Gemeinsamkeiten bei der Entwicklung beider deutscher Staaten

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Guten Tag, liebes Forum. Ich bin im Geschi LK und wir machen z.Zt. die entwicklung der brd und ddr in der gegenüberstellung. wir behandeln dabei folgende fragestellung: wo liegen die gemeinsamkeiten in der entwicklung beider deutscher staaten. Ich muss ehrlich gestehen mir fällt dazu nicht sehr viel ein. z.B. Wirtschaftliche Rezessionen u. gleiche Lebensorientierung/Freizeitbedürfnisse -kampagnen zur gleichberechtigung der frau etc. Würde mich sehr über zahlreiche antworten freuen stuffandmore
 
Vielen Dank erstmal für den Link, nur leider wird hier überall nur auf die unterschiede eingegangen. Freue mich auf weitere Antworten
 
Hallo, ich fang mal an, was aufzuzählen:
-Beide deutsche Staaten trieben Handel miteinander und arbeiteten auf wirtschaftlichem Gebiet durchaus auch zusammen. Ich arbeitete in der DDR z. B. an Walzen-Drehbänken und Fräsen, die in der BRD gekauft wurden.
-Auch wurden DDR-Artikel im Westen zum Verkauf angeboten, wärend man in der DDR West-Artikel zwar auch zu kaufen bekam, aber nur im "Intershop" und für D-Mark.
-Ich weiß z. B. noch, daß die BRD sehr viel Geld (Devisen) an die DDR zahlte, damit diese ihre Transitstraßen instand halten konnte. Sehr gut in Schuß waren diese Straßen jedoch auch nicht, so wie alle Anderen.
-Wir als Ost-Jugendliche in den 80ern hörten die gleiche Musik, wie die Jungend im Westen.
Das sind die Sachen, die mir jetzt so auf anhieb einfallen.
 
Beide Seiten, so sie ihn im Westen empfangen konnten, ärgerten sich über Schnitzlers Schwarzer Kanal.
Die jeweils aktuelle Frauenmode war auch in der DDR begehrt; leider für viele nur ein Traum.
Westfernsehen war in beiden Staaten in.
 
Beide Seiten, so sie ihn im Westen empfangen konnten, ärgerten sich über Schnitzlers Schwarzer Kanal.
Das ist war, allerdings kursierte bei uns ein Witz, nach dem es bereits eine Maßeinheit
>1 Schnitz< gab (ein Zeitmaß).
>1 Schnitz< war die Zeit, die ein Fernsehzuschauer benötigte, um zum Fernseher zu gehen und das Programm umzuschalten (Fernbedienungen gab es bei uns nicht),
wärend im Fernsehen die Programmansage lief: "Sie sehen nun die Sendung >Der Schwarze Kanal< mit Karl Eduard von Schnitz..."

Ich find´ den Witz immer noch gut.
=)
 
Noch eine Gemeinsamkeit, wenn man so will. Beide deutsche Staaten waren Mitglieder von Militärbündnissen die jeweils von einem "großen Bruder" dominiert wurden.
 
Hallo, ich fang mal an, was aufzuzählen:
-Beide deutsche Staaten trieben Handel miteinander und arbeiteten auf wirtschaftlichem Gebiet durchaus auch zusammen. Ich arbeitete in der DDR z. B. an Walzen-Drehbänken und Fräsen, die in der BRD gekauft wurden.
-Auch wurden DDR-Artikel im Westen zum Verkauf angeboten, wärend man in der DDR West-Artikel zwar auch zu kaufen bekam, aber nur im "Intershop" und für D-Mark.
-Ich weiß z. B. noch, daß die BRD sehr viel Geld (Devisen) an die DDR zahlte, damit diese ihre Transitstraßen instand halten konnte. Sehr gut in Schuß waren diese Straßen jedoch auch nicht, so wie alle Anderen.
-Wir als Ost-Jugendliche in den 80ern hörten die gleiche Musik, wie die Jungend im Westen.
Das sind die Sachen, die mir jetzt so auf anhieb einfallen.

Westliche Produkte gab es nicht nur in Intershops.
Sie waren auch so zu bekommen im Delikat-Laden z.B. und da für DDR-Mark.
Außerdem haben wir auch viele westliche Filme zu sehen gekriegt.
Ich selber habe z.B. "Spiel mir das Lied vom Tod", "Die Glücksritter" und "Asterix" im Kino gesehen.
 
Westliche Produkte gab es nicht nur in Intershops.
Sie waren auch so zu bekommen im Delikat-Laden z.B. und da für DDR-Mark.
Ach so, im Deli - das kann sogar sein, wobei ich da sagen muß, daß ich und meine eltern da fast nie reingegangen sind, weil die Sachen, die da angeboten wurden, für einen Normalverdiener völlig unerschwinglich waren. Deshalb kenne ich das Warenangebot nicht so genau. Ich hab nur manchmal die Preise so überflogen und hab festgestellt, daß die ungefähr 3x so hoch waren, als in einer normalen Kaufhalle.
 
Was auffällig ist: Obwohl die Deutschen traditionell kein Reisevolk waren, war es sehr schnell für beide Seiten gefragt, Urlaub im Ausland zu machen. Die ärmeren z. B. in Italien (DDR: Tschechei), die reicheren in Hawaii (DDR: Kuba).

Interessant finde ich noch die Sprachentwicklung. Da die westlichen Besatzungsmächte größtenteils der germanischen Sprachfamilie angehörten, wurden viel mehr Worte übernommen als in der DDR aus dem Russischen.

Zu den Delikatläden in der DDR wäre zu sagen, daß man dort zunehmend DDR-Exportartikel zu kaufen bekam, die natürlich entsprechend dem westlichen Kundenkreis "designt" waren. "Echte" Sachen "von drüben" gab es nur teilweise. Die Preise waren solange indiskutabel, solange man mit den normalen Kaufhallenangebot zufrieden war. Wer regelmäßig Ölsardinen, Exportbier, Trinkschokolade und Ananaskonserven haben wollte, kam aber irgendwann um einen Besuch des Delikats nicht mehr drumrum.
 
Interessant finde ich noch die Sprachentwicklung. Da die westlichen Besatzungsmächte größtenteils der germanischen Sprachfamilie angehörten, wurden viel mehr Worte übernommen als in der DDR aus dem Russischen.

Amüsant: Der Begriff Intershop.
Interessant auch die Übernahme der Anglizismen durch die DDR-Jugend.
 
Na ja, eine wichtige Gemeinsamkeit war doch schließlich die gemeinsame Geschichte. Es gab natürlich in der DDR die marxistische geschichtsauffassung, wonach, kurz gesagt, Geschichte immer auch klassenauseinandersetzung war. dementsprechend wurden die verschiedensten wichtigen historischen Ereignisse unterschiedlich interpretiert. Was wir heute z.B. Bauernkrig und Schmalkaldischer Bund nennen, ging in der DDR als "frühbürgerliche Revolution" durch. Ungeachtet der teilweise abenteuerlichen Verrenkungen des narritivs gab es eine gemeinsame Geschichte und auch eine gemeinsame Verantwortung für diese Geschichte. Die kulturellen Gemeinsamkeiten sind selbstverständlich ebenso im historischen Kontex zu begreifen.
Das ist m.E. die wichtigste gemeinsamkeit. Das Verarbeiten der vergangenheit. Eine Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens in deutschland nach dem Verbrechen der Nazis ist ohne die Auseinandersetzung mit dem dritten Reich niemals möglich gewesen.
Ist 'n bisschen weit hergeholt und du läufst mit dieser Antwort gefahr, am Thema vorbei zu schlittern, aber denk drüber nach....
Z.B. Das lutherjahr 1983 oder die 750-Jahr-Feier Berlins sind gemeinsamkeiten.
 
Amüsant: Der Begriff Intershop.
Interessant auch die Übernahme der Anglizismen durch die DDR-Jugend.
Das Wort "Inter" war Ende der 60er ein totales Modewort. Interflug bei uns, Interpol auf der anderen Seite. Intershop war da nur eine logische Weiterentwicklung.

Die Anglizismen in der DDR kamen nicht direkt aus dem anglizistischen Raum oder von der Besatzungsmacht, sie kamen schon in der westdeutschen Bedeutung und Aussprache bei uns an. "DJ" z. B. wurde bereits voll entwickelt übernommen.
 
Ich erinnere mich an die Berufsbezeichnung "Dispatcher" Klingt echt englisch.
Was das ist wussten meine westdeutschen Freunde nicht..
 
Das lutherjahr 1983 oder die 750-Jahr-Feier Berlins sind gemeinsamkeiten.
Soweit ich weiß, hat die DDR den westberliner Vorschlag bezüglich gemeinsamer Feierlichkeiten zur 750-Jahr-Feier Berlins abgelehnt...

Luther hat man sich zurechtgebogen und vereinnahmt. Hilfreich war dabei natürlich, daß alle wichtigen Orte, die mit ihm zusammenhingen, in der DDR lagen. Seine antijüdische Meinungen hat man dabei großzügig weggelassen.
 
...Das ist m.E. die wichtigste gemeinsamkeit. Das Verarbeiten der vergangenheit. Eine Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens in deutschland nach dem Verbrechen der Nazis ist ohne die Auseinandersetzung mit dem dritten Reich niemals möglich gewesen.
Ist 'n bisschen weit hergeholt und du läufst mit dieser Antwort gefahr, am Thema vorbei zu schlittern, aber denk drüber nach....
Nein, ist gar nicht weit hergeholt, sondern du hast recht - die Überwindung des wirtschaftlichen Zusammenbruchs nach dem 2. Wk waren Gemeinsamkeiten der beiden deutschen Staaten, die in beiden Teilen jedoch in unterschiedlichem Tempo verlief und die Entnazifizierung der Gesellschaft war ebenfalls eine Gemeinsamkeit.
 
In dem Zusammenhang fällt mir noch was ein:
Eine weitere Gemeinsamkeit war die Umstellung der "Deutschen Reichsmark" auf jeweils neue Währungen, wobei die Währungsreformen bereits vor der Gründung der beiden deutschen Staaten begann. Und das war so:

Den Anfang machten die britischen und amerikanischen Besatzungszonen (Bizone), die am 20. 6. 1948 eine Währungsreform durchführten und durch die die D-Mark eingeführt wurde, zunächst mit der Aufschrift "Bank Deutscher Länder" (1949 in "Bundesrepublik Deutschland" geändert). Aus Protest gegen diese Maßnahme verließ die Sowjetunion den Alliierten Kontrollrat - die Viermächteverwaltung Deutschlands war damit beendet und im Grunde hatte damit der sogenannte "Kalte krieg" begonnen, der bis zum Zusammenbruch des sozialistischen Systems 1989/90 dauerte.
Da diese Reform auch für die Westzonen in Berlin Geltung hatte, begannen die Sowjetischen Truppen, diese Berliner Zonen vollstandig abzuriegeln, wodurch Berlin nur noch auf dem Luftwege zu erreichen war. Diese Abriegelung ist als "Berliner Blockade" in die Geschichte eingegangen, die von Juni 1948 - Juli 1949 dauerte. Da damit die Gefahr bestand, daß in Westberlin eine Hungersnot ausbrach, richtete die alliierte Luftwaffe eine Luftbrücke ein, die eine beispiellose logistische Leistung darstellte. In dieser Zeit wurde auch der Begriff "Rosinenbomber" von den Menschen in Berlin geprägt.
Erst im Juni 1949 schlossen auch alle französisch besetzten Zonen in Deutschland dieser Währungsreform an.

In der sowjetischen Besatzungszone erfolgte am 23. Juni 1948 ebenfalls eine Reform, in der die Deutschen Reichsmark abgeschafft wurde, allerdings für die Bürger zu wesentlich schlechteren Bedingungen. Zum Vergleich:

In den Westzonen:
-Bargeld wurde zum Kurs 100 Reichsmark zu 6,50
DM umgetauscht,
-Löhne und Mieten jedoch mit dem Kurs 1:1,
-Schulden wurden umgerechnet mit dem Kurs 10
Reichsmark (RM) zu 1 DM (10:1) umgestellt.

In der Ostzone:
pro Person maximal 70 RM ( der Rest verfiel! ), die im Verhältnis 1:1 in Ostmark (die Münzen trugen jedoch noch die Aufschrift "Deutschland")
Die Währung in der DDR wurde dann noch mehrmals umbenannt:
-vom 31. Oktober 1951 bis 31. Juli 1964 gab es dann eine "Mark der Deutschen Notenbank" (MDN),
-vom 1. August 1964 bis 31. Dezember 1967 hieß sie "Deutsche Mark der Deutschen Notenbank" (DM)
-und ab 1. Januar 1968 bis 30. Juni 1990 "Mark der Deutschen Demokratischen Republik" (auch Mark der DDR) (M)

Aber trotz aller Unterschiede: Die Abschaffung der Deutschen Reichsmark war eine Gemeinsamkeit in ganz Deutschland.
 
die Deutschen Reichsmark abgeschafft wurde, allerdings für die Bürger zu wesentlich schlechteren Bedingungen. Zum Vergleich:

In den Westzonen:
-Bargeld wurde zum Kurs 100 Reichsmark zu 6,50
DM umgetauscht,
-Löhne und Mieten jedoch mit dem Kurs 1:1,
-Schulden wurden umgerechnet mit dem Kurs 10
Reichsmark (RM) zu 1 DM (10:1) umgestellt.

In der Ostzone:
pro Person maximal 70 RM ( der Rest verfiel! ), die im Verhältnis 1:1 in Ostmark (die Münzen trugen jedoch noch die Aufschrift "Deutschland")
Wo siehst Du da wesentlich schlechtere Bedingungen? Wer im Osten 70 RM hatte, bekam dafür 70 DM (Ost). Um dieselbe Summe (70 DM (West)) zu erhalten, brauchte man im Westen (entsprechend Deinen Angaben) über 1000 RM. Wer hatte das schon? Und wem der Fast-Erlaß der Schulden zugutekam, brauche ich, glaub ich, gar nicht weiter zu erwähnen. Die Währungsreform diente ganz klar der Entschuldung und Etablierung der Privatwirtschaft. Der Arbeiter (sofern er nicht auf dem Schwarzmarkt arbeitete...) bekam in den meisten Fällen vermutlich weniger DM als im Osten, denn 1000 RM waren eine Summe, von der man eigentlich nur träumen konnte.

Wie sah es denn mit Löhnen, Mieten und Schulden in der SBZ aus? Dazu hast Du nichts geschrieben...
 
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