Hallo Zusammen,
die erste Frage stellt sich, was war der Standart beim Linienschiffbau um von 1890 bis zum Ende des 1. WK?
Hierbei sollte der Bau von Linienschiffen in drei Epochen eingeteilt werden.
- erste etwa von 1890 bis 1905 ( Einheitslinienschiffe )
- zweite von 1906 bis 1912 ( Großlinienschiffe )
- dritte von 1913 bis 1918 ( schnelle Großlinienschiffe )
Die Findung des Einheitslinienschiffes entwickelte sich nach den 80iger Jahren, wobei hier der Standart von britischen Konstruktionen vorgegeben wurde. Diese lagen mit den Eckdaten bei 4 Geschützen des Kalibers von 30,5 cm, einer Mittelartillerie von 15,2 cm. Die Panzerung wurde entsprechend der Größe der entspechenden schweren Kaliber angepasst. Geschwindigkeiten lagen bei 17 - 19 kn.
Abweichungen gab es bei der verschiedenen Marinen je nach der taktischen Ausrichtung der Seestrategie.
Bei den deutschen Konstuktionen der Jahre 1890 - 1900 gibt es die Linienschiffe der
Brandenburg-Klasse, die in ihr Konstrioktionsdatum noch in die Vor-Zeit-Tipitzära fallen. Sie waren mit ihren 6 28cm Ringkanonen stärker bewaffnet als der Standart jener Jahre. Nachteil war allerdings hier die verschiedenen Rohrlängen der 28iger sowie die fehlende Mittelartillerie.
Mit den neuen Plänen des Ausbau der deutschen Marine gab es innenpolitische Probleme zwischen der Konstrukionsabteilung des Reichsmarineamtes und den Admiralen und Offizieren der Schiffe ( die sogenannte Front ). Erstens war man von dem Irrglauben geleitet, das es keine Gefechte von mehr als 3000 m geben könne. So war man vor allem bei der Front der Meinung, viele schnellfeuernde Geschütze auf den neuen Linienschiffen zu platzieren. Zusätzlich gab es keine Schnellfeuergeschütze des Größeren Kalibers als 24cm.
Daher wurden ersten beiden Typen von Linienschiffen des deutschen Flottenbauprogrammes von 1899 nur so stark bewaffnet, wie britische Linienschiffe 2. Klasse.
Mit den Typen der
Braunschweig- und
Deutschland-Klasse ging man wieder auf das Kaliber 28 cm über, war aber immer noch unter dem Standart von Linienschiffbauten anderer Nationen.
Erst mit dem Übergang zum Großlinienschiffbau ab 1906 auch bei der deutschen Marine ( Diese Bauten kamen etwas später als die
Dreadnought, aber sie wurden gleich als 4er Gruppe gebaut. Die
Dreadnought war ein Einzelschiff. )
Mit dem Bau von Großlinienschiffen bei der kaiserlichen Marine war man zwar nicht immer mit der Kalibergröße auf dem Standart, dafür war die Standkraft der deutschen Schiffe einzigartig. ( Übrigens wurde der nicht weitere Kalibersprung von 30,5cm auf etwa 34 cm durchgeführt, da nach Schießversuchen festgestellt wurde, das die 30,5 cm Geschütze mit den speziellen Treibladungen und der richtigen Rohrlänge, die gleiche Durchschlagskraft besaßen, wie das stärkere britische Modell mit 34,3 cm.
Schlußfolgerung war der große Sprung vom 30,5cm auf 38 cm ab 1912.
Allerdings verpasste man bei den deutschen Konstruktionen den Sprung zum schnellen Großlinienschiff. Die Briten machten es mit der
Queen-
Elisabeth-Klasse ab 1913 und entzogen dem Schlachtkreuzer (große Kreuzer) die Daseinsberechtigung. Den Beweis hierfür brachten die Erfahrungen des 1.WK.
Der hauptsächliche Grund für die (kleineren) Konstruktionen von Linienschiffen waren damals (um 1900) die falsche Annahmen der taktischen Verwendung ( Mahan und Jeune Ecole )dieser Schiffe, sowie ab 1906 aus politisch taktische Zügen und auch aus Kostengründen.
Ein weiteres Problem waren gegensätzlicher Meinungen in der Führung der kaiserlichen Marine und dem Reichsmarineamt.