Gettysburg

Reinecke

Aktives Mitglied
Für einen Filmabend habe ich letztens ein paar Informationen zusammengestellt, um den "militärhistorischen Laien" das Geschen besser verständlich zu machen. Auch wenns für Korrekturen, Verbesserungsvorschläge etc im Prinzip zu spät ist: Kritik, bitte! :winke:




Gettysburg


Allgemeines


Die USA unterhielten nur eine sehr kleine stehende Armee; im Kriegsfall (das letzte mal im größeren Umfang im Krieg gegen Mexiko in den 40ern??) wurden wie im Unabhängigkeitskrieg Milizen ausgehoben; gleiches geschah, meist im lokalen Rahmen, bei Auseinandersetzungen mit Indianern oder anderen gewaltsamen Auseinandersetzungen (bspw wären der Black Hawk-Krieg oder die Kriege gegen die Seminolen, oder der Zwischenfall bei Harpers Ferry).


Dieses Fehlen einer umfangreichen ständigen Armee bestimmte auch den Sezessionskrieg maßgeblich. Die Südstaaten hatten seit den späten 50er Jahren ihr Milizsystem reorganisiert und verbessert; diese Ausgangslage (der Süden hat bereitstehende Milizen, wären der Bundesregerung eine ständige Kriegsmacht fehlte) macht den Entschluss zur Sezession etwas verständlicher (neben "Patriotismus"). Auch von der regulären Armee trat ein erheblicher Teil zu den Südstaaten über (zumeist natürlich die, die aus diesen Staaten stammten); dies geschah mWn überall friedlich.


Doch an sich war der Süden in fast jedem militärischen bedeutendem Punkt klar unterlegen. Die Nordstaaten hatten ein mehrfaches der Einwohnerzahl (besonders wenn man im Süden die schwarzen Sklaven rausrechnet); der Norden verfügte im Gegensatz zu den Südstaaten über eine eigene Industrie, die die Ausrüstung einer Armee aus eigener Kraft sicher stellen konnte, während der Süden praktisch alle schweren Waffen importieren mussten (während die US Navy versuchte, die Häfen zu blockieren), und auch die Ausrüstung der konföderierten Armee mit Kleidung, Schuhen, Munition etc. nur unzureichend sicher stellen konnte.


Was Zahl, Ausrüstung, Bewaffnung und Nachschub angeht war der Norden zu eigentlich jedem Zeitpunkt überlegen. Die großen Pluspunkte der Konföderation waren:


Die Moral der Truppen war ausgesprochen hoch: Es ging nicht um politische Fragen wie Sklaverei o.ä., sondern um die Verteidigung der Heimat gegen eine fremde Okkupation; so sahen es die meisten Südstaatler, und entsprechend war die Motivation.


Während der ersten Kriegsjahre wurde der Krieg im Osten hauptsächlich auf dem Boden der Konföderation ausgetragen, nämlich in Virginia. Dies führte einmal zur einer Verstärkung des oben genannten Moments der Heimatverteidigung, bedeutete aber auch eine großen Vorteil, was die Haltung der Bevölkerung angeht: Diese half primär den Konföderierten mit Verpflegung etc., besonders aber mit Hinweisen.


Dazu kam, dass die konföderierte Kavallerie den Bundestruppen zuBeginn des Krieges klar überlegen war. Der Grund mag u.a. der Gentleman-Habitus der herrschenden Klasse des Süden gewesen sein.


Außerdem verfügte der Süden mit General Lee zumindest im Osten über einen hervorragenden Strategen, dem es wiederholt gelang, die Unionstruppn auszumanövrieren und zu schlagen.


Die militärischen Operationen während des Sezessionskrieges konzentrieret sich auf zwei Großschauplätze: Den Westen und den Osten.


Die Grundeinheit war das Regiment, das eine Sollstärke von 1.000 Mann hatte, in bis zu 10 Kompanien aufgeteilt war und meist von einem Colonel (Oberst) kommandiert wurde. Mehrere Regimenter bildeten eine Brigade, mehrere Brigaden eine Division. Auf Brigade- und Divisonsebene waren kleinere Artillerie- und Kavallerie-Einheiten in die Struktur integriert. Mehrere Divisionen bildeten ein Armeekorps, dass neben dieser Infantrie in jedem Fall über eine starke Artillerie-Reserve und Kavallerie zur Aufklärung verfügte. Daneben existierten große unabhängige Kavallerieformationen (Regimenter, Brigaden und Divisionen), die, mit schneller und leichter Artillerie ausgerüstet, in der Lage waren, in größerem Umfang schnelle Operationen durchzuführen; auch diese Operationen dienten in erster Linie der Aufklärung.


Die Regimenter wurden allerdings nur selten verstärkt, so dass die Iststärke häufig nur 200 bis 300 Mann betrug. Es war einfacher. neue Regimenter auszuheben (aus welchen Gründen auch immmer...).


Eine operierende Armee konnte wenige Regimenter oder mehrere Armeekorps umfassen, je nach Lage der Dinge. Daneben gab es natürlich Truppen, die feste Plätze oder Städte verteidigten oder andere spezielle Aufgaben durchzuführen (bspw das Marine Corps). Auch waren ständig weitere Regimenter in Aufstellung bzw Grundausbildung; ohne wenigstens einige Wochen der Vorbereitung wurde kaum eine Einheit ins Feld geschickt.


Die Einheiten wurden fast ausschließlich von den Staaten gestellt, bezahlt, ausgerüstet etc.pp., und zwar auf beiden Seiten; daher auch die Regiments-Namen "12. Illinios", "3. Missouri" u.ä. Bei den Nordstaaten gab es einige wenige Ausnahmen (bei Gettysburg bspw die "1. US Sharpshooters")


Der Krieg wurde größtenteils von Amateuren geführt; selbst höhere Kommandopositionen (bis hinauf zu Regiments- und Brigadekommandeuren) wurden von Personen besetzt, die nie eine echte militärische Ausbildung erhalten hatten (West Point o.a. Militärakademie), sondern wie die gemeinen Soldaten das notwendige Wissen in einer kurzen Ausbildung erhielten und dann mehr oder minder auf sich gestellt waren. Diese Mischung von hoch motivierten, aber größtenteils völlig unerfahrenen Soldaten gab dem Sezessionskrieg sein besonderes Gesicht und unterschied in grundsätzlich von den Kriegen in Europa, trotz gleicher Kultur, Kriegstechnik und Technologie.


Besonders führte dieses Zusammentreffen von Faktoren zu hohen Opferzahlen im Sezessionskrieg. Eine moderne, tödliche Bewaffnung traf auf hoch motivierte Truppen, die auf unteren Ebenen von Leuten geführt wurden, die zumindest am Anfang ihrer Karriere nicht wirklich wussten, was sie taten. Und auch wenn die Generalität auf beiden Seiten natürlich West Point-Absolventen waren, fehlte auch diesen generälen der Erfahrung mit einem großen Krieg.


Das Fehlen eines umfangreichen stehenden Heeres wirkte sich besonders bei der Kavallerie aus: diese wurde im Sezessionskrieg fast ausschließlich zur Aufklärung eingesetzt. Für die Rolle einer echten Schlachtenkavallerie fehlte sowohl die Quantität als auch die Qualität; im Gegensatz dazu gab es in Europa noch eine echte Schlachtenkavallerie, auch wenn deren Bedeutung immer weiter abnahm (=> Todesritt der Brigade v. Bredow).


Interessant auch: Man verpflichtete sich für eine bestimmte Zeit (bei der ersten Aushebung vor Kriegsbeginn 90 Tage, später bspw für drei Jahre ), nicht bis Ende des Konflikts; das bedeutete theoretisch, dass ein Soldat, des Dienstzeit abgelaufen war, automatisch Zivilist war, selbst "wenn ihm noch die Kugeln um die Ohren flogen".






Die konkrete Situation


Seit Beginn des Krieges fanden die meisten Operationen im Osten in Virginia statt. Dieser zur Konföderation gehörende Staat grenzte am Fluß Potomac an das zur Union gehörende Maryland; besonders aber lag dort, am Potomac zwischen den beiden Staaten, die Unionshauptstat Washington, die unbedingt gehalten werden mussten. Washignton lag am nördlichen Ufer des Potomac, war stark besetzt und von Verschanzungen und Artillerie hervorragend geschützt. Ein direkter Angriff verbot sich für den Süden daher von selbst.


Von Washington aus stießen Unionstruppen (die Potomac-Armee) immer wieder nach Virginia vor. Mal um Mal wurden sie dabei von Konföderationstruppen (der Nord Virginia-Arnmee) unter General Lee geschlagen, obwohl die Konföderierten immer in der Unterzahl waren. Aber Moral und gute Führung siegten bei mehreren Schlachten über Material und Zahl (Bull Run 1 & 2, Fredericksburg, Chancelorsville), und jedesmal musste die Potomac-Armee nach Washington zurück weichen.


Im Jahr 1863 (ick gloob nach Chancelorsville) entschloss sich Lee zu einem Vorstoß nach Norden (zum 2. Mal, wenn ich mich recht erinnere...). Die Hoffnung war, die Unionsarmee dort auf freiem Feld zu schlagen, dann Washington von Norden und Süden gleichzeitig zu bedrohen bzw einzuschließen und damit Präsident Lincoln zu einem Frieden zu zwingen, der die Unabhängigkeit der Konföderation anerkennen würde.


Lee zog mit drei Armeekorps im Schutz einer Bergkette (Blaue Berge) durch Maryland bis nach Pennsylvania (Kernland der Union). Die Unionsarmee folgte ihnen ?sieben? Armeekrops stark östlich dieser Berge. Dabei muss gesagt werden, dass Armeen dieser Größe sich nicht auf einer einzelnen Straßen bewegen können. Würden sie das tun würde die Marschkolonne sich auf dutzende, ja hunderte Kilometer ausdehnen. Daher operierten die Armeekorps getrennt, aber in naher Entfernung. Wichtig war es dabei, die Verbindung aufrecht zu erhalten und sich nicht voneinander trennen zu lassen. Daher war es von strategischer Bedeutung, die Wegkreuzungen unter Kontrolle zu halten.


Angeblich waren konföderierte Truppen unter General Heth auf der Suche nach Schuhen, als sie gegen die Kleinstadt Gettysburg vorgingen. Auf Gettysburg laufen aber zehn Straßen zu, es ist der wichtigste Kreuzungspunkt der Region. Daher wurde es mE automatisch zu dem Punkt, an dem die verfeindeten Armeen aufeinandertrafen, nachdem Lee die Berge nach Osten überschritt und das Gefecht mit den Unionstruppen suchte. Dummerweise war General JEB Stewart mit der gesamten konföderierten Kavallerie auf einem Aufklärungsritt mehrere Tage von den Hauptttruppen getrennt, so das Lee ohne jegliche verifizierte Informationen ins Gefecht zog.




So weit, so gut; genaue Beschreibungen des Schlachtgeschehens wären der Spannung des Films etwas abträglich, daher endet das Ganze hier.


 
Endlich mal wieder ne ordentliche Schlägerei! Viel Arbeit haste da rein gesteckt und viele interessante Informationen zusammengetragen. Für einen Filmabend eine tolle Einleitung. Deswegen nur noch ein paar einzelne Anmerkungen.

Außerdem verfügte der Süden mit General Lee zumindest im Osten über einen hervorragenden Strategen, dem es wiederholt gelang, die Unionstruppn auszumanövrieren und zu schlagen.
Lee wurde anfangs auf Seiten der Konföderierten unterschätzt. Seine ersten Einsätze in 1861 in Virginia waren Mißerfolge, er wurde zunächst aus dem Weg geräumt, dann Militärberater von Jefferson Davis. Seine Berufung an die Spitze der Feldarmee war eher eine Notmaßnahme nach der Ablösung General Johnstons wegen Verwundung. Lee wurde bei den Konföderierten zunächst als "Granny" und "King of Spades" vernunglimpft.Er ließ seine Truppen sich zur Verteidigung Richmonds ganz unheroisch eingraben. Ein erster Vorgeschmack auf die Schrecken des industrialisierten Krieges im 20. Jahrhungert. Seine anschließenden "Erfolge" sind m. E. in erster Linie mehr einer unglaublichen Aggressivität denn besonderer taktischer oder operativer Genialität geschuldet. Allerdings genügte sein Biss und der seiner Soldaten, allen voran Stonewall Jackson, eine zunehmend verunsicherte Nordstaaten "Army of the Potomac" in einer Serie taktischer Niederlagen (sprich: verlorener Angriffsschlachten) operativ in die Defensive und von Richmond zurück zu drängen. Diese - sehr verlustreiche - Vorwärtsverteidigung begründete erst Lees ungemeine Popularität bei Truppe und Bevölkerung. Gefestigt wurde sie durch großartige Siege, wie Fredericksburg und Chancellorsville, für die ihm allerdings die Dämlichkeit der ihm gegenüberstehenden Generale der Nordstaaten sehr in die Hände spielte.
Robert Edward Lee Biography


Der Krieg wurde größtenteils von Amateuren geführt; selbst höhere Kommandopositionen (bis hinauf zu Regiments- und Brigadekommandeuren) wurden von Personen besetzt, die nie eine echte militärische Ausbildung erhalten hatten (West Point o.a. Militärakademie), sondern wie die gemeinen Soldaten das notwendige Wissen in einer kurzen Ausbildung erhielten und dann mehr oder minder auf sich gestellt waren. Diese Mischung von hoch motivierten, aber größtenteils völlig unerfahrenen Soldaten gab dem Sezessionskrieg sein besonderes Gesicht und unterschied in grundsätzlich von den Kriegen in Europa, trotz gleicher Kultur, Kriegstechnik und Technologie. [...]
Besonders führte dieses Zusammentreffen von Faktoren zu hohen Opferzahlen im Sezessionskrieg. Eine moderne, tödliche Bewaffnung traf auf hoch motivierte Truppen, die auf unteren Ebenen von Leuten geführt wurden, die zumindest am Anfang ihrer Karriere nicht wirklich wussten, was sie taten. Und auch wenn die Generalität auf beiden Seiten natürlich West Point-Absolventen waren, fehlte auch diesen generälen der Erfahrung mit einem großen Krieg.
Jepp, der größte Teil der Vorkriegsarmee blieb in den Außenposten im Indianerland stehen. Die meisten höheren Offiziere waren entweder Absolventen von West Point (Profis) oder "Political Generals", einflussreiche Politiker, die zur Mehrung ihres Ruhms ein Truppenkommando erhielten im Tausch gegen politische Unterstützung der Regierung. Zum Ausbruch des Krieges konnte und tat man die Armeen beider Seiten als "bewaffnete Mobs" bezeichnen. In den ersten ein, zwei Jahren des Krieges hatten die Truppen an der Front allerdings gelernt - the hard way. Prussia in the American Civil War - Wikipedia, the free encyclopedia , Kapitel "Official Action". M. E. hätte jede der bei Gettysburg kämpfenden amerikanischen Armeen jedes vergleichbar große zeitgenössische europäische Heer geschlagen. Problematisch waren spätestens ab 1862 die höheren Truppenführer, die immer noch in der Welt Napoleons dachten und planten. Ein Umstand, der die Bedingungen der aktuellen industrialisierten Kriegführung mit ihrer weit höheren Feuerkraft nicht mehr angemessen berücksichtigte und in hirnlosen Frontalangriffen (Fredericksburg, Gettysburg) Menschenleiber in großflächige Kugelhagel schickte. Das ist die nächste Parallele zum europäischen Kriegsschauplatz des WK I.




Das Fehlen eines umfangreichen stehenden Heeres wirkte sich besonders bei der Kavallerie aus: diese wurde im Sezessionskrieg fast ausschließlich zur Aufklärung eingesetzt. Für die Rolle einer echten Schlachtenkavallerie fehlte sowohl die Quantität als auch die Qualität; im Gegensatz dazu gab es in Europa noch eine echte Schlachtenkavallerie, auch wenn deren Bedeutung immer weiter abnahm (=> Todesritt der Brigade v. Bredow).
Wie in Deinem Beispiel oder bei der "Charge of the Light Brigade" im Krimkrieg zu sehen, hatte "Schlachtenkavallerie" auf einem modernen Schlachtfeld damals nichts mehr zu suchen. Eine weitere Lehre, die die europäischen Militärs NICHT aus dem US Bürgerkrieg gezogen hatten. Auch hier waren die Amerikaner m. E. recht pragmatisch. Im übrigen gab es noch große Reitergefechte im Bürgerkrieg - das größte am Tage von "Pickett's Charge" in der Schlacht von Gettysburg. (Findet im Film gar keine Erwähnung und war für den Ausgang der Schlacht auch irrelevant.)
Gerade die Raids von J. E. B. Stuart waren der militärischen Situation durchaus angemessen, Pferde waren Transportmittel, mit denen schnell und hochmobil im Rücken der gegnerischen Armeen operiert und geschadet werden konnte. In dem großartigen Roman "The Killer Angels" legt Michael Shara dem "Ortsaussucher" der Schlacht von Gettysburg, dem Kavalleriegeneral Buford die Worte in den Mund (sinngemäß):"Pferde haben auf dem Schlachtfeld nichts zu suchen. Sie tragen dich vorher hin und danach das, was von dir übrig ist, wieder weg. Nicht mehr." Ich habe nie einen Nachweis der Authentizität des Zitates gefunden, ich halte es aber für sehr passend - Bufords Männer kämpften abgesessen.
Dass die Kavallerie sich selbst mit nichten als Aufklärungsmittel angesehen hat, ist gerade durch das Verhalten Stuarts vor der Schlacht von Gettysburg gezeigt. Er ging wieder auf einen Heldenraid und klärte eben nicht auf, weswegen Lee ohne vernünftiges Lagebild in die Army of the Potomac reinrannte.

So, genug gequasselt.
"Gettysburg was the price the South paid for having Robert E. Lee as commander."
(Shelby Foote)
The Killer Angels by Michael Shaara - Associated Content - associatedcontent.com
Viel Spaß beim Film
 
... Im übrigen gab es noch große Reitergefechte im Bürgerkrieg - das größte am Tage von "Pickett's Charge" in der Schlacht von Gettysburg. (Findet im Film gar keine Erwähnung und war für den Ausgang der Schlacht auch irrelevant.)
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Ähmmm: Picket´s Charge war ein Infanterieangriff und wird im Film sehr wohl dargestellt. :pfeif:

Pickett's Charge - Wikipedia, the free encyclopedia

Ansonsten stimme ich weitgehend zu. Es gab zahlreiche Kavallerie, die jedoch zumeist in der Rolle berittener Infanterie verwendet wurde. Sogar viele von den kleineren Reitergefechten die stattfanden, wurden mit Revolver und Schrotflinte ausgetragen und nicht mit dem Säbel. Vor allem die irregulären Südstaatenkavalleristen waren gelegentlich mit einer größeren Anzahl Handfeuerwaffen in den Satteltaschen ausgerüstet, hatten oft aber keinen Säbel. Zu der Zeit gab es bei den Preussen nur eine einschüssige Pistole neben Säbel und Karabiner.

Die Südstaatenarmee hatte einen größeren Anteil an Kavallerie. Artillerie hatten sie zwar in geringerer Anzahl, diese jedoch mit mehr und besseren Offizieren ausgestattet (die Mehrheit der West-Point-Absolventen waren Südstaatler), so dass sie auch effektiver eingesetzt werden konnte.

Dass beide Armeen zu Zeiten von Gettysburg besser als jede gleich große Europäische Armee gewesen wäre, möchte ich bezweifeln. Der Anteil der unerfahrenen Milizsoldaten und improvisierten Offiziere war nach wie vor hoch. Der Krimkrieg und seine Erfahrungen so wie die Italienkriege lagen dagegen nur kurz Zurück und Frankreich und Ö_U hatten beide hochprofessionelle und gut trainierte Truppen. (Die Preussen lassen wir mal aussen vor). Ich empfehle mal eine Beschreibung der Schlachten bei Magenta und Solferino zu lesen und vor allem der von den Franzosen (besonders den Zuaven) verwendeten Taktiken. Die haben ihre Sturmangriffe im Laufschritt durchgeführt, alle möglichen Deckungen genutzt und haben sich vor jeder feindlichen Salve zu Boden geworfen. Das sind in der Tat moderne Vorgehensweisen die bei den Milizheeren noch unbekannt waren.

Die amerikanische Kavallerie war dagegen vermutlich besser als ihre europäische Pendants. Wie du jedoch schon selber schriebst, war sie nicht mehr schlachtentscheidend. Die Deutsche Kavallerie hatte aber 1870 dennoch einen wichtigen Anteil am Sieg durch ihre Aufklärungs- und Verschleierungsaktivitäten.
 
Die amerikanische Kavallerie war dagegen vermutlich besser als ihre europäische Pendants.
Was man in den USA aufs Pferd setzte, war eigentlich keine Kavallerie sondern berittene Infanterie. Kennen wir alle aus Western.
Ein Vergleich mit Europa, erst recht wenn es um Qualitätsurteile geht, ist wie Äpfel vs. Birnen.

Dazu ein Aufsatz von Engels aus dem Jahr 1858:
http://www.mlwerke.de/me/me14/me14_286.htm
In der Armee der Vereinigten Staaten gibt es 2 Regimenter Dragoner, 1 Regiment berittene Schützen und 2 Regimenter, die als Kavallerie bezeichnet werden. Es ist empfohlen worden, alle diese Regimenter Kavallerieregimenter zu nennen. Die Kavallerie der Vereinigten Staaten ist faktisch eine berittene Infanterie.
...so ist die Kavallerie doch eine unentbehrliche Waffengattung und wird es auch immer bleiben...
Tja, Marx und Engels irrten auch da...
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr ausführliche Bewertung, Reinecke, leider habe ich im Moment nur Zeit auf einen Aspekt einzugehen:

Der Krieg wurde größtenteils von Amateuren geführt; selbst höhere Kommandopositionen (bis hinauf zu Regiments- und Brigadekommandeuren) wurden von Personen besetzt, die nie eine echte militärische Ausbildung erhalten hatten (West Point o.a. Militärakademie), sondern wie die gemeinen Soldaten das notwendige Wissen in einer kurzen Ausbildung erhielten und dann mehr oder minder auf sich gestellt waren. Diese Mischung von hoch motivierten, aber größtenteils völlig unerfahrenen Soldaten gab dem Sezessionskrieg sein besonderes Gesicht und unterschied in grundsätzlich von den Kriegen in Europa, trotz gleicher Kultur, Kriegstechnik und Technologie.

Da hast du insofern Recht, als dass fast alle militärischen Spitzenpositionen der Vorkriegsarmee (und folgenderweise der Südstaatenarmeen) von den Söhnen der ländlichen Aristokratie des Südens besetzt waren. West Point liegt im Süden. Eine Offiziersstellung gehörte zum Lebenslauf eines "Landjunkers" wie im Cursus Honorum. Deshalb gehen die Namen der konföderierten "Kriegshelden" auch in die dutzende (und sie werden mancherorts in den USA wie heilige verehrt). Der Norden war, obwohl technologisch und zahlenmäßig überlegen, in der Führung hoffnungslos unter- bzw. mit politischen Kandidaten wie McClellan oder Schurz besetzt, die zwar die bevölkerung für sich begeistern konnten, aber militärisch erfolglos und schlicht blöde waren. Erst im Laufe des Krieges stiegen aus den Rängen neue Talente hervor bzw. bewiesen sich als kompetent: z. B. Sherman, Sheridan, Osterhaus.

Aus demselben Grund blieb die Marine überwiegend loyal. Hier erwies sich die kleine Größe als ein Problem; beim Ende des Krieges hatten die USA allerdings dann die größte und modernste Flotte der Welt.
 
Ähmmm: Picket´s Charge war ein Infanterieangriff und wird im Film sehr wohl dargestellt. :pfeif:

Pickett's Charge - Wikipedia, the free encyclopedia
Er hat auch nichts anderes geschrieben.

Er schrieb allerdings dass zweitgleich zu Pickett's Charge eine Reiterschlacht stattfand, sozusagen etwas abseits vom Hauptschlachtfeld. Das finde ich eigentlich auch für die Zeit und den Krieg charakteristisch. Es gab ja viele Reitergefechte, welche auch noch zu Pferde ausgefochten wurden, nur blieben eben dabei oftmals sozusagen die Reiter unter sich und attackierten z.B. keine in Ordnung stehende Infanterieformationen mehr (wie z.B. bei der großen franz. Kav.att. bei Waterloo).
 
Wie in Deinem Beispiel oder bei der "Charge of the Light Brigade" im Krimkrieg zu sehen, hatte "Schlachtenkavallerie" auf einem modernen Schlachtfeld damals nichts mehr zu suchen. Eine weitere Lehre, die die europäischen Militärs NICHT aus dem US Bürgerkrieg gezogen hatten.

Daher mein Hinweis auf den Todesritt der Brigade Brdeow (Dt-Frz Krieg 1870/71); trotz riesiger Verluste rettete hier der Angriff der pr. schweren Kavallerie mehrere Inf.-Divisionen vor der Vernichtung. Dies wurde in der pr. Generalität bis zum 1. Wk. als "Beweis" betrachtet, dass eine Schlachtenkavallerie auch in modernen Gefechten bei "richtigem Einsatz" noch ihre Berechtigung haben kann. Nicht, dass das eine objektive Wahrheit war, aber eine Einschäntzung zumindest einiger Militärs des 19. Jh. mit entsprechenden Folgen. Im am. Bürgerkrieg gab es schlicht keine Kavallerie, die irgendwelche "Todesritte" ausführen konnte, was von solchen Einschätzungen bewahrte... die auch mE eher nicht mehr in die Zeit passten, da geb ich Dir Recht... ;)


In dem großartigen Roman "The Killer Angels" (...)

BTW, auf dem Roman basiert auch der Film "Gettysburg"; muss ich unbedingt auch mals lesen. :winke:

EDIT
West Point liegt im Süden.

Nö, im Staat New York. ;)

http://de.wikipedia.org/wiki/West_Point_%28New_York%29

Hierzu eine Frage:

(die Mehrheit der West-Point-Absolventen waren Südstaatler)

Da ja kaum ein Krieg so gut dokumentiert ist wie der Sezessionskrieg, lässt sich das sicher nachweisen; bei der Kavallerie zumindest wusste ich das. Wie aber erklärt sich das, immerhin stellte der Norden die Bevölkerungsmehrheit? Ich würde erst mal primär auf den "arisokratischen" Habitus der oberen Klassen im Süden tippen; gibt es andere Erklärungen dafür?
 
Zuletzt bearbeitet:
Im am. Bürgerkrieg gab es schlicht keine Kavallerie, die irgendwelche "Todesritte" ausführen konnte, was von solchen Einschätzungen bewahrte... die auch mE eher nicht mehr in die Zeit passten, da geb ich Dir Recht...

Das verstehe ich wiederum nicht.

Warum hätten nicht auch die CS- oder US-Kavallerie Todesritte durchführen können? Aus der Anfangsphase des Krieges habe ich auch noch Bilder in Erinnerung, die ich mal in einem Buch gesehen habe, wo man anreitende Kavallerie mit gezogenem Säbel sah. (Leider habe ich das Buch nicht vorliegend, aber ich glaube eine schöne Zeichnung war dabei, die mir kein Fantasieprodukt sondern eine Abbildung eines realen hist. Ereignisses schien.)

Stuart wurde bei Bull Run auch eingesetzt. Siehe: File:First Bull Run July21 1600.png - Wikipedia, the free encyclopedia
 
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Da ja kaum ein Krieg so gut dokumentiert ist wie der Sezessionskrieg, lässt sich das sicher nachweisen; bei der Kavallerie zumindest wusste ich das. Wie aber erklärt sich das, immerhin stellte der Norden die Bevölkerungsmehrheit? Ich würde erst mal primär auf den "arisokratischen" Habitus der oberen Klassen im Süden tippen; gibt es andere Erklärungen dafür?

Es ist lange her, dass ich das gelesen habe und weiss nicht mehr, ob eine Erklärung mitgeliefert wurde. Ich vermute es hat tatsächlich mit der sozialen Zusammensetzung zu tun. Die Söhne von Grossgrundbesitzern werden sich vermutlich eher einer Karriere in der Armee widmen, als Kaufmanns- Handwerker- und Industriellensprößlinge, die wenn schon, sich eher der Marine zuwenden würden, wo man zumindest etwas nützliches erlernen kann.

Auch einige der Offiziere die der Union treu blieben, stammten aus den Süden, wie z.B. Philip Cooke aus Virginia, dessen Sohn Südstaatengeneral wurde und dessen Tochter mit JEB Stuart verheiratet war.

Auch der Kommandeur der Unionsarmee zu Beginn des Krieges, der 75.jährige Winfield Scott, war aus Virginia. Er entwarf noch einen Plan zur Niederwerfung der Rebellion, trat aber aus Altersgründen bald zurück und übergab an McClellan

Ian Hogg schreibt in "Weapons of the A.C.W." über die viel höhere Dotation an offizieren bei der Artillerie. So wurde ein Brigadier-General je 80 Geschütze vorgesehen, ein Colonel jede 40, ein Lieutenant-Colonel jede 25 Stück. Bei der Union (die gleichzeitig auch mehr Kanonen hatte) war der höchste Offizier einer solchen Einheit ein Major und es dauerte bis weit in den Krieg bis es ein Oberst war.
 
Eine trainierte Schockkavallerie, die Infanterieformationen sprengen kann, gab es im Bürgerkrieg definitiv nicht.

Würde ich nicht so absolut behaupten. Immerhin hat die Union während des Krieges fast 400.000 Säbel gekauft, davon 190.000 für schwere Kavallerie. Es gab in der Tat eine Reihe von Kavallerieattacken, so z.B. bei Cedar Creek, Gaines Mill, the Wilderness, Brandy Station, etc. Bei Opequon haben ganze drei Kavalleriebrigaden einen Angriff geritten, bei dem auch Custer dabei war.

Der Norden hatte 258 Kavallerieregimenter und 170 unabhängige berittenen Kompanien. Der Süden hatte in North Virginia 4 Kavalleriedivisionen aus 6 Brigaden mit je 4 Regimentern.

Zu Beginn des Krieges war die Kavallerie des Südens deutlich besser geführt und beritten, führte auch Manöver in großen kompakten Einheiten durch, während der Norden diese in kleinen "Packungen" verzettelte und so die Schlagkraft raubte.

Im Laufe des Krieges änderte sich dieses jedoch. Der Norden zog nach und überflügelte den Süden auch in diesem Bereich. Beim Süden brachte jeder Soldat sein eigenes Pferd mit, dass ihm erstattet wurde, sollte es im Kampf getötet werden. Es wurden jedoch keine Gäuler ersetzt, die während der Feldzüge an Krankheit oder Erschöpfung eingingen (die Mehrheit), so dass immer mehr erfahrene Kavalleristen mangels reitbaren Untersatz bei der Infanterie landeten. Dem Süden gingen auch progressiv die Pferde aus.
 
Ähmmm: Picket´s Charge war ein Infanterieangriff und wird im Film sehr wohl dargestellt. :pfeif:

Pickett's Charge - Wikipedia, the free encyclopedia

J. E. B. Stuart sollte doch mit seiner Truppe auch noch was vernünftiges zu tun haben, nachdem er in der Aufklärung so miese versagt hatte. Er sollte zeitgleich mit Pickett's Charge (dem Drei-Divisionen-Infanterieangriff unter Longstreet) den Rückraum der Unionsarmee mit Artillerie- und Fuhrpark aufrollen, scheiterte aber an der Unionskavallerie, die inzwischen nachgezogen hatte.
Hier in der englischen Wiki ist übrigens so eine Heroenradierung mit gezücktem Säbel drin, die weiter oben angesprochen wurde.
Battle of Gettysburg, Third Day cavalry battles - Wikipedia, the free encyclopedia
(finde leider nichts ähnlich kompaktes auf Deutsch)


Ich habe mir heute auch überlegt, ob ich mit meinem Vergleich bezüglich der Leistungsfähigkeit der amerikanischen und der europäischen Armeen übers Ziel hinaus geschossen sein könnte. Wäre - mit Einverständnis des Threaderstellers vielleicht noch einen Exkurs wert?

Was man insbesondere den Konföderierten - auch und gerade unter Lee - ankreiden musste, ist die unglaubliche Disziplinlosigkeit vieler höherer Generale. Die Eigenmächtigkeit Stuarts und die Antriebslosigkeit Jubal Earlys waren entsprechende Beispiele. Auch auf Seite der Nordstaaten wurden - gerade vom Regimentskommandeur aufwärts, haarsträubende Fehler gemacht. Auch in der Ecke von Gettysburg soweit, dass ein General den taktischen Gipfel einer Höhe nicht vom geographischen Gipfel unterscheiden kann - mit fatalen Folgen für die dort stationierten Truppen.
Andererseits gefielen sich ja noch im Kriege gegen Österreich hohe preußische Generale im Dünkel gegen den nicht ganz standesgemäßen Moltke, von der Disziplinlosigkeit der Armeebefehlshaber in der Marneschlacht gar nicht zu schweigen.
Zweite Schwäche der Konföderierten: die nicht vorhandene Stabsarbeit, die dazu führte, dass Lee die von ihm zu dem großen Angriff am dritten Tag von Gettysburg zum Angriff angesetzten Kräfte um fast 50% überschätzte.
Command and Control waren - auch mangels wirksamer Mittel, nicht besonders stark, aber auch (und selbst) die Preußen taten sich bei Königgrätz schwer damit, einen konzentrierten und koordinierten Angriff zu führen, was auch hier zu schweren Verlusten führte.

Andererseits verfügten beide Seiten über gezogene Waffen, besonders der Norden über eine hohe Anzahl von Repetiergewehren und besondersn in Shermans Marsch an die Küste demonstrierten besonders seine Pioniere enorme Fähigkeiten.
 
Wenn ich sagte, die US-Kavallerie war nicht zu Schockangriffen auf intakte Infanterieformationen fähig, so beruht das wohl auf darauf, dass dafür auch kein Bedarf war. Die Infanterie bestand doch überwiegend aus Rednecks (Süden) und von den Schiffen gekratzten Einwanderern (Norden). Die wussten vielleicht geradeso wie man ein Gewehr richtig herum hält, aber mit Exerzieren und brauchbaren Formationen (Linie, Kolonne, Karree) bilden hat es vermutlich schlecht ausgesehen. Der Film "Gettysburg", wenn er denn diesbezüglich korrekt ist, sagt da alles.

:ironie:Man sehe nur mal hier - undiszipliniert und nicht mal vernünftig uniformiert, ein Preuße hätte "Sauhaufen" gesagt.;)
YouTube - Robert E Lee at Gettysburg

Gab es im Bürgerkrieg überhaupt geschlossene Kavallerieattacken auf abwehrbereite Infanterie in Formation?
 
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:ironie:Man sehe nur mal hier - undiszipliniert und nicht mal vernünftig uniformiert, ein Preuße hätte "Sauhaufen" gesagt.;)
YouTube - Robert E Lee at Gettysburg

Ironie aus!!:motz: Der Preuße HAT "Sauhaufen" gesagt.:fs: (Post No. 2). Allerdings neigen Armeen im Einsatz dazu, äußerlich zu verwahrlosen. Der alte Fritze nannte die glaub ich "Grasteufel." Die stylischen oder modisch korrekten Truppen findet man nur an Orten wie Jena oder Auerstedt...
(Der alte Lord St. Vincent hatte sich auch mal darüber beklagt, dass Nelsons Schiffe immer aussahen wie Sau!)
 
Als größte Reiterschlacht im Bürgerkrieg gilt die Schlacht um Brandy Station, in der die US-Kavallerie sich erstmals den Südstaatlern ebenbürtig zeigte.

Auf Seiten der CS nahm ein ehem. preussischer Kavallerieoffizier, Heros von Borcke, teil, der es bis zum Lieutenant Colonel brachte. Er war ein enger Freund von General JEB Stuart und bald dessen rechte Hand.

Nach Ende des Krieges diente er wieder bei den Preußen im Krieg 1866. Später schrieb er Bücher über den amerikanischen Bürgerkrieg. Dabei stellte er klar, dass der Hauptzweck der CS-Kavallerie Aufklärung und Kommandoaktionen hinter den feindlichen Linien waren. Hier ein Auszug:

»Unsere Unternehmung war von größtem Erfolg gewesen. Wir hatten einen weiten Rundmarsch durch die ausgedehnten Lager des Feindes gemacht, hatten uns, was der Hauptzweck war, genau über seine Stellungen unterrichtet, seine Verbindungen zerstört, ihm Vorräte, Millionen an Wert, vernichtet, Hunderte von Gefangenen gemacht, ebensoviele Pferde und Maultiere erbeutet und das ganze Heer der Unionisten in Furcht und Bestürzung versetzt. Bei unserer Rückkehr wurden wir überall auf das Wärmste begrüßt. Stuarts Name wurde auf alle erdenkliche Weise gefeiert, und die ihm dargebrachten Ehrenbezeugungen fielen auch auf die Offiziere und Mannschaften seiner Truppe zurück. Überall, wo sich einer von denen sehen ließ, die an dieser ruhmvollen Unternehmung teilgenommen hatten, wurde er mit Fragen bestürmt, wie ein Halbgott angestaunt und dringend gebeten, seine eigenen Erlebnisse sowie den Verlauf des ganzen Rittes zu erzählen. Die Presse Richmonds war voll des Lobes über General Stuart und seine Gefährten, ja, selbst die Zeitungen von New York konnten nicht umhin, der Anlage und Durchführung dieses kühnen Unternehmens ihre Bewunderung zu zollen.«

Heros von Borcke, "2 Jahre im Sattel und am Feinde", 1898
 
@Jacobum: Dabei stellte er klar, dass der Hauptzweck der CS-Kavallerie Aufklärung und Kommandoaktionen hinter den feindlichen Linien waren.
Bestimmt haben viele diesen Film schon mal gesehen.
Der letzte Befehl ? Wikipedia
Die US-Kavallerie kämpft dort fast immer abgesessen, die einzige Attacke wird auf eine Artillerie-Batterie ohne ausreichende Infanterie-Deckung geführt.
Als größte Reiterschlacht im Bürgerkrieg gilt die Schlacht um Brandy Station, in der die US-Kavallerie sich erstmals den Südstaatlern ebenbürtig zeigte.
Reiter gegen Reiter ist eine gaanz andere Sache...
 
Nö, im Staat New York. ;)

West Point (New York) ? Wikipedia

Hierzu eine Frage:



Da ja kaum ein Krieg so gut dokumentiert ist wie der Sezessionskrieg, lässt sich das sicher nachweisen; bei der Kavallerie zumindest wusste ich das. Wie aber erklärt sich das, immerhin stellte der Norden die Bevölkerungsmehrheit? Ich würde erst mal primär auf den "arisokratischen" Habitus der oberen Klassen im Süden tippen; gibt es andere Erklärungen dafür?

Ich denke, man sollte die Pflanzeraristokratie nicht überschätzen, denn die machte ja nur einen winzigen Bruchteil der Bevölkerung von "Dixies Land" aus. Wir reden von weniger, als 5 % der Südstaatenbevölkerung. Diese Aristokratie, sofern sie nur mehr als 20 Sklaven besaß, brauchte ja gar nicht am Krieg teilzunehmen, sondern konnte Ersatzleute stellen oder einen "Druckposten" in der Miliz beziehen, denn schließlich musste ja irgendjemand den Heimatstaat vor drohenden Sklavenaufständen beschützen. Der Sezessionskrieg wurde von der Mehrheit der Südstaatenbevölkerung ausgefochten, die gar keine oder nur wenige Sklaven besaß, die von der Sklaverei nicht nur nicht profitierte, sondern im Gegenteil daran sogar verarmte.

Das der Süden dennoch eine starke Kavallerie und geübte Reiter und schützen mobilisieren konnte, lag wohl eher an der Blüte der Pferdezucht in den Südstaaten. Virginia, South Carolina, Georgia und Texas waren Zentren der Pferdezucht.
 
Wenn ich sagte, die US-Kavallerie war nicht zu Schockangriffen auf intakte Infanterieformationen fähig, so beruht das wohl auf darauf, dass dafür auch kein Bedarf war. Die Infanterie bestand doch überwiegend aus Rednecks (Süden) und von den Schiffen gekratzten Einwanderern (Norden). Die wussten vielleicht geradeso wie man ein Gewehr richtig herum hält, aber mit Exerzieren und brauchbaren Formationen (Linie, Kolonne, Karree) bilden hat es vermutlich schlecht ausgesehen. Der Film "Gettysburg", wenn er denn diesbezüglich korrekt ist, sagt da alles.

:ironie:Man sehe nur mal hier - undiszipliniert und nicht mal vernünftig uniformiert, ein Preuße hätte "Sauhaufen" gesagt.;)
YouTube - Robert E Lee at Gettysburg

Gab es im Bürgerkrieg überhaupt geschlossene Kavallerieattacken auf abwehrbereite Infanterie in Formation?

In den Südstaaten konnten die meisten Männer und Jungs reiten, und es besaßen auch die meisten Amerikaner Schusswaffen.
Im Gebrauch von Säbeln waren die "Rednecks" weniger geübt. Anfangs hatten die amerikanischen Säbel gar keine Schneide (1861-62) und sollten benutzt werden, den Gegner aus dem Sattel zu stechen, bzw zu hauen, was aber offenbar nicht immer so ganz funktionierte, so dass Zeitgenossen auffiel, dass vielen Pferden die Ohren fehlten, weil der Reiter statt des Gegners, seinen Gaul traf.

Dagegen fanden sich in den Feldlazaretten der Union in 4 kriegsjahren nur 1000 Säbelhiebe. Georgias Gouverneur Joseph E. Brown begeisterte sich offenbar an der Vorstellung einer ritterromantischen Rolle der Kavallerie und ließ 10.000 Lanzen anfertigen und einige Lancer- Einheiten aufstellen, da es an Feuerwaffen mangelte. Der Gebrauch der Lanze ist aber noch schwieriger und anachronistischer, als der des Säbels und Lanzenreiter waren im Zeitalter von repetiergewehren und Schützengräben recht unbrauchbar wie europäische Militärs 1914 feststellen mussten.
 
I Georgias Gouverneur Joseph E. Brown begeisterte sich offenbar an der Vorstellung einer ritterromantischen Rolle der Kavallerie und ließ 10.000 Lanzen anfertigen und einige Lancer- Einheiten aufstellen, da es an Feuerwaffen mangelte. Der Gebrauch der Lanze ist aber noch schwieriger und anachronistischer, als der des Säbels und Lanzenreiter waren im Zeitalter von repetiergewehren und Schützengräben recht unbrauchbar wie europäische Militärs 1914 feststellen mussten.

Finde ich für den Sezessionskrieg noch nichtmal abwegig.

Immerhin war man in der Zeit der Repetiergewehre gerade erst angekommen -
die Union hatte wohl gerade um die 1000 Henry-Mehrlader ....
Gut - Smith &Wesson - 5 -Schüsser -Revolver waren sicher schon verbreitet - aber auch die waren teuer.

Die Norm war wohl auf beiden Seiten das Enfield -Vorderlader-Gewehr
mit Perkussionszündung. Englische Firmen verkauften an die 900.000
Stück an beide Seiten.
Auch der Einsatz erster Sharps -Hinterlader mit Papierpatrone auf
seiten der Nordstaaten fällt da nicht so ins Gewicht.

Eine gut geführte Kavallerie-Attacke hätte angesichts der Nachlade -Zyklen durchaus noch Aussichten auf Erfolg gehabt - auch mit
Lanzen.
 
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