Historische Filme angesiedelt um 1800

@ R.A.
"Master and Commander" ist einfach nur Kult, das muss ich zugeben und das trifft für Kamera, Regie und Buchvorlage zu. Die Authenzität, das Schiff usw., das ist kaum zu toppen, der beste historische Film der letzten 10 Jahre mindestens!:respekt::anbetung:
Gibt es dazu noch keinen eigenen Thread eigentlich?
 
@Brissotin
Leider kann das normale Publikum die historische Qualität des Films nicht erkennen und damit auch nicht wertschätzen.
Kommerziell war das m. W. nicht ganz der erhoffte Erfolg, damit wird es wohl keine Fortsetzung geben.
Obwohl die Buchserie das ja hergeben würde.
 
@Brissotin
Leider kann das normale Publikum die historische Qualität des Films nicht erkennen und damit auch nicht wertschätzen.
Kommerziell war das m. W. nicht ganz der erhoffte Erfolg, damit wird es wohl keine Fortsetzung geben.
Obwohl die Buchserie das ja hergeben würde.

Oh doch, zumindest was in den Bereich der damaligen Schiffstechnik geht, muß ich sagen, dass dies extrem realitätsnah umgesetzt wurde. So aber auch sicherlich das Leben an Bord der damaligen Segelkriegsschiffe.:yes:
 
@Brissotin
Leider kann das normale Publikum die historische Qualität des Films nicht erkennen und damit auch nicht wertschätzen.
Kommerziell war das m. W. nicht ganz der erhoffte Erfolg, damit wird es wohl keine Fortsetzung geben.
Obwohl die Buchserie das ja hergeben würde.
Also hier in Deutschland lief er recht schlecht, wobei wohl das Problem war, dass er z.B. bei uns im Cinemaxx lief. In kleinen Kinos hätte man ihn wohl auch länger zu attraktiven Zeiten gezeigt. Immerhin gab es ein paar Oscars, also schonmal ein gewisses Lob für die Leistungen. Ich meine in gewissen Kreisen ist Patrick O'Brian durchaus berühmt und beliebt, mag sein dass der Film im englischsprachigen Raum von daher besser lief.
 
Ich meine in gewissen Kreisen ist Patrick O'Brian durchaus berühmt und beliebt, mag sein dass der Film im englischsprachigen Raum von daher besser lief.
Er hat seinen Durchbruch in den USA gehabt (und erst später in England selber), in Deutschland gibt es die Serie noch gar nicht so lange und ist nur durchschnittlich erfolgreich.

Das Problem bei Romanverfilmungen ist, daß Bücherleser nicht automatisch Kinogänger sind. Ein Film muß im wesentlichen junge Leute (vor allem Männer) zwischen 15 und 25 ansprechen, sonst wird das mit den nötigen Einnahmen problematisch. Selbst die Herr-der-Ringe-Verfilmung konnte sich nicht mit den etablierten Fans rechnen (und die waren wesentlich zahlreicher als bei Patrick O'Brian), die Masse der Filmzuschauer hatten die Bücher nie in der Hand gehabt.

Und so toll wir (und die Oskar-Jury) "Master and Commander" finden mögen, für die Masse der Jugendlichen war er etwas zu kompliziert und der Spannungsbogen war unklar. Da ist halt "Fluch der Karibik" die erfolgreichere Konzeption, da gibt es ja auch die Fortsetzungen.
 
Aber bestimmt nicht - gerade Dein immenses Wissen über Seefahrtsgeschichte läßt Dich so einen Film mit ganz anderen Augen sehen als den durchschnittlichen Teenager.

Danke für die Blumen.
Aber recht hast Du, so gesehen bin ich natürlich vorbelastet.=)

Und etwas fällt mir an solchen Filmen auch immer wieder auf. Die Gefechtsentfernung bei so alten Segelschiffen erscheint mit bisweilen sehr hoch. So war das Geschütz in der Regel nicht die Primärwaffe, sondern nur Sekundär, denn zu damaliger Zeit wurden die Gegner immer noch durch das Entern besiegt. Geschossen wurde auf max. Entfernung von ein paar Huntert Metern oder weniger. Wobei die Geschosse auch nicht explotierten, das gab es erst nach 1856. Die Engländer bevorzugten den Rumpf zu zerlöchern, die Französen schoßen auf die Takellage. Schrapnel waren beliebt die Mannschaft zu minimieren bevor geentert wurde. Aber ich bin glaube ich ein wenig vom Thema abgewichen...tschuldigung
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
1. Und etwas fällt mir an solchen Filmen auch immer wieder auf. Die Gefechtsentfernung bei so alten Segelschiffen erscheint mit bisweilen sehr hoch. So war das Geschütz in der Regel nicht die Primärwaffe, sondern nur Sekundär, denn zu damaliger Zeit wurden die Gegner immer noch durch das Entern besiegt. Geschossen wurde auf max. Entfernung von ein paar Huntert Metern oder weniger.

2. Wobei die Geschosse auch nicht explotierten, das gab es erst nach 1856.

1. Das fand ich eben an dem Film recht gut getroffen. Die Schwierigkeit in der richtigen Position für das Kanonenduell zu sein und die Reichweite stärkerer Geschütze auszugleichen, wurde ja wirklich anschaulich verdeutlicht.

2. Kein Wunder, dass es den Oscar für den Ton gab, denn auch die Treffer klangen für mich in "Master and Commander" realitätsnah wie noch nie. 2-mal reinzugehen (das musste man erst mal schaffen bei Vorführungszeiten um Mitternacht) hatte sich im Kino von daher extrem gelohnt. Die DVD kommt nicht annähernd an die Effekte auf großer Leinwand.

Ich glaube, den Standartzuschauer gibt es nicht. Zum einen war die Werbetrommel für "Master and Commander" damals nicht so dolle gerührt worden (jedenfalls nicht so gut wie die Trommel der Seesoldaten auf der Surprise in Szene gesetzt wurde), zum anderen wurden die Vorzüge des Films in den Filmzeitschriften, die ich gesehen hatte, zu wenig hervor gekehrt. Fast ausschließlich wurde der Aufwand mit der Ausstattung und die Recherche gelobt, wie man es auch bei "Alexander" getan hatte, die Soundeffekte hingegen blieben ein bisschen wenig berücktsichtigt, ebenso die großartigen Kamerafahrten über das Schiff und gar von Unten.

PS: Ich fand die 3 Teile von "Herr der Ringe" weitaus langweiliger als "Master and Commander". Wenn ich da an die unheilverheißende Szene mit dem Gefecht im Nebel denke, das war doch wunderbar zugespitzt, was die Spannung anbelangt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Besonders hervorzuheben sind natürlich die Einspielungen besonders schöner Musik von Bach, Mozart und nochmehr Boccherini La Musica Notturna Delle Strade Di Madrid No. 6, Op. 30.:yes: Das ist zwar alles für die Handlungszeit des Films antiquiert, aber v.a. Letzteres wirklich Musik mit Gänsehautfaktor, wenn man sich darauf einlässt.


Ganz genau! :yes:
 
aus der Revolutionszeit 1848-1849 gibt's einen ungarischen Film "80 Huszar" (80 Husaren). hab' den in den 80ern im Kino gesehen und fand ihn ganz Klasse. leider gibt's ihn noch nicht auf DVD. ich konnte ihn zumindest nirgendwo finden.

aus Rumänien, dieselbe Thematik behandelnd, die "Abenteuer"-Serie "Der weite Ritt der gelben Rose" ("Drumul Oaselor") von 1980/82.
 
Interessant fand ich heute das Interview mit Peter Weir, was damals 2003 im Spiegel erschien. "Master and Commander"-Regisseur Weir: "Ich wollte ein Genre auf den Kopf stellen" - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur Interessant ist dabei für Freunde von Historienfilmen wie konsequent sich scheinbar doch Regisseure mit ihren Konzepten durchsetzen können.
Die Filmkritiken zu "Master and Commander" waren ja damals durchweg und zu Recht lobend: Master and Commander - Bis ans Ende der Welt • Presse • Film • Film-Zeit
 
für den ganz großen kommerziellen Erfolg braucht man wohl stets eine gehörige Prise Romantik und die hat ja in Mater and Commander (hab ihn auch auf DVD) total gefehlt (John Houston hatte in den 50ern aus demselben Grund ja auch große Probleme, Moby Dick zu verfilmen).
 
"Maries Lied" (1994) Niko Brücher - Regie

Das ist zwar eher ein Kunstfilm, aber ich liebe ihn und daher stelle ich ihn mal dennoch vor.
Im Vorhinein sei angemerkt, dass dieser Film sicherlich nur etwas für Freunde von Schauspiel und ruhigen Filmen ist. Die Spannung, die es sicher gibt, kommt auf leisen Pfoten. Hin und wieder läuft der Film auf den dritten Programmen und er ist ein Kleinod deutscher Filmkunst. Ich weiß garnicht ob, aber ich kann mir vorstellen, dass der gesamte Text der in dem Film gesprochen wird locker auf eine DIN A4-Seite passt. Es geht also eher um Bilder, Charaktere, Emotionen und weniger um Dialoge.

Zur Handlung
Irgendwo in Deutschland 1813 wird ein Offizier von einer zwielichten Gestalt (Martin Feifel) erschossen. (Den Namen der Rolle erfährt man nie - ein Beispiel für die Begrenzung der Dialoge, die wirklich nur das Nötigste, wenn überhaupt, anbelangen.) Ein kleines, scheinbar stummes Mädchen ist Zeugin der Tat. Dieses Mädchen wird später bei der Familie der Schlossherrin wundersame Aufnahme finden.

Auf einem Landgut lebt Marie (hervorragend Sylvie Testud) mit ihren Schwestern und ihrer Mutter, sowie dem Verwalter Tümmler (Jean-François Perrier), der Spiegel für die Schlosseigentümerin besorgt hatte. Tümmler ähnelt in seinen Methoden, mit welchen er seinen armen Verwandten Auguste (Bastian Trost) erzieht der Gouvernante der Kinder der Hausherrin. Zwischen Gouvernante und Tümmler bahnt sich nebenbei eine ziemlich widerwärtige, erotische Beziehung an.
Der Mörder vom Anfang des Films trifft nach Kurzem mit einer Bande von Vagabunden auf dem Landgut ein. Ihm wird mit seinen Leuten eine Herberge in den Ställen zugewiesen.

Währenddessen entwickelt sich eine Beziehung zwischen Auguste (der Name wird nur französisch ausgesprochen) und Marie, wobei der Unbekannte in der Uniform dazwischen tritt und scheinbar eine zunehmende Faszination auf die älteste Tochter Marie ausübt. Auch hier bahnt sich ein Konflikt an.

An einem Abend gibt es einen kleinen Ball auf welchem Marie ihr Lied "Ich war, ich weiß nicht wo" (Auch alternativ manchmal ein Teil des Filmtitels.) vorträgt. Im Anschluss überschlagen sich die Ereignisse, da sich der zwielichtige und scheinbar skrupellose Tümmler für die Sache der Vagabunden gewinnen lässt. Daraufhin kommt es zu einem Umsturz! Die Schlossherrin wird die Treppe herrab gestoßen und dabei verletzt, die Vagabunden bemächtigen sich der Waffen des Hauses, das sie plündern. Der Mörder bleibt der Anführer dieser Schar. Die treuen Anhänger der angestammten Familie und diese selbst werden auf einem Dachboden eingesperrt.
Auguste allerdings gelingt es zu entkommen und Hilfe zu holen. Als diese eintrifft haben sich aber die Räuber gut versteckt und die Soldaten ziehen unverrichteter Dinge und achselzuckend ab. Auguste bleibt zurück im Hof zwischen den Wirtschaftsgebäuden des Gutshofes und wird nach dem Abzug der Reiter von den Vagabunden verprügelt.

In der Folge verlässt ein Teil der Vagabunden das Schloss, nur um kurz in der Nähe baden zu gehen. Marie und ihren Schwestern gelingt es die eingesperrten Männer v.a. zu befreien, die dann dafür sorgen, dass das Gut wieder in die Hand der angestammten Familie kommt.

Marie macht sich daraufhin allein mit einer Pistole auf zu dem Teich, wo die Feinde planschen, um sich an dem Mörder zu rächen, der sie vergewaltigt hatte...

Bilder des Films findet man hier: Maries Lied - Bilder - Film - Cinema.de
und hier: http://www.palladiofilm.de/cms/front_content.php?idcatart=36&start=2 Mit Auflistung der gewonnen Preise. Da kann man auch einen Trailer sehen, der gut die Ästhetik des Films verdeutlicht.

Was ist noch zu sagen? Die Schauspieler sind durchweg hervorragend. Sylvie Testud und Martin Feifel begründen damit ihren Ruhm zum engeren Kreis der besten europäischen Schauspieler überhaupt zu gehören. Die hervorragenden Leistungen sind aber auch durchweg nötig, denn die Kamera hält vollkommen auf die Charaktere vom Diener des Hauses bis zu dem kleinen schmutzigen Mädchen (die Augenzeugin vom Anfang) - auf alle.
Neben der Darsteller sind die Landschaftsaufnahmen noch ganz wichtig. Es spielt in Norddeutschland in einem recht flachen Gebiet, das aber offensichtlich mit seinen Feldern, Wäldern und Bächen doch nicht bar gewisser Reize ist, die nur noch durch die sexuelle Präsenz der Hauptdarstellerin übertroffen werden.

Bei den Kostümen sollte man es wohl nicht zu genau nehmen. Ich selbst habe es auch nicht getan.
Was zählt:
- einfache, spannende Handlung
- wunderbare/wundersame Bilder
- tolle schauspielerische Leistungen
- geniale Regie und Drehbuch:yes::yes::yes:
 
Zuletzt bearbeitet:
für den ganz großen kommerziellen Erfolg braucht man wohl stets eine gehörige Prise Romantik und die hat ja in Mater and Commander (hab ihn auch auf DVD) total gefehlt (John Houston hatte in den 50ern aus demselben Grund ja auch große Probleme, Moby Dick zu verfilmen).
Weißt Du wie der Film in den USA und vor allem UK lief? Der Regisseur Peter Weir ließ ja in dem verlinkten Interview durchblicken, dass ihm der Erfolg Recht gegeben habe.

Natürlich ist es auch schon ein Erfolg für einen Kinofilm den einen oder anderen Preis oder auch nur die Nominierung abgeräumt zu haben.
 
Ich bin zwar sehr geschichtsinteressiert (allerdings weniger an Militärgeschichte), aber "Master and Commander" fand ich einfach nur unbeschreiblich dröge... es ist wie schon jemand hier schrieb, für mich war absolut kein klarer Spannungsbogen erkennbar.
 
Ich bin zwar sehr geschichtsinteressiert (allerdings weniger an Militärgeschichte), aber "Master and Commander" fand ich einfach nur unbeschreiblich dröge... es ist wie schon jemand hier schrieb, für mich war absolut kein klarer Spannungsbogen erkennbar.
Eben darum geht es ja in dem Film. Der Regisseur unterwarf sich absichtlich nicht solchen typischen Merkmalen von Kinofilmen. Das kommt ja in dem von mir verlinkten Interview zur Sprache.
 
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