Generalstände von 1789 - Wieso??

Torches

Neues Mitglied
Hallo zusammen, ich bin neu hier! :winke:

Ich muss für die Schule ein Geschichtsreferat über die französische Revolution vorbereiten und ich hätte ein paar Fragen zu den Generalständen von 1789.

Ich habe gelesen, dass die Generalstände ursprünglich dazu da waren, um über Steuererhöhungen zu beraten. Aber bevor die französische Revolution begann waren die letzten Generalstände 1614.

Nun meine Fragen dazu:


  • Wieso wurden die Generalstände abgeschafft?

  • Wie wurde in der zwischenzeit von 1614 bis 1789 über Steuererhöhungen abgestimmt?

  • Wieso kam König Ludwig XVI plötzlich wieder auf die Idee die Generalstände wieder einzuführen?

  • Und auf vielen Websites, wird hohen Risiko gesprochen, dem sich König Ludwig XVI bei den Generalständen ausgesetzt hätte. Aber was ist damit genau gemeint?


Wäre lieb, wenn ihr meine Fragen beantworten könntet. :)


Liebe Grüße Torches
 
Die Generalstände waren ein Institut des Mittelalters, welches in der Neuzeit von den absolutistischen Königen mehr oder weniger als lästige Kontrollinstanz abgeschüttelt wurden.
Stell dir einfach vor, du wolltest dir etwas kaufen, deine Ersparnisse reichen aber nicht. Du kannst deine Eltern um eine Taschengelderhöhung oder eine einmalige Zuwendung bitten. Beides lehnen deine Eltern ab. Ist doch lästig, oder? Warum kannst du nicht entscheiden, wie viel Geld für deine Eltern geben? So etwa ging es den Königen in der Frühen Neuzeit.

Es ist so, dass im MA die frz. Könige eher schwach waren (in D waren sie sogar am ehesten primi inter pares) und die Städte durch großzügige Geldvergaben an Adel und König sich Privilegien erworben hatten.
Die Unabhängigkeit des im MA noch so starken Adels konnten die Könige unter anderem dadurch unterminieren, dass sie diesen mit Annehmlichkeiten und auch Aufgaben etc. an den Hof lockten. So hielt man den Adel bei Laune und unter Kontrolle...

Nun ist die Teit des Absolutismus aber auch die Zeit der Aufklärung. Der Vernunftgedanke zog ein und widersprach ein wenig dem absolutistischen Anspruch des Gottesgnadentums. Das wurde zwar nicht per se in Frage gestellt, das wäre wohl zu blasphemisch gewesen, aber die Selbstherrlichkeit der Könige ("L'état c'est moi") wurde von immer weniger Leuten akzeptiert, zumal die merkantilistische Wirtschaftspolitik nicht gerade erfolgreich war und der Hof sowie die Kriege Geld verschlangen. Es gab zwar Reformvesuche, auch durchaus vernünftige, aber die scheiterten. Teilweise an der Unduldsamkeit des Königs oder am Widerstand derjenigen, die Privilegien dafür hätten aufgeben müssen.

Irgendwann (1787) gab es dann Widerstand gegen eine Steuererhebung und Ludwig musste zunächst ein Adelskabinett einberufen später dann das aufgegebene Institut der Generalstände, dessen man sich nun wieder "erinnerte" wiederbeleben.
 
In einer Doku, die ich jüngst sah, behauptete ein Historiker, die Notabelnversammlung habe Louis XVIII zur Einberufung der Generalstände gezwungen.
Es ging auch weniger darum, dass Steuer erhöht wurden, als dass erstmal welche gezahlt wurden. Denn da drückte der Schuh am stärksten, dass die einflussreichen Adligen zur Lahmlegung des Staates aufriefen.
Die Schulden waren wohl auch nicht das Problem. Frankreich hatte unter dem Sonnenkönig zahlreiche Kriege geführt und 1715 war es auch extrem hoch verschuldet. Die Frage war aber 1788 substanziellerer Art. Wie sollte man überhaupt die Staatsbediensteten und das Militär bezahlen? Auch der schon ziemlich regide Sparkurs - die Gendarmes de la Garde, die Chévau-léger de la garde wurden 1787, die berühmten Mousquetaires de la Garde wurden schon 1775 aufgelöst - der Hof und Militär betraf, reichte lange nicht hin.
 
Da frage ich mich aber, warum Ludwig XVI. plötzlich auf die Generalstände angewiesen war. Ludwig XIV. und Ludwig XV. hatten ihre Steuererhöhungen und, wenn nötig, Reformen auch ohne Zustimmung der Generalstände und der Parlamente beschlossen.

Ludwig XVI. hätte ja einfach alle Steuern erhöhen können, die drückensten Ausgaben abschaffen können, womit sich die Sache erledigt hätte.
 
Ludwig XVI. hätte ja einfach alle Steuern erhöhen können, die drückensten Ausgaben abschaffen können, womit sich die Sache erledigt hätte.
Die Frage war ja nach der Umsetzbarkeit. Louis XVI wollte ja keine reine Erhöhung der Steuern, sondern eine komplette Reform derselben. Dies musste an dem Widerstand der Parlamente scheitern. Louis XV hatte diese einfach in einem Staatsstreich (manchmal auch Revolution genannt) am Ende seiner Herrschaft gestürzt.
Es nützt nichts, wenn man die Steuern erhöht, wenn diese keiner bezahlt. Die Problematik war ja, dass der Adel die Untertanen gegen Louis aufhetzte indem zu passivem Widerstand aufgerufen wurde, welcher den Staat lahm legte.
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Notabelnversammlung_(1787))

Man darf nicht vergessen, dass Louis XVI als eine seiner ersten Amtshandlungen die große Reform seines Vorgängers rückgängig machte und damit seinen eigenen Einfluss beschnitt.
 
Ludwig XVI. hätte ja einfach alle Steuern erhöhen können, die drückensten Ausgaben abschaffen können, womit sich die Sache erledigt hätte.

So einfach war das sicherlich nicht. Eine hilfreiche Lektüre ist beispielsweise auf deutsch E. Schulin, der sich auf u.a. auf Doyle bezieht, und der die "Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte" (vgl.3. Teil, besonders S. 159ff) darstellt.

https://books.google.de/books?id=vdIjCQAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=schulin+franz%C3%B6sische+revolution&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=schulin%20franz%C3%B6sische%20revolution&f=false

Es sind vielfältige Konflikte zwischen dem Königtum und dem Adel, zwischen dem Zentrum und der Peripherie (besonders der Bretagne etc.) und natürlich eingerahmt in die industrielle Revolution inklusive die sich abzeichnenden Auswirkungen der Aufklärung und der Säkularisierung und Verweltlichung von Weltbildern (vgl. beispielsweise Diderot etc.)

https://de.wikipedia.org/wiki/Denis_Diderot

Die eigentliche Ereigniskette, die zur Französichen Revolution führte, so Doyle war der Bericht von Calone vom 20. August 1786, in dem der Staatsbankrott festgestellt wurde.

Das Einkommen belief sich auf 1786 auf 475 mio livres und die Ausgaben des Staates auf 587 livres. Die Hauptausgaben waren die Schuldentilgung und die Kosten für das Militär.
 
Die Schulden waren wohl auch nicht das Problem. Frankreich hatte unter dem Sonnenkönig zahlreiche Kriege geführt und 1715 war es auch extrem hoch verschuldet. Die Frage war aber 1788 substanziellerer Art. Wie sollte man überhaupt die Staatsbediensteten und das Militär bezahlen?

Solche Schulden summieren sich ja über die Jahre... Im Prinzip war doch Ludwig XVI. schon dank Turgot und Malesherbes so etwas wie ein Sparfuchs. Nur die Schuldenlast war so erdrückend.
 
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