German Drang nach Norden

ich überlege mir nur, wie sich ein Schleswiger im frühen 19. Jhdt. "fühlte". Sah er sich als Schleswiger, als Däne oder als Deutscher?:grübel:
Die ganz Große Frage ist in meinen Augen die, ob sich die politischen Grenzen mit denen der regionalen Bevölkerung immer in Einklang bringen lassen. Meine Meinung nach kann diese nur mit einem klaren NEIN beantwortet werden.

Zudem im 19. Jahrhundert die regionale Charakter noch viel stärker ausgeprägt war, als z.B. heute der Fall wäre. Sprich der Aktionsradius der Bevölkerung war wesentlich kleiner und somit auch das Verständnis von nationaler Zugehörigkeit. Das sollte man sich bei solchen Fragestellungen immer vor Augen halten.
 
Die ganz Große Frage ist in meinen Augen die, ob sich die politischen Grenzen mit denen der regionalen Bevölkerung immer in Einklang bringen lassen. Meine Meinung nach kann diese nur mit einem klaren NEIN beantwortet werden.

Zudem im 19. Jahrhundert die regionale Charakter noch viel stärker ausgeprägt war, als z.B. heute der Fall wäre. Sprich der Aktionsradius der Bevölkerung war wesentlich kleiner und somit auch das Verständnis von nationaler Zugehörigkeit. Das sollte man sich bei solchen Fragestellungen immer vor Augen halten.

Damit stimme ich überein.:winke:

Vielleicht kann man eine gewisse Analogie zu einer Ehescheidung bilden: die Kinder - die Schleswiger - mußten sich entscheiden, bei welchem Elternteil (Deutschland oder Dänemark) sie bleiben wollten.
 
Damit stimme ich überein.:winke:

Vielleicht kann man eine gewisse Analogie zu einer Ehescheidung bilden: die Kinder - die Schleswiger - mußten sich entscheiden, bei welchem Elternteil (Deutschland oder Dänemark) sie bleiben wollten.

Breche es noch einen Teil im geographischen Verständnis von damals runter, sie entschieden sich nicht zwischen einer Staatlichkeit, sondern zwischen Dörfern, ggf, noch von der höheren Landesebene beeinflusst, Grafschaften oder so ... aber der national-staatliche Gedanke ist im 19. Jahrhundert sicher um einiges stärker im Bereich der Großstädte ausgebildet, weil es da mehr Informationen über Medien gibt, die auch schon überregional Berichten, als in der ländlichen Gegend ...
 
Breche es noch einen Teil im geographischen Verständnis von damals runter, sie entschieden sich nicht zwischen einer Staatlichkeit, sondern zwischen Dörfern, ggf, noch von der höheren Landesebene beeinflusst, Grafschaften oder so ... aber der national-staatliche Gedanke ist im 19. Jahrhundert sicher um einiges stärker im Bereich der Großstädte ausgebildet, weil es da mehr Informationen über Medien gibt, die auch schon überregional Berichten, als in der ländlichen Gegend ...

Möglicherweise waren die Städte auch die Zentren, in denen bessere und höhere Schulen vorhanden waren, so dass dann auch dort die Leute gebildeter waren als auf dem Lande.
 
i...
Möglicherweise sprach er Friesisch oder Plattdeutsch oder Plattdänisch. Schulunterricht hatte er wahrscheinlich noch nicht gehabt. In der Kirche wurde vielleicht im wöchentlichen Rhythmus in einer der Sprachen gepredigt oder vielleicht nur in einer. Im Nachbarort wurde dann vielleicht in einer der anderen Sprache gepredigt.

Ein wenig kompliziert.:grübel:
Wie gesagt, Schulpflicht galt ab 1814. Für Südschleswig und Mittelschleswig war das Deutsch. Erst mit den Regenburgschen Reskripten versuchte Dänemark Dänisch für Mittelschleswig einzuführen, obwohl dort die Schul- und Kirchensprache Deutsch war, die Umgangssprache weitgehend Sönderjysk. Auch die Predigten sollten nun deutsch und dänisch gehalten werden. Schon Christian Paulsen schlug vor, daß in Nordschleswig nur noch auf Dänisch unterrichtet werden sollte. Allerdings gab es Ausnahmen in den überwiegend deutschsprachigen Städten wie Apenrade, Haderslev/leben und Sonderburg. Dort sollte in den Schulen nun auch Dänisch Schulsprache werden, die Begabtesten sollten hingegen auch Deutsch lernen. Höhere Schulen in Haderslev sollten Deutsch als Unterrichtssprache behalten. Paulsen ist dabei ein gutes Beispiel für die falsche Gleichsetzung von Sprache und Gesinnung. Er kritisierte den rasanten Prozeß der "Germanisierung" in den 1830er Jahren. Allerdings warfen ihm Kritiker rasch Inkonsequenz vor, denn obwohl Paulsen sich dänisch fühlte, war seine Muttersprache, Erziehung und Ausbildung deutsch. Seine Thesen waren also im Gegensatz zu seiner eigenen Biographie und widersprachen seiner Theorie, daß sich Nationalität an der Muttersprache manifestiert.

Übrigends, auf der Karte http://upload.wikimedia.org/wikiped...ng/220px-SprachlicheVerhältnisseSchleswig.png zeigt die graue Linie die Grenze zwischen Deutsch und Dänisch als Kirchensprache. Die schleswiger Elite war deutschsprachig. Sie hatte überwiegend in Deutschland studiert. Ich meine es war Christian August, der um 1840 sagte, "Deutsch ist die Muttersprache der Gebildeten und deshalb offizielle Sprache des gesamten Herzogtums."
 
Dänische und deutsche Minderheiten in Schleswig können sich kulturell und politisch frei entfalten und haben garantierte Rechte, sodass dieses Problem im Rahmen der EU-Freizügigkeit längst begraben ist.
Genau, das "Problem" im 19. Jahrhundert waren nicht die Deutschen oder Dänen, sondern die Nationalliberalen auf beiden Seiten. Deutsche und Dänen haben über Jahrhunderte friedlich miteinander gelebt. Alles andere war von oben übergestülpt. Kulturell gab es kaum Unterschiede. Die Sprache, ach Göttchen, Plattdütsch, Dänisch. Ein Bayer ist für mich unverständlicher... Kulturell wie linguistisch.
 
Genau, das "Problem" im 19. Jahrhundert waren nicht die Deutschen oder Dänen, sondern die Nationalliberalen auf beiden Seiten. Deutsche und Dänen haben über Jahrhunderte friedlich miteinander gelebt. Alles andere war von oben übergestülpt. Kulturell gab es kaum Unterschiede. Die Sprache, ach Göttchen, Plattdütsch, Dänisch. Ein Bayer ist für mich unverständlicher... Kulturell wie linguistisch.

Wie weit ist denn eigentlich die gegenseitige Verständlichkeit (Dialektkontinuum?) zwischen Friesisch, Plattdeutsch und Plattdänisch?
 
Das Problem war doch die Gleichsetzung von Nationalität und ethnischer Zugehörigkeit.

Ebenso ist die Annahme, dass man nur einer Ethnie angehören kann gegen die Fakten. Z.B. konnte jemand einer der kleinen von Tacitus aufgezählten Ethien angehören und sich gleichfalls als Germane fühlen, auch wenn jener Begriff ursprünglich eine reine Konstruktion gewesen sein sollte. (Worüber ich hier nicht streiten will, es geht hier nur um das Ergebnis.) Weniger umstritten mag man sagen, jemand konnte Markomanne sein und Suebe. Oder auf heutige Verhältnisse übertragen mag jemand sich als Bayer oder Westfale sehen und als Deutscher. Ich würd jetzt gerne hinzufügen 'und als Europäer', aber ich möchte hier nicht zu politisch werden, zumal die Bezeichnung Europäer als Ethnie bisher allenfalls auf einen sehr geringen Teil der Bevölkerung angewandt werden kann.

Die Nationalisierungspolitik der Staaten des 19. Jahrhunderts stieß hier überall auf die Realität und die Gewohnheiten der Menschen.
 
Zurück
Oben