Geschichtskarikatur "Die deutschen siamesischen Zwillinge" *HILFE*

Knalltüte

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Ich bin mal wieder dabei eine geschichtliche Karikatur zu interpretieren *seufz*... da ich kein wirkliches geschichtliches Genie bin, hoffe ich auf ein paar ratschläge von euch, was ich an meiner Interpretation verändern und verbessern kann... komme irgendwie nicht mehr weiter :geknickt: :kopfschue

hier erstmal die Karikatur




Interpretation der Karikatur
„Ostzone – Westzonen: Die deutschen siamesischen Zwillinge“

Aufgabe: Beschreiben und deuten Sie die Karikatur und setzen Sie sich mit dem Standpunkt des Autors auseinander! Begründen Sie ihre eigene Meinung!

Die Karikatur zeigt im Bildmittelpunkt siamesische Zwillinge in einem Kinderstuhl. Jeder der beiden Zwillinge hat unterschiedliche Personen vor sich. Bei dem linken Zwilling ist davon auszugehen, dass die Person mit dem Löffel und dem Zylinderhut „Uncle Sam“ darstellen soll. Dieser ist Amerikaner und steht somit für die USA, deren Besatzungszonen Bayern, der Norden-Osten Baden-Württembergs, Hessen, Bremen und Bremerhaven und der Südwesten Berlins waren. Er steht etwas gehockt, mit Löffel und Schüssel in den Händen und will den linken Zwilling füttern. Des Weiteren hat er einen freundlichen Gesichtsausdruck und füttert das Kind somit gern. Dies könnte man mit dem Marshall-Plan deuten. Ein Aufbau nach kapitalistischem freiem Marktwirtschaftssystem wird vorgenommen. Ein weiterer Anhaltspunkt wäre das European Recovery Program für Westeuropa. Kredite wurden gewährleistet, mit Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren, der Westen Deutschlands unterstützt.
Die Person links neben Uncle Sam ist Franzose, welches sich durch die typische Jakobinermütze erkennen lässt. Deutlich zu sehen ist, dass der Franzose seinen Arm über die Schulter Uncle Sams gelegt hat. Dies kann damit in Verbindung gesetzt werden, dass Frankreich die USA in ihren Taten unterstützt und voll hinter ihnen steht. Auch er hat einen freundlichen Gesichtsausdruck, der voll Erwartungen steckt. Frankreich hatte in dieser Zeit Rheinland-Pfalz, Saarland, Südwest-Baden-Württemberg und Teile Berlins besetzt.
Die dritte Person auf der Seite des linken Zwillings ist ein beleibter Mann, welcher Churchill darstellen könnte. Auf seinem Hut ist eine britische Flagge zu sehen, welche mich zu dem Schluss kommen lässt, dass der Brite ist. Auch er hat einen freundlichen Gesichtsausdruck und schaut wohlwollend beim Füttern des linken Zwillings zu. Somit ist auch er mit der Fütterung des Kindes, welche für Zuschüsse der westlichen Gebiete Deutschlands steht, zufrieden und unterstützt diese, in dem er den anderen den Rücken freihält. Großbritannien hatte zu dem Zeitpunkt Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Teile Berlins besetzt.
Anhand der Personenbesetzung, die sich um den Zwilling kümmern, ist deutlich geworden, dass dieser die Westzone darstellt. Die drei Personen auf seiner Seite freuen sich über ihn und ziehen den Sohn/das Kind gerne auf und geben ihm gern was er zum Leben braucht. Der Zwilling genießt die Aufmerksamkeit und lässt sich gerne füttern. Er wirkt sogar etwas gierig, da er seinen Mund aufreißt und auf den Löffel starrt. Die Westzone nimmt die Förderung sozusagen mit „Kusshand“ an. Eine weitere Besonderheit in der Karikatur ist die Mütze des Zwillings. Diese ist aufgerichtet, welches zu seinem positiv überraschten und gierigen Gesichtsausdruck passt.
Der rechte Zwilling stellt somit die Ostzone (sowjetisch-besetzte Zone) dar. Neben ihm ist eine große, mächtige, monsterähnliche, gefährliche und böse Person zu sehen. Diese Person kann als Stalin, oder allgemeiner gesehen als die SU gedeutet werden. Die gespielte Freundlichkeit, in Form vom Streicheln mit dem Finger unter dem Kinn des rechten Zwillings, lässt das Kind eher ängstlich und traurig wirken. Er guckt sehr zurückhaltend und ungläubig. Auch die Mütze, steht nicht etwas aufrecht, wie bei seinem Zwillingsbruder, sondern ist abgeknickt und macht die negative Stimmung deutlich.
Symbolisch gesehen stehen die siamesischen Zwillinge für die zusammengewachsenen Deutschland-Zonen. Sie gehören zusammen, sind jedoch getrennt und ganz unterschiedlich. Dies liegt auch in der Behandlung. Während die Westzonen gefördert und unterstützt wurden, hat die Ostzone nicht das gleiche erfahren können. Der Kinderstuhl, indem die Zwillinge sitzen, zeigt, dass es noch im Aufbau ist und die Neuetablierung der Systeme noch nicht abgeschlossen ist.
Ich denke Ziel des Autos war es aufzuzeigen, welche großen Unterschiede Deutschland hinnehmen muss und diesem eventuell entgegen zu wirken. Schließlich soll kein Kind benachteiligt werden und alle die gleichen Chancen haben. Er appelliert an die Zukunft, da der Prozess noch nicht abgeschlossen ist.

Eigene Meinung???


Vielen dank schonmal im Voraus!
 
Es kann sein das ich vollkommen daneben liege, aber...

Die Westmächte machen mir nicht unbedingt einen wohlwollenden Eindruck.
Ich interpretiere da z.B. "...die Suppe musst Du auslöffeln..." . Der Gesichtsausdruck von den dreien vermittelt mir diesen Eindruck.

Der Ostblock versucht eine zaghafte Annäherung.

Die Interpretation der Zipfelmützen kann ich auch nicht teilen.
Wenn ich da Vergleiche mit der Tierwelt anstelle ist die aufgestellte Rute immer ein Zeichen von Wachsamkeit.
Die eingeknickte Zipfelmütze würde demnach Angst und Unsicherheit ausdrücken.

Aber wie gesagt, das kann absoluter Nonsens sein :D
 
Zunächst möchte ich loben, dass Du Knalltüte Dir schon selbst Gedanken gemacht hast und diese mitteilst, bevor Du nach Hilfe fragst. Die meisten, die ich erlebe, fragen sofort hier und scheinen es gar nicht selbst zu versuchen! :yes:

Ich möchte auch meine Eindrücke zu der Karikatur los werden:
Westseite:

US-Amerikaner, Franzosen und Briten scheinen sehr wohlwollend und blicken wirklich väterlich (nach dem Motto: Wir wissen, was gut für unser Kind ist) und stolz drein (auf sich selbst?). Das Kind schaut verdutzt, Deutschland scheint wohl überrascht zu sein, dass man ihm so gutes Essen zukommen lässt.
Das ist jetzt leider von zwei Seiten zu sehen: Denn man kann den verdutzten Ausdruck des Kindes wirklich so deuten, dass es die schlechte Suppe auslöffeln muss, während die Alliierten wirklich stolz auf sich selbst sind.

Die Ostseite:

Stalin, der für die Sowjetunion steht, wird hier verteufelt; die Haare schauen aus wie Hörner, die großen Pranken sind behaart. Anders als die Alliierten füttert die Sowjetunion sein Kind nicht, es wird lediglich getätschelt. Das Kind schaut aber meines Erachtens eher fragend, weniger traurig. Hier stimme ich also der Interpretation von Querdenker ein, die geknickte Zipfelmütze deutet Unsicherheit an.

P.S: Interessant ist doch auch, dass die beiden am Hintern zusammengewachsen sind. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
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P.S: Interessant ist doch auch, dass die beiden am Hintern zusammengewachsen sind. ;)...

Vielleicht können wir, - nachdem wir Knalltüte geholfen haben - diesen Umstand einmal erläutern. Mir fällt da höchstens das geteilte Deutschland ein und das beide Teile irgendwie mit dem Hinterm im Dreck sitzen. Man könnte auch ganz vulgär deuten das beide am Ar*** sind.

Aber wie gesagt, lasst uns erst der Knalltüte :D (feiner Nick) helfen.
 
Das "Monster" auf der rechten Seite kann man natürlich wegen des Barts als Stalin lesen, ich denke aber doch eher, dass das genau wie alle anderen Figuren der Karikatur doch eine Allegorie und keine reale Person darstellen soll: die Augen sind "asiatisch" und dies war während des Krieges (asiatische Horden, Mongolengesichter etc.) ein gängiges Klischee über die Sowjets welches noch lange über den Krieg hinaus gepflegt wurde. Die Figuren links sind Uncle Sam, Marianne und John Bull.

Ansonsten gut, nur stilistisch würde ich noch einiges überarbeiten, z.B.:
Auf seinem Hut ist eine britische Flagge zu sehen, welche mich zu dem Schluss kommen lässt, dass der Brite ist.
Auch sind noch einige Rechtschreibfehler drin, etwas statt etwa, oder Autos statt Autors. Wobei hier vielleicht sowieso ein besserer Ausdruck gefunden werden könnte (OK, der Begriff wird schon in der Fragestellung genannt, ich empfinde ihn trotzdem als unglücklich): Karikaturist oder Zeichner.

Die Interpretation mit den Zipfelmützen finde ich recht gut, man spricht ja schon mal davon, dass jemand trüber Stimmung 'geknickt' ist.
 
Da die französische Figur mit Sicherheit die Marianne ist, solltest Du sie im Text auch weiblich darstellen (sie statt er).
Weißt Du aus welchem Teil Deutschlands der Zeichner ist? Bei Karikaturen ist es immer nützlich die Herkunft mit anzugeben, da sie teilweise die Deutung erleichtert.
 
Vielleicht können wir, - nachdem wir Knalltüte geholfen haben - diesen Umstand einmal erläutern. Mir fällt da höchstens das geteilte Deutschland ein und das beide Teile irgendwie mit dem Hinterm im Dreck sitzen. Man könnte auch ganz vulgär deuten das beide am Ar*** sind.

Aber wie gesagt, lasst uns erst der Knalltüte :D (feiner Nick) helfen.

Der Zeichner wollte wohl eher ausdrücken, dass die beiden Deutschlands doch eine Einheit darstellen, auch wenn sie sich individuell unterschiedlich entwickeln (wie das bei Siamesischen Zwillingen der Fall ist).
 
Der Zeichner wollte wohl eher ausdrücken, dass die beiden Deutschlands doch eine Einheit darstellen, auch wenn sie sich individuell unterschiedlich entwickeln (wie das bei Siamesischen Zwillingen der Fall ist).

Und wie passt dann dieser "Toilettenstuhl" ins Bild?

Weiß zufällig jemand ob es 1948 schon Hochstühle für Kinder gegeben hat und wie die ausgesehen haben? Sollten die früher wirklich so ausgesehen haben dann könnte ich mich mit deiner Überlegung anfreunden.
Meine Interpretation war auch nur so aus dem Bauch heraus.
 
Und wie passt dann dieser "Toilettenstuhl" ins Bild?

Weiß zufällig jemand ob es 1948 schon Hochstühle für Kinder gegeben hat und wie die ausgesehen haben? Sollten die früher wirklich so ausgesehen haben dann könnte ich mich mit deiner Überlegung anfreunden.
Meine Interpretation war auch nur so aus dem Bauch heraus.

Ja, die gab es schon länger.

Wenn die beiden jungen Deutschlands als Kleinkinder karikiert werden, dann müssen sie natürlich auch kleinkindgerecht sitzen. Ich denke nicht, dass das Sitzmöbel irgend eine besondere Bedeutung in der Zeichnung hat.
 
Ich würde dem noch hinzufügen, dass das rechte Kind geradezu abgemagert und verhungert wirkt (eingefallene Wangen usw.) während das linke Kind zwar auch recht dünn aussieht, aber doch besser "gefüttert" als das rechte...

Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Alliierten Deutschland über längere Zeit hinweg schon gefüttert und umhegt haben, während die SU ihre Besatzungszone mehr oder weniger verhungern lässt und nicht mehr dafür erübrigt als ein freundliches Streicheln und gut Zureden? (also seit Kriegsende '45, die Karikatur ist immerhin von '48)
 
...Ich würde dem noch hinzufügen, dass das rechte Kind geradezu abgemagert und verhungert wirkt (eingefallene Wangen usw.) während das linke Kind zwar auch recht dünn aussieht, aber doch besser "gefüttert" als das rechte...

Stimmt, sehr gut beobachtet :yes: Das war mir noch gar nicht aufgefallen.
Denke auch das dies ein interessanter Punkt ist.
 
Der Interpretation von Knalltüte ist inhaltlich nur wenig hinzuzufügen. Das wichtigste wurde bereits genannt:

Die USA, Frankreich und GB sind durch die typischen allegorischen Figuren Uncle Sam, Marianne und John Bull dargestellt.

Die UdSSR wird hingegen klar erkennbar durch Stalin repräsentiert. Russland wird normalerweise durch den Russischen Bären oder durch Mütterchen Russland dargestellt. Hier wird aber klar Stalin als grobschlächtiger, gefährlicher Mann dargestellt.

Inhaltlich unsauber ausgedrückt: Das European Recovery Program und der Marschallplan sind das selbe.
 
Die UdSSR wird hingegen klar erkennbar durch Stalin repräsentiert. Russland wird normalerweise durch den Russischen Bären oder durch Mütterchen Russland dargestellt. Hier wird aber klar Stalin als grobschlächtiger, gefährlicher Mann dargestellt.

Nuja... so klar finde ich den Stalin nicht, ich finde, dass man daraus durchaus auch den "typischen" Mongolen erkennen kann, wie die Sowjets im Dritten Reich und in der frühen Bundesrepublik wahrgenommen wurden. Vielleicht auch eine Mischfigur, als ein mongolisierter Stalin.
 
Vom Streicheln allein wird auf Dauer kein Kind satt, eher krank und verkümmert. Während das andere Kind gedeihen wird. Fraglich, da es Siamesiche Zwillinge sind, und diese extrem seelenverwandt sind, werden beide darunter leiden.
In heutiger Zeit würde man ,wenn möglich eine Trennung vornehmen.
Ernst Maria Lang ist selber im Jahre 1948 Vater von Zwillingen geworden.:grübel:
 
Interessant ist, dass Uncle Sam füttert, die beiden anderen sehen wohlwollend zu.

Ein Hinweis auf die Care-Pakete?
 
Ich denke die Personen um den siamesischen „deutschen Michel“ herum sind die üblichen Figuren für ihre Länder: Uncle Sam, John Bull und Marianne, die bereits beschrieben wurden. Die vierte Person steht für die UDSSR und hat die Gesichtszüge von Josef Stalin, weniger "typisch mongolische Gesichter" des Rassenwahns unter den Nazis. Aber die Interpretation über die Hörner-Haare teile ich gerne.
Der Hintergrund ist Schwarz wie die Nacht und sehr grob gezeichnet. Man möchte fast meinen, am Boden die Silhouetten zerstörter Städte zu sehen die von dem vergangenen Krieg künden. Die „westlichen“ Figuren reichen ihrem Kleinen eine Schüssel voll Brei und haben einen gutmütigen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ihnen gegenüber sitzt ein etwas magerer, kleiner „West-Michel“ mit äußerst erstauntem Gesichtsausdruck. So erstaunt, dass ihm sogar die Spitze der Zipfelmütze in die Luft ragt. Er wundert sich, dass er nach all dem was geschehen ist so lieb gefüttert wird. M.E. zeigen seine Augen ebenfalls das Erstaunen und nicht etwa nur Gier – wie ein Kind das seinen sehnlichsten, aber nicht geäußerten Weihnachtswunsch erfüllt bekam…
Auf der anderen Seite sitzt sein „Ost-Michel“. Seine Wangen sind eingefallen, er ist ausgezehrt mit eckigen Knien und anderen Anzeichen der Not in der Nachkriegszeit. Zaghaft, fast ängstlich blickt er in Richtung auf die personifizierte, gewaltige UDSSR. Er scheint nichts gutes von dem riesigen Kerl zu erwarten… Doch der Riese zeigt sich unerwartet freundlich und er tätschelt zaghaft, fast zärtlich das Kinn des Kleinen. Der hat die Freundlichkeit sicher nicht erwartet und traut ihr auch nicht.

Was steht dahinter? Der Zeichner ist auf der Site ja namentlich benannt. Ernst Maria Lang war Karikaturist der Süddeutschen Zeitung zwischen 1947 und 2003. Damit ist klar, das er ein Zeichner aus dem Westen ist.

Ein weiterer, sehr wichtiger Hinweis ist das Jahr der Zeichnung: 1948. Das ist immer der wichtigste Punkt zum Verständnis einer Karikatur! Man kann sie nur durch die Zeitumstände verstehen. Was 1948 geschah, lässt sich leicht im Netz nachsehen.
Damals platzte endgültig die „gemeinsame Behandlung“ Deutschlands durch die Siegermächte durch Verschärfung des Ost-West-Gegensatzes. Statt das die 4 Sieger- & Besatzungsmächte gemeinsam irgendwie mit dem daniederliegenden Deutschland umgehen, verlässt die UDSSR den gemeinsamen alliierten Kontrollrat, aufgrund der 6-Mächte-Konferenz von London. Dort waren die Weichen gestellt worden, die Westzonen zu einem gemeinsamen Gebilde, in der Rückschau eben der BRD zusammen zu fassen. Der Streit mit der UdSSR war eskaliert, nachdem im Westen mit der D-Mark eine gemeinsame Währung eingeführt worden war. Diese Währungsreform legte bekanntlich den Grundstein für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg in der BRD. In der UdSSR sah man diese Maßnahmen als eine Brüskierung an, so wurde über West-Berlin erstmals eine Blockade verhängt, nachdem die DM auch dort eingeführt worden war. Die Alliierten konterten mit einer Luftbrücke!

Während im Westen nun Schritte begannen, in denen deutsche Politiker mit der Ausarbeitung einer künftigen Verfassung (jener der BRD natürlich!) begannen, die freilich immer für GANZ Deutschland gedacht war, wurde die UdSSR von dieser Entwicklung auf dem falschen Fuß erwischt. Man versuchte dort in der Folge mehrfach ein – wenigstens neutrales – Deutschland zu fordern, während die Westalliierten auf eine Integration in den Westen hinarbeiteten. Die UdSSR wusste nicht mehr zu tun, als zu versuchen die deutsche Einheit gegen eine deutsche Neutralität anzubieten. In der Bewegung „Stalin-UdSSR“ deutet sich diese Hilflosigkeit an. Sein „Deutscher Michel“ ist ratlos ob der unerwarteten Zärtlichkeit, die aber die dringlichste Not nicht lindern kann. Stalin bot also die Einheit, der Westen dagegen bietet wonach sich die im Nachkriegselend lebenden Deutschen sich noch mehr sehnen müssen: Nämlich die Befriedigung der dringendsten menschlichen Bedürfnisse, gegen die der schöne Traum der Einheit einfach nicht ankommen kann. Und dass, obwohl Deutschland letztlich doch EINE Nation ist, denn am Ende sind sie alle Deutsche. Treffend angedeutet das am Ende beide Deutschen aus dem gleichen Loch in den gleichen Eimer scheißen…

Beim Interpretieren von Karikaturen halte ich immer das Jahr und dann den Zeichner/Herkunft für das Wichtigste.
 
Ich würde dem noch hinzufügen, dass das rechte Kind geradezu abgemagert und verhungert wirkt (eingefallene Wangen usw.) während das linke Kind zwar auch recht dünn aussieht, aber doch besser "gefüttert" als das rechte...
Sehe ich nicht so. Im Gesicht des rechten Kindes sind vielleicht die Linien etwas dicker und länger, aber das kann sich auch durch die Mimik (Mund offen oder geschlossen) ergeben. Der Latz verschleiert bei beiden mehr oder weniger die Statur, aber auf mich wirken sie auch hier sehr ähnlich.
 
Medizinisch nennt man siamesische Zwillinge auch eine Doppelfehlbildung. In dieser speziellen Anordnung einen Pygopagus *klugscheiß*
Kann man die Anatomie der siamesischen Zwillinge hier vielleicht auch so deuten, daß nicht nur beide am A.... sind, sondern daß erstens bei beiden am Ende der gleiche Mist rauskommt, also sei es durch Füttern, sei es durch Streicheln, und zudem so, daß der eine den anderen nicht kennt? Denn sie schauen einander ja nicht an. Sie können auch nicht in verschiedene Richtungen gehen. Was für den einen Fortschritt ist für den anderen Rückschritt.
Das Streicheln interpretiere ich als ideologische Zuwendung. Vielleicht bin ich oberflächlich gebildet, aber zumindest in der DDR gab es doch sowas wie Marxismus / Leninismus sogar als Schulfach. Und im Westen? Chacun a son gout... und ansonsten Materialismus. Und die vereinten Westmächte sehen buchstäblich zu, daß das auch so bleibt. Wer den Mund voll hat, kann ja auch nicht protestieren und solange der Bauch nicht knurrt, wird er es auch nicht tun.

LG Kassia
 
@knalltüte
Nichts zu bemängeln, so stehen lassen, außer:
der linke Michel scheint nicht sehr scharf auf die ihm einflößende fremdbestimmte politische Suppe zu sein.

Hierzu das Jahr 1948 zu Rate ziehen: es war 1948 keineswegs in der deutschen Öffentlichkeit Meinung, dass es einmal zwei deutsche Staaten geben werde!!
Dementsprechend sind die beiden Michels als Siamesen zu bewerten. Sie sind unteilbar miteinander verbunden, werden aber von verschiedenen politischen ausländischen Ideologien auseinander"gefüttert".

Eine selbstbestimmte deutsche Zukunft ist laut Karikatur nicht zu erkennen. Und so kam es auch ein Jahr später 1949. Keine der beiden deutschen Staaten wählten oder stimmten über ihr jeweiligen Staat ab sondern entstanden per Festsetzung durch die deutschen Handlanger (Abhängigen) und dem Wohlwollen der jeweiligen ausländischen Mächte.
 
Die Karikatur ist 1948 veröffentlicht worden, jedoch mit Sicherheit vor dem 23. Juni 1948 (Beginn der Berlin-Blockade) oder dem 20. Juni 1948 (Währungsreform im Westen).

Vor der Luftbrücke waren die Westdeutschen sehr skeptisch gegenüber den Versuchen der Amerikaner, sie in ein westliches Bündnis einzubinden. Daher auch die eher skeptische Haltung des Westdeutschen Michels gegenüber der Suppe, die ihm da eingeflößt werden soll, wird doch eine Trennung vom östlichen Bruder befürchtet.

Erst mit der Luftbrücke änderte sich die Haltung der Westdeutschen zu den Amerikanern grundlegen. Die Amerikaner hatten gezeigt, dass sie bereit waren, Westdeuschland vor den Sowjets zu beschützen und auch dabei zu sterben (78 Amerikaner, Briten und Deutsche ließen bei Unfällen während der Luftbrück ihr Leben).
 
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