Hallo miteinander,
ich habe mich durch die verschiedenen Beiträge in diesem Thread gelesen, und viele Punkte wurden bereits angesprochen, so daß ich nur noch einige kleine Ergänzungen habe...
Aus diesem Grund erlaube ich mir, eine Zusammenfassung der Punkte zu geben, die wir und/oder andere befreundete Gruppen aus dem Bereich "Living History" in unseren Recherchen herausgefunden haben.
Anm.: Hauptbezugspunkt meiner Ausführungen ist das hochmittelalterliche westliche Europa - also nach 1000 und vor 1300, zudem ohne Byzanz, Rußland und den islamischen Machtbereich!
Zum Wasser: dieses wurde zwar getrunken, setzte aber voraus, daß eine Quelle bzw. über ein Brunnensystem Grundwasser verfügbar war. Anderes Wasser - insbesondere in der Nähe von Städten - war oftmals verunreinigt und deshalb ungenießbar.
Zum Bier: der Genuß von Bier war relativ stark verbreitet, und es galt - diametral zu heute - nicht als Genußmittel, sondern als wichtiger Bestandteil der Nahrung. Dies hatte vor allem damit zu tun, daß es einen vergleichsweise geringen Alkoholgehalt (deswegen auch "Dünnbier") und insbesondere aber - was noch wichtiger war - einen hohen Kaloriengehalt hatte.
Wichtig ist dabei außerdem, daß es noch kein Reinheitsgebot gab - dieses datiert bekanntlich von 1516, ergo Frühe Neuzeit -, so daß außerhalb der Klosterbrauereien oftmals auch minderwertiges Getreide dabei nutzbar war, und das Bier mit Aromastoffen wie Enzian, Lavendel, Salbei und Koriander versetzt wurde.
Manches Bier der damaligen Zeit entspräche heute zudem höchstwahrscheinlich einem Kräuterbier...
Zum Wein: Wein war als Weißwein weit verbreitet - und bei ärmeren Leuten mit Wasser und Essig gestreckter "Nachwein" aus der zweiten Traubenpressung. Außerdem ist hier noch der sog. Hippokras zu nennen, der besonders gewürzt und gezuckert war, und der Kranken verabreicht wurde.
Rotwein wurde seltener getrunken und gewann dann v.a. im Spätmittelalter mehr Bedeutung...
Wichtig ist beim Wein noch, daß man damals die Anbaugrenzen für Weintrauben nicht kannte und quasi überall Wein anbaute, wo gerade Platz dafür war; dementsprechend waren viele Weine entsprechend bitter, sauer und alles andere als wohlschmeckend.
Viele Weine wurden aus diesem Grund auch gewürzt und nicht pur getrunken...
Zum Met: dieser aus Honig vergorene Wein wurde bis ins 12. und 13. Jh. getrunken und verschwand erst danach von der "täglichen Getränkekarte".
Neben dem aus Trauben vergorenen Wein und dem Met wurden auch Obstweine getrunken.
Zur Milch: Milch wurde zwar auch getrunken, aber eher selten, denn meist wurde sie weiterverarbeitet - entweder zu Milchprodukten (Käse, Quark etc.) oder aber als Zutat an Gerichten, insbes. Suppen.
Sonstiges: Obst wurde natürlich nicht zwangsläufig vergoren, sondern oftmals auch in Form von Säften konsumiert.
Ausblick bzgl. Schnaps etc.:
Brennen bzw. Destillieren von Alkohol kam erst gegen Ende des Mittelalters durch die Erkenntnisse der Alchimie auf, und die ersten Branntweine wurden zunächst in der Medizin eingesetzt. Erst im 16. Jh. - also wieder in der Frühen Neuzeit - verbreiteten sich Branntwein u.ä. Spirituosen als Getränk, als man kommerziell brennen konnte.
Desweiteren wären noch folgende beiden Punkte bezüglich Getränke und Trinkgewohnheiten hervorzuheben:
1. Es gab diesbezüglich eine deutliche Veränderung zwischen Früh- und Hochmittelalter.
2. Es gab ab dem Hochmittelalter zudem Unterschiede zwischen den Ständen, was den Konsum bestimmter Getränke u. dgl. anging.
Gut recherchiert nachzulesen ist all dies viel detaillierter unter
http://www.geschichte-mittelalter.de/tischsegen.htm
In diesem Sinne
Timo