner trotz unserer Warnungen wieder offene deutsche Städte weit außerhalb des Operationsgebiets angegriffen. Dank unserer Abwehrmaßnahmen traten nennenswerte Verluste und Schäden nicht ein. Zur Strafe wurde die Stadt Paris im ersten planmäßigen Luftangriff in der Nacht vom 30. zum 31. Januar mit 14000 Kilogramm Bomben belegt.


14.000 ist also richtig, im Chronikverlag haben sie aber aus Kilos Bomben gemacht.


Gruß

Jacobum
 
Na ja, möglicherweise waren es "nur" 14 Bomben.
Hier mal ein Foto von im 1.WK benutzten Fliegerbomben. Die auf dem Bild gezeigten gab es ab 1916 und waren benannt (P+W Bomben) nach der „Prüfanstalt und Werft der Fliegertruppe“.

1j8fn4.jpg


Gruß

Cisco
 
14 Tonnen Bomben!

Ich habe mal nachgeschaut, die "Gothas" des beginnenden Jahres 1918 konnten gerademal so 400kg Bomben mitnehmen.

Die müssten also mindestens 30 Flugzeuge gehabt haben, die das Ziel dann auch erreichten, also vermutlich 60-70 Stück an diesem Tag einsatzbereite.

Ich denke die 14 Tonnen entspringen eher der Propaganda.
 
14 Tonnen Bomben!

Ich habe mal nachgeschaut, die "Gothas" des beginnenden Jahres 1918 konnten gerademal so 400kg Bomben mitnehmen.

Die müssten also mindestens 30 Flugzeuge gehabt haben, die das Ziel dann auch erreichten, also vermutlich 60-70 Stück an diesem Tag einsatzbereite.

Ich denke die 14 Tonnen entspringen eher der Propaganda.

Hm... auf dem Photo von cisco ist aber auch eine 1000-Kilo-Bombe abgebildet. Mit irgendeinem Gerät muss die ja befördert worden sein.
 
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