Geschichtsbetrachtung, Forschung, Erkenntnis und Nutzen

M.A. Hau-Schild schrieb:
Und eben da stößt du genau auf das große Problem.
Deine Moral kannst du nicht als die aller anderen Ansehen.
Was du für richtig oder falsch hälst gilt nun einmal nicht für jeden.

Moralvorstellungen sind von Grund auf oder sagen wir lieber zu 99% subjektiv

Findest Du die Menschrechte auch objektiv? Nur mal so ...
 
Pope schrieb:
Findest Du die Menschrechte auch objektiv? Nur mal so ...

Vorweg, ich halte extrem viel von den Menschenrechten und sie sind mehr als nur Schützenswert.

Aber die letztendlich sind die Menschenrechte nun einmal subjektive Ethische Vorstellungen.

Das steht außer Frage.
Moral und Ethik haben sich im laufe der Jahrhunderte immer wieder enorm geändert.
Es währe arrogant zu glauben, das man nun die Unbestreitbare absolute Wahrheit geschaffen hat.

So oder so, ändert nichts daran ich das was das Menschenrechte sagen mit meinen Ethischen Grundsätzen decken.
Wie sich das noch entwickelt (so wie bei jeden) steht noch auf einen ganz anderen Blatt.
 
Zuletzt bearbeitet:
hyokkose schrieb:
In einigen grundlegenden Dingen sind die ethischen Vordenker aber immer wieder zu enorm ähnlichen Schlüssen gekommen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel

Über die Zeiten gab es auch immer wieder Massenmörder, Tyrannen, Abenteurer...das sich so einiges immer wiederholt steht ebenso außer Frage.

Aber gerade die in dem Link Aufgezählten lebten oftmals in einer Umgebung oder Zeit, die eben gerade nicht die dort gepredigten Werte lebte. Ich erinnere da an drakonische Strafen, Sklaverei, heftige Kriege, eheliche Zwangsverbrennung...

Soll heißen, dass diese Männer kein Gegenbeispiel für das von Hauschild aufgestellte Argument der Veränderlichkeit der Werte sind.
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Moralvorstellungen sind von Grund auf oder sagen wir lieber zu 99% subjektiv

Weil man keine rechte Vorstellung mehr von ihr hat?
Über 3000 Jahre lang war Moral keine "Vorstellung" sondern ein Begriff.
Dabei gab es keine 99% subjektive Auslegung!
Moral innerhalb der Philosophie hat nichts anderes als die Tatsächlichkeiten von Aktion, Reaktion und Gegenreaktion zu Gesetzen des Verhaltens geformt. Es bestimmte die Handlungen der Gesellschaft.
Ausgehöhlt wurde sie von der Politik, also eigentlich von oben, nicht von unten. (dazu unten noch was ;) )

Natürlich verstehe ich deine Aussage. Nach und nach hat das Zeitalter der Industrialisierung mit Absicherung der "Beschäftigten" (zu Beschäftigenden) gleichzeitig Jahrtausende alte Moralbegriffe unkenntlich gemacht.
Zuvor wurde die Moral desavouiert, in Misskredit gezogen worden, da sie als Machtmittel (kirchlich wie weltlich)) benutzt wurde. Somit wurde mit dem Dummie "Moral" die beherrschende und unterdrückende Macht bekämpft.

Man versteht sie nicht mehr aus schlichter Unnotwendigkeit und will sie nicht verstehen, weil man sie seit 100 Jahren als Feind behandelt und besiegt hat, welcher hin und weider, wenn's passt von Demagogen gerne als Gespenst aufgemalt wird.

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@ Tiberius:

Meine Formulierung "Warum ist es so schwer, sich in Abhängige hineinzuversetzen?" war - zugegeben provokativ lesbar -im Grunde genommen diese eine Frage, und die hast du einfühlsam beantwortet. Jawohl, es ist sehr schwer und doch gehst du die Sache bereits an. Die interessantesten, d.h. für mich glaubhaftesten soziolog. Geschichtsbilder entwerfen diesebzüglich m. M. n. Frauen! Und Glück usnerer zeit, sie kommen zunehmend ins Gespräch! Weshalb? Weil sie soziolog. am ehesten Benachteiligung, Unterdrückung oder auch geliebte Abhängigkeit nachfühlen können? Nein? Aber natürlich!

Und somit sind wir genau bei dem Punkt, den Haui wahrscheinlich meinte: Geschichtsbetrachtung ist natürlich subjektiv aber eben auch für manches Subjekt besser einseh- und erspürbar. Ein anderes steht in bestimmten Fällen eben zu weit weg.
 
Zuletzt bearbeitet:
ning schrieb:
@ Tiberius:

Meine Formulierung "Warum ist es so schwer, sich in Abhängige hineinzuversetzen?" war - zugegeben provokativ lesbar -im Grunde genommen diese eine Frage, und die hast du einfühlsam beantwortet. Jawohl, es ist sehr schwer und doch gehst du die Sache bereits an. Die interessantesten, d.h. für mich glaubhaftesten soziolog. Geschichtsbilder entwerfen diesebzüglich m. M. n. Frauen! Und Glück usnerer zeit, sie kommen zunehmend ins Gespräch! Weshalb? Weil sie soziolog. am ehesten Benachteiligung, Unterdrückung oder auch geliebte Abhängigkeit nachfühlen können? Nein? Aber natürlich!

Und somit sind wir genau bei dem Punkt, den Haui wahrscheinlich meinte: Geschichtsbetrachtung ist natürlich subjektiv aber eben auch für manches Subjekt besser einseh- und erspürbar. Ein anderes steht in bestimmten Fällen eben zu weit weg.


Erstmal danke für das Kompliment.

Aber was ich versuchte zu zeigen und was du daraus liest sind zwei leicht verschobene Dinge.
Ich habe zwar Ansätze gezeigt, gleichzeitig aber auch aufgezeigt, wie unterschiedlich die Lesarten sein können und wie diese Lesarten genutzt werden können.
Dieses "Hineinversetzen" wie es auch gerne in den Gender Historys genutzt wird ist eben nur bis zu einem sehr begrenzten Feld möglich. Viel zu oft kommt man zum Punkt "das häte ich nicht getan", und schon wird ein Urteil gefällt und nicht selten weiter gegeben.
Und an dem Punkt sind wir wieder am Ursprungsthema: Historiker haben eine Verpflichtung. Sie haben Fakten aufzustellen, ist so eine "Wahrheit" nicht zu formieren haben sie dies auszuzeichnen.
Und nichts und niemand ist es geholfen, wenn ein Historiker dementsprechende Romane erstellt, die womöglich jemandem, dessen Wertesystem leicht oder gänzlich zu dem des heute "idealen" Menschen variiert.

Ein Historiker muß die Wissenschaft vertreten, für ihn ist es nicht von Nutzen zu spekulieren und die Fehlerquote beim "hineinversetzen" ist und bleibt viel zu hoch. Sicher, es gibt Themen und Bereiche in denen ein "er könnte" ganz nette Denkanstöße oder Möglichkeiten aufzeigt, sogar recht viele Themen, etwa in der neueren Beleuchtung Wilhelms II.

Wir könnten noch Stunden und Wochen diskutieren, dies ist eine Frage der eigenen Herangehensweise.
Aber um es nochmal ganz deutlich zu wiederholen:
Die Historiker der vergangenen Jahrzehnte taten genau das, was hier gefordert wird, sie legten Richtlinien an und werteten, ja verurteilten. Das Ergebnis sind verzerrte Bilder der Historie die wir heute kaum ausgemerzt bekommen, Klischees und verbrecherischer Mißbrauch wie er im Faschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus usw. zu sehen ist und seine tiefen Spuren hinterlassen hat.
 
Tib. Gabinius schrieb:
...
Viel zu oft kommt man zum Punkt "das häte ich nicht getan", und schon wird ein Urteil gefällt und nicht selten weiter gegeben.
Und an dem Punkt sind wir wieder am Ursprungsthema: Historiker haben eine Verpflichtung. Sie haben Fakten aufzustellen, ist so eine "Wahrheit" nicht zu formieren haben sie dies auszuzeichnen.
Und nichts und niemand ist es geholfen, wenn ein Historiker dementsprechende Romane erstellt, die womöglich jemandem, dessen Wertesystem leicht oder gänzlich zu dem des heute "idealen" Menschen variiert.

... um es nochmal ganz deutlich zu wiederholen:
Die Historiker der vergangenen Jahrzehnte taten genau das, was hier gefordert wird, sie legten Richtlinien an und werteten, ja verurteilten. Das Ergebnis sind verzerrte Bilder der Historie die wir heute kaum ausgemerzt bekommen, Klischees und verbrecherischer Mißbrauch wie er im Faschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus usw. zu sehen ist und seine tiefen Spuren hinterlassen hat.

Eine Aussage, der ich nur zustimmen kann (Sorry, daß ich etwas zusammenkürzen mußte, Tib!)...

Erneut nehme ich als Beispiel "mein" Zeitalter her und schaue in einer etwas längeren Retrospektive auf Diskussionen im TempusVivit! Forum sowie in einer etwas kürzeren Retrospektive auf Diskussionen hier im Forum zurück. Welche wertenden Aussagen sehe ich vor meinem geistigen Auge?

Ich gebe sinngemäß wieder - und es soll bitte niemand sich direkt angesprochen fühlen...

"Das Mittelalter war ein finsteres Zeitalter erfüllt von Gewalt und ohne Recht und Gesetz..."
"Im Mittelalter wurden heilkundige Frauen als Hexen verbrannt..."
"Im Mittelalter verbot die (kath.) Kirche den Menschen das Denken; wenn sie dies nicht befolgten, wurden sie eingekerkert, gefoltert oder getötet..."
"Im Mittelalter hat die Inquisition unschuldige Menschen verurteilt, gefoltert und verbrannt..."
"Im Mittelalter gab es die Kreuzzüge, die nur von Gier und Mord und Totschlag erfüllt waren..."

Und da stelle ich mir die Frage: Unwissenheit oder einseitig verzerrte Geschichtsbilder oder vielleicht beides, weil das eine das andere bedingt?
Die Frage muß sich jede(r) selbst beantworten...

Ich hätte sicher auch ein anderes Zeitalter hernehmen können, und Tib hat dies ja bezüglich der Antike bereits getan, doch ändert dies grundsätzlich nichts an der Problematik.

Nochmals verweise ich auf einen Satz, den ich in meinem ersten Beitrag schon gebracht hatte: wer die Fakten kennt oder besser gesagt viele Fakten kennt, kann seine Schlüsse daraus ziehen. Und daran anknüpfend bin ich dann auch bei Deiner Aussage, lieber Ning:

ning schrieb:
Geschichtsbetrachtung ist natürlich subjektiv aber eben auch für manches Subjekt besser einseh- und erspürbar. Ein anderes steht in bestimmten Fällen eben zu weit weg.

und zwar in dem Sinn, daß nicht jeder die gleichen Schlüsse (oder von mir aus auch Lehren) aus der Geschichte ziehen muß; zuviel Wertung und Beurteilung jedoch führt meines Erachtens eben wiederum zu einem verzerrten Geschichtsbild!
 
Natuerlich ist das Geschichtsbild subjektiv. Und das in jeder Hinsicht. Nicht nur was das Individuum angeht, sondern auch kollektiv bzgl. des Landes, des Kulturkreises. Wer mal ein bischen aus seiner kleinen deutschen Welt herauskommt, der seiht, dass man wo anders ganz anders mit der Geschichte im Allgemeinen und mit der eigenen Geschichte im Besonderen Umgeht. Auch die hier hochgehaltenen Werte udn Moralvorstellungen, denen man so gerne eine weltweite Gueltigkeit anheftet, sind nichts als Produkte unserer kleinen, begrenzten Welt.

Was hier manche tun, ist auf dem gleichen Niveau wie George W's Kreuzug fuer Demokratie im Nahen Osten oder wie der Eifer der Jesuiten vor Jahrhunderten. Wenn man in einer durch und durch mit anderen Werten und Vorstellungen von Ethik und Moral gepraegten Gesellschaft lebt, und sieht, dass das funktioniert, dann merkt man eben, dass der westliche, oder noch spezieller, der deutsche Weg nur einer von vielen ist.

Als Deustcher erwartet man z.B. von den Japanern als Mitkriegsverlierer ein aehnliches Bild auf die eigene Geschichte, wie man selbst. Aber dem ist in keienr Weise so. Der Umgang, die Wertung ist hier eine ganz andere.

Aber was ist nun die objektiv richtige? Wer will das entscheiden? Wer ist der Oberschiedsrichter, der aussen vor sitzt und frei von jeder Subjektivitaet ist? Der deutsche/westliche Moralist glaubt natuerlich immer, dass er es ist. Aber begiebt er sich damit nicht in die Denkschemata zureuck, ueber die er eigentlich obsiegt zu haben glaubt? Der alte Glaube, dass in Europa die den anderen Ueberlegenen Menschen leben? Tauscht er da nicht den Glauben an die eigene technische, militaerische, gottgegebene menschliche Ueberlegenheit aus, durch den Glauben, moralisch ueberlegen zu sein, richten zu duerfen, was Gut und Boese ist in dieser Welt?
 
Hallo Manganite,

es wird Dich an der Stelle der Diskussion vielleicht überraschen, wenn ich Dir recht gebe: natürlich ist keiner frei von Subjektivität und keiner der "Oberschiedsrichter", der alles objektiv richtig entscheiden kann (zumindest kein Mensch, aber Glaubensfragen sollten wir in dieser Diskussion eh außen vor lassen - meine Meinung).
Allerdings ging es mir - wie zuvor Tib wohl auch - eben genau darum: Nicht immer und überall eigene Maßstäbe und Richtlinien anzulegen!

In einem früheren Beitrag hattest Du den Punkt der selektiven Auswahl angesprochen (bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege), der zusätzlich erschwerend ist. Auch darin gebe ich Dir recht, denn "nicht alles ist Gold, was glänzt" von dem, was ich bspw. an Literatur etc. zur Geschichte finde. Auch hier stellt sich mitunter schon die Frage: wer will in jedem Fall entscheiden, was richtig und was falsch ist?

Ein anderer Punkt: gewiß ist es illusorisch anzunehmen, daß irgendwer wirklich objektiv sei, und darum ging es mir ebenfalls nicht. Aber - um die Frage zu wiederholen - was ist dann verwerflich daran, sich um mehr Objektivität im Sinne des Versuches der Zurückstellung eigener Subjektivität wenigstens zu bemühen?
(Anm.: Sorry für den Schachtelsatz, aber es ist nicht leicht, dies in einer Frage unterzubringen...)
Ich maße mir beileibe nicht an, dies immer tun zu können oder dies wirklich zu beherrschen, und ich will - um im Bild zu bleiben - mitnichten irgendjemanden hier "bekehren" o.ä., aber ich erlaube mir, dem Konzept zu folgen, mit dem ich persönlich (und da ist der subjektive Faktor wieder) gut zurechtgekommen bin...

Eigentlich wollte ich hier gar nicht ansprechen, mit welchem indoktrinierten (und deshalb auch verzerrten) Geschichtsbild ich während meiner Schulzeit konfrontiert worden bin, doch nun muß ich es: ich kenne eine stark wertende und beurteilende Geschichtsauffassung in der DDR (während meiner gesamten Schulzeit). Ausgehend davon und durch die Distanzierung von diesem Geschichtsbild verwehre ich mich dagegen, immer und überall die eigenen Wertmaßstäbe anzulegen und alles daraus zu beurteilen. Und dies bedeutet keineswegs, irgendwelche Dinge zu verharmlosen oder dergleichen - im Gegenteil!

Fazit: mir geht es nicht darum, ob ein Geschichtsbild subjektiv oder objektiv ist, denn da ich selbst Subjekt bin (wie jede(r) andere hier wohl auch), kann es gar nicht objektiv sein. Es geht um einseitig verzerrte Geschichtsbilder bzw. die Auseinandersetzung mit diesen, wo ein Extremfall ein Beitrag ist wie der, welcher Ning zum Eröffnen dieses Themas veranlaßt hat...

In diesem Sinne

Timo

PS: Sollte ich Dich mißverstanden haben, so bitte ich um Entschuldigung; ich glaube, manches liest sich hier vielleicht anders als es gemeint war (wieder die Subjektivität ;) )...
 
timotheus schrieb:
Hallo Manganite,

es wird Dich an der Stelle der Diskussion vielleicht überraschen, wenn ich Dir recht gebe:

Nein, das ueberrascht mich gar nicht, weil ich ganz auf Deiner und Tib Gabs Seite in dieser Diskussion stehe. :)

natürlich ist keiner frei von Subjektivität und keiner der "Oberschiedsrichter", der alles objektiv richtig entscheiden kann (zumindest kein Mensch, aber Glaubensfragen sollten wir in dieser Diskussion eh außen vor lassen - meine Meinung).
Allerdings ging es mir - wie zuvor Tib wohl auch - eben genau darum: Nicht immer und überall eigene Maßstäbe und Richtlinien anzulegen!
Genauso hatte ich euch auch vertstanden... Wir stehen da wie gesagt auf der gleichen Seite.


In einem früheren Beitrag hattest Du den Punkt der selektiven Auswahl angesprochen (bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege), der zusätzlich erschwerend ist. Auch darin gebe ich Dir recht, denn "nicht alles ist Gold, was glänzt" von dem, was ich bspw. an Literatur etc. zur Geschichte finde. Auch hier stellt sich mitunter schon die Frage: wer will in jedem Fall entscheiden, was richtig und was falsch ist?
Ganz richtig. Wenn ich eine Auswahl treffe, dann ist das immer subjektiv. Insbesondere neigt der Mensch dazu, immer vor allem das wahrzudehmen, was seiner Meinung entspricht, um sich zu bestaerken und das wahrzunehmen, was seiner Meinung genau entgegensteht, um sein Feindbild zu staerken. Fuer die vielen Facetten dazwischen ist man oft blind...

Ein anderer Punkt: gewiß ist es illusorisch anzunehmen, daß irgendwer wirklich objektiv sei, und darum ging es mir ebenfalls nicht. Aber - um die Frage zu wiederholen - was ist dann verwerflich daran, sich um mehr Objektivität im Sinne des Versuches der Zurückstellung eigener Subjektivität wenigstens zu bemühen?

Das steht jedem frei. Und ist wohl auch gut so. Probleme bekomme ich mit den Leuten, die ihre subjektive Meinung fuer die objektive, allein seeligmachende Haltung halten. Seien es amerikanische Demokratiekreuzritter oder sonstwer, der meint in die Fussstapfen der alten Missionare zu treten und nur Kreuz und Bibel mit Friedenstaube und UN-Charta ausgetauscht hat.

Solcher Eifer ist mir suspekt. Meist steigert er sich soweit, dass man dann sagt, wenn ihr nicht hoeren wollt, dann brauch ich Gewalt und dann wird versucht, die eigenen Segnungen herbei zu kriegen. Wie es eben die Amerikaner gerade machen, wie es die diversen linken Revolutionaere und die alten christlichen Missionare schon vorher machten.

Fazit: mir geht es nicht darum, ob ein Geschichtsbild subjektiv oder objektiv ist, denn da ich selbst Subjekt bin (wie jede(r) andere hier wohl auch), kann es gar nicht objektiv sein. Es geht um einseitig verzerrte Geschichtsbilder bzw. die Auseinandersetzung mit diesen, wo ein Extremfall ein Beitrag ist wie der, welcher Ning zum Eröffnen dieses Themas veranlaßt hat...

Wobei die Frage der einseitigen Verzerrungen auch nicht immer einfach zu klaeren ist. Das westdeutsche Geschichtsbild war bestimmt nicht objektiver, als das ostdeutsche, es war anders, aber genauso von seiner Richtigkeit ueberzeugt... Oder war das nicht so? War das ostdeutsche Bild von der Geschichte wider besseren Wissens so, wie es war. Dann waere das ein Problem. Allerdings, war das auch hier sicher oft so, aber haben wir es gemerkt? Konnten wir es merken, wenn wir selbst in diesem Kaefig geboren udn aufgewachsen sind? Was bleibt uns erstmal anderes uebrig, als das, was uns vorgelebt wird, fuer die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu halten?

ich glaube, manches liest sich hier vielleicht anders als es gemeint war (wieder die Subjektivität ;) )...

Das mag wohl sein...
 
Ich will Dir noch antworten; leider muß ich mich kurz fassen (oder Gottseidank ;) ), weil ich die Nacht doch nochmal etwas Schlaf brauche...

manganite schrieb:
Nein, das ueberrascht mich gar nicht, weil ich ganz auf Deiner und Tib Gabs Seite in dieser Diskussion stehe. :)

Da habe ich wohl - ganz subjektiv - was total falsch aufgefaßt :rotwerd:

manganite schrieb:
Wobei die Frage der einseitigen Verzerrungen auch nicht immer einfach zu klaeren ist. Das westdeutsche Geschichtsbild war bestimmt nicht objektiver, als das ostdeutsche, es war anders, aber genauso von seiner Richtigkeit ueberzeugt... Oder war das nicht so? War das ostdeutsche Bild von der Geschichte wider besseren Wissens so, wie es war. Dann waere das ein Problem. Allerdings, war das auch hier sicher oft so, aber haben wir es gemerkt? Konnten wir es merken, wenn wir selbst in diesem Kaefig geboren udn aufgewachsen sind? Was bleibt uns erstmal anderes uebrig, als das, was uns vorgelebt wird, fuer die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu halten?

Da sprichst Du einen interessanten Punkt an, und ich hatte das ja ursprünglich außen vor lassen wollen, nur paßte es eben jetzt gerade bezüglich des verzerrten Geschichtsbildes.
Gute Frage, ob und inwieweit das DDR Geschichtsbild wider besseren Wissens so war wie es war - und überhaupt nicht einfach zu beantworten :grübel:
Für das Geschichtsbild der DDR denke ich, daß wir das etwas differenziert sehen müssen: sicherlich waren die einen von der Richtigkeit überzeugt, aber anderen war schon bewußt, daß es zu einseitig war. Mir sind unter meinen Geschichtslehrern diesbezüglich verschiedene Charaktere begegnet. Einen hatten wir, der das quasi für die absolute Wahrheit hielt; er war diesbezüglich so starrsinnig, daß er keine andere Meinung gelten ließ bzw. auch keinerlei Hinterfragen i.S.v. Kritik zuließ. Wir hatten jedoch auch eine Geschichte-Lehrerin, die sich sehr sachlich mit kritischen Fragen umging und in ihrem Unterricht tatsächlich mehr auf Fakten denn auf wertende Urteile achtete.
Insgesamt gesehen wurden aber manche Dinge erst durch den Einfluß von Glasnost und Perestroika thematisiert (z.B. "Beihilfe" des Deutschen Kaiserreichs zur Oktoberrevolution, Stalin). Bis dahin war vieles unter Verschluß geblieben, weil eben nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Nun bin ich zwar 1987/89 Abiturient gewesen, aber solche Dinge fielen auch anderen ohne Abitur durchaus auf :fs:

manganite schrieb:
Das mag wohl sein...

Wie geschrieben vollkommen verdreht wahrgenommen - siehe oben... naja, wenigstens ist das jetzt geklärt :)
 
manganite schrieb:
Probleme bekomme ich mit den Leuten, die ihre subjektive Meinung fuer die objektive, allein seeligmachende Haltung halten... Solcher Eifer ist mir suspekt.

Wieso muss ich da schmunzeln? ;)

manganite schrieb:
Was bleibt uns erstmal anderes uebrig, als das, was uns vorgelebt wird, fuer die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu halten?

Zweifeln. Dreimal täglich. Morgens, mittags, abends. Und sich gelegentlich ohrfeigen. :still:
 
Pope schrieb:
Und Du? Yoga? Tai Chi? Purzelbäumchen?

Dazu bin ich nicht gelenkig genug... War schon immer meine Schwaeche:(

Aber das alles hat wohl nix mehr mit dem Thema zu tun, oder was willst Du uns nun eigentlich sagen?

Das man zu grosser Objektivitaet gelangt, wenn man sich nur lange genug selbst geisselt?
 
Zuletzt bearbeitet:
manganite schrieb:
Aber das alles hat wohl nix mehr mit dem Thema zu tun, oder was willst Du uns nun eigentlich sagen?

Das man zu grosser Objektivitaet gelangt, wenn man sich nur lange genug selbst geisselt?

Es geht nicht primär um's Geißeln. Vielleicht ist Dir der Spruch "kneiff' mich, ich glaub' ich träume" nicht geläufig. Wir alle leben in unseren kleinen Traumwelten. Und ich rate nur dazu, zwischendurch mal "frische Luft" zu tanken. Ich ohrfeige mich natürlich nicht - ich habe andere Mittel. Man kommt vielleicht nicht zu größerer Objektivität, aber zumindest zu einer zweiten Meinung. Oder einer neuen Sicht der Dinge. Ich halte es für gesund.
 
Pope schrieb:
Zweifeln. Dreimal täglich. Morgens, mittags, abends. Und sich gelegentlich ohrfeigen. :still:

Also wenn du mich fragst ist das nicht wirklich eine Antwort auf die Frage.
Du setzt einen Grundsatz vorraus der ersteinmal die möglichkeit haben muss zu Entstehen, und das was manganite schrieb beeinhaltet Faktoren die das Entstehen solcher Züge vorweg schon behindern.

Ach mir fällt da aus meinem Deutschbuch der Klasse 7 eine hubsche Zeichnung ein(fragt nicht warum ich mich daran noch erinnere, denn den Teil haben wir in Deutsch nie durchgenommen).

Im ersten Teil ist ein kleines Kind in einem Käfig zu sehen "Ich kann nicht" heißt es da.

Im zweiten ist aus diesem ein Jugendlicher geworden "Ich darf nicht"

und im dritten Teil ist der Junge dann erwachsen "Jetzt will ich nicht mehr"

Für mich persönlich (rein subjektiv) schein das recht passend.
 
Pope schrieb:
Es geht nicht primär um's Geißeln. Vielleicht ist Dir der Spruch "kneiff' mich, ich glaub' ich träume" nicht geläufig. Wir alle leben in unseren kleinen Traumwelten. Und ich rate nur dazu, zwischendurch mal "frische Luft" zu tanken. Ich ohrfeige mich natürlich nicht - ich habe andere Mittel. Man kommt vielleicht nicht zu größerer Objektivität, aber zumindest zu einer zweiten Meinung. Oder einer neuen Sicht der Dinge. Ich halte es für gesund.

Frische Luft in diesem Sinne bekommen wir ja beide, wenn ich mir deinen Aufenthaltsort anschaue, momentan genug... Aber die frische Luft bestaerkt mich nur darin, wie eng, einseitig und subjektiv das ist, was zu hause fuer so objektiv richtig und allgemeingueltig gehalten wird....
 
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