François Ier - Franz I., König von Frankreich (1494-1547)

Ganz bedeutender Herrscher. Die Macht Frankreichs wurde durch die habsburgische Umklammerung Karls V. bedroht, davon wurde seine Politik beherrscht. Unterm Strich hat er sich gut geschlagen, auch wenn er mal gefangengenommen wurde und die französische "Vorherrschaft" nicht wieder herrstellen konnte. Dafür hat er den Grundstein für Canada gelegt. :)
 
Ja, seine Leistung war wirklich gut, wenn man bedenkt, dass er sich gegen die übermächtigen Habsburger zu wehren hatte. Ausserdem war er ein sehr grosser Kunstmäzen (holte z. B. Leonardo da Vinci an seinen Hof, baute sehr prächtiges Schlösser wie u. a. Chambord an der Loire), wenn er auch hohe Steuern erhob und einige Schwächen hatte (wie z. B. seine unersättliche Fleischeslust. :king: ) Doch ich mag ihn sehr, weil er so herrlich ironisch und intelligent war. :) Ein richtig sympathischer König eben...Grosszügig, selbstbewusst, scharfsinnig, geniesserisch, leidenschaftlich, künstlerisch und auch manchmal weise. :)
Dieses berühmte Bild von François Ier fand ich schon immer enorm liebenswert:
http://www.bundtschuh.de/Kunst/Persoenlichkeiten/Franz1koenigvFrank.jpg
Schade, dass er 1519 nicht Kaiser wurde! :motz:
 
Philipp August schrieb:
Schade, dass er 1519 nicht Kaiser wurde! :motz:

Da war er ja nicht der einzige, so macher frz. König hat das versucht. Die Kurfürsten wären aber schön dumm gewesen, sich einen so großen Machtkonkurrenten ins Haus zu holen. :autsch:
 
Ja, ich sage auch nicht, dass er gute Chancen gehabt hätte. Meines Wissens haben es ja auch Philipp III. der Kühne (1270-1285) und Ludwig XIV. unter Mazarin versucht, doch keinem gelang es. Es standen schlicht zu viele Hindernisse im Weg. Doch wäre es im Erfolgsfall sehr glorreich gewesen; das Reich Karls des Grossen erneuert...Nun ja, das ist leider utopisch. :king:
 
Kein König von Frankreich wurde je Kaiser (es sei denn, man bezeichnet Karl II. den Kahlen als solchen, da er kurz die Kaiserwürde innehatte, nämlich 875-877).
Das liegt daran, daß die Kaiserwürde seit Otto dem Großen alleine dem deutschen König vorbehalten war, der als Beschützer des Papsttums auftrat und somit eine Sonderstellung unter allen christlichen Königen hatte.
Naive Versuche Franzens I. sowie Ludwigs XIV. mußten zwangsläufig scheitern - und zum Glück taten sie es. :king:
 
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Louis le Grand schrieb:
Naja, mehr als ein Prestige-Titel war das eh nicht. Kaiser ja, Macht nö. :p

Das trifft doch erst in der Spätphase des Heiligen Römischen Reiches zu, ab 1648-1806.
Eine kurze Phase in der fast 1000-jährigen Geschichte des HRR...
Waren doch durchwegs alle Kaiser bis einschließlich Friedrich II. (1194-1250, Kg. 1212, Ks. 1220) und später noch Ludwig IV. (1282-1347, Kg. 1314, Ks. 1328) und Karl IV. (1316-1378, Kg. 1346, Ks. 1355) unbestritten die mächtigsten Herrscher ihrer Epoche (Frankreichs Schwäche nach 1328 zeigte sich allzu offen: Crécy-en-Ponthieu 1346, Maupertuis 1356, Azincourt 1415); England war um 1380 auch finanziell am Ende.
So war z.B. Ferdinand II. (1578-1637, Ks. 1619) 1629 so mächtig wie kein Kaiser seit dem Mittelalter!
Der Kaisertitel war mit viel Prestige verbunden, selbst Napoleon I. (1769-1821, Ks. 1804) nannte sich Kaiser der Franzosen!
König zu sein war ja nichts besonderes, und genau das ist die Schwäche Frankreichs, daß es zwischen 877 und 1804 keinen einzigen Kaiser hatte (auch wenn sich Philipp II. (1165-1223, Kg. 1179/80) als "Augustus" bezeichnete), denn wenn es die Vorherrschaft in Europa anstrebte und schließlich auch erreichte (1659), so sollte dem "Herrscher Europas" doch ein gebührender Titel zustehen...
"Francorum Rex / Galliarum Rex" klingt ehrlich gesagt mager gegenüber "Romanorum Imperator semper Augustus". :king:
 
Ich bezog mich natürlich nur auf die Spätphase. ;) Trotzdem kann man die Vorbildfunktion Frankreichs im Mittelalter nicht hoch genug einschätzen. Besonders angesichts des ständigen Machtverfalls der Römischen Kaiser und des starken Einfluß der Bischöfe. In Westeuropa herrschte ja denau die Gegentendenz. Stärkung der Zentralgewalt und zunehmende Unterordung der Bischöfe unter die Krongewalt. Das mit dem Beschützer des Papstums und Sonderstellung in der Christenheit war doch eher Rhetorik, die stritten sich ja ständig um sowas. Seit den Avignon-Päpsten war das für die Kaiser problematisch und die frz. Könige nannten sich auch "Allerchristlichste Könige" und die Päpste sagten immer "Ältester Sohn der Mutter Kirche". All das um genau das gleiche zu vermitteln. :p
 
Louis le Grand schrieb:
Seit den Avignon-Päpsten war das für die Kaiser problematisch und die frz. Könige nannten sich auch "Allerchristlichste Könige"

Das ist wahr. Der erste, der sich "Rex Christianissimus" nannte, war entweder Karl V. der Weise (1338-1380, Kg. 1364) oder spätestens Karl VI. der Vielgeliebte (1368-1422, Kg. 1380).
"From the reign of Charles VI, or even the last years of Charles V, dates the custom of giving to French kings the exclusive title of Rex Christianissimus." (The Catholic Encyclopedia, Volume VI. Copyright © 1909 by Robert Appleton Company)
 
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Aber zurück zur Politik Franz' I.:
Militärisch ein Desaster. Den 1. (1521-26) und den 2. (1526-29) der vier habsburgisch-französischen Kriege gegen Kaiser Karl V. verlor er, der 3. (1536-38) brachte ihm Teile von Piemont (aber auch nur aufgrund der unchristlichen Unterstützung durch die heidnischen Osmanen :motz: ), der 4. (1542-44) bestätigte nur den "Damenfrieden" von Cambrai des 2. Krieges 1529.
"Um das 1515 (Schlacht von Marigniano) von ihm eroberte Mailand geriet Franz I. seit 1521 bis zu seinem Tod in eine Auseinandersetzung mit Karl V. (Kriege: 1521-26, 1526-29, 1536-38, 1542-44), die nicht nur ergebnislos blieb, sondern auch zur wirtschaftlichen Erschöpfung Frankreichs führte, vorübergehend sogar die staatliche Einheit Frankreichs gefährdete, da Karl V. bis 1529 von Franz I. das Herzogtum Bourgogne forderte." (Lexikon der Renaissance, S. 272).
 
Die Habsburger waren eben übermächtig. Kein Wunder, dass Franz I. so viele Kriege verlor. Er hielt sich eigentlich gut, wenn man bedenkt, wie überaus stark die Position des Kaisers war! Ausserdem zählt ja nicht nur das. Das künstlerische Erbe, das er Frankreich hinterliess (d. h. seine Schlösser etc.) wird noch heute von Tausenden Touristen bestaunt. Was ich auch an ihm mag, ist, dass er nicht so fanatisch katholisch war wie Karl V. Er konnte eben dieses religiöse Getue relativieren. :rofl: Obwohl er natürlich auch die Protestanten verfolgte, doch das war ja nicht wegen der Religion, sondern weil sie Unfrieden stifteten.
 
Ja, das Bündnis mit den Osmanen war sehr geschickt von ihm. So konnte eine kraftvolle Gegenkoalition geschaffen werden. Auch er war sich bewusst: "Den Interessen des Staates gebührt der Vorrang" und eben nicht der Religion, dass schließt ein Bündnis mit den Heiden ein. Dass die Türken wohl kaum die Habsburgischen Erblande langfristig würden halten können und damit zu einer Sicherheitsbedrohung für Europa geworden wären, war ihm wohl klar.
 
Der Titel eines Allerchristlichsten Königs steht Franz I. ja schwerlich zu. Nur zwei Herrscher kann man getrost als solche bezeichnen: den römisch-deutschen Kaiser (kein Kaiser war jemals mit den Protestanten, oder schlimmer noch: mit den Türken im Bunde!) und den Katholischen König von Spanien (v.a. 1618-1648, als Philipp III. (1578-1621, Kg. 1598) und Philipp IV. (1605-1665, Kg. 1621) die gerechte Sache des Kaisers im Dreißigjährigen Krieg selbst im Angesicht der Niederlage bis zum Schluß treu unterstützten und nicht, wie Ludwig XIII. und Ludwig XIV. von Frankreich - die ja ihrem Bruder im Ostreich am ehesten hätten beistehen müßen -, ein verräterisches Bündnis mit dem protestantischen, ja ketzerischen Reichsfeind Schweden eingingen, nur um sich Teile aus dem Heiligen Reich herauszureißen! Bedauerlicherweise lösten sich auch die treulosen Portugiesen 1640 aus dem "Reich, in dem die Sonne nicht untergeht" [Philipp II. hätte sich im Grab umgedreht!]; jedenfalls hielt Philipp IV. noch nach 1648 und 1659 an Großmachtsplänen fest!)

Meiner Ansicht kann sich ein Herrscher, der Protestanten und v.a. christenfeindliche Osmanen unterstützt, nicht als Allerchristlichster König bezeichnen.
Glücklicherweise ging die Rechnung Ludwigs XIV. nicht auf, Wien 1683 durch die Türken nehmen zu lassen. Die Folgen hätte sich der ausschweifende Monarch nicht ausdenken können: Die Osmanen hätten früher oder später auch sein Land überrannt.
Ludwigs Hochmut wurde dafür im Spanischen Erbfolgekrieg bestraft, als Frankreich eine vernichtende Niederlage nach der anderen erlitt und der Thron des Sonnenkönigs zu wanken begann; spätestens 1705 war Frankreich in der Defensive, der König wußte die Schwäche seines Landes nur gekonnt zu überdecken mit seinen pompösen, weltfremden und schrecklich teueren Auftritten.
 
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Louis le Grand schrieb:
Ja, das Bündnis mit den Osmanen war sehr geschickt von ihm. So konnte eine kraftvolle Gegenkoalition geschaffen werden. Auch er war sich bewusst: "Den Interessen des Staates gebührt der Vorrang" und eben nicht der Religion, dass schließt ein Bündnis mit den Heiden ein. Dass die Türken wohl kaum die Habsburgischen Erblande langfristig würden halten können und damit zu einer Sicherheitsbedrohung für Europa geworden wären, war ihm wohl klar.

Einem Monarchen, der sich als Beschützer der Christenheit bezeichnet (Allerchristlichster König) - was sowieso überzogen ist, da dies alleine dem Kaiser zusteht -, kann kein Interesse des Staates wichtiger sein, als die Frage der Religion!
Und dazu gehört selbstverständlich, die Protestanten zu dezimieren, wie es in Spanien und im HRR auch geschah, und den katholischen Glauben zu schützen, wo es geht; dazu gehört auch, die Feinde des Katholizismus, wie eben die Osmanen, zurückzudrängen und nicht sie auch noch zu unterstützen...

Franz I. hätte der Titel "Rex Haereticus / Ketzerkönig" besser zu Gesicht gestanden... :p
 
Konradin schrieb:
Glücklicherweise ging die Rechnung Ludwigs XIV. nicht auf, Wien 1683 durch die Türken nehmen zu lassen. Die Folgen hätte sich der ausschweifende Monarch nicht ausdenken können: Die Osmanen hätten früher oder später auch sein Land überrannt.

Die größte Militärmacht der Erde, 630.000 Soldaten und 280 Schlachtschiffe, überrennen ? Durch die schwächlichen Osmanen, die selbst durch die zweitklassige Macht Polen aufgehalten werden konnten ! Zweifelhaft ! ;)
 
Konradin schrieb:
Ludwigs Hochmut wurde dafür im Spanischen Erbfolgekrieg bestraft, als Frankreich eine vernichtende Niederlage nach der anderen erlitt und der Thron des Sonnenkönigs zu wanken begann; spätestens 1705 war Frankreich in der Defensive, der König wußte die Schwäche seines Landes nur gekonnt zu überdecken mit seinen pompösen, weltfremden und schrecklich teueren Auftritten.

Nach anfänglichen Niederlagen, kam die Wende: Malplaquet, wo Allierten völlig vernichtet wurden und so zum Frieden gezwungen waren. Die Resutate des Span. Erbfolgekrieges waren der glanzvolle Höhepunkt seiner Herrschaft, denn der alte Erzrivale Spanien sollte Frankreich niewieder bedrohen und fortan an bourbonisch sein. Das Pompös war wohl typisch für alle Fürsten des Barock, teuer ist relativ, wenn man der reichste Herrscher der Welt ist und das wohlhabenste Land Europas neben den Niederlanden regiert, weltfremd mit Sicherheit ebenso nicht, denn er galt als der am besten informierte Mann seiner Zeit, auch war er im Gegensatz zu den anderen Fürsten jedem Untertan frei zugänglich, jeder Untertan egal ob Bauer, Bürger, Prinz oder Priester durfte das Wort an ihn richten und wurde immer gehört, war der König nicht zu gegen, so konnte man seine Sorgen dem Ersten Kämmerer Bontemps oder den Ministern Colbert oder Louvois antragen, die diese dann dem könig mitteilten. Louis' Aufmerksamkeit für die Sorgen gerade der kleineren Untertanen belegen viele Anekdoten, wo er selbst die Personen anhörte und entschied. :yes: Also ist diese Kritik unberechtigt und zeugt von Unkenntnis. :)
 
Louis le Grand schrieb:
Nach anfänglichen Niederlagen, kam die Wende: Malplaquet, wo Allierten völlig vernichtet wurden und so zum Frieden gezwungen waren. Die Resutate des Span. Erbfolgekrieges waren der glanzvolle Höhepunkt seiner Herrschaft, denn der alte Erzrivale Spanien sollte Frankreich niewieder bedrohen und fortan an bourbonisch sein.

Daß die Allierten bei Malplaquet vernichtet worden seien, wäre mir neu:

"Die Friedensverhandlungen, die nach der für Frankreich verlorenen blutigen Schlacht von Malplaquet 1709 in Utrecht begannen, führten trotz der Gunst der Stunde nicht zu einem befriedigenden Ergebnis, so ging der Kampf weiter." (Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen. Joseph I. Bechtle Verlag München und Esslingen 1994.)

John Churchill Herzog von Marlborough (1650-1722):
"Arbeitete im Spanischen Erbfolgekrieg eng mit Prinz Eugen zusammen (Siege [für den Kaiser] bei Höchstädt 1704, Oudenaarde 1708 und Malplaquet 1709), wurde 1711 entlassen. Joseph I. erhob Marlborough in den Reichsfürstenstand (von Mindelheim)." (Churchill, W. S.: Marlborough. 1968/69.)

Von einem glanzvollen Höhepunkt der Herrschafts Ludwigs XIV. zu sprechen, ist auch etwas weit hergeholt:

"In den finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen trat kurz nach Kriegsbeginn eine erneute Verschlechterung ein, die bald ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreichte. Die jährlichen Defizite stiegen von 72,9 Millionen livres auf 178,7 Millionen im Jahre 1701 an und erreichten mit 225 Millionen im Jahre 1711 ihre Höchstmarke. [...] ...die in kurzen Abständen vorgenommenen Währungsmanispulationen [...] konnten nicht verhindern, daß die finanzielle Lage der Monarchie immer dramatischer wurde. Zu Pfingsten 1709 rettete nur die Ankunft einer mit 30 Millionen Piastern beladenen Flotte aus den spanischen Überseebesitzungen die Monarchie vor dem unmittelbaren Bankrott[,] [...] die im Winter 1709/10 von einer katastrophalen Hungersnot [...] heimgesucht wurde. Angesichts der Finanzkrise, der beunruhigenden Entwicklung im Innern der Monarchie und der schweren Niederlagen in den Schlachten von Höchstädt (1704), Turin (1706)[,] Oudernaarde (1708) [Einwurf: und (wie oben genannt) Malplaquet (1709)] war Ludwig XIV. entschlossen, durch sehr weitgehende Konzessionen den Frieden zu erreichen. [...] Die Staatsfinanzen befanden sich im Jahre 1715 in einem desolaten Zustand." (Malettke, Klaus: Ludwig XIV. 1643-1715. in Hartmann, Peter C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. C. H. Beck München 1994.)
 
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Mit den Finanzen hast du natürlich völlig recht. Bei den Allierten sah es aber nicht gerade besser aus, obwohl sie nicht so große Truppenkontigente unterhalten mussten. Höhepunkt war politisch nicht finanziell gemeint. :) Allerdings war der Plan zur Sanierung des Staatshaushalt, den Frankreich 1714 beschloss sehr erfolgreich. Bereits 1730 war der Haushalt wieder ausgeglichen und die Staatsverschuldung übersehbar. L. XIV. dachte schon gut mit. Der neue frz. Wirtschaftsboom der gleich nach dem Span. Erb. einsetze, tat sein übriges. Der Militärhistoriker John A. Lynn wertet Malplaquet in "The Wars of Louis XIV. 1667-1714" als frz. Sieg, da die Allierten aus Frankreich abziehen mussten, das war das strategische Ziel der Franzosen. Ursprünglich wollten die Kaiserlichen Paris angreifen, was dann das Gegenteil wurde: Rückzug, Eroberung der Grenzfestungen duch frz. Truppen.

Das du Klaus Malettke zitiest, spricht für dich. Einer der größten Kenner dieser Zeit. :p

PS: Die weitgehenden Konzessionen konnte Frankreich übrigens wieder ad acta legen. :king:
 
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