Für die RAF war er das System, für mich der Vater

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Persönlich befürworte ich eine gesellschaftliche Form der Aufarbeitung dieses Themas, das auch den Angehörigen der Opfer die Möglichkeit gibt, sich mit ihrer individuellen Geschichte (z.B. Ermordung des Vaters) auszusöhnen.. Und dazu gehört eben auch, dass diese zu Wort kommen.
Unabhängig davon bin ich an einem geschichtlichen Gesamtbild interessiert.
Also keine Geschichte für die Opfer, aber eine in der sie zu Wort kommen.

Ein Zitat aus dem FAZ Artikel:

Der RAF ist es gelungen, ihre Version der Geschichte tief ins Bewusstsein der Öffentlichkeit einzuschreiben.
Und das ist leider wahr.
Wenn ich das hier so lese.
Da wollen doch manche den Schleyer auf eine Stufe mit Heydrich oder Himmler stellen.
Falsch. Schlicht falsch.

Grüße Repo
 
Wieger: sinngemäß; dann sollte man auch die andere Seite zu Wort kommen lassen
(sorry, ich komm mit der zitierfunktion noch nicht richtig klar)

Warum sollten die Anehörigen der toten RAF-Mitglieder nicht auch ihre Eindrücke mitteilen?
Es gibt hier auch schon mehrere Publikationen (Film, Fernsehen, Bücher); nach meiner Einschätzung wesentlich mehr als von Angehörigen der RAF-Opfer, aber vielleicht täusche ich mich hier auch.
 
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Warum sollten die Anehörigen der toten RAF-Mitglieder nicht auch ihre Eindrücke mitteilen?

Das eine kollidiert wohl kaum mit dem anderen.
Manche Zufälligkeiten sind ja schon merkwürdig: Da merkt ein Zeit-Kommentator kritisch zum Zündel-Prozeß an, man solle machen lassen und Art. 5 Meinungsfreiheit nach so langer Zeit zum Zuge kommen lassen. Das Ganze unter dem merkwürdigen Argument, ansonsten schiebe man dem rechten Spektrum über die Verurteilung von "Irren" Sympathisanten zu. Prima Logik.
Parallel werden Diskussionen darüber geführt, ob Mordopfer-Angehörige öffentliche Stellungnahmen abgeben sollen oder nicht, was ihnen schlicht zusteht. Dazu kommt eine Versöhnungsdiskussion, die wohl schlecht hierin paßt. Auf wen soll die sich eigentlich beziehen?

Einem "Staat" steht keine Versöhnung mit Tätern zu, sondern die Durchführung des Strafvollzuges nach (überprüfbaren) rechtstaatlichen Mitteln. Eine "Gesellschaft" kann sich nicht versöhnen, sondern höchstens das Interesse an der Wahrnehmung verlieren.
Versöhnen können sich nur die Betroffenen, und das sollte man ihnen selbst überlassen, mit dem notwendigen Respekt gegenüber Opfer-Angehörigen, die so denken oder dieses vielleicht auch nicht wollen.

Gleiches (nämlich Meinungsäußerung) gilt auch für die Täter-Angehörigen, siehe oben. Ein in-die-Nähe-rücken von Opferqualitäten eines Täter-Anghörigen (gab es hier nicht weggebrachte Kinder, die Herr Aust zurückholte?), mit Blick auf den strafvollstreckenden Staat kann ich dagegen nicht nachvollziehen. Allerdings: Opfer ihrer Eltern? - ja!

Grüße
Thomas
 
Der RAF ist es gelungen, ihre Version der Geschichte tief ins Bewusstsein der Öffentlichkeit einzuschreiben.
" 60 gegen 60 Millionen"
Bei den Reflexreaktionen der alten Zeiten, die die Mainstreampresse von sich , obwohl die RAF de facto aufgelöst ist,gegeben hat, bin ich schon über diese Einstellung verwundert.

Ich bin gerne für Geschichtsaufarbeitung, habe auch nie etwas anderes behauptet. Jede Seite hat das Recht zu publizieren, jede Seite, auch Frau Mohnhaupt. Nur verstehe ich diese "versöhnliches Signal" als Entschuldigen/Versöhnen für irgendetwas, was nicht notwendig ist.


Das stand auch so deutlich in einem Beitrag von mir.
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Nee, Schleyer will niemand mit Heydrich auf eine Stufe stellen. Aber er war ein Anhänger der Truppe.


Ich glaube hier tritt ein Missverständniss auf, welches ja nun hoffentlich geklärt ist.
Ich wollte damit nicht ausdrücken, dass es eine Verpflichtung gibt versöhnliche Signale zu setzen.
Dann ist jagut,hab ich so gelesen, mehr wollte ich nicht.


Mit anderen Worten:
Einem "Staat" steht keine Versöhnung mit Tätern zu, sondern die Durchführung des Strafvollzuges nach (überprüfbaren) rechtstaatlichen Mitteln. Eine "Gesellschaft" kann sich nicht versöhnen, sondern höchstens das Interesse an der Wahrnehmung verlieren.
Versöhnen können sich nur die Betroffenen, und das sollte man ihnen selbst überlassen, mit dem notwendigen Respekt gegenüber Opfer-Angehörigen, die so denken oder dieses vielleicht auch nicht wollen.
 
WOW, hat mein Beitrag Wellen geschlagen!
Also ich habe den Mord an Schleyer nicht gutgeheissen, sondern ich finde es ÄUssERST unangemessen das diese Person mit den anderen Opfern der RAF glorifiziert wird. Er müsste in diesen Zusammenhang immer gesondert erwähnt werden.

Ganz nebenbei die Massenschlächter die damals die KZ´s zu verantworten hatten sind meistens nach 10 Jahren wieder auf freien Fuß gekommen.
 
WOW, hat mein Beitrag Wellen geschlagen!
Also ich habe den Mord an Schleyer nicht gutgeheissen, sondern ich finde es ÄUssERST unangemessen das diese Person mit den anderen Opfern der RAF glorifiziert wird. Er müsste in diesen Zusammenhang immer gesondert erwähnt werden.

Er wird doch in diesem Buch nicht glorifiziert, nur weil seine Angehörigen, in diesem Fall sein Sohn, seine Erlebnisse erzählt. Hast du den FAZ-Artikel Hintergründe gelesen, da äussert sich der Sohn und es ist wirklich interessant.
 
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Das eine kollidiert wohl kaum mit dem anderen.
Manche Zufälligkeiten sind ja schon merkwürdig: Da merkt ein Zeit-Kommentator kritisch zum Zündel-Prozeß an, man solle machen lassen und Art. 5 Meinungsfreiheit nach so langer Zeit zum Zuge kommen lassen. Das Ganze unter dem merkwürdigen Argument, ansonsten schiebe man dem rechten Spektrum über die Verurteilung von "Irren" Sympathisanten zu. Prima Logik.
Parallel werden Diskussionen darüber geführt, ob Mordopfer-Angehörige öffentliche Stellungnahmen abgeben sollen oder nicht, was ihnen schlicht zusteht. Dazu kommt eine Versöhnungsdiskussion, die wohl schlecht hierin paßt. Auf wen soll die sich eigentlich beziehen?

Einem "Staat" steht keine Versöhnung mit Tätern zu, sondern die Durchführung des Strafvollzuges nach (überprüfbaren) rechtstaatlichen Mitteln. Eine "Gesellschaft" kann sich nicht versöhnen, sondern höchstens das Interesse an der Wahrnehmung verlieren.
Versöhnen können sich nur die Betroffenen, und das sollte man ihnen selbst überlassen, mit dem notwendigen Respekt gegenüber Opfer-Angehörigen, die so denken oder dieses vielleicht auch nicht wollen.

Gleiches (nämlich Meinungsäußerung) gilt auch für die Täter-Angehörigen, siehe oben. Ein in-die-Nähe-rücken von Opferqualitäten eines Täter-Anghörigen (gab es hier nicht weggebrachte Kinder, die Herr Aust zurückholte?), mit Blick auf den strafvollstreckenden Staat kann ich dagegen nicht nachvollziehen. Allerdings: Opfer ihrer Eltern? - ja!

Grüße
Thomas
Warum sollten die Anehörigen der toten RAF-Mitglieder nicht auch ihre Eindrücke mitteilen?
Das eine kollidiert wohl kaum mit dem anderen.
Meine Worte
Eine "Gesellschaft" kann sich nicht versöhnen, sondern höchstens das Interesse an der Wahrnehmung verlieren
Zwischen Versöhnen und Verlust des Interesses an Wahrnehmung sehe ich keine Verbindung
Ich sags mal ganz einfach: beide Seiten/ Betroffene zu Wort kommen lassen...kann Verständnis bewirken // über Verdrängtes/ Unaufgearbeitetes zu sprechen kann entlasten und auch einen Beitrag zum Annehmen der eigenen Geschichte leisten (und zu unserem Geschichtsbild )
 
Hallo donna,

da bin ich ja ganz bei Dir, deshalb hatte ich geschrieben:

"Gleiches (nämlich Meinungsäußerung) gilt auch für die Täter-Angehörigen, siehe oben."
Heißt, auch die können sich zu Wort melden.

Eine "Gesellschaft" ist nicht versöhnungsfähig (wie auch, sollte sie darüber abstimmen?). Sie kann keine Entschuldigung annehmen oder aussprechen oder verzeihen. Deswegen mein Hinweis, dass dieses Sache der Opfer und der Täter ist.
Grüße
Thomas
 
Wie schrieb die junge Welt neulich: In einer ihrer Schriften hat die RAF einmal erklärt, daß es eines ihrer Ziele sei, die »faschistische Fratze« hinter der demokratischen Maske bloßzulegen.
Nicht vergessen darf man, daß die RAF ebenfalls mordete. Das allein ist in einem Rechtsstaat für das Erreichen politischer Ziele schon völlig inakzeptabel. Dann kam mE noch dazu, daß sie das auch noch für eine völlig falsche Ideologie taten, eine Ideologie, die auf jeden Fall immer in die inhumane Sackgasse führt - siehe Ostblock.
 

Nicht vergessen darf man, daß die RAF ebenfalls mordete. Das allein ist in einem Rechtsstaat für das Erreichen politischer Ziele schon völlig inakzeptabel.

Sah die RAF in der BRD einen Rechtsstaat? :grübel:

Liegt das nicht in der Natur einer Terrororganisation, die Legitimität des Staates und somit die Rechtsstaatlichkeit abzulehnen?

Nur mal so ...
 
Die RAF sah sich selbst nicht als Terrororganisation, sondern als Bürgerkriegsarmee.
 
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Sah die RAF in der BRD einen Rechtsstaat? :grübel:

Liegt das nicht in der Natur einer Terrororganisation, die Legitimität des Staates und somit die Rechtsstaatlichkeit abzulehnen?

Die RAF sah sich selbst nicht als Terrororganisation, sondern als Bürgerkriegsarmee.

Die RAF sah - gemäß ihres ideologischen Hintergrundes - die BRD als imperialistischen Staat.
Sie sah sich selbst dabei als kommunistische Stadtguerilla - am ehesten also als Untergrundarmee -, womit sich die Mitglieder der RAF auch der Illegalität und Militanz ihrer Mittel sehr wohl bewußt war.
Allerdings agierte die RAF dabei sehr wohl wissentlich mit terroristischem Kalkül:
Gewalt, die auf Reaktion des Angegriffenen abzielt; Erzeugen von Angst/Furcht/Schrecken; Erreichen des eigentlichen Ziels (Auflehnung der Bürger gegen den Staat) durch Reaktion (Gegenmaßnahmen) des Staates

Vgl. dazu auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Armee_Fraktion
http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtguerilla
Und wer an Wiki zweifelt, dem sei ein Blick auf die selbstlautende Erklärung der RAF empfohlen:
http://www.rafinfo.de/archiv/raf/konzept_stadtguerilla.php
Anm.: Dies ist keine illegale Seite, sondern stammt vom Deutschen Geschichtsring.

Aber eigentlich geht es in diesem Thread mE weniger um die Selbstsicht der RAF, sondern um die Sichtweise(n) der Opfer...
 
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Der unten im Zeitartikel folgende Artikel:
http://www.zeit.de/2003/31/raf-ausstellung
ist meiner Meinung nach auch noch sehr lesenswert.
Unter anderem, weil vor allem die Notwendigkeit der Aufklärung über die RAF hervorgehoben wird, um so einer Verklärung vorzubeugen.
Wer sich wirklich kritisch der Aufarbeitung eines schrecklichen Kapitels der Bundesrepublik stellen und der Mythenbildung der RAF in der popkulturellen Szene entgegenwirken will, muss natürlich die Geschichte der Opfer mit einbeziehen.
Und in diesem Sinne ist das vorgestellte Buch ein Anfang.
 
Wie ich an meinen Bewertungspunkten gesehen habe, hat meine Bemerkung ganz unterschiedliche Reaktionen ausgelöst - das ging von "ich könnte platzen" bis zur einer grün-Bewertung. :D

Natürlich sahen und sehen die Mitglieder dieser Gruppierung unsere Republik als ein System an, das es zu destabilisieren gilt, um es irgendwann zu zerstören. Und es hat mit ihrer Ideologie zu tun, eine Ideologie, in die ich mich nicht einmal unbedingt hineindenken möchte und der Vergleich mit dem Ostblock ist gar nicht so weit her gelholt, denn schließlich wurden sie von der "DDR" aktiv unterstützt und fanden hier z.T. auch Unterschlupf.

Folgendes fand ich übrigens an "rafinfo" besonders interessant:

rafinfo schrieb:
Legalität ist eine Machtfrage. Das Verhältnis von Legalität und Illegalität ist an dem Widerspruch von reformistischer und faschistischer Herrschaftsausübung zu bestimmen, deren Bonner Repräsentanten gegenwärtig die sozial-liberale Koalition hier, Barzel/Strauß da sind, deren publizistische Repräsentanten z.B. die "Süddeutsche Zeitung", der "Stern", das Dritte Programm des WDR und des SFB, die "Frankfurter Rundschau" hier sind, der Springerkonzern, der Sender Freies Berlin, das Zweite Deutsche Fernsehen, der Bayernkurier da, deren Polizei die Münchner Linie hier, das Berliner Modell da ist, deren Justiz das Bundesverwaltungsgericht hier, der Bundesgerichtshof da ist.
Da wird doch sehr deutlich, wen genau die RAF als ihr Feindbild ansah.

Bezeichnend finde ich dabei, daß bis heute noch keiner der Mitglieder die Taten in irgendeiner Weise öffentlich bedauert hat - also bereuen sie das bis heute auch ganz sicher nicht - auch das ist ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen, finde ich.
 
Zitat:" Bezeichnend finde ich dabei, daß bis heute noch keiner der Mitglieder die Taten in irgendeiner Weise öffentlich bedauert hat - also bereuen sie das bis heute auch ganz sicher nicht - auch das ist ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen, finde ich."

Tja, womit die RAF in derselben Liga wie die NS-Täter spielen.
 
Tja, womit die RAF in derselben Liga wie die NS-Täter spielen.

Es gibt selten Mörder, die bedauern. Eher findet man sie, z. B. in jahrzehntelanger Haft, in der behaupteten Opferrolle wieder, nachdem (wenn bei den NS-Tätern überhaupt) der Rechtsstaat die Konsequenzen gezogen hat.

Aber "bedauern" ist - und das ist ein Fundament des Strafrechts - keine Voraussetzung für Aussetzung der Strafe nach "lebenslänglich" oder einem Mehrfachen davon. Es wird in diesem Staat niemand bis an sein Lebensende eingesperrt, wenn er nach 25 Jahren Haft keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit darstellt.

Allerdings (leider, aber das muss man wohl in Anlehnung an das BVerfG akzeptieren) ist auch die Mitwirkung an der noch ausstehenden Aufklärung der Taten kein Aspekt für die Beendigung der Haft.
Wahrscheinlich sind diese Details dann in den Publikationen zu lesen. Wer es inkl. Talkshows schlau anstellt, wird aufgrund der Honorare eine ordentliche Haftentschädigung einfahren - der Markt bestimmt die Preise und die vermutete Nachfrage das Angebot. Ich bin gespannt, wer trotz der Dementis der Erste ist.

Grüße
Thomas
 
(leider, aber das muss man wohl in Anlehnung an das BVerfG akzeptieren) ist auch die Mitwirkung an der noch ausstehenden Aufklärung der Taten kein Aspekt für die Beendigung der Haft.
Wahrscheinlich sind diese Details dann in den Publikationen zu lesen. Wer es inkl. Talkshows schlau anstellt, wird aufgrund der Honorare eine ordentliche Haftentschädigung einfahren - der Markt bestimmt die Preise und die vermutete Nachfrage das Angebot. Ich bin gespannt, wer trotz der Dementis der Erste ist.

Grüße
Thomas

Tja, ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als sich und ihre Geschichte zu vermarkten, denn eine andere Einkommensquelle werden sie wohl kaum finden und dann sind sie Teil des Systems, das sie einmal mit Waffen-(und Bomben-)gewalt bekämpft haben...
 
Zuletzt bearbeitet:

Tja, ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als sich und ihre Geschichte zu vermarkten, denn eine andere Einkommensquelle werden sie wohl kaum finden und dann sind sie Teil des Systems, das sie einmal mit Waffen-(und Bomben-)gewalt bekämpft haben...

Hallo,
sollte das Ansätze einer antiken Tragödie bekommen?

Ob ihnen etwas anderes übrig bleibt, würde ich abwarten wollen. Schließlich haben sich auch schon Bürger dieses Landes zum Angebot einer Ausbildungsstelle für Mitfünfziger bei vorzeitiger Haftverschonung erklärt (ein Mediengag angesichts der Probleme bei den Ausbildungsplätzen). Systemüberlegungen werden ihnen wohl fremd (kaum übrig ;) ) bleiben, wenn 50.000 bis 150.000 für einen Exklusivtermin, oder entsprechende Honorare für Publikationen usw, geboten werden.

Kümmerliche Reste werden höchstens für den übrig bleiben, der nicht schnell genug ist.
Wir müssen uns nicht sorgen, dass hier ein staatlicher Zuschussbedarf entsteht. Im Gegenteil, der Umsatz wird Teil des BSP.

Grüße
Thomas
 
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