Gerschenkron-Effekt

draaaw

Neues Mitglied
Hallo :)

ich wollte euch mal um eure Hilfe bitten, weil mir der Gerschenkron-Effekt noch nicht ganz schlüssig ist. Ihr könnt mich gerne verbessern bzw. ergänzen. :)

Also seine Hauptthese ist ja, dass Deutschland aufgrund seiner relativen Rückständigkeit einen Vorteil besaß.
Jetzt stellt sich die Frage: Warum?
Das lag daran, dass Deutschland sich die Fortschritte und Wege in England abgucken und somit effizienter arbeiten bzw. das schneller umsetzen konnte.
Ein weiterer Grund für den Vorteil waren noch die absolutistischen Staaten, die aufgrund des Konkurrenzdenkens Hochschule errichten ließen, die wiederum das Bildungswesen verbesserten.
Durch den Zollverein und der Reichsgründung kam es zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet.

Könnte das noch jemand erweitern bzw. genauer erläutern? :)
ich wäre sehr dankbar :)

Liebe Grüße
 
Hallo :winke:,

ein wenig liegen geblieben, ein paar Dinge fallen mir aber zum Thema ein:

Wie Du schon angemerkt hast:
"Das lag daran, dass Deutschland sich die Fortschritte und Wege in England
abgucken und somit effizienter arbeiten bzw. das schneller umsetzen konnte."

Ein schönes Beispiel ist hier z.B. die damalige deutsche Stahl-Industrie.
Für Präzisions-Werkzeug hatten damals die Briten das uneingeschränkte Monopol.
Es konnte schlicht niemand entsprechende Werkzeuge außerhalb Großbritanniens herstellen.
Ergo konnte man auch den Preis diktieren, der unerhört hoch war.

Dazu gab es in der Sendung "Terra X - Stahlkrieg an der Ruhr" ein schönes Zitat:
"Was die Chinesen heute sind, waren die Deutschen in der Zeit der industriellen
Revolution - Wirtschaftsspionage war gang und gäbe".

Ein anderes schönes Beispiel ist z.B. die Farben-Industrie.
Kaum konnten die Briten Farbstoffe synthetisch herstellen,
schoss in Deutschland eine Chemie-Industrie aus dem Boden die später
weltweit ihresgleichen suchte (ein Stichwort hier "IG Farben").

Man kann also ohne vorhergehende große Forschungs-Projekte oder zugehöriger
Rückschläge direkt bei jemand anderem nachschauen und es direkt nachmachen
(dem Patent-Wesen dieser Zeit ein Salut).

Das ganze hilft natürlich nur für eine Etablierung auf dem heimischen Markt,
um international erfolgreich zu sein, muss man selbstverständlich auch mal
"der Erste" sein (IG Farben: Aspirin, Bochumer Verein/Stahlindustrie:
Gußstahl-Glocken, verbesserte Kanonen von Krupp, ...).

Summa summarum heißt Rückständigkeit also nicht "man kann etwas nicht",
sondern "man hat bisher noch nicht" - das Potential ist durchaus da, es muss nur jemand
beginnen es zu nutzen; deshalb kann man aus "Rückständigkeit" durchaus Vorteile ziehen.
Das hat Gerschenkorn mit seiner "Vorteilhaftigkeit der Rückständigkeit" gemeint.

Grüße :winke:
Kai
 
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