Giftgas im ersten Weltkrieg

Tib. Gabinius schrieb:
Im militärischen Bereich machte der Einsatz keinen Sinn mehr, allerdings kamen in den Flächenbombardements "berechenbarere" Chemikalien zum Einsatz.
Tib. du hast ja gesagt, ich soll fragen. Also, was bitte, versteht man unter berechenbare Chemikalien?
Schon gut, habe Beitrag 58 überlesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
florian17160 schrieb:
Im Prinzip ist es auch egal was da draufsteht. Hauptsache, du bist tot.

Lieber Florian, so schnell ist das mit dem Tod nicht. Viele erlitten vorher furchtbare Qualen.Manche wurden auch "nur" blind füt ihr ganzes Leben. :(
 
heinz schrieb:
Lieber Florian, so schnell ist das mit dem Tod nicht. Viele erlitten vorher furchtbare Qualen.Manche wurden auch "nur" blind füt ihr ganzes Leben. :(
Ja, leider lieber Heinz, war und ist das so. Da würde ich persönlich einen schnellen Tod vorziehen.
Nur, dann kann euch keiner mehr ärgern hier.
 
Der Thread ist zwar ziemlich alt, aber dieses Zitat, welches ich kürzlich entdeckte, pass gut hinein:
Sir John Fisher schrieb:
Als Vertreter ihrer Britischen Majestät werde ich alle Verbote unterzeichnen, die man unterzeichnet haben will. Aber als Führer der englischen Flotte werde ich im Kriegsfalle mit allen sich bietenden Mitteln den Sieg zu erringen suchen. Die Regierungen werden sich schon hinterher einige werden.
 
die regierungen wiederum versuchen sich da einfach rauszureden
(es war krieg)
oder ganz speziell zur hager landkriegsverordnung:
alle staaten haben die gas eingesetzt haben haben den artikel übergiftgas so interpretiert,dass das gas nicht gegen die zivil-bevölkerung eingesetzt werden darf
 
Fritz Haber ist bis heute eine Persönlichkeit, an der sich die Geister scheiden. für die einen ist er ein zweifellos genialer Wissenschaftler, Nobelpreisträger und Freund Albert Einsteins, für die anderen ist er tatsächlich der erste Wissenschaftler, der persönlich den Einsatz des ersten Massenvernichtungsmittels geleitet hat und sich davon auch vom Freitod seiner Frau nicht abbringen ließ.
Haber, ein Jude, war der festen Überzeugung, daß ein Wissenschaftler im Frieden der ganzen Menschheit, im Krieg aber nur dem eigenen Land, dem "Vaterland" gehört. Er glaubte, daß der Gaseinsatz das Mittel sei, den Stellungskrieg zu beenden und wieder in den Bewegungskrieg überzugehen. Einige Soldaten würden sterben, doch am Ende sei es das Mittel, en Krieg zu verkürzen und daher "human".
Habers Ammoniaksynthese, das Haber -Boschverfahren machte Deutschland von den Salpeterlieferungebn aus Chile unabhängig. Ursprünglich aber war das zur Herstellung von Kunstdünger gedacht und Haber hoffte, daß Hungerkatastrophen in Zukunft der Vergangenheit angehören würden.
Der erste Weltkrieg war in gewisser Weise ein totaler Krieg, in dem keine Seite Skrupel hatte, völkerrechtswidrige Waffen zu verwenden. Welche Seite nun tatsächlich als erste chemische Waffen anwendete, ist unsicher.
Immerhin handelte es sich bei den Waffen der Briten und Franzosen um Reizgase, ehe die Deutschen im April 1915 Chlorgas abbliesen. In nur einer Viertelstunde eroberten die Deutschen Langemark, an der Waffe lag es nicht, daß die 2.Flandernschlacht scheiterte. die weitere Entwicklung war von deutschen Innovationen geprägt, denen bald alliierte Plagiate folgten.
1916 verschossen die Franzosen Gasgranaten mit Phosgengas, die Deutschen antworteten bei Verdun mit der Grünkreuzmunition, die Phosgengas in einer besonders konzentrierten Form enthielt. Bei Fleury verschossen die Deutschen über 110.000 Gasgranaten. Die Franzosen hatten 16.000 Gaskranke, darunter 90 Tote zu beklagen. Man war nicht länger auf die Windrichtung und das Blasverfahren angewiesen und konnte die Granaten weit bis in die Artilleriestellungen verschießen. Alle Armeen an der Westfront waren Ende 1916 mit relativ sicheren Gasmasken ausgerüstet.
Um den Gegner zum abnehmen der Maske zu zwingen entwickelten die Deutschen 1917 den "Maskenbrecher" Clark, Blaukreuz. In der Dritten Flandernschlacht wurde es erstmals eingesetzt. Für den Angriff verwendete man Grün- und Blaukreuz, man rechnete 100 Schuß auf einen Hektar.
Für die Verteidigung entwickelten die Deutschen doch ein anderes Gas, Lost oder Yprit genannt. Es wurde ebenfalls in Flandern eingesetzt. Man markierte die Granaten mit einem gelben Kreuz. Das Gas hielt sich sehr lange im Gelände, wegen seines Geruchs nach Senföl nannte man es Senfgas, es verätzte alle unbedeckten Hautpartien. In 3 Wochen hatten die Briten über 14.000 Gaskranke und 500 Tote zu beklagen.
Der größte Gasangriff aber fand nicht an der Westfront statt, sondern während der 12. Isonzoschlacht am 24.10 1917. 1000 Gaswerfer feuerten 2000 Gasflaschen auf die italienischen Stellungen, die völlig unvorbereitet waren.
Das "Wunder von Karfreit" oder Caporetto war nicht zuletzt auch dem Einsatz von Gas zu verdanken.
 
Ich schreibe das einfach mal hier rein, weil ich wegen meiner Frage keinen neuen Thread eröffnen will.

Deutschland setze ja keine chemischen Kampfstoffe im 2. WK ein (zumindest nicht gegen Fronstsoldaten). Ich habe mal gelesen, dass die Abneigung Hitlers gegen chem. Kampfstoffe durch eine kurzzeitige Erblindung im 1. WK durch Lost ausgelöst wurde.
Gibt es irgendwelche Quellen, in denen Hitler darüber spricht, dass er etwas gegen C-Waffen hat? Indem er den Verzicht auf den Einsatz dieser Waffen verzichtet?
 
Ich schreibe das einfach mal hier rein, weil ich wegen meiner Frage keinen neuen Thread eröffnen will.

Deutschland setze ja keine chemischen Kampfstoffe im 2. WK ein (zumindest nicht gegen Fronstsoldaten). Ich habe mal gelesen, dass die Abneigung Hitlers gegen chem. Kampfstoffe durch eine kurzzeitige Erblindung im 1. WK durch Lost ausgelöst wurde.
Gibt es irgendwelche Quellen, in denen Hitler darüber spricht, dass er etwas gegen C-Waffen hat? Indem er den Verzicht auf den Einsatz dieser Waffen verzichtet?


Er wurde 1918 in Flandern, in der Nähe von Werwiq mit Senfgas vergiftet, wovon er nach seiner eigenen Beschreibung kurzfristig erblindete. Diese Vergiftung muß ihn stark traumatisiert haben, und die Passagen, in denen er berichtet, wie er im Lazarett Pasewalk gaskrank vom Ende des Kaiserreichs hört, die von Soldaten aus einem "Tripperlazarett" verbreitet wurde, gehören zu den gelungeneren Passagen seines Buches. Hitler behauptet, diese Erlebnisse hätten ihn zum Politiker gemacht.

In Mein Kampf schreibt er auch, dass Deutschland nicht so tief gesunken wäre, wenn man damals einige Hundert "hebräische Volksverderber" ´so unter Giftgas gehalten hätte wie die Frontsoldaten.
 
Deutschland setze ja keine chemischen Kampfstoffe im 2. WK ein (zumindest nicht gegen Fronstsoldaten). Ich habe mal gelesen, dass die Abneigung Hitlers gegen chem. Kampfstoffe durch eine kurzzeitige Erblindung im 1. WK durch Lost ausgelöst wurde.

Hab ich an anderer Stelle im Forum schon mal zum Besten gegeben.
Der weitestgehend erfolglose und roulettische Einsatz von C-Waffen im 1. Weltkrieg hat alle Kriegsparteien im 2. Weltkrieg daran gehindert diese einzusetzen. Erfolgreicher C-Waffeneinsatz hing vom Wetter ab. Und C-Waffen-Wetter über der Front war selten.
Weiters hielten sich im 2. Weltkrieg die Armeen mit C-Waffen zurück, da in diesem Krieg nicht mehr nur an der Frontlinie Krieg geführt wurde sondern auch im Hinterland durch Bombenangriffe auf Großstädte. Das Abwerfen von C-Waffen über Großstädte wäre sicherlich effektiv gewesen - aber auch der Gegenangriff mit C-Waffen auf eigene Großstädte durch den Gegner. Der demoralisiserende Effekt auf allen Seiten hätte zu inneren Unruhen und Revolten geführt, die dem Kriegsziel völlig entgegen gestanden hätten. Betroffen wären dann auch die Oberschichten und Etappenoffiziere sowie obere Parteiführer.
Durch den Nicht-Einsatz von C-Waffen konnte der 2. Weltkrieg noch einige Jahre gehen, was allen Kriegsparteien recht war.
 
Ich würde zum Einsatz von C-Waffen an der Front noch hinzufügen, dass der WK II. mir sehr viel mobiler als der WK I erscheint, was den Sinn des Einsatzes von C-Waffen taktisch aufheben dürfte.
 
Korrekt! IM 1. Weltkrieg änderte sich die Frontlinie in Flandern innerhalb von 4 Jahren bestenfalls um einige Kilometer, während im 2. Weltkrieg selbst im Rahmen von stationären Abwehrschlachten weiträumige Operationen mit schnellen Gegenstößen charakteristisch waren. Giftgas war aber die charakteristische Waffe für Stellungskrieg, wobei im Angriff Grün- und Blaukreuz verschossen wurde, das nicht eine so lange Haltbarkeit hatte wie Senfgas, das sich lange hielt. Gas war allerdings immer eine riskante Sache. Der Verteidiger mußte dabei auch mit einigen eigenen Verlusten rechnen, er vergiftete sich selbst das Wasser, das dann umständlich herangeschafft werden mußte. außerdem verdarben Lebensmittel, Metallteile, also auch Waffen wurden angegriffen. Die Deutschen verschossen Lost am liebsten nachts. Mit dem Tau lagerten sich Gaspartikel auf Bäumen, Sträuchern, Baumstümpfen im Kampfgelände ab. Mit dem Artilleriefeuer wurden die Gaspartikel immer wieder aufgewirbelt. dabei ließ sich nicht vermeiden, dass auch eigene Soldaten vergiftet werden konnten.

Natürlich provozierte ein Gasangriff dann Gegenmaßnahmen des Gegners und machte das Kampfgelände, in dem man schließlich Wochen verbringen mußte, noch ungemütlicher.

Im 2. Weltkrieg hätten sich Gasangriffe wohl eher als Terrorangriffe auf zivile Ziele angeboten, wie das die Japaner in China praktizierten. Ein Krieg mit C- Waffen hätte sich zu einem Horrorszenario entwickelt, zumal keine Seite wirklich über ausreichende Schutzvorrichtungen verfügte. Davor schien selbst Hitler zurückzuschrecken, vielleich auf Grund seiner eigenen Erfahrungen.
 
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