Geschichte des Kindbettfiebers

Klaus

Aktives Mitglied
Ich stelle mir die Frage, ob Frauen "schon immer" bei der Niederkunft einem sehr hohen Risiko ausgesetzt waren, am Kindbettfieber zu sterben, oder ob dies auf eine bestimmte geschichtliche Periode beschränkt war.

Ich sehe da eine Parallele zur Hygiene im Allgemeinen, als die Menschen im Zuge der Verstädterung nicht verstanden, dass nun eine erhöhte Hygiene angebracht war, um Seuchen zu vermeiden. Noch einige Jahrhunderte lang wurden die Nachttöpfe auf die Straße entleert, bevor die ersten Kanalisationen gebaut wurden. In Deutschland die erste in Hamburg, 1856 (andererseits im Alten Rom schon viel früher).

Auch Einführung von Krankenhäusern haben wohl großen Schaden angerichtet :
Das Kindbettfieber gehört eigentlich gar nicht in diese Diskussion, denn das Kindbettfieber ist ein Phänomen welches erst mit der Krankenhausgeburt seit dem 18. Jhdt. aufkam.
Wiki schrieb:
Bis in das 19. Jahrhundert war das Kindbettfieber eine der Hauptursachen für die hohe Wöchnerinnensterblichkeit. Zusätzlich verschärft wurde die Situation, als in den Krankenhäusern der europäischen Großstädte Gebäranstalten gegründet wurden (zum Beispiel im Hôtel-Dieu im Paris des 17. Jahrhunderts) und auch Ärzte in der Geburtshilfe tätig wurden. Vor allem die Ärzte kamen in Berührung mit anderen Kranken und Leichen; da die Notwendigkeit einer wirksamen Desinfektion unbekannt war, verschleppten sie an ihren Händen und Instrumenten Keime in die Geburtswege der Frauen. In manchen Anstalten starben zeitweise zwei Drittel aller Wöchnerinnen durch diese iatogene Infektion. Für die Epidemiologie insgesamt betrachtet hatte dies allerdings nur marginale Bedeutung, da die weitaus meisten Frauen weiterhin außerhalb der Krankenhäuser entbanden.
Die Frage ist also : Wie war es wohl in der Steinzeit, oder bei Bauern im Mittelalter ? War da das Kindbettfieber nur eine von vielen Infektionskrankheiten oder hatte es auch da bereits eine so schreckliche herausragende Bedeutung wie in späteren Zeiten, bevor die moderne Medizin (Semmelweis) ihm endlich ein Ende setzte ?
 
Lilith war, laut Wikipedia, der Dämon des Kindbettfiebers im alten Mesopothanien. Auch bei Naturvölkern tritt Kindbettfieber häufig auf. das wird auch in der Frühzeit des Menschen nicht anders gewesen sein.
Lukrezia Borgia, Jane Seymour sind zwei berühmte Namen deren Tod durch das Kindbettfieber verursacht wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Geburt ist beim Menschen risikobehafteter als bei den allermeisten anderen Tierarten. "Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären", steht bspw in der Bibel (1. Buch Mose Kap. 3 Vers 16). Neben dem Infektionsrisiko gab es eine ganze Reihe weiterer Gefahrenmöglichkeiten, die jede Geburt (bzw jede Schwangerschaft) zu einem Risiko machte.

Speziell zum Kindbettfieber ist zu sagen, dass das eine Sammelbezeichnung für mehrere Infektionen ist, die durch die Geburt auftreten können. Infektionen bzw die dafür verantwortlichen Mikroorganismen gab es vermutlich während der gesamten Menschheitsgeschichte. Je mehr Menschen allerdings auf engem Raum zusammenleben (oder, die Steigerung in diesem Falle, zusammen gebären), desto größer ist allerdings die Gefahr einer Übertragung, desto bessere Bedingungen für besagte Mikroorganismen liegen also vor. Daher die große Bedeutung, die das Kindbettfieber in den entstehenden Krankenhäusern ohne adäquate Hygiene hatte.

Lilith war, laut Wikipedia, der Dämon des Kindbettfiebers im alten Mesopothanien.

Das wird interessanterweise auf der wiki-Seite zum Kindbettfieber erwähnt, aber nicht auf der wiki-Seite zu Lilith (oder hab ich das überlesen?). Dort wird sie dafür ua als Kindsmörderin dargestellt. Auf den Bezug zu Fieber und Krankheit allgemein (nicht speziell Kindbettfieber) bin ich aber auch schon gestoßen.
 
Dass Lilith nur in dem Artikel über Kindbettfieber ,als Dämon desselben erwähnt wird, liegt wohl daran, dass es zwei unterschiedliche Autoren geschrieben haben, von dem der Eine sich speziell mit der Krankheit beschäftigt und der Andere mit der Mythologie.
Hier wird Lilith auch mit Kindbettfieber in Verbindung gebracht.
Lilith
und
Geburt - Mittelalter Lexikon
zur mittelalterlichen Geburt
https://www.sbg.ac.at/ges/people/janotta/sim/kindheit.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Geburt ist rein biologisch schon mit einem erheblichen Risiko für die Frau behaftet, unabhängig vom Kindbettfieber. Ich weiß ja nicht, inwieweit ihr euch mit dem Thema Geburt befasst habt, aber eine Geburt ist eine durchaus eklige Angelegenheit - wenn auch natürlich das Ergebnis, also das Kind, die Schmerzen wieder wett macht, so sagt man ;)

Eine Freundin von mir beschrieb den Vorgang etwa so: "...wie einen Backstein durchs Nasenloch pressen..."

Fakt ist, dass bei einer natürlichen Geburt beispielsweise in sehr vielen Fällen der Damm aufreißt, bzw. auch mal vom Arzt aufgeschnitten wird um ein reißen zu verhindern, was Tür und Tor für jede Menge verschiedenster Keime öffnet, zum Beispiel auch für Darmbakterien, da bei diesem Druck alles (und ich meine ALLES!) geleert wird, wofür es untenherum Körperöffnungen gibt.

Ich könnte mir also vorstellen, dass auch das Kindbettfieber eher unter die "Sepsis", sprich: Blutvergiftung fällt, die auch heute noch bei Geburten ein großes Risiko darstellt. In Zeiten, in denen keine solchen Hygienestandards wie heute im Krankenhaus oder auch zuhause hergestellt werden können, muss ich zugeben, dass ich mich wundere, dass nicht weit mehr Frauen an den Folgen von Geburten starben, als wir ohnehin wissen.

Vielleicht ist "Kindbettfieber" auch einfach nur im 18./19. Jahrhundert geprägter Begriff für eine Erkrankung, die schon immer bei Geburten wahrscheinlich war?
 
@FoxP2gen, nach Deiner Beschreibung über die Gefährlichkeit der Geburt, wäre der Mensch wohl schon vor Jahrtausenden ausgestorben. Natürlich beinhaltet jede Geburt auch Risiken aber prozentual müssen die gut verlaufenen Geburten immer weit über den Gescheiterten gelegen haben. Da auch die Kindersterblichkeit hoch war, mussten Frauen auch in der Lage sein, viele Kinder zu gebären ,um die Verluste auszugleichen.
Es gibt Tiere, bei denen sich Mutter Natur noch viel größere Gemeinheiten als beim Mensch ausgedacht hat. Z.B. besitzt die Tüpfelhyäne (ein echtes Mannweib) keine Scheide, sondern Wasserlassen, Zeugung und Geburt erfolgen durch die Klitoris, die ebenso lang ist wie ein Penis, und die bei jeder Geburt längs aufreißt und erst nach Wochen wieder zuheilt. Damit sie nicht nur einmal in den Genuss kommt sind es fast immer Zwillingsgeburten. Nur durch die, so entstandenen Vernarbungen, auf diesem Geburtsschlauch, kann man weibliche Hyänen von männlichen, äußerlich unterscheiden.
 
Na, das Eine schließt doch das Andere nicht zwingend aus, oder seh ich da was falsch? :winke:
Nein das siehst Du nicht falsch, aber es gibt nichts, was nicht auch Risiken birgt. Zahlreiche Hausfrauen-und männer sind beim Fensterputzen von der Leiter gefallen. Der größte Teil bekommt aber seine Scheiben, ohne Sturz sauber. :O
Da auch die meisten Geburten funktionieren, wächst die Anzahl der Menschen auf dieser Erde in beängstigenden Ausmaß.
 
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