Herrschaftsrecht von Frauen im Orient v. Chr.

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katinka7

Gast
hallo!

ich schreibe eine seminararbeit über Lohensteins Sophonisbe und bin auf der suche nach informationen über das weibliche herrschaftsrechts im orient um 200 v. chr. irgendwo habe ich gelesen, daß es dort üblich war herrscherINNEN einzusetzen und daß sie mehr einfluß hatten als die frauen im okzident.
kann mir da jemand mit informationen weiterhelfen oder hat sonst noch ideen zum thema sophonisbe?

vielen dank im voraus!
 
Hm... die phönizische Kultur, zu der Sophonisba als Karthagerin zu zählen ist, ist zwar eine orientalische Kultur, aber sie lebte in Nordafrika und Karthago liegt westlicher als Rom. Eine Herrscherin war sie wohl eher nicht, mehr eine - wenn möglich - einflussnehmende Frau, die aufgrund diplomatischer Erwägungen herumgereicht wurde: Zunächst war sie Massinissa, dem numidischen König und Verbündeten Karthagos versprochen, dann wurde sie aber mit Syphax vermählt, der offensichtlich momentan wichtiger war als Massinissa. Später nahm dieser sie gefangen und wollte sie dann tatsächlich heiraten, musste sie aber an die Römer ausliefern.
 
Danke für die Antwort!

aber haben denn nun Frauen im Orient mehr Macht gehabt als hier im Westen?
 
Mir würden zwei Bsp.s einfallen, daraus eine Regel abzuleiten, würde ich aber nicht wagen: Zum einen wäre da die sagenumwobene Königin von Saaba, die möglicherweise Südaraberin war, zum anderen Zenobia, die im dritten nachchristlichen Jahrhundert von Rom unabhängig die Oasenstadt und Handelsmetropole Palmyra (heute Tadmur, Syrien) regierte und einen großen Teil eigentlich römischen Gebiets kontrollierte
 
hallo!

ich schreibe eine seminararbeit über Lohensteins Sophonisbe und bin auf der suche nach informationen über das weibliche herrschaftsrechts im orient um 200 v. chr. irgendwo habe ich gelesen, daß es dort üblich war herrscherINNEN einzusetzen und daß sie mehr einfluß hatten als die frauen im okzident.
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In dem von dir benannten Zeitraum wurde der Orient, also der östliche Mittelmeerraum, vom Hellenismus sowohl kulturell als auch politisch geprägt.
In dieser Zeit bestimmten vor allem die Dynastien der Seleukiden (Syrien, Mesopotamien) und der Ptolemäer (Ägypten, Palästina) die Geschicke dieser Region, in Kleinasien (heutige Türkei) existierten die Königreiche Pontos, Pergamon, Bithynien und Kommagene. Doch besonders die Ptolemäer brachten eine ganze Reihe von Frauen welche die Politik der Zeit mitbestimmten hervor. Entweder als Regentinnen unmündiger Söhne, als Ehefrauen schwacher Könige oder gar als Rivalinnen ihrer nächsten Verwandtschaft.

Als ägyptische Herrscherinnen ragten dabei besonders hervor:
Arsinoe II.
Kleopatra II.
Kleopatra III.
Berenike III.
und Kleopatra VII. ('die' Kleopatra)

als Herrscherinnen Syriens (Seleukidenreich) waren es:
Kleopatra Thea
Tryphaina
Kleopatra IV.
und Kleopatra V.

Diese besonders starke Berücksichtigung von Frauen im Hellenismus in höchsten Machtpositionen hatte schon zu dessen Beginn, also beim Tode Alexanders des Großen und den nun beginnenden Diadochenkriegen, eingesetzt. Zunächst verheirateten die Generäle ihre Schwestern und Töchter um persönliche Allianzen zu festigen. Desweiteren erlangten besonders die Frauen der Alexander-Dynastie eine hohe Bedeutung da eine Ehe mit diesen (z.B. Kassander + Thessalonike) Herrschaftsansprüche legitimieren konnten, weshalb den meisten von ihnen ihre blose Existenz zum Verhängnis wurde.
In Ägypten, bei den Ptolemäern, war vor allem auch das Aneignen ägyptischer Herrschaftstraditionen wie die Geschwisterehe für die Frauen der Dynastie ein Fundament ihrer Macht. So waren alle (Haupt)frauen ptolemäischer Könige seit Ptolemaios II. deren eigene Schwestern, lediglich Ptolemaios III. und V. waren da eine Ausnahme. So konnten sich diese Frauen schon sehr früh am Hofe eine eigene Lobby begründen die ihnen bei der späteren Machtübernahme ihre Brüder-Ehemänner ein eigenes politisches Gewicht verschaften das sie gegebenenfalls auch gegen ihre Konkkurenten in der eigenen Familie einsetzen konnten.
 
Nun muss man aber zwei Dinge bemerken: die ganzen Diadochendamen waren keine "orientalischen" Herrscherinnen, auch wenn sie im Orient herrschten, sondern Griechinnen, wiewohl man von einem Kulturadstrat zwischen den semitischen Landeskulturen und der hellenistischen übergestülpten Kultur ausgehen muss. Ihre Macht aber beruht nicht auf einer herausragenden Stellung der Frau, sondern aus ihrer familiären Situation.
 
Nun muss man aber zwei Dinge bemerken: die ganzen Diadochendamen waren keine "orientalischen" Herrscherinnen, auch wenn sie im Orient herrschten, sondern Griechinnen, wiewohl man von einem Kulturadstrat zwischen den semitischen Landeskulturen und der hellenistischen übergestülpten Kultur ausgehen muss.

Die Dynastien der Diadochen stammten alle aus Makedonien, dass stimmt.
Jedoch sind alle genannten Damen bereits in den eroberten Königreichen ihrer Familien geboren worden und damit bereits von Kindheit an durch die Einflüsse des Orients geprägt. Das macht sie für mich sehr wohl zu Orientalinnen. Die Familie der Seleukiden war selber sogar halbpersisch durch Seleukos I. persische Frau Apame.

Die Ptolemäer legten bereits von Ptolemeios I. an fiel Wert auf die Einbeziehung ägyptischer Kulte und Brauchtümer um ihre Herrschaft zu legitimieren.
Serapis - Wikipedia
Und gerade in Ägypten gab es schon einige Erfahrungen mit mächtigen Frauen, siehe z.B. Hatschepsut


El Quijote schrieb:
Ihre Macht aber beruht nicht auf einer herausragenden Stellung der Frau, sondern aus ihrer familiären Situation.

Genauso wie die Macht Zenobias. Sie war die Regentin für ihren unmündigen Sohn Vaballathus.

Wenn man die Antike des Orients anschaut, so findet man dort keine mächtige Frau die ihre Macht Aufgrund ihrer Stellung als Frau herraus erlangte. Sie alle waren, egal ob bei den alten Pharaonen, den Persern oder den Diadochen, bereits voll in die herrschende Dynastie eingebunden.
Doch um 200 v.C. gerieten dadurch Frauen in den Königreichen des Orients viel eher an die Macht als im republikanisch-römischen Oxident.
Dort wurden Frauen erst dan zu politischen Größen als auch dort dynastische Fragen politische Bedeutung erlangten, nähmlich im Kaiserreich (bes. bei den Claudiern und Severern).
 
Und gerade in Ägypten gab es schon einige Erfahrungen mit mächtigen Frauen, siehe z.B. Hatschepsut

Ich glaube nicht, das sich die Ägypter um 200 v.Ch. noch an die Regierungszeit von Hatschepsut erinnerten, die ja mehr als 1.000 Jahre vor ihnen lebte, da man ja ziemlich erfolgreich versucht hat sie aus den "Annalen" zu löschen.

Gruß
Cassandra
 
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