Griechenland im Ersten Weltkrieg

Und noch eine Ergänzung (falls die englische Literatur unbekannt ist):

Welche neuere deutsche Literatur ist zu Griechenland, aber auch Rumänien, Bulgarien im Ersten Weltkrieg und zur Vorgeschichte/Einwirkung der Mittelmächte zu empfehlen?
 
Legat schrieb:
Der König der Sympatien für die Achsenmächte hegte und das Parlament das auf Seitender Alliierten war.

Freundlicher Hinweis: Die Achse, bestehend aus dem Deutschen Reich und Italien, waren im Zweiten Weltkrieg die Agressoren.

Im ersten Weltkrieg standen das Deutsche Reich und Italien auf verschiedenen Seiten, obwohl Italien eigentlich mit Österreich-Ungarn und Deutschland verbunden war.
 
Portugal erklärte den Mittelmächten 1916 den Krieg, Griechenland, nach erheblichem alliierten Druck erst 1917.


...nach dem man (die Alliierten) den Rücktritt von König Konstantin erzwungen hatten. Die deutsche brutale Verletzung der belgischen Neutralität findet in der Wissenschaft viel Aufmerksamkeit; komischerweise die der Allierten hinsichtlicht der griechischen bedeutend weniger.
 
die der Allierten hinsichtlicht der griechischen bedeutend weniger.

Nach dem Krieg hat das vermutlich außer den Völkerrechtlern kaum jemanden mehr interessiert.

Zum Hintergrund:
Bis zum 18. Jhdt. gab es das Konstrukt der qualifizierten Neutralität, bei dem es einem neutralen Staat möglich war, fremde Truppen auf seinem Staatsgebiet zu dulden, insbesondere wenn dieser neutrale Staat aus Friiedenszeiten durch ein Beistandsabkommen mit einer später kriegführenden Partei gebunden war (hier: Griechenland als Beistand für Serbien im Fall einer bulgarischen Aggression, oder: Dänemark, russische Truppen, 1788 im russisch-schwedischen Krieg, vor dem dänischen Kriegseintritt).

Eine Beispiel-Meinung aus Oppenheim, International Law, Band 1 § 321/322: Die Auffassung bestand 1914/18 nicht mehr, zumal es während des gesamten 19. Jhdt. keinen weiteren derartigen Fall gegeben hat. Oppenheim konstatiert daher bereits 1920, dass es sich bei der alliierten Aktion um eine klare Neutralitätsverletzung gehandelt habe.

Das ist beachtenswert, da Oppenheim über Jahrzehnte eines der Standardwerke darstellte.
Dem wird auch in heutigen Darstellungen, so zB Futakis, Greek Naval Situation 1910-1919, gefolgt.
 
Nach dem Krieg hat das vermutlich außer den Völkerrechtlern kaum jemanden mehr interessiert.
Ja, und das finde ich schon einigermaßen komisch. Immerhin wurd hier die Neutralität Griechenlands verletzt und über die deutsche Belgiens wurde/wird bis heute viel gesprochen und geschrieben.

Oder auch das Grossbritannien Ende 1914 Ägypten kurzerhand per Federstrich zum Protektorat erklärte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, und das finde ich schon einigermaßen komisch. Immerhin wurd hier die Neutralität Griechenlands verletzt und über die deutsche Belgiens wurde/wird bis heute viel gesprochen und geschrieben.

Oder auch das Grossbritannien Ende 1914 Ägypten kurzerhand per Federstrich zum Protektorat erklärte.

Soweit ich das sehe, auch wegen Oppenheims Standardwerk, ist die Verletzung der Neutralität doch nirgends ernsthaft bestritten (außer in der "Kriegsliteratur" während der Zeit 14/18).

Die Verletzung der belgischen Neutralität statt - über das Ausmaß der Kausalität kann man streiten - im Kontext des Kriegseintritts GBs (nach den Garantieverträgen ebenfalls wohl unter Völkerrechtlern - zB auch Oppenheim - unstrittig, wenn man von einigen deutschen Völkerrechtlern zwischen 1914 und 45 absieht). Nach der späteren Verletzung gab es nichts mehr "einzutreten", jedenfalls unter den Großmächten, die sich schon im Krieg befanden. Ein zweites Unrecht schafft auch (nachträglich) kein Gewohnheitsrecht, welches das erste Unrecht in Recht verwandeln bzw. ein unbeschränktes ius ad bellum ergeben würde. Das ist dann ein Beispiel für die Entgrenzung der Gewalt bzw. des begonnenen Krieges. Umgekehrt hätte sich Griechenland zur Wahrung des Neutralitätsstatus widersetzen müssen, ähnlich wie das zB das BVerwG im Fall BRD/Territorium/Irakkrieg formuliert hat.
 
Die deutsche brutale Verletzung der belgischen Neutralität findet in der Wissenschaft viel Aufmerksamkeit; komischerweise die der Allierten hinsichtlicht der griechischen bedeutend weniger.

Ich denke, es gibt einen Unterschied zwischen der deutschen Verletzung der Belgischen Neutralität 1914 und dem Agieren der Alliierten im neutralen Griechenland 1915-17.
Ministerpräsident Venizelos duldete explizit, wenn ich das richtig gelesen habe, eine Landung der Alliierten in Thessaloniki - Belgiens Regierung hingegen keine deutschen Truppen in ihrem Land.

Griechenland verwirrt mich aber ein wenig. So weit ich das verstanden habe gabs damals zwei Parteien in Griechenland. Der König der Sympatien für die Achsenmächte hegte und das Parlament das auf Seitender Alliierten war.
Eigentlich war Griechenland neutral, dennoch waren im dort französische und britische Truppen stationiert, die Serbien helfen sollten, aber zu spät eingriffen.

Der Konflikt zwischen dem deutschfreundlichen König Konstantin (er zwang den Ministerpräsidenten 1915 zwei Mal zum Rücktritt) und Venizelos führte seit der Landung der Alliierten (Dez 1915?) bis zum Rücktritt des Königs 1917 defacto zu einer Spaltung Griechenlands in einen "royalistischen" und einen "parlamentarischen" (oder "venizelosischen") Teil - Εθνικός Διχασμός. Nach dem Rücktritt des Königs trat Griechenland 1917 offiziell auf Seiten der Entente in den Krieg, der für Griechenland in der "kleinasiatischen Katastrophe" enden sollte.
National Schism - Wikipedia, the free encyclopedia

Dieser Link könnte auch noch interessant sein (auch wenn der sehr militärische Fokus dort für mich schwer verdaulich ist).
Saloniki-Front ? Lexikon Erster Weltkrieg
 
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Für die Außenpolitik war meines Wissen nach König Konstantin zuständig; ob es Venizelos nun gefiel oder nicht. Aber er konspirierte hinter dem Rücken den Königs mit der Entente, der Traum von Groß-Griechenland lockte, da kann man sich über eine Entlassung nun nicht sonderlich wundern.

Es ist ja auch viel leichter fremdes Territorium zu verschenken, als auf eigenes zu verzichten.

Übrigens hatte auch die griechische Armee keine großes Interesse an einen neuerlichen Krieg, es wäre der dritte in drei Jahren.
 
Für die Außenpolitik war meines Wissen nach König Konstantin zuständig; ob es Venizelos nun gefiel oder nicht.
Ja, laut griechischer Verfassung von 1864 (mit Änderungen 1911) lag diese Verantwortung beim König:
"Artikel 32.Der König ist das Staatsoberhaupt. Er befehligt die Land- und Seestreitkräfte, erklärt den Krieg und schließt Friedens-, Bündnis- und Handelsverträge, die er der Kammer mit den notwendigen Aufschlüssen bekannt gibt, sobald das Interesse und die Sicherheit des Staates es erlauben"
Verfassung Griechenlands (1864/1911)
In Belgien hat es jedenfalls keine "Einladung" (auch wenn diese wahrscheinlich in Hellas verfassungswidrig war) von offizieller Seite gegeben. Desweiteren versuchten die Alliierten lange, Kampfhandlungen auf griechischen Territorium zu vermeiden (bis: Noemvriana - Wikipedia, the free encyclopedia) - was man von den Deutschen in Belgien nicht behaupten kann.

In diesen beiden Punkten sehe ich einen qualitativen Unterschied. Deshalb erscheint mir eine unterschiedlichen Behandlung der beiden Neutralitätsverletzungen in der Geschichtsschreibung logisch.

Aber er konspirierte hinter dem Rücken den Königs mit der Entente, der Traum von Groß-Griechenland lockte, da kann man sich über eine Entlassung nun nicht sonderlich wundern.

Das Recht Minister (inklusive Ministerpräsident) zu entlassen, hatte der griechische König zweifellos. Vor dem Hintergrund des schon lange schwelenden Konflikts zwischen MP und König verwundert es auch nicht, dass Kontstantin von diesem Recht gebrauch machte. Venizelos wurde jedoch nach jeder Entlassung durch Wahlen in seiner Position bestätigt.

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin weit davon entfernt, irredentistische Vorstellungen wie die Megali Idea zu begrüßen, Venizelos zu glorifizieren oder Konstantin zu dämonisieren.
 
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In Belgien hat es jedenfalls keine "Einladung" (auch wenn diese wahrscheinlich in Hellas verfassungswidrig war) von offizieller Seite gegeben. Desweiteren versuchten die Alliierten lange, Kampfhandlungen auf griechischen Territorium zu vermeiden (bis: Noemvriana - Wikipedia, the free encyclopedia) - was man von den Deutschen in Belgien nicht behaupten kann.

In diesen beiden Punkten sehe ich einen qualitativen Unterschied. Deshalb erscheint mir eine unterschiedlichen Behandlung der beiden Neutralitätsverletzungen in der Geschichtsschreibung logisch.
....

Das ist, als ob man eine Vergewaltigung danach definieren will, wie heftig sich das Opfer verteidigt hat.

Griechenland wurde illegal besetzt, sein legales Staatsoberhaupt abgesetzt, das Land in den Krieg getrieben.

Was ist daran zu beschönigen?
 
Das ist, als ob man eine Vergewaltigung danach definieren will, wie heftig sich das Opfer verteidigt hat.

Griechenland wurde illegal besetzt, (...) Was ist daran zu beschönigen?

Ich will nichts beschönigen. Aber ich sehe schon einen Unterschied darin, ob es in einem Land eine pro-Entente-Fraktion und eine pro-Mittelmächte-Fraktion gab oder eben ein Land wie Belgien, das eindeutig -wenn auch von den Mittelmächten fast ganz besetzt - auf Seiten der Entente stand.

"Die (alliierten) Truppen lebten in einem 'Käfig' aus massiven Stacheldrahtaufbauten und litten unter dem ungesunden Klima, das zum häufigen Ausbruch von Malaria und anderen Krankheiten führte. "
"insgesamt hatte die alliierte Präsenz in Saloniki hohe Kosten verursacht: Den 18 000 im Kampf Gefallenen standen 481 000 Malariaopfer gegenüber."
Saloniki-Front ? Lexikon Erster Weltkrieg
Ich kann diese Angaben nicht verifizieren - eine Quelle fehlt auch. Wenn dies jedoch annäherend zutrifft, ist die alliierte "Besetzung" Griechenlands -bis zu den Noemvriana-Ereignissen würde ich dann eher von einer "Stationierung" in Thessaloniki reden- ganz anders abgelaufen als die deutsche Belgiens. Wenn ich da einem Trugschluß unterliege, lasse ich mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen.
 
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(...) sein legales Staatsoberhaupt abgesetzt,
(...)


Im Juni 1917 proklamierten sich GB und F als "Schutzmächte einer konstitionellen Demokratie in Griechenland" (gemeint war Venizelos) und forderten Konstantins Rücktritt. Dieser Aufforderung kam er am 15. Juni nach und ging ins Exil. (Ist das eine Absetzung?)


(...)das Land in den Krieg getrieben.(...)
Als erste kriegerischen Handlungen im 1.WK auf griechischem Territorium könnte man auch die Übergabe des griechischen Fort Roupel an bulgarische und deutsche Truppen im Mai 1916 ansehen - erst als Folge darauf kam es zu den Noemvriana-Ereignissen.
 
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Ugh Valencia schrieb:
Ich will nichts beschönigen. Aber ich sehe schon einen Unterschied darin, ob es in einem Land eine pro-Entente-Fraktion und eine pro-Mittelmächte-Fraktion gab oder eben ein Land wie Belgien, das eindeutig -wenn auch von den Mittelmächten fast ganz besetzt - auf Seiten der Entente stand.

War Belgien, genau wie Griechenland auch, etwa nicht neutral? Belgien hat sich m.W. nach auf Seite der Entente gestellt, als deutsche Truppen in Belgien einmarschiert waren oder bekomme ich da jetzt etwas durcheinander.

Und Belgien stellt offiziell den Kriegseintrittsgrund für Großbritannien dar. Mit der grieichischen Neutralität sah man es denn nicht mehr so eng, denn der König Konstantin war ja Schwager des deutschen Kaisers. Die Geschichtswissenschaft hat die Angewohnheit mit den Missetaten der Sieger gnädiger umzugehen als mit denen der Verlierer.
 
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Im Juni 1917 proklamierten sich GB und F als "Schutzmächte einer konstitionellen Demokratie in Griechenland" (gemeint war Venizelos) und forderten Konstantins Rücktritt. Dieser Aufforderung kam er am 15. Juni nach und ging ins Exil. (Ist das eine Absetzung?)



Als erste kriegerischen Handlungen im 1.WK auf griechischem Territorium könnte man auch die Übergabe des griechischen Fort Roupel an bulgarische und deutsche Truppen im Mai 1916 ansehen - erst als Folge darauf kam es zu den Noemvriana-Ereignissen.

Bei der Landung der Alliierten ging es doch wohl um eine Unterstützung für die serbische Armee.Um nichts anderes.
Als die Serben entscheidend geschlagen waren und der Krieg für sie beendet waren, haben sich Briten und Franzosen ihre Truppen aber nicht wieder abgezogen. Im Gegenteil, das land wurde ihren Zwecken nach nutzbar gemacht. Sie verlangten die Nutzung sämtlicher Bahnverbindung, die Durchsuchung des Küstengebietes nach deutschen U-Bootstützpunkten und nebenbei wurde Korfu einkassiert; quasi als Erholungsort für die geschlagene serbische Armee dort genesen kann und sich später der allierten Sache zur verfügung stellen kann. Kitchener verlangte allen Ernstes von König Konstantin, der Souverän des Landes, das dieser keinesfalls die allierten Truppen zu entwaffnen hätte. In Klartext wurde hier erpresst, das Konstantin den Artikel 11 der Haager Neutralitätskonvention freiwillig entsagte. Um Konstantin ein wenig auf die Spünge zu helfen, waren Schlachtschiffe der Entente in griechischen Gewässern präsent.

Aber wie schon ausgeführt: Missentaten der Sieger geraten in Vergessenheit, da nicht oder kaum darüber gesprochen wird.
 
Als erste kriegerischen Handlungen im 1.WK auf griechischem Territorium könnte man auch die Übergabe des griechischen Fort Roupel an bulgarische und deutsche Truppen im Mai 1916 ansehen - erst als Folge darauf kam es zu den Noemvriana-Ereignissen.

Und die Franzosen hatten sich der Festung Karabun bemächtigt, ohne das die Griechen etwas dazu sagten oder taten.
 
Die Einbeziehung Griechenlands in den ersten Weltkrieg ist ein sehr komplexer Vorgang, gekennzeichnet einerseits von der Neutralitätspolitik des Königs und andererseits den erratischen politischen Wendungen von Venizelos in Griechenland.

Gegenüber Kaiser Wilhelm hatte König Konstantin in den ersten August-Tagen auf dessen massives Drängen zur Mobilmachung gegen Russland seine strikte Neutralität erklärt angesichts der Beherrschung des Mittelmeers durch die britische und französische Flotte.

Zu den internen politischen Meinungsverschiedenheiten in Griechenland traten dann politische Manöver der Mittelmächte wie der Entente, um aus der griechischen Situation jeweils den größten Nutzen zu ziehen.

Zu berücksichtigen war dabei noch das Bündnis zwischen Griechenland und Serbien, das zur militärischen Unterstützung verpflichtete, wenn einer der Partner durch Bulgarien angegriffen wurde. Von Serbien und der Entente wurden die Bündnisverpflichtungen später versucht umzuinterpretieren in eine Beistandsverpflichtung Griechenland gegenüber Serbien für den jeden Kriegsfall. Zunächst allerdings arbeitete die Entente gegen den Versuch des griechischen Generalstabs, mit dem serbischen gemeinsame Operationsüberlegungen für den Fall eines bulgarischen Angriffs anzustellen, weil man hoffte, Bulgarien selbst als Verbündeten zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurde Bulgarien sogar das griechische Gebiet um Kavalla und Teile Serbisch-Mazedoniens angeboten, was Serbien und Griechenland empört ablehnten. Serbien und Griechenland wurden eindringlich gewarnt, bulgarische Empfindlichkeiten zu verletzen; die Entente wünsche gute Beziehungen der Balkanmächte untereinander.

Für die Gallipoli-Operation bot Venizelos auf eine Anfrage der Briten plötzlich der Entente drei griechische Divisionen an, ohne dies mit dem König oder dem Generalstab abgesprochen zu haben. Der Generalstab war über die Entscheidung von Venizelos, ein solches Angebot ohne Konsultation mit dem Heer zu machen, so erbost, dass der amtierende Generalstabschef Metaxas zurücktrat. Venizelos schwächte dann auf eine Division ab, die durch eine aus Reservisten neugebildete ersetzt werden sollte, sodass der Schutz der griechischen Grenze gegenüber Bulgarien unverändert bleiben würde. Der Generalstab lehnt aber weiter ab, weil er nicht an einen schnellen Erfolg der bevorstehenden Gallipoli-Operation glaubte und meinte, hier in unübersehbare Verpflichtungen hineingezogen zu werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass England den Vorschlag an Griechenland nicht mit Russland und Frankreich abgestimmt hatte. Beide vertraten die Ansicht, ein Krieg Griechenlands alleine gegen die Türkei könne nicht in Frage kommen und Russland lehnte einen Einsatz der Griechen in einer auf Konstantinopel gerichteten Operation rundweg ab. Zwar konnte Frankreich Russland noch umstimmen, doch sagte der russische Botschafter in Athen in Gegenwart des britischen zu einem hohen Beamten des griechischen Außenministeriums, man sei sehr für großzügige Kompensationen Griechenlands in Kleinasien, aber besser kämen die Griechen nicht nach Konstantinopel, es sei doch schmerzhaft für sie, wenn sie dort wieder herausgeworfen würden.

In Griechenland bildeten sich inzwischen zwei Lager, eines, das den großgriechischen asiatischen Plänen von Venizelos im Anschluss an einen Kriegseintritt bei der Entente zuneigte, und eines, das die Neutralitätspolitik des Königs, des Generalstabs und des überwiegenden Teils des Offizierskorps zuneigte. Zwischen beiden Parteien entwickelte sich ein lebhafter Propagandakrieg.

Als die Offensive gegen deutscher und österreichisch-ungarischer Truppen gegen Serbien begann und Bulgarien in der Folge mobilisierte, verlangte Venizelos vom König eine sofortige Mobilisierung und den Kriegseintritt, um in einem kurzen Feldzug die Bulgaren zu schlagen und Sofia zu erobern.. Der König stimmte der Mobilisierung zu, lehnte einen Kriegseintritt aber ab, da ja die von Serbien für einen solchen Bündnisfall zur Verfügung zu stellenden 150.000 Mann nicht vorhanden seien. Zudem dachte er nie an eine offensive Aktion, sondern nur an eine defensive Mobilisierung.

Venizelos fragte daraufhin bei der Entente nach, ob sie in der Lage sei, diese Truppen, die Serbien eigentlich stellen müsste, zu ersetzen, Dies wurde zugesagt. Gleichzeitig aber hielt Grey eine Rede im Unterhaus, in der er Bulgarien in wärmsten Worten der britischen Sympathien versicherte.

In der Befürchtung, die Entente hebe nur deshalb 150.000 Mann zugesagt, um griechische Territorien selbst besetzen zu können, die Bulgarien dann als Kompensation angeboten würden erklärte Venizelos den Briten, er habe nicht um eine Unterstützung für Griechenland gebeten, sondern eine alliierte Unterstützung für Serbien angefragt. Diese sei im Interesse der Alliierten aber Griechenland könne ohne Protest einer solchen Landung wegen seiner Neutralität nicht zustimmen.

Inzwischen erschien aber bereits der französische Konsul in Saloniki beim Gouverneur mit französischen Offizieren, die eine Landung vorbereiten sollten und der britische Admiral Hamilton erklärte am darauffolgenden Tage, er werde Teile von Stadt und Hafen Saloniki besetzen für eine bevorstehende Truppenlandung.

Der griechische General vor Ort war nun in der Zwickmühle. Griechenland hatte der Landung noch nicht zugestimmt und musste nachdem die Zustimmung vorlag, jedenfalls Zeit für einen formellen Protest haben, von dem die britische Regierung jedoch bereits erklärt hatte, dass sie ihn nicht wünsche. Weiterhin musste die volle Autorität der griechischen Behörden im Hafenbereich sichergestellt werden, um die Durchführung der griechischen Mobilisierung gegen Bulgarien nicht zu gefährden.

Schließlich wurde die Landeoperation durchgeführt, ohne dass eine griechische Zustimmung vorlag. Am Folgetag erklärte der französische Botschafter dem griechischen Ministerpräsidenten, dass das erste Detachement angekommen sei und dieser erklärte, Griechenland sei neutral und könne einem Durchmarsch durch sein Territorium nicht zustimmen. Auch wenn die Truppen ja ausschließlich zur Unterstützung Serbien gedacht seinen, mit dem Griechenland verbündet sei. Es sei hier der Bündnisfall für Griechenland nicht gegeben.

Der ganze Beginn der Verwicklung Griechenlands in den ersten Weltkrieg, der ja schließlich in die Tragödie des kleinasiatischen Krieges mündete, nimmt sich manchmal eher eine Fortsetzung balkanischer Politik des 19. Jhdrts aus.

Wer es genau wissen will, lese G.F.Abbott - Greece and the Alllies 1914-1922 (leider nur englisch, aber im vollen Text verfügbar bei Project Gutenberg und Google Scholar).
 
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