Grabfund von 9 Nachbildungen von "Pilzen" im Landkreis Wittenberg

Rummelsdorf

Neues Mitglied
Hallo!

Angeblich wurden im Landkreis Wittenberg an der Elbe neun Nachbildungen von "Pilzen" gefunden, die auf einen Pilzkult der Elbgermanen hindeuten sollen. Leider habe ich sonst keine Anhaltspunkte (Jahr des Fundes, genauer Fundort).

Möglicherweise wurden die Funde von Laien falsch gedeutet, die dort einen Pilzkult sehen wollten. Die Archäologen halten diese Funde vielleicht für etwas ganz anderes… in der mir vorliegenden Quelle wird vom Grab einer Schamanin gesprochen, weiß aber nicht ob das die Archäologen ebenfalls so sehen.

Ich suche also nach 9 ähnlich aussehenden archäologischen Fundstücken die in einem Grab im Landkreis Wittenberg an der Elbe gefunden wurden (die Erwähnung der Elbgermanen deutet auf das Altertum oder das frühe Mittelalter hin). Mich interessiert der Grabungsbericht und vor allem Fotos der Funde!

Ich finde nur das "Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg" aus der Mittelsteinzeit… aber keinen Hinweis auf neun Fundstücke die man irgendwie als Pilze deuten könnte.

Jemand sachdienliche Hinweise?

Einen schönen Tag noch!
von Rummelsdorf
 
Um Morcheln und Trüffel (begehrt und teuer) wird kulinarisch ein "Kult" gemacht - aber ein elbgermanischer Pilzkult klingt höchst kurios.
 
...ich kann mir vorstellen, dass Narrenschiffe mit Narrenschwämmen gereinigt werden können, gerade jetzt zu Karneval hin, der traditionellen Narrenschwemme :D:D:D
Helau
 
In der Esoterik- und der Psychopilz-Szene wird die Behauptung von Gartz jedenfalls trotz fehlender Quellenangabe wiedergekäut.
Bei Ralph Metzner findet sich das ebenso wieder, wie bei Arno Adelaars.
Allerdings stammt die Angabe von Gartz von Georg Wiedemann aus einer Schrift aus 2021. (Da Gartz 2020 verstorben ist, muss er aus einer geplanten Veröffentlichung zitiert haben.)
 
Pilze kann man sehr leicht auf einfache geometrische Formen wie die Halbkugel oder den Kegel reduzieren. Man muss keine Zauberpilze konsumieren um im archäologischen Fundgut pilzförmige Gegenstände zu erkennen. Diese Pilze sind einfach überall.;)

Die Funde aus dem Landkreis Wittenberg kenne ich allerdings nicht.

Echte Archäologen haben verschiedene Formen als "Pilzknopf" bezeichnet. Die praktische Form des Pilzknopfes wird heute noch vielfältig bei Möbeln und Kleidungsstücken verwendet. Mit einem Pilzkult hat das alles sicherlich nichts zu tun.
 
Wäre trotzdem nett zu wissen, auf welches Grabinventar sich Wiedemann/Gartz hier beziehen, weil völlig werden sie sich das ja nicht aus den Fingern gesogen haben. Also die Interpretation sicher, aber das Fundgut an sich...?
 
@Maglor, Sohn Feanors
Genau das vermute ich auch… irgendwelche Knöpfe, Nieten, Ziernägel…

@El Quijote, alter Windmühlenjäger
In der Tat, das wäre es! Würde wirklich gerne die Fotos der Funde sehen… und der Grabungsbericht interessiert mich auch brennend (halten auch die Archäologen den Fundort für das Grab einer Schamanin?)…

Es muss doch eine Art zentrales Register der archäologischen Funde Deutschlands (oder zumindest der einzelnen Länder geben), oder?
 
Es muss doch eine Art zentrales Register der archäologischen Funde Deutschlands (oder zumindest der einzelnen Länder geben), oder?

Wohl kaum.
Denkmalpflege ist Ländersache, wenn Du weiterkommen willst, kann Dir am ehesten das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt helfen.

Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) verwahrt über 16 Millionen Funde, da wird es ohne nähere Angaben wohl schwierig, Informationen zu einzelnen Fundstücken ausfindig zu machen:

"Als Teil des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt beherbergt das Museum eine der ältesten, umfangreichsten und bedeutendsten archäologischen Sammlungen in Deutschland. Sie enthält zahlreiche Stücke von europaweitem Rang, teilweise sogar von Weltgeltung.

Dieses reiche kulturelle Erbe des Landes wird durch die aufwändige und unkonventionelle Inszenierung auserlesener Objekte der Sammlung, die inzwischen mehr als 16 Millionen Funde umfasst, in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte repräsentiert."
Landesmuseum für Vorgeschichte
 
Es gibt Neuigkeiten!

Ich zitiere mal, zum besseren Verständnis, den Kontext:
»Mitentdecker Georg Wiedemann zu neueren Forschungsansätzen: "Interessant sind im Zusammenhang mit der Psilocybe germanica Grabfunde zum möglichen Gebrauch der Art im Landkreis Wittenberg an der Elbe als Standort eines "deutschen Pilzkultes". Diese legen die Vermutung nahe, dass der Pilz bei Schamaninnen der Elbgermanen in Gebrauch gewesen sein könnte (…) In diesem Grab befanden sich die Nachbildungen von 9 Pilzen mit den für die Psilocybe germanica charakteristischen Verdickung/Knoten im oberen Stildrittel. Nur dieser Psilocybinpilz weist diese taxonomische Besonderheit auf, und die Zahl 9 galt in damaliger Zeit mythologisch als göttliche Zahl.«
Quelle: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Band 2, Seite 608

Mittlerweile habe ich das Foto ergattern können, welches die angeblichen 9 Pilznachbildungen des Psilocybe Germanica laut Georg Wiedemann zeigen sollen (und die Möglichkeit eines "deutschen Pilzkultes" nahelegen soll).

Grabfunde aus Jahna Kreis Wittenberg (klein).jpg

Als Laie sah ich meinen Verdacht schon mal bestätigt;
1. Die damaligen Archäologen glaubten ein "elbgermanisches Frauengrab" gefunden zu haben… und keine Schamanin, denn das hätten die vermerkt (das wäre ein bedeutender Fund gewesen).
2. Aber vor allem: Die angeblichen "Pilznachbildungen" sahen für mich tatsächlich nach Nieten aus (verräterisch: Alle Nieten sind unten umgebogen).

Aber vielleicht sehe ich ja nur, was ich sehen will… also habe ich dem Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) das Bild geschickt und sie um eine Stellungnahme gebeten.

Das Museum antwortete mir wie folgt:
»Es handelt sich sicherlich nicht um Pilznachbildungen sondern tatsächlich um Nieten. Informationen zu den Grabfunden aus …:
Ch. Albrecht , 1926: Gräberfeld und Siedlung aus der Latènezeit bei …. Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 14, 1926, 98–99.
W. Schulz. „Ost- und Elbgermanen in spätrömischer Zeit in den Ostkreisen der Provinz Sachsen“. Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsischthüringischen Länder 19, 1931, 62-95.«

Als nächstes werde ich versuchen in die Jahresschriften Einblick zu nehmen. Google-Books hat leider nur Ausschnitte.
 
Zurück
Oben