Historizität Mohameds

Ja, Ohlig, Popp und Luxenberg zitieren sich selbst gerne in selbstreferentieller Weise. So ist der eine immer gleich ein Beleg für den anderen. Dabei wird dann so getan, als sei es verwunderlich, das zwei eng verwandte Sprachen, wie das Aramäische und das Arabische einen Wortschatz gemeinsamer Herkunft und eine ähnliche Morphogrammatik haben. Das ist doch ein Witz. Von Auslausverhärtung (phonetische türkische Namensform Muhammads "Mehmet" [tatsächlich Mehmed]) scheint Popp auch noch nichts gehört zu haben, dabei ist das ein in allen Sprachen, in denen Worte auf Konsonanten enden können, ein wiederkehrendes phonetisches Phänomen.
 
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Also, rund 100 Jahre tauchen am westlichen Rand des christlichen Abendlands mohammedanische Krieger auf, also Leute, die im Namen des Propheten Mohammed die Welt erobern wollen und für diesen ihren Kopf riskieren.
Es ist für mich wenig wahrscheinlich, das all diese Leute so relativ kurz nach dem Beginn dieser Religion dafür ihr Leben riskieren, wenn der Religionsstifter eine Erfindung gewesen wäre. Es lebten zwar keine Zeitgenossen von Mohammed mehr, aber genug, die ihn aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern gekannt haben müssen oder eben nicht gekannt haben. Im letzten Falls wäre die ganze Bewegung wie ein Luftballon geplatzt. Natürlich kann man heute jede Quelle umdeuten, als unglaubwürdig darstellen o.ä. Es gibt ja sogar Leute, die behaupten, das Frühmittelalter und KdG wären Erfindungen....
Bei denen ist natürlich auch Mohammed etc erfunden ...
 
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Also, rund 100 Jahre tauchen am westlichen Rand des christlichen Abendlands mohammedanische Krieger auf, also Leute, die im Namen des Propheten Mohammed die Welt erobern wollen und für diesen ihren Kopf riskieren.
Es ist für mich wenig wahrscheinlich, das all diese Leute so relativ kurz nach dem Beginn dieser Religion dafür ihr Leben riskieren, wenn der Religionsstifter eine Erfindung gewesen wäre. Es lebten zwar keine Zeitgenossen von Mohammed mehr, aber genug, die ihn aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern gekannt haben müssen oder eben nicht gekannt haben. Im letzten Falls wäre die ganze Bewegung wie ein Luftballon geplatzt.

Vollste Zustimmung meinerseits.

Natürlich kann man heute jede Quelle umdeuten, als unglaubwürdig darstellen o.ä. Es gibt ja sogar Leute, die behaupten, das Frühmittelalter und KdG wären Erfindungen....
Bei denen ist natürlich auch Mohammed etc erfunden ...

Bei diesen Personen MUSS ja auch Mohammed erfunden sein, denn bzgl. einer Zeitrechenung AH muß ja zwangsläufig dann auch eine andere geschichtliche Chronologie Europas auf die des Islam abgeglichen werden.

Und da dazu bislang noch kein Chronologiekritiker fähig war muß in deren Augen Mohammed und die Zeitrechnung AH ebenfalls gefälscht sein =)

LG
 
Also im Aramäischen lautet der Name Muḥammad:
mwḥmd - ܡܘܚܡܕ
Das Überraschende ist, dass das kurze -u- des Arabischen Namens bzw. der Partizipform von ḥamada im Aramäischen lang ist. Aber wie im Arabischen auf dāl endet der Name im Aramäischen auf der Entsprechung: dolaḏ
 
@ Curious:
Was Ohlig da in seinem bpb-Beitrag über die Byzantiner und den Untergang der Sassaniden schreibt, ist schon reichlich konfus.

Eine zweite Zäsur stellt das Jahr 641 dar. Zwei Ereignisse sind wichtig: Das durch Heraklius geschwächte Perserreich brach endgültig zusammen, und nun konnten auch die östlich des Euphrat siedelnden arabischen Stämme die Herrschaft übernehmen. In Byzanz war im gleichen Jahr Kaiser Heraklius gestorben; seine Witwe und sein Sohn wurden von einem neuen Kaiser verstümmelt und verbannt. Jetzt fühlten sich auch die Araber der ehemals byzantinischen Gebiete, die sich bisher dem Kaiser Heraklius und seiner Familie gegenüber in einem Treueverhältnis sahen, nicht mehr dem Kaiser verpflichtet und übernahmen gänzlich die Herrschaft.
Hier suggeriert er, dass nach dem Tod von Herakleios dessen Familie von einem Usurpator gestürzt wurde. Das stimmt nicht, es gab nur innerdynastische Konflikte, aber die Familie herrschte weiter. Nach dem Tod von Konstantin III. (Herakleios' Sohn aus erster Ehe) noch im selben Jahr regierte Heraklonas, Herakleios' Sohn aus zweiter Ehe. Nach wenigen Monaten erlitten er und seine Mutter tatsächlich das erwähnte Schicksal - der "neue Kaiser" allerdings war Konstans II., der Sohn von Konstantin III. (Da er noch ein Kind war, war er allerdings nicht die treibende Kraft hinter der Verstümmelung und Verbannung.) Die Familie des Herakleios regierte noch bis 695 und dann noch einmal 705-711.

Hinsichtlich der Sassaniden ist das Datum 641 willkürlich, der Zusammenbruch war ein langer Prozess, der im Wesentlichen erst 651 mit der Ermordung Yezdegirds III. endete.

Aber es kam anders: Im Jahre 622 konnte der junge byzantinische Kaiser Heraklius einen unerwarteten Sieg gegen die Perser erringen, der den Beginn einer Reihe weiterer militärischer Erfolge darstellte, sodass sich die sassanidische Dynastie nur noch kurze Zeit halten konnte.

Diesen Sieg hatte Heraklius auch mit der Unterstützung durch Hilfstruppen der sowohl in Westsyrien wie im Perserreich schon seit Langem ansässigen Araber errungen, die er auf seine Seite ziehen konnte. Trotz seines Sieges verzichtete er aber darauf, die zurückgewonnenen, ehemals römischen Gebiete seiner unmittelbaren Herrschaft zu unterstellen; er überließ die Verwaltung den dortigen arabischen Herrschern, die sich als seine Confoederati (arabisch: Quraisch) verstanden. 622 begann also, zunächst in den östlichen Gebieten des Römischen Reichs, die Selbstherrschaft der Araber und wurde somit zum Beginn der arabischen Zeitrechnung.
Auch das Datum 622 ist recht willkürlich gewählt. Herakleios (der auf den 50er zuging, so viel zu "jung") errang zwar tatsächlich einen Sieg, aber in Kleinasien. Den später arabischen Teil des Orients eroberte er erst Jahre später zurück. Halten konnte sich die sassanidische Dynastie noch fast 30 Jahre.
Dass Herakleios die zurückgewonnenen Gebiete arabischen Herrschern überlassen hätte, ist mir auch neu. Jedenfalls verzichtete er nicht auf die Eintreibung von Steuern.
 
Wenn ich Ohlig richtig verstehe, geht er also davon aus, dass die Araber gar nicht Teile des oströmischen Reiches gewaltsam erobert haben, sondern sie dort nach deren Rückeroberung von den Sassaniden bereits als Vasallen der Oströmer herrschten und sich schließlich einfach verselbstständigten, Syrien, Palästina und Ägypten also auf friedlichem Wege von oströmischer unter arabische Herrschaft gerieten.

Mit den alten arabischen Quellen kenne ich mich zwar nicht aus, aber von den Kriegen der Araber berichten ja auch außerarabische Quellen - sogar weit weg von Arabien und Byzanz: Sogar in der zeitnah verfassten fränkischen sog. Fredegar-Chronik wird, wenngleich in etwas verworrener Form, vom gewaltsamen Angriff der "Sarracenen" auf die "Provinzen des Kaisers Heraclius" und von einer großen Schlacht berichtet. Dieser Chronist hatte sicher keinen Grund, sich an einer wie immer gearteten arabischen Geschichtsfälschung zu beteiligen.
 
In den zeitgenössischen Quellen ist eben merkwürdigerweise nicht die Rede von einem Propheten oder Anführer Mohamed und schon gar nicht von einer neuen Religion mit dem Namen Islam, sondern von Sarrazenen oder Arabern. Bei der Eroberung Ägyptens z.B. sollen die Ägypter geglaubt haben, dass es sich um ein christliches Heer handelt, das sie vom byzantinischen Joch befreit, aber nicht um eine neue Religion. Das würde auch erklären, weshalb das arabische Heer kaum auf Widerstand stiess und wenn, dann waren es byzantinische Einheiten, die gegen die Eindringlinge kämpften.

Hier noch ein Interview mit Ohlig aus der FAZ:

Die Wurzeln des Glaubens: Ist Jesus der Prophet des Islams? - Debatten - FAZ
 
Das mag Ohlig ja behaupten. Was nicht so ganz verständlich ist: Ohlig und seine Genossen haben sich in mehreren Punkten als unglaubwürdig erwiesen, trotzdem rekurrierst du immer wieder auf diese. Warum?! :grübel:

Der chaldäische Mönch Thomas o Presbyteros schreibt Mitte des 7. Jahrhunderts:
Im Jahr 947 (d.i. AD 635—36), in der 9. Indiktion fielen die Araber in ganz Syrien ein und zogen nach Persien und eroberten es. Die Araber stiegen den Berg von Mardin hoch und töteten viele Mönche dort aus den Klöstern Qedar und Bnata. Dort starb der gesegnete Mann Simon, der Türwächter von Qedar, Bruder von Thomas dem Priester. Im Januar nahmen die Leute aus Emesa das Wort an, ihr Leben zu retten und viele Dörfer wurden durch die Plünderungen der Araber MWHMDs verwüstet und viele Menschen wurden abgeschlachtet und aus Galiläa bis nach Beth als Gefangene fortgeführt.
Am 26. Mai kamen die Saqilara aus der Umgebung von Emesa und die Römer verfolgten sie.
Am 10. August flohen die Römer aus der Umgebung von Damaskus und dort wurden viele Menschen getötet, einige zehntausend...

Nach der These von Luxenberg/Popp/Ohlig würden also aramäisch-sprachige christliche Mönche die von ihnen gescholtene Verwüstung christlicher Regionen den "Arabern ihres Heilands" in die Schuhe schieben?

Eine weitere - ebenfalls christliche Quelle - ist der armenische Bischof Sebeos, der um 660 über Muhammad folgendes schreibt:
Damals wurde ein gewisser unter ihnen, ein Mann von den Söhnen des Ismael (gemeint ist der Sohn von Abraham und Hagar, siehe Genesis), bekannt unter ihnen, der Muhammad genannt wurde. Ihnen wurde, angbelich auf Gottes Befehl, eine Predigt über den Weg der Wahrheit, offenbart. Muhammad lehrte sie, den Gott Abrahams anzuerkennen, denn er war in der mosaischen Geschichte gelehrt und bewandert.

Weil der Befehl von Gott kam, befahl er ihnen zusammenzukommen und sich im Glauben zu vereinigen. Sie ließen von der Veehrung eitler Dinge ab und kehrten sich dem lebenden Gott zu, der ihrem Stammvater Abraham erschienen war. Muhammad verbot ihnen Aas zu essen, Wein zu trinken, falsches Zeugnis abzulegen und Ehebruch zu begehen.
Und wenn du nun schreibst, die Ägypter wussten nicht, dass die Araber keine Christen waren sondern hielten sie für solche - ich bin mir fast sicher, dass das nicht korrekt ist, ein Beleg dafür steht jedenfalls aus - so ist doch zu fragen, woher sie es hätten wissen sollen. Die Ägypter hatten noch keine Fernsehnachrichten und kein Internet. Die meisten werden nicht einmal gewusst haben, was im übernächsten Dorf passiert ist. Du kannst nicht deine Erfahrungen aus einer Informationsgesellschaft, wie sie sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts ganz allmählich entwickelt hat (in England seit Ende des 18. Jahrhunderts), auf die Antike/das FMA übertragen. Und wenn du mal den Vergleich mit heutigen Ereignissen ziehst, wirst du auch merken, dass du vieles, was in Nachbarländern passiert, nichts weißt. Könntest du beispielsweise, ohne zu googeln, sagen, wer in den neun direkten Nachbarländern Europas gerade an der Regierung sitzt? Gemeint sind dabei gar nicht mal die Namen der Politiker oder Parteien, die Ausrichtung würde schon reichen. Das Wissen, was wir darüber haben, haben wir, weil es Massenmedien gibt und trotzdem ist unser Wissen noch auf das beschränkt, was uns die Nachrichtenredakteure vorsetzen. Russland ist eben wichtiger als Tschechien, Frankreich wichtiger als Dänemark.


Was Ohlig in dem verlinkten Interview behauptet, dass die ersten muslimischen Münzen, die den Namen Muhammad trügen, Kreuze oder die Taufe Christi zeigten, ist ebenfalls nicht korrekt. Die ersten Münzen sind Kopien byzantinischer Solidi. Sie zeigen den byzantinischen Kaiser (r) mit Kreuz (v) und den Kalifen mit Gefolge (r) mit einer Stange (v) im Hintergrund. Diese Stange kann man wohl als ent-semantisiert betrachten:

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Ohlig im FAZ-Interview schrieb:
Der Kalif Abd al-Malik hat in Jerusalem den Felsendom errichtet, der als erstes muslimisches Bauwerk gilt, aber eine Kirche war. Die Inschrift, die er im Innern anbringen ließ, ist ein rein christologischer Text. Es wird polemisiert gegen die These, Jesus sei der Sohn Gottes. Der zweite Satz heißt, Muhammad sei der Knecht Gottes, denn der Messias Jesus, Sohn Marias, sei . . . und so weiter. Dies ergibt keinen Sinn, wenn man es auf Mohammed bezieht. Wenn man, wie Christoph Luxenberg vorschlägt, „muhammad“ wörtlich übersetzt und den Satz so liest: Gepriesen sei (muhammad) . . ., dann ist er auf den danach erwähnten Jesus zu beziehen. Abdallah, der Knecht Gottes, ist eine alte syrische Bezeichnung für Jesus. Später wurde die Inschrift gelesen: Mohammed, Sohn des Abdallah. Es gibt viele Texte, die unverständlich bleiben, solange man eine Person Mohammed annimmt.

Ich kenne die Inschrift nicht und kann nicht beurteilen, ob sie korrekt wiedergegeben wird, aber das fett markierte ist Unsinn. - Ilan? Turandokt? Ihr passt auf, dass ich keinen Blödsinn schreibe? - Hier wird von Luxenberg, Ohlig und Konsorten in deutscher Grammatik - Partizip + Hilfsverb - gedacht. Mit der Grammmatik semitischer Sprachen hat das aber nichts zu tun.
Muḥammad wäre ein Partizip von ḥamida 'loben, preisen'. Die PK*-Form wäre yaḥmadu, davon würde der Apokopat (yaḥmad) abgeleitet, der wiederum die Grundlage für die Bildung des Imperativs (aḥmad) wäre (unter der Voraussetzung, dass ich die PK-Form richtig gebildet habe).
Aber vielleicht ist dir ja auch schon mal der Ausspruch al-ḥamdu li-llāh untergekommen. Das wäre wörtlich übersetzt: "Das Lob ist für Gott", gewöhnlich wird es ins Deutsche mit "Gepriesen sei Allāh" übersetzt. Daran magst du erkennen, wie ein solches "gelobt/gepriesen sei" tatsächlich idiomatisch aussähe, es würde eben nicht wie im Deutschen mit dem Partizip gebildet.


*AK= Afformativ-Konjugation ~ "Perfekt", also gewissermaßen eine abgeschlossene Handlung, daher meist als Perfekt oder Präteritum übersetzt; PK = Präformativ-Konjunktion ~ "Imperfekt", also nicht abgeschlossene Handlung, daher meist als Präsens übersetzt.
 
Allerdings gibt es auch nicht-islamische, frühe Quellen, wie zB die des Armeniers Sebeos und seine Geschichte des Herakleios, die Mohammed erwähnen. Dies macht einen fiktiven Mohammed eher unwahrscheinlich.

Es bleiben Zweifel:

Da man den Text nicht wirklich als eine Geschichte des Herakleios bezeichnen kann, bestehen inzwischen große Zweifel an der Autorschaft des Sebeos; so wird das Werk etwa von James Howard-Johnston eher als Geschichte des Chosrau bezeichnet und auch mit Pseudo-Sebeos angegeben. Die beiden anderen Teile des Werkes wurden ohnehin erst deutlich später, vermutlich im 10./11. Jahrhundert, verfasst.

Dass J. Howard-Johnston den Sebeos für einen Pseudo-Sebeos hält, ändert zunächst einmal nichts an der Glaub- oder Unglaubwürdigkeit der Quelle.

Auch J. Howard-Johnston hält den von ihm zum "Pseudo-Sebeos"degradierten Sebeos für eine Quelle des 7. Jahrhunderts. Er hat ihn nämlich nach seiner Übersetzung von 1999, in der er ihn zum Pseudo-Sebeos degradiert, 2010 in einem Werk über "Zeugen einer Weltkrise im 7. Jahrhundert" - Witnesses to a World Crisis: Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century - erneut zitiert und bezeichnet den Pseudo-Sebeos dort (S. 76) als "the longest and most substantial of any contemporary non-Muslim source" zu den frühen arabischen Eroberungen.
 
In den zeitgenössischen Quellen ist eben merkwürdigerweise nicht die Rede von einem Propheten oder Anführer Mohamed und schon gar nicht von einer neuen Religion mit dem Namen Islam, sondern von Sarrazenen oder Arabern.
Was erwartest Du denn? Es war ja nicht Mohammed selbst, der an der Spitze eines Heeres in Syrien einfiel. Wirklich ernst wurde es ohnehin erst nach seinem Tod. Wenn also von Angriffen von Arabern berichtet wurde, wieso hätte man erwähnen sollen, dass sie früher mal von einem mittlerweile verstorbenen gewissen Mohammed geführt wurden?
Welche Religion ein Kriegsgegner hat, ist auch nebensächlich und wurde normalerweise nur erwähnt, wenn er damit diffamiert oder der Krieg propagandistisch zu einem Glaubenskrieg aufgeladen werden sollte. In den meisten antiken griechischen und römischen Quellen z. B., die von Kriegen gegen die Perser berichteten, wird auch nicht der Zoroastrismus der Perser thematisiert - und das, obwohl die offensichtlichen Unterschiede zwischen Zoroastrismus und dem Polytheismus griechisch-römischer Prägung (bzw. dem spätantiken römischen Christentum) größer sind als die zwischen Christentum und Islam.
Entscheidend für Beobachter in Byzanz und erst recht bei den Franken war wohl, dass plötzlich Araber wesentliche Teile des Reiches eroberten, und nicht deren Religion und Vorgeschichte.

Bei der Eroberung Ägyptens z.B. sollen die Ägypter geglaubt haben, dass es sich um ein christliches Heer handelt, das sie vom byzantinischen Joch befreit, aber nicht um eine neue Religion.
Falls das stimmt, wäre es nicht so verwunderlich angesichts der zahlreichen innerchristlichen Glaubensspaltungen und -konflikte in der Spätantike. Wenn die Ägypter mitbekommen haben, dass die Araber auch nur einen Gott verehren, wäre der Schluss wohl naheliegend gewesen, dass es sich um eine neue christliche Richtung handelt und nicht um eine neue Religion.

Das würde auch erklären, weshalb das arabische Heer kaum auf Widerstand stiess und wenn, dann waren es byzantinische Einheiten, die gegen die Eindringlinge kämpften.
Dafür gibt es naheliegendere Erklärungen:
Die oströmischen Gebiete in Syrien, Palästina und Ägypten, die von den Arabern erobert wurden, waren erst vor nicht allzu langer Zeit wieder unter oströmische Herrschaft gekommen. Davor waren sie teilweise bis zu 20 Jahre lang unter persischer Herrschaft gestanden. Das bedeutet, dass alle Einwohner dieser Gebiete, die bei der oströmischen Rückeroberung unter 25 Jahre alt waren (also ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung), unter persischer Herrschaft aufgewachsen und unter ihr zu leben gewohnt waren. Inwieweit die älteren Generationen, die sich noch bewusst an die frühere Zeit unter oströmischer Herrschaft erinnern konnten, die Rückeroberung nach 20 Jahren als Befreiung empfanden und sich nach wie vor mit dem Römischen Reich identifizierten, weiß ich nicht. Bei den Jüngeren aber könnte ich mir gut vorstellen, dass sie sich mit Konstantinopel und dem Kaiser allenfalls vage identifizieren konnten. Was sie erlebten war, dass die Perser, deren Herrschaft sie gewohnt waren, vertrieben wurden und stattdessen oströmische Steuereintreiber kamen. Dazu kamen auch noch innerchristliche religiöse Konflikte, Stichwort Monophysitismus etc., die zu einer Entfremdung zwischen Kaiser und Teilen seiner Untertanen führten. Somit wundert es mich nicht, wenn die Zivilbevölkerung der von den Arabern eroberten Gebiete das nicht als eine so große Katastrophe betrachtete, dass es sich gelohnt hätte, bis zum letzten Blutstropfen Widerstand zu leisten.

Im Übrigen widersprichst Du Ohlig jetzt aber selbst, denn er geht ja anscheinend davon aus, dass es gar keine arabische Eroberung gab, sondern die betroffenen Teile des oströmischen Reiches sich einfach vom Reich ablösten.
 
Bei der Eroberung Ägyptens z.B. sollen die Ägypter geglaubt haben, dass es sich um ein christliches Heer handelt, das sie vom byzantinischen Joch befreit, aber nicht um eine neue Religion. Das würde auch erklären, weshalb das arabische Heer kaum auf Widerstand stiess und wenn, dann waren es byzantinische Einheiten, die gegen die Eindringlinge kämpften.

Erstens woher hat Ohlig dies. Zweitens bei den vielen Ähnlichkeiten die Islam und Christentum haben, wundert es mich jedenfalls nicht. Vielleicht haben die Araber auch selbst die Unterschied nicht vor sich hergeschoben, damit es zu keinen Konflikten kommt.

Angesichts dessen was ich über die vielen Strömungen des Hinduismus und des Buddhismus vom ursprünglichen von Buddha verkündeten Lehren ohne Götter, zu dem Gotteskosmos des Lamaismus (tibetischer Buddhismus), frage ich mich schon länger warum diese unter Buddhismus und Hinduismus als eine Religion gelten. Aber Judentum, Christentum und Islam nicht.
 
denn [Ohlig] geht ja anscheinend davon aus, dass es gar keine arabische Eroberung gab, sondern die betroffenen Teile des oströmischen Reiches sich einfach vom Reich ablösten.

Was im Übrigen nicht neu ist. Ignacio Olagüe hat 1966 zunächst auf französisch Les árabes n'ont pas envahi l'Espagne (Die Araber sind nie Spanien in Spanien eingefallen) und später, 1974, auf Spanisch La Revolución islámica en Occidente (Die islamische Revolution im Westen) vorgelegt. Es handelt sich bei beiden Titeln jeweils um dasselbe Buch.
Danach habe es 711 im Westgotenreich eine Revolution der Arrianer gegen den Katholizismus gegeben. Die darin angeführten Argumente sind z.T. absurd, etwa, dass Kamele und Pferde sich gegenseitig nicht ausstehen könnten und daher alle Überlieferungen, wo von beiden Tiere die Rede sei, nicht stimmten. Er hätte das vielleicht doch besser noch mal mit ein paar Zoologen besprochen. Oder mit spanischen oder französischen Kolonialsoldaten, auch die hätten ihn eines besseren belehren können.

Dann habe ein Westgote mit blonden Haaren und blauen Augen(sic!)* in Córdoba die Macht übernommen und allmählich wäre das Land, aufgrund von Handelskontakten mit dem Mittelmeerraum arabisiert worden, man habe dann nachträglich dem Westgoten den Namen 'Abd ar-Raḥman verpasst und ihn zum Umayyaden gemacht. Ja, Olagüe war Aktivist der JONS, sprich, er war ein Faschist! Olagües Hypothese ist klar rassistisch motiviert gewesen.

Popp/Ohlig/Luxenberg sind sicherlich keine Rassisten, aber ihre Motivlage ist m.E. ähnlich.

*Tatsächlich berichtet der Philosoph Ibn Ḥazm im 11. Jhdt., dass in der kalifalen Familie auffällig viele Blonde gewesen seien; das gilt aber für das 10. und nicht für das 8. Jhdt. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Mütter der Prinzen häufig entweder europäische Sklavinnen waren - wie etwa die Mutter des letzten rechtmäßigen Kalifen von Córdoba, Hišām II.: Subh - oder aber Prinzessinnen aus dem nordiberischen Hochadel, wie etwa die Mutter des Usurpators Abd ar-Raḥman Šanǧūl (Sanchuelo, kleiner Sancho), Urraca/Abda. Sie war die Tochter des navarresischen Königs Sancho, nach dem ihr Sohn benannt wurde. Sprich: Dass es so viele blonde Prinzen gab, wie Ibn Ḥazm hervorhebt - von der Augenfarbe sagt er im Übrigen nichts, das hat Olagüe dazu erfunden - lag an den Müttern, die zu einem großen Teil entweder aus Nordspanien oder aus Osteuropa kamen.
 
Das würde auch erklären, weshalb das arabische Heer kaum auf Widerstand stiess und wenn, dann waren es byzantinische Einheiten, die gegen die Eindringlinge kämpften.
Generell ist es keineswegs immer so, dass Eroberer auf massiven Widerstand stoßen. Auch als nach und nach viele Teile des Römischen Reiches unter germanische Herrschaft fielen, scheint es kaum (ausgenommen eventuell Britannien) nennenswerten Widerstand der romanischen Zivilbevölkerung gegeben zu haben - und das nach Jahrhunderten römischer Herrschaft. Warum also ausgerechnet im Orient? Dort hatte man in der jüngeren Vergangenheit zunächst die oströmische Herrschaft erlebt, dann war man bis zu 20 Jahre lang Teil des Persischen Reiches gewesen, dann kamen für ein paar Jahre wieder die Oströmer, und jetzt eben die Araber. Es wechselten wieder einmal die Herren.
 
Was diese Geschichte mit dem "gepriesen sei" betrifft, sehe ich das linguistisch auch sehr problematisch. Man würde einfach Al-hamd Li benutzen.

Ich sehe das als Bestätigung meiner Ausführungen:

Ilan? Turandokt? Ihr passt auf, dass ich keinen Blödsinn schreibe?
[...]
Aber vielleicht ist dir ja auch schon mal der Ausspruch al-ḥamdu li-llāh untergekommen. Das wäre wörtlich übersetzt: "Das Lob ist für Gott", gewöhnlich wird es ins Deutsche mit "Gepriesen sei Allāh" übersetzt. Daran magst du erkennen, wie ein solches "gelobt/gepriesen sei" tatsächlich idiomatisch aussähe,...
 
Curious
Das würde auch erklären, weshalb das arabische Heer kaum auf Widerstand stiess und wenn, dann waren es byzantinische Einheiten, die gegen die Eindringlinge kämpften.

Das stammt nicht von Ohligs, das habe ich von einer ägypt. Journalistin, die mir über Diskussionen darüber berichtete, die Ägypter hätten damals angenommen, dass es sich bei den Invasoren um Anhänger einer christlichen Auslegung (Monophysiten) handle, die ihnen religiös näher standen, als die Byzantiner.
 
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