Du denkst offenbar an einen Inselkelten am Ende des 1.Jh.v.Chr/1Jh.n.Chr.
Da wird es im Einzelfall schwierig.
Die wirklich guten Belege liegen nur für die späte Hallstattzeit und für Früh-Laténe vor.
Aus Hochdorf (Hallstatt D2/D3 = ca. 530 v.Chr.) gibt es auch Federreste. Die ganze Form lässt sich nicht mehr erschließen, die Länge beträgt etwa 7 – 8 cm.
Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Wicklung zwischen jeden, wirklich jeden Federast liegt.
Da die Köcher oft einen metallenen Boden und eine metallenen Deckel hatten, weiß man, dass die Pfeillänge in Hallstatt und Früh-Laténe nur bei knapp 45 cm lag.
Die Bogenform war vermutlich die des Doppeljochbogens. Erstens liegt vom Glauberg ein Bogenmodell dieser Form vor, zweitens wäre dies eine Lösung für die recht kurzen Pfeillängen dieser Zeit.
Die Bezeichnung „Skythenbogen“ ist schlicht falsch. Sie fordert einen Kompositbogen, der in keltischen Zusammenhängen nicht nachgewiesen ist (Keine Horn oder Knochenteile gefunden..). Die Kompositbauweise ist bei einem Doppeljochbogen auch nicht zwingend notwendig.
Abbildungen auf einem Gürtelblech und auf Blecheimern (Situlen) zeigen jedoch auch normale Knüppelbögen.
Die Pfeilspitzen nehmen jede Form an. In Hallstatt/Früh-Laténe sind allerdings aus Eisenblech ausgeschnittene Widerhakenformen ohne Stiel recht häufig. (siehe Hochdorf)
Für Mittel-Laténe (4. und 3. Jh.v.Chr.)sind lorbeerblattförmige Spitzen mit Tüllenschäftung nachgewiesen. Über die Bogenform oder gar über Pfeillänge und Federnform liegen mir für Miitel- und Spätlaténe keine Erkenntnisse vor, allerdings bin ich in der inselkeltischen Sachkultur nicht zu Hause. Da kann vielleicht jemand anders aushelfen.
Vielleicht eines noch: Pfeilspitzen, Pfeillängen oder Bogenformen sind eigentlich kein guter Kulturanzeiger. Erstens sind die Funde extrem selten, sodass ein vollständiger Überblick nicht vorliegt, zweitens sind viele Details, gerade Befiederung und Pfeilspitzen, kultur- und offenbar zeitunabhängig. „Den keltischen Bogen“ gibt es eigentlich nicht.
Wenn ich ganz genau in meiner Rekonstruktion sein will, hilft nur die Orientierung an einem konkreten Fund.
Und noch eine spitze Bemerkung am Schluss.
Praktisch kein Fund entspricht den Anforderungen moderner Bogenschützen. Da sind Pfeile sehr lang ( 1 m. im Mesolithikum) oder sehr kurz (Hallstatt). Das Schaftmaterial im selben Köcher (z.B. „Ötzi“) ist sehr unterschiedlich, der berühmte „Spinewert“ hat wohl keine Rolle gespielt.
Ebenso sind Angaben über Zugkraft des Bogens immer mit Vorsicht zu genießen. Die Originale sind entweder unfertig, zerbrochen oder stark verbogen. Zum Teil wächst das Holz heute gar nicht mehr so wie damals. Durch die unterschiedlichen Klimaten im Laufe der Zeit liegen auch unterschiedlich dichte Hölzer vor, was ja das „Gewicht“ eines Bogens deutlich beeinflusst.
Aussagen, die auf modern rekonstruierten Bögen beruhen, geben also nur Näherungswerte.
Thomas