Haus David

Kaiserin Sissi schrieb:
Auch mit König David ist das so eine Sache... In Matthäus 1 stammt er von Jesse ab, in Lukas 3 dagegen von Isai (auch im alten Testament ist David der Sohn Isais: "...dort such Isai auf, denn ich habe einen seiner Söhne zum neuen König auserwählt..." (1. Samuel 16, 1)), aber das führt jetzt zu weit...

Du übersiehst dabei einen ganz entscheidenden Faktor: Jesse ist die griechische Form für Isai... "aber das führt jetzt zu weit".
 
Vielleicht ganz interessant.

"Wunderbarer Bilderzyklus der Geschichte Davids. Das Besondere daran: Die Darstellung entspricht der eines mittelalterlichen Ritterepos! Mittels der dargestellten Kleidung und Bewaffnung seiner Figuren versetzt der Buchmaler das alttestamentliche Geschehen in seine eigene Gegenwart des 12. Jahrhunderts."

bavarikon
 
Aus einer internationalen Vortragsreihe an der Uni Heidelberg (Judah and the Judeans in the Achemenid Period):

(Übersetzt):
Im biblischen Material können bestimmte königliche und priesterliche Genealogien auf Zeiten hinweisen, in denen die Legitimierung der eigenen Genealogie besonders wichtig war. Dafür gibt es zwei Beispiele: 1. Chr. 3,1-24, die davidische Genealogie, und 1. Chr. 8,33-40, die so genannte saulidische Genealogie. Beide Stammbäume beziehen sich auf Monarchen, die schon lange nicht mehr an der Macht waren. Im Beispiel der davidischen Genealogie in 1. Chr. 3,1-24 setzt sich diese umfangreiche Genealogie im MT über 26 Generationen fort, von David bis zu den sieben Söhnen Elioenais. Sie baut auch auf der judäischen Genealogie in 1 Chronik 2 auf, die ebenfalls David mit Juda, Jakob und darüber hinaus verbindet. In 1 Chr 3,1-24 werden sowohl lineare als auch segmentierte Formate verwendet, die sich über 600 Jahre erstrecken. Der Stammbaum Davids beginnt mit einer segmentierten Genealogie, die alle erstgeborenen Söhne hervorhebt, die ihm in Hebron von seinen sechs Frauen geboren wurden, und geht dann zu den Söhnen über, die ihm in Jerusalem von Bath-Schua geboren wurden. Es wird eine lineare Genealogie von der Zeit Salomos bis zu Josia (16 Generationen) verwendet. Von der Zeit Josias bis zu den Söhnen Elioenais kehrt die Genealogie zu einem segmentierten Format zurück. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine Genealogie der dynastischen Linie Davids. Sie setzt sich weit über das Exil und die Rückkehr hinaus fort, über die Familienlinie von Serubbabel bis hin zu den Söhnen Elioenais. Die davidische Genealogie konzentriert sich also auf eine Linie und ihr Fortbestehen und Überleben, selbst nach der Zerstörung des Königreichs Juda. Obwohl die Macht dieser Familie schon vor langer Zeit geschwunden war, ist es klar, dass diese Genealogie versucht, einen Zweig der davidischen Familie in der Machtlinie zu positionieren. Und so zeigt, wie Gary Knoppers hervorhebt, die "sorgfältige Abgrenzung der Kontinuität unter den Nachkommen Davids in Zeiten enormer Veränderungen die Widerstandsfähigkeit und Bedeutung der Dynastie" (2004: 335-36), und das in einer Zeit, in der sie schon lange nicht mehr an der Macht waren. Die Genealogie dient dazu, eine Familienlinie innerhalb des größeren davidischen Stammbaums zu einer Machtposition zu ermächtigen, falls sich jemals die Gelegenheit ergeben sollte, dass ihr Macht verliehen werden könnte.
Ein weiteres Beispiel für eine königliche Genealogie innerhalb des Stammbaums der Benjaminiten ist die so genannte Sauliden-Genealogie (1. Chr. 8,33-40), die eigentlich die Jeieliten-Genealogie ist, weil sie mit Sauls Großvater Jeiel beginnt. Das Interesse des Chronisten an der Familie Sauls trägt sowohl seiner früheren Bedeutung als auch der anhaltenden Bedeutung seiner Nachkommen in der nachexilischen Zeit Rechnung. Die Bedeutung der Familie Sauls zieht sich durch die Chronik, wo Saul und David die beiden königlichen Linien innerhalb der Erzählung der Monarchie sind. Im Gegensatz zur davidischen Genealogie, die eine bestimmte Familienlinie hervorhebt, wird in 1 Chronik 8 die Bedeutung des Benjaminiterklans und seine Stellung in den verschiedenen Territorien, darunter Jerusalem und Gibeon, hervorgehoben. Sauls Genealogie, die in V. 29 mit seinem Großvater Jeiel beginnt und sich über 17 Generationen erstreckt, endet mit dem Satz "alle diese stammten von den Nachkommen Benjamins ab" (8,40), womit die Genealogie der Benjaminiten mit Sauls Nachkommenschaft abgeschlossen wird.

Es wird nicht oft ausformuliert: Gott ist ein HERR, Lord, "Sein Reich komme, Sein Wille geschehe, es gibt neben ihm (für seine Untertanen) keinen anderen" etc. Man mag sich Geschichte bevorzugt schöner ausmalen als sie war, besonders die hervorragenden Persönlichkeiten erinnern statt der unbekannten Masse die hundsmiserabel vegetierten, die Dinge an ihren besten Exponenten und Beispielen messen. Mächtige sind nur mächtig wenn sie über anderen stehen, für Mächtige muss es Unterdrückte geben, Islam bedeutet wörtlich Unterwerfung, sich Allah dem Herren unterwerfen, darum hat man die Religionen so bereitwillig verbreitet. Der Christ ist der Märtyrer, der Knecht seines Herren, das Testament des gemeinen Volkes ist, dass ihr Leben und ihre Errungenschaften der Herr und nicht sie selbst ererben, die Dynastien hingegen verstehen sich durch ihre Blutlinie als "unsterblich".
Darum war es äußerst wichtig einen Namen zu besitzen, und so wurden sie falls möglich auch konstruiert. Das "Königreich Davids" war wohl nicht wirklich großartig denn niemand außer ihnen selbst findet es einer Erwähnung wert, nicht einmal Ägypten, und so ist die Geschichte der Judäer ein Kampf am Bodensatz der Gesellschaft um die notwendige Legitimation.

Otto Kaiser: Zwischen Athen und Jerusalem; De Gruyter 2003
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In Anbetracht der andauernden Fremdherrschaft über Israel durch andere Großmächte mag dieser absolute, eine Herr vielleicht Ausdruck dessen sein was sie selbst erlebten. Im obigen konkreten Beispiel der Achämeniden heißt es allerdings, dass sie sich nicht sehr in die religiösen Angelegenheiten ihrer Untertanen eingemischt haben:

(Vortragsreihe wie oben):
Alles in allem gewinnt der Leser den Eindruck, dass die Religion als ethnisches Merkmal keine Rolle mehr zu spielen scheint - diese Tatsache ist eindeutig eine kulturelle Reaktion auf das (vorgeschlagene) persische Umfeld, in dem die Theologie nur der Ausgangspunkt für eine ansonsten säkulare politische Wirtschaft ist.
Ein weiteres auffälliges Merkmal des Buches Esther ist die weitgehende Abwesenheit von Gott in diesem Buch. Dies hat natürlich zu zahlreichen Spekulationen über versteckte Anspielungen, Doppeldeutigkeiten usw. Anlass gegeben. Andererseits ist es falsch, den scheinbar "säkularen" Charakter des Buches als Hinweis auf eine geringere Qualität des Buches zu betrachten. Ich denke, wenn wir uns der Esther-Geschichte mit den Bemerkungen über Gott nähern, die oben bei der Behandlung von Genesis 20 gemacht wurden, wird etwas Licht in die Angelegenheit gebracht. Der persönliche Gott der Patriarchen wurde in 1. Mose 20 in ein universelles göttliches Wesen verwandelt, zu dem Israeliten und Heiden sprechen können und an dessen universelle Gesetze sich sogar scheinbar fremde Könige halten können. Dieser Wandel von einem persönlichen zu einem universellen Gott wird in Esther noch einen Schritt weitergeführt. Da keine der Handlungen, die zu einer Gefährdung der Juden in Persien führen, ausdrücklich mit dem religiösen Faktor in Verbindung gebracht wird, ist das Fehlen eines direkten göttlichen Eingriffs vielleicht verständlich. Nur am Rande sei erwähnt, dass die augenscheinliche Nichteinmischung Persiens in die religiösen Angelegenheiten seiner Untertanen Persien zu einem idealen Schauplatz für die Legitimation eines neuen Festes macht, das den üblichen Vorstellungen von biblischen Festen zu widersprechen scheint. Der Konflikt zwischen Mordechai und Haman, von dem in Esth 3,1-15 berichtet wird, wird häufig unter Bezugnahme auf Exodus 20,1-5 interpretiert. Zwar wird חוה in der Bestimmung von Exod 20,5 verwendet, aber nichts im Text von Esther deutet darauf hin, dass Haman irgendeine göttliche Eigenschaft hatte, und nur der Targum fügt diesen Aspekt hinzu, indem er angibt, dass Haman das Bildnis eines Götzen auf seiner Kleidung trug. [Das Motiv der Göttlichkeit Hamans kommt nur in Judg 3,8 vor, wo Nebukadnezar göttliche Ehren beansprucht: "Und er zerstörte alle ihre Heiligtümer und schändete ihre kultischen Haine. Er erhielt den Befehl, alle Götter der Erde auszulöschen, damit alle Völker der Erde allein Nebukadnezar dienen und alle Sprachen und Stämme ihn allein als Gott anbeten sollten"]
Trotz Mardochais Aussage, dass er ein Jude ist (Esth 4:4bβ), gibt es in der hebräischen Bibel Beispiele, in denen es vollkommen akzeptabel ist, sich vor einem anderen Mann niederzuwerfen (siehe Gen 23:7, 27:29; 1 Kön 1:31). Die Kombination der hebräischen Verben חוה und כרע ist normalerweise Gott vorbehalten (Ps 22,30; 95,6; 2 Chr 7,3), "aber wenn Götzendienst die Ursache für Mordechais Nichteinhaltung ist, schweigt der Text seltsamerweise darüber. Außerdem ist es schwer zu verstehen, warum der König befiehlt, einen Untergebenen wie einen Gott zu behandeln, wenn er es selbst nicht ist."

Genesis berichtet von Nimrod, dem ersten der mächtig wurde, dem ersten aller Könige, er sei es auch gewesen der den Turmbau zu Babel initiiert hätte, man findet ihn dann in Dantes Epos im untersten Kreis der Hölle, er spricht alle Sprachen und kann von niemanden verstanden werden, der Satz den ihn der Autor sprechen lässt ist bisher nicht entziffert.
Jedenfalls also begann in der Frühgeschichte die Königsherrschaft und ging Hand in Hand mit Gottglauben, das haben offensichtlich manche Akteure auch verstanden und sich zu Nutze gemacht, die verheerende, brutale Unterdrückung die sie bedingt ist Legion, Israel und die Juden sind da gerade das Paradebeispiel. Immerhin kam es einmal zur Emanzipation:

Bruno Bauer: Zur Judenfrage
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Karl Marx: Zur Judenfrage
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Macht man den Herren zum transzendentalen Wesen, ist er unnahbar und liegt das dann praktischerweise gerade nur im "Fachbereich" der Kirche, die so als einzige genau darüber Bescheid weiß. Die Dreieinigkeit aus Vater Sohn und Heiligem Geist entspricht dem Herren, dem Unterdrückten/Volk und dem Priester/der Kirche.

Friedrich Wiegand: Das Apostolische Symbol im Mittelalter: Eine Skizze; De Gruyter 1904
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Macht man den Herren zum transzendentalen Wesen, ist er unnahbar und liegt das dann praktischerweise gerade nur im "Fachbereich" der Kirche, die so als einzige genau darüber Bescheid weiß. Die Dreieinigkeit aus Vater Sohn und Heiligem Geist entspricht dem Herren, dem Unterdrückten/Volk und dem Priester/der Kirche.

Könntest Du das etwas näher ausführen? Auf mich wirkt diese Verknüpfung nicht unbedingt selbsterklärend.
 
Könntest Du das etwas näher ausführen? Auf mich wirkt diese Verknüpfung nicht unbedingt selbsterklärend.
Vielleicht eine etwas saloppe Formulierung von mir, ursprünglich bedeutet das nichts anderes als, dass der Sohn wie schon der Vater dem Herren gehört, das ist das Testament.
In der Konzeption vom Herrgott steckt mehr als nur ein Widerspruch, einer davon ist jedenfalls, dass er sich selbst daran anwidert was er von seinen Subjekten verlangt (Ex "Wenn ich auch nur einen Augenblick unter euch weilte, würde ich euch vernichten.")
Einen Ausweg aus der Zwickmühle bietet das Priestertum oder die Kirche indem sie als Schnittstelle zwischen Volk und Gott dient.
Der antike Ursprung dieser Knechtschaft hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des mittelalterlichen Feudalwesens, insofern mag sich dieses Konzept in der Dreieinigkeit widerspiegeln, aber wie gesagt, es ist bloß eine Formulierung meinerseits, nichts in Stein gemeißeltes.
 
Ich glaube, ich verstehe es noch immer nicht so ganz. "Das" mittelalterliche Feudalwesen gibt es in dieser Einheitlichkeit ja eigentlich nicht, wir haben es eher mit Formen der militärischen und politischen Organisation zu tun, die regional und zu verschiedenen Zeiten recht unterschiedlich ausfallen können. Das System der "Gefolgschaftstreue" militärischer Verbände gegenüber einem König/Warlord/Dienstherrn gegen Zusicherung von Schutz und materiellen Vorteilen ist zudem nicht auf Europa oder gar das christliche Europa begrenzt.

Wo siehst Du hier den bestimmenden Einfluss der Trinität oder des Priestertums? In der religiösen Untermauerung oder andernorts?
 
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