Helmut Schmied in einem Vortrag der Karl- May Gesellschaft.Lassen Sie mich ein besonders plakatives und deshalb von mir auch nicht zum erstenmal angeführtes Beispiel geben!(12) May betont häufig, daß es fundamentale Rangunterschiede zwischen den verschiedenen Rassen und Völkern nicht gebe, daß man vielmehr überall auf der Welt gute und böse Menschen finde; diese Einstellung ist aller Ehren wert, zumal wenn man sie im historischen Zusammenhang des Imperialismus beurteilt. Es ist eine uns sympathisch berührende Außenseiterposition, die May hier einnimmt, aber auch eine, die ohne Mühe referiert und kommentiert werden kann und dann schon fast hinreichend verarbeitet ist. Interessanter wird sie, wenn May selbst ihr zuwiderhandelt: wenn er plötzlich doch die Selbstgefälligkeit und Eitelkeit des Europäers und Deutschen in Wort und Tat zustimmend ins Spiel bringt, wenn der Held abschätzig auf die Bewohner fremder Länder herabblickt und sie nach den gängigen Vorurteilen des Kolonialismus traktiert, wenn er also etwas tut, was er nach der anderslautenden Überzeugung seines Autors und seiner selbst gar nicht tun dürfte.
http://karlmay.leo.org/kmg/seklit/JbKMG/1992/162.htm