Gemäldegalerie Berlin: ein Bericht.

Louis le Grand

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Die Gemäldegalerie am Potsdamer Platz ist eine der größten und bedeutendsten Sammlungen von Bildern des 13. bis 18. Jahrhundert. Heute war ich zum ersten mal drin und bin so sehr beeindruckt, dass dich das hier kund tun muss. Insgesamt war ich über vier Stunden in der Ausstellung – was ich nie erwartet hätte – und es war nie langweilig. Es gibt so viele Räume und Bilder, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Ich bin so viel herumgelaufen und stehen geblieben, dass ich irgendwann gehen musste, weil mir die Beine anfingen weh zu tun. Beruhigt war ich, dass es so viele junge Menschen gab. Man macht sich schon Gedanken, ob man nicht neben Busladungen von internationalen Rentnern steht, als einzig jüngerer Mensch. Nun es war nicht so, Glück gehabt, auch wenn es mir egal gewesen wäre; ich bin Krisenresistent. Das neue Gebäude im Kulturforum ist schon ein Kunstwerk für sich. Riesig, gigantisch, lichtdurchflutet, mit sehr viel Platz, Raum und Luft. Es ist sehr angenehm da drin. Auch die Luft ist frisch, normalerweise richt es in Gemäldegalerien etwas muffig und stickig, nebst düsterer Atmosphäre. Da nicht.

Alles im allen war ich mir gar nicht bewusst, dass einige der berühmtesten Bilder der Welt in Berlin hängen. Eine kleine Übersicht von Künstlern:

Nicolas Poussin: 6 Gemälde
Raffael: 5 Gemälde
Sandro Botticelli: 6 Gemälde
Tizian: 10
Lukas Cranach d. Ä.: 35
Caravaggio: 7
Diego Velazquez: 3 Gemälde
Watteau: 4
Albrecht Dürer: 12
Hans Holbein d. J.: 6
Hieronymus Bosch: 6
Peter Paul Rubens: 48 (ganze Säle voll)
Rembrandt: 20
Michelangelo: 1
Bernini: eine Skulptur
Veronese: 5
Anton van Dyck: 19
Bassano: 8


Darüber hinaus noch bekannte Portraits von berühmten Personen der Geschichte (natürlich die Originale der Renaissance und des Barock), etwa:

Kaiser Maximilian I.
Kaiser Karl V.
Kaiser Leopold I.
König Philipp IV. von Spanien
König Carlos II. von Spanien
König Louis XIV. von Frankreich ( :D *freu* :D )
Albrecht „der Weise“ von Sachsen
Thomas Herzog von Savoyen
Friedrich II. „der Große“ von Preussen
Giuliano de Medici
Friedrich V. von der Pfalz “der Winterkönig”
Karl „der Kühne“ Herzog von Burgund
Oliver Cromwell
Isabella von Frankreich, Königin von Spanien
König Henri IV. von Frankreich
Und andere mehr, die ich schon vergessen habe.

Albrecht Dürer (Selbstbildnis)
Nicolas Poussin (Selbst.)
Rembrandt (Selbst.)


Infos unter:
http://www.smb.spk-berlin.de/gg/

Unterm Strich:

Extrem empfehlenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Louis ,
Deine Begeisterung kann ich gut nachvollziehen und bin ganz heiß auf die Sammlung , die ich vor Jahren in eingeschränktem Format noch draußen in Dahlem gesehen habe.

Ein interessanter Link ist dann auch derjenige, der auf die Geschichte der Gemäldegalerie führt.

Der damalige enge Mitarbeiter und Bilderauswähler des legendären W. von Bode, (Direktor 1890-1929) war
Max Friedländer, der auch im o.g. Link auf einem Bild zusehen ist. Zu ihm möchte ich gern eine Buchempfehlung machen, die ,was den Schreibstil anbelangt zwar aus der damaligen Zeit zu verstehen ist, aber eine polyglotte tiefe Kunst-und Kennerschaft verraten.

Max J. Friedländer : "Von Kunst und Kennerschaft " Ullsteinbücher Nr. 68 ,allerdings nur auf dem antiquarischen Weg erhältlich.
 
Also ich finds auch toll wenn sich Leute für Kunst begeistern, du hast mir richtig Lust gemacht mal wieder einen Sprung an die Spree zu machen.
Zum Glück sind wir hier an der Donau ja mit dem Kunsthistorischen auch nicht schlecht ausgestattet - auch wenns da hin und wieder Spitzenstücke rausklauen.......
 
Die Alte Pinakothek in München

Die Donau von Wien aus flußaufwärts und dann in die Isar eingebogen... Die Alte Pinakothek in München ist meine persönliche Lieblingsgalerie.

Zur Geschichte

Die Alte Pinakothek gehört zu den erlesensten Gemäldesammlungen weltweit. Das komm nicht von ungefähr, denn bereits vor knapp einem halben Jahrtausend wurde mit dem Erwerb einer Folge von Historienbildern durch Herzog Wilhelm IV. von Bayern der Grundstein für die Sammlung gelegt. 1569 wurde erstmals ein angemessener Rahmen für die Antikensammlungen der bayerischen Wittelsbacher geschaffen. Ein von Jacopo Strada und Wilhelm Eckl eingerichtetes „Antiquarium“ beherbergte von nun an die Kunstschätze, die von Kurfürst Maximilian I. durch zahlreiche Neuerwerbungen ergänzt wurden.

Bereits am Ende des 16. Jahrhunderts beinhaltete die Sammlung über 3.000 Objekte, davon knapp 800 Gemälde. Ein Jahrhundert später erweitert Kurfürst Maximilian II. Emanuel den Bestand, indem er über 100 Meisterwerke flämischer Malerei an die Isar holte. 1780 wird die Sammlung durch Errichtung der „Hofgartengalerie“ erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nachdem die Mannheimer und die Zweibrückener Sammlungen nach Bayern gebracht wurden, wurde eigens eine zentrale Verwaltungsbehörde für die Kunstschätze eingerichtet.

Napoleons Kunstliebe machte auch vor den Schätzen der Isarmetropole nicht halt, so dass über 50 Meisterwerke, von denen nicht alle wieder nach München zurückfanden, an die Seine entführt. Im Zuge der Säkularisation 1803 wurde die bayerische Sammlung jedoch durch enorme Zugewinne, vor allem im Bereich der altdeutschen Tafelbilder mehr als entschädigt. Nachdem auch die Düsseldorfer Sammlung der bayerischen einverleibt wurde, gab König Ludwig I. bei seinem Architekten Leo von Klenze eine Herberge für seine Gemäldegalerie in Auftrag. Die Pinakothek wurde nach weiteren Neuerwerbungen im Jahre 1936 eröffnet.

Glücklicherweise wurden die dortigen Bestände 1939 ausgelagert, da Luftangriffe 1943/44 das Gebäude großteils zerstörten. Nach dem 2. Weltkrieg kamen die Werke im Haus der Kunst unter, bis sie 1957 wieder in die neu errichtete Pinakothek konnten.

Bestände

Altniederländische Malerei

Herausragend hier sind der Dreikönigsaltar des Rogier van der Weyden sowie Die Perle von Brabant des Dieric Bouts (insges. 6 Werke). Die Sieben Freuden Marievon Hans Memling (insges. 5 Werke), ein Fragment aus Hieronymus Boschs Jüngstem Gericht sowie die Danae von Jan Gossaert sind weitere Highlights dieser Sparte.

Deutsche Malerei

Die Alte Pinakothek stellt die „umfangreichste und gehaltvollste“ Sammlung deutscher Malerei der Spätgotik und der Dürer-Zeit dar. Angefangen bei der Alexanderschlacht Albrecht Altdorfers (insges. 6 Werke) über Albrecht Dürers (insges. 16 Werke) Selbstbildnis, seine vier Apostel und den Selbstmord der Lucretia beherbergt die Alte Pinakothek außerdem 12 Werke von Michael Pacher, von denen der Kirchenväteraltar am herausragendsten ist. Daneben sind die Gemälde von Hans Burgkmaier d. Ä. (insges. 8 Werke) und Lucas Cranach d. Ä. (insges. 10 Werke) besonders erwähnenswert.

Italienische Malerei

Nicht die Masse, sonder die Erlesenheit ist es, die die Münchner Sammlung italienischer Malerei ausmacht. Neben zahlreichen Tafeln des 14. und 15. Jahrhunderts reicht die Palette von Da Vinci (Madonna) bis hin zu Fra Filippo Lippis Verkündung Maria. Atemberaubend sind auch die Madonna Tempi von Raphael (insges. 3 Werke) und die Beweinung Christi von Boticelli. Auch die Gonzaga-Schlachtenreihe des Jacopo Tintoretto (insges. 12 Werke) sowie das Bildnis Kaiser Karl V. von Tizian (insges. 5 Werke) tragen nicht unerheblich zur Bedeutung dieser Sammlung bei.

Weitere Meister: Francesco Guardi, Giovanni Battista Tiepolo, Guido Reni

Holländische Malerei

Eine beträchtliche Anzahl an Werken Rembrandts (insges. 11 Werke), unter ihnen die heilige Familie sowie ein Selbstbildnis bilden das Kernstück der Sammlung holländischer Gemälde. Auch die Liebeskranke des Jan Stehen (insges. 3 Werke) zäht zu den bekanntesten Objekten der Alten Pinakothek.

Weitere Meister: Salomon van Ruysdael, Jan van der Heyden, Pieter Janssens Elinga

Flämische Malerei

Nicht zuletzt die geradezu überwältigende Fülle von Werken Paul Peter Rubens ist es, die den guten Ruf der Alten Pinakothek zu verantworten hat. Über 40 Werke und dazu 16 Skizzen zum Medici-Zyklus sind im Besitz der Gemäldegalerie. Unter ihnen beispielsweise die Geißblattlaube, die Amazonenschlacht, der Raub der Töchter des Leukippos sowie das kleine und das große Jüngste Gericht. Erwähnenswert ist außedem das brennende Troja von Jan Bruegel d. Ä. (insges. 26 Werke).

Weitere Meister: Pieter Bruegel d. Ä., Jakob Jordaens, Anthonius van Dyck, Adriaen Brouwer

Spanische Malerei

Die spanische Abteilung bildet mit einem Bestand von 50 Werken die kleinste Abteilung in der Pinakothek. Ihre Vollständigkeit ist es jedoch, die ihren Wert ausmacht. Von El Grecos Entkleidung Christi bis hin zu den Genrebildern des Bartolomé Esteban Murillo sowie dem Bildnis eines jungen spanischen Edelmanns von Diego rodriguez de Silva y Velázquez reicht die Palette des Exponate.

Französische Malerei

Herausragendes Stück der französischen Abteilung ist wohl das Bildnis der Marquise de Pompadour von Francois Boucher. Gleich daneben hängt eine weitere Liebschaft König Ludwigs XV., nämlich die nackt auf ihrem Bett ruhende Louise O´Murphy. Gemälde von Jean-Honoré Fragonard, Hubert Robert, Jean Marc Nattier sowie Nicolas Lancret ergänzen die Sammlung.


Verwendete Literatur:
Reinhold Baumstark, Die Alte Pinakothek München
Alte Pinakothek München, Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Gesamtkatalog
 
Die Pinakothek ist eine tolle Sammlung! Ich persönlich mag ja die aus ehemaligen fürstlichen Privatsammlungen hervorgegangenen Galerien lieber als die von Kunsthistorikern planmäßig angelegten Übersichtssammlungen, die den niemals einzuhaltenen Anspruch erheben, einen Gesamtüberblick über die Malerei zu bieten.
Und nirgends gibt´s soviele aus fürstlichen Sammlungen entstandene Museen wie in Rom. Und was da so alles in irgendwelchen Palazzi herumhängt die irgendwo in der Stadt sind (wie z.B. die Galleria Corsini in Trastevere) da fällt einem oft die Kinnlade runter!
Was ich an diesen ehemaligen Privatsammlungen so toll finde ist die Dichte an manchen Malern, vor allem an Meistern die nicht so bekannt sind. Sehr beeindruckt hat mich z.B. die Galleria Doria Pamhpili, heute noch eine Privatsammlung in Rom. Dort findet man etliche Werke eines sogenannten "Maestro delle Candelaria", also "Meister mit der Kerze", man kennt nichteinmal seinen Namen. Er - oder sie - haben um 1600 gelebt und waren fasziniert vom Licht. Die Bilder sind sehr, sehr dunkel und immer findet sich eine Kerze als einzige Lichtquelle. Der Künstler hat versucht, dieses Kerzenlicht darzustellen - man kanns eigentlich nicht beschreiben!

Andererseits hat mich noch nie etwas so abgestossen wie die Petersburger Eremitage. Denn hier - so mein Eindruck - steht ausschliesslich Prestige und nicht Liebe zur Kunst hinter der Sammlung der Zaren. Es ist eigentlich ein Albtraum durch diese Räume zu gehen, man wird nur mehr erschlagen von Kunst. Das Kunstwerk selbst geht dabei unter, man kann nicht 5 Reihen Van Dycks über-, unter- und nebeneinander ertragen. Ich hab die Eremitage nur mehr als Kunstgruft empfunden und war froh, wieder draussen zu sein.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Ganz im Gegenteil. Ihr habt das "Pelzchen", welches ich zu meinen absoluten Lieblingswerken zähle.
Ich finde das Pelzchen auch toll, es ist so ein privates, unprätentiöses Bild. Man merkt einfach, wie gerne Rubens seine Frau gehabt hat!
 
Rovere schrieb:
Ich finde das Pelzchen auch toll, es ist so ein privates, unprätentiöses Bild. Man merkt einfach, wie gerne Rubens seine Frau gehabt hat!


Sie stand ja auch Modell für unzählige andere Frauenfiguren in seinen Meisterwerken. Egal, ob als Göttin oder biblische Persönlichkeit, ihre Rundungen sind in zahlreichen Werken anzutreffen.
 
Ich hab den Hans von Aachen sehr gerne - er war Hofmaler Rudolfs II. und für die meisten seiner mythologischen Szenen hat er seine Frau und sich als Modell genommen. Und ich finde da merkt man schon dass es da prickelt.
z.B. bei Bacchus, Venus und Amor im KHM, eigentlich ein Selbstbildnis mit Familie.
 
Cassandra schrieb:
Da muss ich jetzt Lukretia zustimmen, im Gegenteil. Ihr habt auch ein Lieblingsobjekt von mir: Fanny, die älteste Frau Österreichs

[url="http://www.geschichtsforum.de/cgi-bin/jump.cgi?ref=http://www.winzerin.at/Fanny.htm"]http://www.winzerin.at/Fanny.htm [/url]

Gruß
Cassandra
Die Fanny wurde in Niederösterreich gefunden - wo sonst! Wir lieben halt die Frauen und setzten ihnen die gebührenden Monumente - und das seit 32.000 Jahren! :bussi:
 
Zuletzt bearbeitet:
Künstler haben gelegentlich Kopien ihrer Werke angefertigt. Unterschiede werden wir da wohl kaum feststellen können als Laien. So haben wir halt alle einen Dürer im Selbstportrait. Wir Glücklichen. :D :D :D
 
Louis le Grand schrieb:
Künstler haben gelegentlich Kopien ihrer Werke angefertigt. Unterschiede werden wir da wohl kaum feststellen können als Laien. So haben wir halt alle einen Dürer im Selbstportrait. Wir Glücklichen. :D :D :D


Das weiß ich und ich bin auch froh darüber. Aber dass alle Details dermaßen übereinstimmen... :D
 
Louis le Grand schrieb:
Holbein d. J.: Der Kaufbein Georg Gisze :D
Welch peinlicher Fehler hat sich eingschlichen, auch wenn es lustig klingt. Es heißt natürlich Der Kaufmann Georg Gisze. Wo waren da nur meine Gedanken. :eek:

@Lukrezia
Das ist gar nicht ungwöhlich. Ich kenne mehrere Bilder, von denen es einige Versionen gibt. Jeweils der gleiche Künstler und absolut kein Unterschied. Da es damals keine Photoreproduktion gab, fertigten die Meister eben auf Wunsch oder aus Profit mehrere Bilder des selben Typs an. Zum Glück, wie man heute zugestehen muss. :)
 
Louis le Grand schrieb:
@Lukrezia
Das ist gar nicht ungwöhlich. Ich kenne mehrere Bilder, von denen es einige Versionen gibt. Jeweils der gleiche Künstler und absolut kein Unterschied. Da es damals keine Photoreproduktion gab, fertigten die Meister eben auf Wunsch oder aus Profit mehrere Bilder des selben Typs an. Zum Glück, wie man heute zugestehen muss. :)


Ich habe ja nicht gesagt, dass du unrecht hast. Ich war nur erstaunt. :bussi: :bussi: :bussi:
 
Aber Dürers Selbstbildnis von 1500 in doppelter (?) Version ist so nicht zu erklären. Vielleicht komme ich noch dahinter.
 
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