Gesichtsrekonstruktionen

Xander

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Moin moin

Im Spiegel steht aktuell ein Artikel über eine Gesichtsrekonstruktion:

Blätterhöhle-Frau bekommt nach 5600 Jahren wieder Gesicht - SPIEGEL ONLINE

Dies wirft bei mir wieder einmal die Frage auf, inwieweit diese Rekonstruktionen wirklichkeitsnah sind?
Gibt es Beispiele von Rekonstruktionen, die an Schädeln bekannter, kürzlich verstorbener durchgeführt wurden, um das Ergebnis zu überprüfen?
Ich gehe mal davon aus, dass es sowas gibt, doch habe ich sowas noch nicht gesehen.

LG
Andreas
 
Besonders beeindruckend finde ich bei dem Spiegel-Beispiel die Rekonstruktion der Kinnpartie ,obwohl dem Schädel des gesamte Unterkiefer fehlt. Woher will man wissen, ob die Frau faltige Haut oder, wie bei der Reko ein vollkommen glattes Gesicht hatte. Woran will man erkennen ob sie dicke oder schmale Lippen hatte. Besaß sie unter den Augen ausgeprägte Tränensäcke oder hatte sie eher Glupschaugen ? Nichts von diesen wichtigen Anhaltspunkten zu einer Physiognomie ist an Knochen zu erkennen. Ganz zu schweigen von Haar-und Augenfarbe.
 
Dies wirft bei mir wieder einmal die Frage auf, inwieweit diese Rekonstruktionen wirklichkeitsnah sind?
Wahrscheinlich bleiben Feinheiten wie Brauenschnitt, Barttracht, Frisur, Augenfarbe, Tätowierungen & Piercings :D, Gesichtsausdruck, Teint der Fantasie überlassen - ansonsten aber sollen solche Rekonstruktionen einigermaßen realistisch/wahrscheinlich sein.
 
@Galeotto, dekumatland

Ja, darum würde mich mal interessieren wie so Ergebnisse von "Testrekonstruktionen" ausschauen! :grübel:
 
Wahrscheinlich bleiben Feinheiten wie Brauenschnitt, Barttracht, Frisur, Augenfarbe, Tätowierungen & Piercings , Gesichtsausdruck, Teint der Fantasie überlassen
Also fast alles, was das tatsächliche Aussehen eines Menschen ausmacht.

Auch wenn man Tätowierungen & Piercings ausblendet: Für das Aussehen eines Menschen ist doch nicht nur ausschlaggebend, wie das Gewebe über dem Knochen gelagert ist, sondern Hautfarbe, Haarfarbe, Frisur, ...

Darum halte ich von solchen Rekonstruktionen auch recht wenig.
 
Die Technik der Gesichtrekonstruktion kommt aus der Forensik und ist eine hoch entwickelte Kunst. Gesichtszüge können ganz gut rekonstruiert werden, Haartrachten und andere "modische" oder altersbedingte Details natürlich nicht. Wobei man bei einem auf Grund des alters zahnlosen bzw. mit abgenutztem Zahnwerk versehenen Schädels , wohl annehmen kann, dass sein ehemaliger Eigentümer bereits Falten hatte. An den Muskelansätzen kann man erkennen, ob er eine starke oder schwache Muskulatur hatte, also einen Stiernacken oder einen Schwanenhals, ein kanntiges Kinn oder eingefallene Wangen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also fast alles, was das tatsächliche Aussehen eines Menschen ausmacht.

Auch wenn man Tätowierungen & Piercings ausblendet: Für das Aussehen eines Menschen ist doch nicht nur ausschlaggebend, wie das Gewebe über dem Knochen gelagert ist, sondern Hautfarbe, Haarfarbe, Frisur, ...

Darum halte ich von solchen Rekonstruktionen auch recht wenig.
Dem kann ich mich anschließen. Das gezeigte Beispiel bei spiegel.de nimmt viel zu viel Freiheiten heraus. Warum muss die Frau solche eng zusammengewachsene Augenbrauen haben? Diesem treuherzigen Blick wird noch ein schüchternes Lächeln gegeben, damit die Dame auch schön dämlich aussieht.

Heutige Schönheitschirurgen haben schon x-mal bewiesen, wie man ein Gesicht drastisch verändern kann, ohne den Schädelknochen zu tangieren. Auch im Gesicht gibt es Fettgewebe und Knorpel. Wie will man denn wissen, wie z.B. eine Nase gebaut war?


Nachtrag: Die Suche im Google mit »Fahndungserfolg Gesichtsrekonstruktion« ergibt »ungefähr 57« Treffer (beim zweiten Mal nur noch 30), mit Titeln wie »unbekannte Fälle«, »…bis heute namenlos«, »Discovery Channel …«. Blättert man bei Google weiter, sind’s plötzlich nur noch 16-18 Treffer…

Oho! »facial reconstruction successful investigation« gibt stolze 11,5 Mio. Treffer; die Amerikaner sind ja auch etwas enthusiastischer.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Bdaian, man setzt bei der Rekonstruktion Marker auf dem Schädel auf, die immer die gleiche Stärke der Weichteile zeigen. Kein Mensch gleicht aber dem Anderen, auch nicht in der Dicke und Auprägung von Gesichtsmuskeln. Alles, was ein Gesicht einer Person zuordenbar macht, ist nicht eindeutig rekonstruierbar. Die Form der Nasenflügel, läuft die Nase spitz oder rundlich nach dem Nasenbeinknochen zu. Die Größe der Augen, wo hat der Dargestellte eventuelle Fettwülste oder war er mager, mit eingefallenen Wangen. Sind die Ohren groß oder klein, anliegend oder abstehend. All das ist völlig spekulativ. Genau diese Merkmale sind aber sehr wichtig um einen Menschen eindeutig wiederzuerkennen.
 
rekonstruktion

Hallo

@Galeotto
Kein Mensch gleicht aber dem Anderen, auch nicht in der Dicke und Auprägung von Gesichtsmuskeln. Alles, was ein Gesicht einer Person zuordenbar macht, ist nicht eindeutig rekonstruierbar. Die Form der Nasenflügel, läuft die Nase spitz oder rundlich nach dem Nasenbeinknochen zu. Die Größe der Augen, wo hat der Dargestellte eventuelle Fettwülste oder war er mager, mit eingefallenen Wangen. Sind die Ohren groß oder klein, anliegend oder abstehend. All das ist völlig spekulativ. Genau diese Merkmale sind aber sehr wichtig um einen Menschen eindeutig wiederzuerkennen.
das ist imho so nciht richtig. Klar, Haarfarbe , Teint, Falten und z.B. Augenfarbe sind unbekannte, abe auf der anderen Seite ist das nichts anderes als angewandte Foresensik, genauer Anatomie und Antropologie. Man darf vin seier solchen Rekonstruktion nicht dasselbe , wie eine Fotographie erwarten. Aber wen wir das ganze mal in sw sehen und betrachten würden, dann kommt eine solche Rekonstruktion dem Original sehr nahe (wenn man das original in sw abbildet). Die Phiosognie wird m.M. bei solchen Rekonstruktionen sehr genau getroffen, es ist nat. klar, da mir Mittelwerten gearbeitet wird, die sind aber sehr gut wissenschaftlich unterfüttert.

Ob eine solche Rekonstruktion den Teint, die Falten Augenfarbe etc. genau trifft ist im Grunde doch nebensächlich, nur eine Rekonstruktion mit weißer (wachsfarbeer Haut) , keiner Haarfarbe würde an den anatomischen Merkmalen nichts ändern, aber sie wäre leblos, wie Fahndungsphotos, also alles andere als Geschichte zum Anfassen.

mfg
schwedenmann
 
So ist die "Geschichte zum Anfassen" aber reichlich viel Fantasie zum Anfassen.

Im Übrigen finde ich im Artikel den Satz "In einer Fußgängerzone würde diese kaum auffallen." seltsam. Dass die junge Frau wie ein Australopithecus aussehen würde, war schließlich nicht zu erwarten. Ich finde bereits das "kaum" übertrieben - sofern sich der Satz aufs Gesicht bezieht, wie ich vermute, und nicht etwa auf die Kleidung. Möglicherweise gehen die Autoren solcher Artikel von völlig unrealistischen Vorstellungen des Durchschnittslesers aus, wie Menschen vor einigen tausend Jahren ausgesehen haben (nämlich noch wie "Urmenschen"). Bei Ötzi wurde auch oft betont, dass er wie die Menschen heute aussah.
 
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