Furor Teutonicus

Brenn

Mitglied
Hi,
Römische Schriftsteller schrieben über die Teutonen, die mit den Kimbern und Ambronen durch die Länder der Römer zogen, dass sich die Krieger im Kampf in eine Art Raserei versetzten. Ist bekannt, wie diese Germanen es schafften, sich in solch einen Zustand zu versetzen?
 
Nun, beschrieben werden Kampfgesänge vor der Schlacht, Alkohol und eine gewisse Disposition zum Jähzorn dürften ein übriges getan haben.
S. Berserker
 
Könntest du dich bitte auf die Quelle beziehen, in der das, was du da schreibst - ausgenommen die Schlachtgesänge - beschrieben wird? Mir ist das nämlich weder für die Teutonen bekannt, noch für den Beserkergang im Mittelalter. Aber ich lerne ja immer gerne dazu.
 
Wie ich schrieb "dürfte"...
Also eine Vermutung meinerseits. Die Wirkung von Alkohol und Schlachtgesängen dürfte dank der Hooligans hinreichend bekannt sein. Die scheinen ja auch ziemlich schmerzfrei zu sein.
 
Ich glaube ich habe mal gehört, dass sie Fliegenpilze zu Drogen verarbeiteten... das kann aber genauso gut auch völliger Blödsinn sein.
 
Über dieses Thema gibt es viele Theorien...:

Samuel Ödmans Theorie besagt, dass der Berserkergang auf die Einnahme von Fliegenpilzen zurückzuführen sei. Es bestehen jedoch Zweifel, dass diese Substanz tatsächlich die Kampfkraft erhöht. Später wurde die These vertreten, man hätte "Grutbier" verwendet, um besagten Zustand zu erreichen. Beides sind aber "nur" Theorien, die sich bisher nicht eindeutig nachweisen ließen.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sich die Krieger gegenseitig durch Schreien/Gesänge aufgepusht haben. Körpereigene Drogen (-Adrenalin) wird dadurch produziert & macht die Krieger schmerzunempfindlich.
 
Im Prinzip kann man wohl nicht viel mehr machen, als ins Blaue hineinzuspekulieren. Dass die Teutonen irgendwelche berauschenden Substanzen konsumiert haben, glaube ich aber nicht. Anscheinend entfaltet keines der diskutierten Mittelchen tatsächlich die angedachte Wirkung. Man sollte außerdem wohl ohnehin nicht die Berserker mit einem ganzen Teutonenheer vergleichen. Die Berserker waren kleine Stoßtrupps, aber man kann nicht ein ganzes Heer berauschen und unkontrollierbar machen. Man kann kaum vernünftig eine Schlacht schlagen, indem die Krieger einfach im Rausch herumlaufen. Wenn man sich die Quellen - die leider alle nur aus dritter Hand berichten - ansieht, scheinen sich die Teutonen tatsächlich eher durch Schlachtgesänge und Geschrei aufgepusht zu haben. Auf die lärmgeplagten Römer kann das dann leicht wie Raserei gewirkt haben.
 
Zwei Textzitate, ich hoffe ich kann damit weiterhelfen:

"Die Kelten haben Bier in Gruben gebraut und dabei Bilsenkraut
hinzugefügt, weswegen das Bier würziger war und schneller betrunken machte.
Dieses Rezept, das vor etwa 2500 Jahren verwendet wurde, hat der
deutsche Archäobotaniker Hans-Peter Stika von der Universität Hohenheim
entdeckt, schreibt die Zeitschrift „Archaeological and Anthropological
Sciences“ am Mittwoch.
Stika erforschte die Überreste keltischer Siedlungen in
Eberdingen-Hochdorf (Baden-Württemberg) und stieß auf sechs Gruben, in
denen sich angekohlte Gerstenkörner befanden. Die Kelten haben die
Gerste mit etwas Wasser in diesen Gruben zum Keimen gebracht. Danach
entfachten sie Feuer an den Gruben und trockneten die Geste. Das Rösten
machte das Bier dunkel. Durch diese Technologie vermehrten sich auch die
Laktobakterien, die das Bier etwas säuerlich machten, so Stika.
Im Gegensatz zum heutigen Bier, das Hopfen enthält, enthielt das
keltische Bier vermutlich Beifuß, Bilsenkraut und Möhrensamen. Diese
Gewürzmischung steigerte den Alkoholgehalt und hat dem keltischen Bier
einen absolut anderen Geschmack verliehen, als der, an den wir gewöhnt
sind, so Stika. Die Hefe fanden die Kelten im Honig oder an der
Oberfläche von Früchten und gaben sie während des Brauprozesses bei."

"Gebraut wurde Bier wie schon bei den Sumerern oder in einer Stein-Brauerei mit Getreidemalz von Gerste, Weizen, Roggen oder Hafer. Dabei erhitzte man die angerührte Maische in einem Kessel, es gab welche die immerhin 500 Liter faßten, wobei man die Temperatur mit Hilfe heißer Steine zusätzlich steigerte. Dem Bier wurden dann verschiedene Kräuter zugesetzt, die dazu dienten, dem Bier ein typisches Aroma verleihen, es länger haltbar zu machen. Vor allem sollten sie dem Bier eine aufputschende, psychisch stimulierende Wirkung für den Einsatz im Krieg geben.

Das am häufigsten verwendete Bilsenkraut wurde mit Thor, dem Gott des Donners assoziiert. Donnerte es so glaubten die Menschen dieser Zeit Thor putze seinen Sudkessel. Der Sage nach hat Gott Thor zusammen mit Thyr einem Riesen namens Hymir einen magischen Braukessel gestohlen. In diesem ging das Bier nie aus und die Götter und Helden in Walhalla brauchten nun keinen Durst mehr fürchten. Jahrhunderte hindurch war Bilsenkraut die beliebteste Bierwürze. Ein weiteres typisches Bierkraut war der Sumpfporst, der berauschend wirkte und in hohen Dosen zur Raserei führte. Die Krieger des gallischen Feldherrn Vercingetorix tranken vor der finalen Schlacht im Gallischen Krieg bei Alesia Bier, das mit dem Taumelloch (lolium temulentum) versetzt war - er und seine Gallier verloren zwar die Schlacht gegen die Römer, gingen aber furchtlos zu tausenden in den Tod."
 
Jeder Rausch ist eine kleine (oder auch größere) Vergiftung. Fliegenpilze können je nach Dosierung eine berauschende oder auch eine tödliche oder stark gesundheitsschädigende Folge haben. Anders als beim oben genannten Bier fällt jedoch die Herstellung (oder Dosierung) für ein -nur- berauschendes Mittel beim Fliegenpilz schwer. Der psychotrope Wirkstoff Muscimol entsteht durch Zerfall (z.B. bei Trocknung) der im Pilz enthaltenen Ibotensäure. Bei der Trocknung ist die Menge der enthaltenen Ibotensäure und deren Zerfallsgeschwindigkeit zu Muscimol kaum abschätzbar.

Alkohol in angemessenen Mengen (beschwipst, kein Vollrausch) erscheint mir als Droge für einen furor teutonicus/Berserkerrausch daher vorstellbarer als russisches Roullette mit Fliegenpilzen. Hinzu kommt die relativ lange und schwankende Latenzzeit von 0,5h-3h bei Fliegenpilzen. Alkohol ist da schneller und etwas kalkulierbarer.
 
Zuletzt bearbeitet:
...und da das Reinheitsgebot noch nicht bestand, ist völlig offen welche anderen Kräuterchen ins Bier oder auch den Wein oder das Met geschmissen wurden. Fliegenpilz halte ich jedenfalls für keine so plausible Zutat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Krieger des gallischen Feldherrn Vercingetorix tranken vor der finalen Schlacht im Gallischen Krieg bei Alesia Bier, das mit dem Taumelloch (lolium temulentum) versetzt war - er und seine Gallier verloren zwar die Schlacht gegen die Römer, gingen aber furchtlos zu tausenden in den Tod."
Bei Caesar steht davon jedenfalls nichts.
 
Das am häufigsten verwendete Bilsenkraut wurde mit Thor, dem Gott des Donners assoziiert. Donnerte es so glaubten die Menschen dieser Zeit Thor putze seinen Sudkessel. Der Sage nach hat Gott Thor zusammen mit Thyr einem Riesen namens Hymir einen magischen Braukessel gestohlen. In diesem ging das Bier nie aus und die Götter und Helden in Walhalla brauchten nun keinen Durst mehr fürchten.
Zumindest im Hymirlied aus der Lieder-Edda wird das etwas anders geschildert: Dort überlässt Hymir seinen Kessel mehr oder weniger freiwillig, und dass das Bier darin nie ausgeht, wird eigentlich auch nicht gesagt, nur dass er sehr groß ist.

Das Donnern wurde normalerweise eher mit dem Fahren von Thors Wagen in Verbindung gebracht. Aber so oder so wird man hinterfragen müssen, inwieweit derartige Erklärungen fürs Donnern wirklich geglaubt wurden oder nur literarische Ausschmückungen waren.
 
Hallo, suche ganz dringen ein altes deutsches Gedicht vom rasenden Teutonen. Es geht im Gedicht darum, dass der Teutone ruhig bleibt und dabei vom Feind ausgelacht und verspottet wird. Am Schluss siegt der Teutone, weil der Feind ihn gereizt und unterschätzt hat. Irgendwas mit Blut und Kehle und Schrei kommt darin vor.
Ich hoffe, irgendwer kennt diese besondere Lyrik.
 
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