Die Frage und Diskussion nach der Klassifizierung der Epochen hatten wir ja häufiger, vielleicht sollten wir damit auch an anderer Stelle weiterdiskutieren, denn es ist ein allzu weites Feld? :grübel:
In anderem Zusammenhang kam ich mal wieder zur Überlegung der Einteilung in der Architektur und auch im Möbelbau. Gerade hier muss man natürlich davon ausgehen, dass die Unterschicht keinen Anteil an den Kunstepochen trug, oder vielmehr keinen Zugang haben konnte und selbst die Mittelschicht hatte nur begrenzte Mittel. Man muß also folgern, auch wenn dies bei kunstgeschichtlichen Betrachtungen außer acht gelassen wird, dass jede Bevölkerungsschicht hier ihre eigenen Ausprägungen hatte oder eben ganz aussen vor blieb.
Antiquitäten (sollten sie tatsächlich echt sein, was ich oft bezweifeln würde, die meisten sind wohl Repliken) können nur aus der Oberschicht und vom Adel stammen, denn nur diese hatten die Möglichkeit sich feine Intarsienarbeiten und Drechslerstücke fertigen zu lassen und Möbelstücke zu pflegen, also mehr als Dekorationsobjekte, denn als Gebrauchsgegenstand zu behandeln.
Wir wissen nicht wirklich, und selbst in Museen finde ich es schwierig von der Glaubbarkeit der Ausstellungsstücke auszugehen, wie ein Arbeiter lebte und wohnte. Die meisten stückelten sich wohl Tische und Stühle selbst zusammen, wenn sie denn günstig an Holz kommen konnten oder arbeiteten aus zwei kaputten einen guten. Ich kann mir kaum vorstellen dass hier, zumal nach all den Kriegen überhaupt noch Originalstücke früherer Zeiten existieren können. Allenfalls Bilder von armen Hausierern und Häuslern können uns Einblick in ihr Wohnen geben.
In der Architektur widerum fällt es schwer, mir zumindest, historische Gebäude eindeutig festzulegen, da keines mehr in seinem ursprünglichen Originalzustand erhalten ist. Zu viele Änderungen, Modeströmungen und Debakel (Brände, Erdbeben, Krieg) mussten sie über sich ergehen lassen um überhaupt die ursprüngliche Stilrichtung zu zeigen. Kann ich also heute im Brustton der Überzeugung sagen, dies oder jenes Bauwerk zeige den Barock in Glanz und Gloria? Das kann man nur, wenn man die ersten Originalpläne mit dem ISTZustand vergleicht und eben kaum oder wenig Veränderung auszumachen ist. Nur ist das bei den meisten Bauwerken mit Sicherheit nicht möglich. Also gilt es, das eine Bauwerk mit dem anderen zu vergleichen. Aber, wenn sie sich ähnlich sehen, sagt das wirklich, sie stammen aus der gleichen Epoche?
Was mich dabei wundert, ist die gewollte Gleichmacherei. Ein Architekt hat dabei eigentlich auch einen künstlerischen Anspruch und sollte sich von seinen Kollegen abheben, sonst wäre er ja austauschbar. Das würde doch aber bedeuten, dass er ein Bauwerk mit einer eigenen Handschrift und also anderen Details versieht. Wie kann man dann aber alle Architekten einer bestimmten Zeit einer Epoche zuordnen? Oder orientiert man sich dabei eher an ihrer Schaffenszeit und nicht an ihrer Kunst und deren Details, also Stilrichtung?
Das hieße im Umkehrschluß, daß eine Epoche eigentlich nur eine zeitliche Einteilung ist, in der es verschiedene Stilrichtungen zu gleichen Zeit geben kann. :grübel:
Dann bliebe noch die Frage, wie das Objekt entstanden ist. Sagt der Mäzen oder Kunde "Ich hab da was gesehen, genau so will ich es haben" oder liess man dem Künstler und Handwerksmeister frei Hand? Im ersten Fall wären wieder alle Künstler der Zeit mehr oder weniger austauschbar und reine Befehlsempfänger aus wirtschaftlichen Gesichtpunkt, also dominiert die Nachfrage hier die Kunst. Im zweiten Fall widerum hätte man das Talent des Künstlers höher geschätzt und die Werke wären weniger vergleichbar, sollten sie sich doch als Einzigartig auszeichnen.
Eine perfekte Kopie wäre also das Zeichen für einen talentierten und exzellenten Handwerker, nicht jedoch für einen begabten Künstler, der zwar bei einem Meister in die Lehre geht, um das Handwerk von der Pike auf zu lernen, danach aber eigene Wege bestreiten sollte.
Interessant finde ich diese Site über das Barock einer Berliner Innenarchitekten Seite, vor allem folgenden Auszug
Jahresangaben von Stilepochen sind immer als ungefähre Angaben zu verstehen, da ein Stil niemals "plötzlich" entsteht und auch nicht plötzlich endet.
In Zeiten des Übergangs ergeben sich Mischungen von Stilformen, so dass ein Gebäude oder ein Möbel durchaus Stilformen verschiedener Epochen tragen kann. Die hier gezeigten Beispiele zeigen immer die typischen Merkmale einer Stilepoche.
Aus http://www.innenarchitekten-in-berlin.de/architektur/barock-architektur.htm