Germanische Namen

Germanische Frauennamen

El Quijote schrieb:
Schau Dir mal die Namen Deiner (Ur)großelterngeneration an: Heinrich, Hermann, Wilhelm, Hedwig, Wolfgang, Wolfart etc.
Sie haben sich aber auch in anderen Sprachen erhalten: Rodrigo = Roderich, Guilleromo = Wilhelm usw.
Oder auch Charles von Karl und dieses angeblich von Kerl, 'Junge'.

'Germanische' Namen waren besonders im 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sehr beliebt.

Wie schon diese Beispiele zeigen, waren germanische Frauennamen äußerst selten. Meine Mutter und ihre beiden Großmütter hießen Elisabeth, die Großmütter meines Vaters Elisabeth und Anna Barbara Elisabeth. Die Namen meiner Großmütter waren Auguste und Christine.
 
So manche germanische Namen taugen heute auch allenfalls zur Belustigung: Alte Familienstammbücher aus der Nazizeit führen am Schluss schön aufgeteilt in germanische und nichtgermanische Namen einige Vorschläge auf. Wenn man heute Namen wie Schwerthelm, Luitberga und Sturmfried liest....
 
Leopold Bloom schrieb:
So manche germanische Namen taugen heute auch allenfalls zur Belustigung: Alte Familienstammbücher aus der Nazizeit führen am Schluss schön aufgeteilt in germanische und nichtgermanische Namen einige Vorschläge auf. Wenn man heute Namen wie Schwerthelm, Luitberga und Sturmfried liest....
Wie recht du hast - ein Freund von mir kommt mütterlicherseits aus einer deutsch-nationalen Familie (er selbst ist überhaupt nicht so und kann auch für diese Verwandschaft nix). Da wimmelts nur so von "Eddas", "Gerhilds" und "Sieggurds"....
 
Mercy schrieb:
Klar, aber welche Quellen hatte er 1801?
Ausserdem ist das ironisch gemeint, die Invektiven gegen die "Französelei" sind deutlich.

Auch klar, aber da es hier nunmal um germanische Namen geht und nicht direkt um "frankophobe" Spitzen des 19. Jahrhunderts hab ich einfach mal eine Anmerkung zu neueren Erkenntnissen gemacht, ohne direkt eine Abhandlung über die Etymologie der germanischen Namen hier zu platzieren. ;)

:winke:
 
William Wallace schrieb:
Wo sind heute eigentlich die germanischen Namen. Denn hier wo die Geramnen waren sind größtenteils hebräische, lateinische und griechische Namen.

Also da kann ich nicht zustimmen. Uwe, Björn, Harald, Edgar, Sven, Svenja, etc. sind alle germanischen Ursprungs und zur Zeit sehr beliebt.

Gut mein Name "Jürgen", der kommt aus dem griechischen von "Jorgos" = Georg.
 
Lungos schrieb:
Also da kann ich nicht zustimmen. Uwe, Björn, Harald, Edgar, Sven, Svenja, etc. sind alle germanischen Ursprungs und zur Zeit sehr beliebt.
Ja, stimmt.... Der Germanentrend boomt weiter:

http://www.gfds.de/namen.html schrieb:
Die beliebtesten Vornamen für 2004
Jungen

1. Maximilian
2. Alexander
3. Paul
4. Leon
5. Lukas/Lucas
6. Luca
7. Felix
8. Jonas
9. Tim
10. David

Mädchen
1. Marie
2. Sophie
3. Maria
4. Anna, Anne
5. Leonie
6. Lea(h)
7. Laura
8. Lena
9. Katharina
10. Johanna
 
Obwalden schrieb:
Ist eigentlich der Name Gotthold ebenfalls germanischen Ursprungs?
Seit dem 17. Jh gingen besonders von pietistischen Kreisen neu gebildete Rufnamen aus, deren Sinn jedermann verständlich sein und zur rechten Lebensführung mahnen sollte:
Traugott, Gotthelf, Gotthold, Christlieb, Glaubrecht usw.
Manche sind Übersetzungen von Fremdnamen, z. B. Thimotheus zu Fürchtegott oder Amadeus zu Gottlieb.

Aber:
got (etymologisch von gießen, wohl 'Wesen, dem man Opfer gießt'). Das Wort got war vor der Christianisierung Neutrum und tritt daher nur als Erstglied auf:
Gottfrid, -hart, -lind, -hild, -bert.

Vgl. dtv-Atlas Namenkunde
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?p=60081#post60081
 
Hallo Askan

Meines Wissens waren die Pietisten eineStrömung im (protestantischen) Christentum, welche hauptsächlich im 18. Jahrhundert wirkten.
Mit Pietismus ist in einem Gewissen Sinn eine Volksfrömmigkeit. Zu dieser Zeit gab es im protestantischen Teil Deutschlands drei Richtungen:
- "Die Dogmatiker", (z.B. Pfarrer Goetze in Hamburg), welche ihre theologischen Thesen als unverrückbar und die biblischen Worte in allen Details als echt erklärten,
- "Die Aufgeklärten", (z.B. G.E.Lessing), welche die Welt als eine ausgeklügelte Maschinerie sahen, welche Gott zwar erschaffen hat, in der der Herr aber nicht mehr angreift. Anhand der Naturgesetze geht alles seinen Gang (Uhrmacher-Prinzip).
- Und eben die "Pietisten", (z.B. Klopstock) welche vorwiegend eine innere Bindung zum Herrn, auf einfachee, undogmatische Weise herstellten.
Viele Grüsse
Mike
 
Obwalden schrieb:
- "Die Dogmatiker", (z.B. Pfarrer Goetze in Hamburg), welche ihre theologischen Thesen als unverrückbar und die biblischen Worte in allen Details als echt erklärten,
- "Die Aufgeklärten", (z.B. G.E.Lessing), welche die Welt als eine ausgeklügelte Maschinerie sahen, welche Gott zwar erschaffen hat, in der der Herr aber nicht mehr angreift. Anhand der Naturgesetze geht alles seinen Gang (Uhrmacher-Prinzip).
- Und eben die "Pietisten", (z.B. Klopstock) welche vorwiegend eine innere Bindung zum Herrn, auf einfachee, undogmatische Weise herstellten.
Nomen est omen?
Johann Melchior Goetze
Gotthold Ephraim Lessing
Friedrich Gottlieb Kloppstock
 
Mein richtiger Name, Svenja, ist skandinavisch und auch keine skandinavische Form von Christine wie z. B. Kerstin, was weiter oben hier angeführt wurde. Es ist die weibliche Form von Sven und Namen wie diese sind hier oben in Norddeutschland schon beliebter als in Süddeutschland, liegt wohl an unserer räumlichen Nähe zu Skandinavien. Meine Eltern haben sich aber weiter keine Gedanken um die Herkunft des Namens gemacht, sondern wollten einen, der für sie schön klang, nicht zu ungewöhnlich aber auch nicht zu gewöhnlich ist. Damals wimmelte es von Tanjas, Katjas (russische Kurformen) und Nicoles.

Komisch ist aber schon, wenn man einen Blick auf die Namensliste wirft, daß da auffallend viele biblische Namen zu finden sind, wo die meisten Menschen heutzutage mit Kirche und Bibel doch nichts mehr am Hut haben. Wahrscheinlich gehen die meisten Eltern einfach danach, was gut klingt.
 
Cleopatra Aelia schrieb:
Mein richtiger Name, Svenja, ist skandinavisch und auch keine skandinavische Form von Christine wie z. B. Kerstin, was weiter oben hier angeführt wurde. Es ist die weibliche Form von Sven ...
und ist eine Verballhornung.
Sven ist altnordisch "Svein" = junger Mann, dann Knecht. Davon kann man nicht sinnvoll eine weibliche Form ableiten :)). Als weibliche Form stünden Stulka, stelpa, mær oder mø, Kona zur verfügung.
In alten Bibelübersetzungen wird Eva "Männin" genannt. Aber als Name? Jungin?
 
El Quijote schrieb:
'Germanische' Namen waren besonders im 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sehr beliebt. Aber der Missbrauch v.a. durch nationalsozialistisch gesinnte Personen hat sie nach 1945 außer Mode komen lassen.....Germanische Namen deuteten nach 1945 vermeintlich eben auf eine besonders deutsche Gesinnung hin und kamen daher außer Mode. Heute wirken sie daher auch besonders altbacken.

Diese Anmerkung finde ich besonders wichtig und interessant.
Der Anstieg der Häufigkeit von germanisch/nordischen Namen steht nicht allein mit dem Nationalsozialismus im Zusammenhang. Das ist belegbar. Obwohl ich selber keinen germanischen Vornamen trage, finde ich es Schade, dass germanische/nordische Vornamen immer noch mit den Nazis in Verbindung gebracht werden.

Wie schon von El Quijote erwähnt wurden die germanischen Vornamen erst wieder zur Gründung bzw. auch schon vor der Gründung des 2. Reiches, also um 1871, wieder sehr beliebt.
Vor der Gründung des Kaiserreiches soll der Anteil der germanischen Namen bei etwa 10% gelegen haben.
Das neue Nationalbewußtsein zu Beginn der Kaiserreichs und der immer mehr steigende Nationalstolz vor dem 1. Weltkrieg waren unter anderem wohl auch Ursachen dass sich die germanischen Vornamen wieder so großer Beliebtheit erfreuten.
Das Germanentum/Deutschtum wurde ja auch schon besonders im Kaiserreich hochgehalten.
Einen Boom der germanischen Namen löste vor allem das Buch "Deutsche Vornamen, 1903" von Alfred Baß, aus.
Die verlorene 1. Weltkrieg und die Weimarer Republik taten diesem Boom keinen Abbruch, der Anteil der germanischen Namen stieg bis 1933 auf 40 % !!!

Link dazu:

http://www.hausarbeiten.de/binary/23208/1.gif


Daran kann man erkennen, dass die Beliebtheit der germanischen Namen nur in kleinem Maße auf den Nationalsozialismus zurückzuführen ist.
Bis 1942 stieg dieser Anteil der germanischen Vornamen auf den Spitzenwert von auf 52 %.

Erstaunlich ist allerdings, dass die "germanisch-ideologischen" Namen fast keinen Einfluß auf die Namensgebung hatten. Die Häufigkeit von Adolf, Heinrich, Horst stiegen zwar, aber nicht wesentlich. (Etwa + 1% bis 1,5 %)
Es hieß also nicht jedes zweite Kind in der Hitlerjugend Adolf.

http://www.hausarbeiten.de/binary/23208/2.gif


Interessant ist auch, dass der beliebteste männliche Vorname zu Nazi-Zeit NICHT germanisch war. Der Vorname "Peter" nahm von 1935-1960 Spitzenplätze ein.
Von 1937-1946 sogar den 1. Platz.
http://lexikon.beliebte-vornamen.de/peter.htm
Ansonsten belegten von 1871-1945 fast durchwegs germanische Namen die vorderen Plätze. Weiß jemand wie und warum es zu diesem "Ausreißer" Peter kam?



Nachtrag:

Nach Studien von Wolffsohn und Brechenmacher betrug der Anteil germanischer Vornamen 1990 nur knapp 5%.
Der Anteil von "Adolf" liegt bei 0,000 %


Anekdote im April 1945:
"Kam da ein Saarländer zum Standesamt und wollte seinen Namen ändern lassen. ,Ei, wie heißen Sie dann?′ fragte der Beamte. ,Ei, Adolf Arsch.′ ,Ei, da kann man ja verstehen, daß Sie einen anderen Namen haben wollen′, ließ der Standesbeamte vernehmen. ,Wie wollen Sie denn jetzt heißen?′ ,Ei, Fritz Arsch.
 
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