Hochkulturen Mesopotamiens II

Brahmenauer

Mitglied
Alexandros
schrieb obiges Thema am 07.06.04
Da keine Beiträge kamen, wurde dieses Thema geschlossen. Ich finde, es hätte mehr Aufmerksamkeit verdient und versuche eine Wiederbelebung. Deshalb habe ich ein Teilstück ausgewählt:

[Zitat Alexandros] Sumer und Akkad

Mit dem Volk der Sumerer, die dem südlichen Mesopotamien den Namen Sumer gaben, ist die erste dieser Einwanderungswellen historisch fassbar. Zu welchem Zeitpunkt dieses Volk aus Zentralasien einwanderte, ist nicht ganz geklärt. Doch gilt als sicher, dass sie mit den Ureinwohnern dieses Raumes zu einem Volk verschmolzen und um die Wende vom 4.zum 3.Jahrtausend mit ihren Fähigkeiten die früheste nachweisbare Hochkultur der Menschheit schufen. Die ersten Städte entstanden. Die Schrift wurde erfunden; religiöse Riten geschaffen und ein Nachrichtenwesen organisiert. Die frühdynastische Zeit Sumers (um 2750 v. Chr.) ist nur sehr spärlich durch Quellen belegt und in ihrer zeitlichen Abfolge (Chronologie) bis etwa 2350/30 v. Chr. nicht gesichert. Archäologische Funde bezeugen eine Anzahl von Stadtstaaten geringer räumlicher Ausdehnung mit monumentaler Sakralarchitektur wie Ur, Uruk, Lagasch, Kisch, Umma und Mari, die nebeneinander existierten. Das Gilgamesch-Epos (entstanden nach 2750 v. Chr.) ist beredtes Zeugnis ihrer frühen Kämpfe untereinander. Die sumerischen, unvollständig erhaltenen Königslisten nennen als bedeutende Herrscher Mesilim von Kisch (um 2750), Gilgamesch von Uruk (nach 2750), Eannatum von Lagasch (um 2430), den Reformgesetzgeber Urukagina von Lagasch (bis etwa 2340) und Lugalsaggesi von Umma (um 2340), der erste Herrscher, der ganz Sumer unterwarf (Lagasch, Ur, Uruk, Larsa, Kisch, Nippur). Diese Könige regierten als absolute Priesterfürsten über befestigten Stadtanlagen, deren augenfälligen Mittelpunkt die monumentale Tempelanlage mit Zikkurat (Stufenturm) bildete. Um 2330 v. Chr. beendete der semitische König Sargon I. (um 2350-2295) von Norden her die Vorherrschaft Sumers und gründete im mittleren Mesopotamien eine Residenz mit Nanach welcher der gesamte Nordteil Mesopotamiem wurde. Sargon I. von Akkad unternahm mit einem wohlausgerüsteten Heer Kriegszüge bis an die Mittelmeerküste und setzte sogar nach Zypern über. Seinem Weltherrschaftsanspruch verlieh der Titel »König der vier Weltgegenden« unmissverständlich Ausdruck. Doch schon knapp zwei Jahrhunderte später überrannten die Gutäer, ein kriegerisches Volk aus Iran, vom Sargosgebirge her das sich vom Persischen Golf bis Kleinasien erstreckende akkadische Großreich. Erst nach 2070 gelang es Utuchengal Herrscher von Uruk, die Eindringlinge zu vertreiben. Die letzte Blütezeit Sumers brach an. Ihr bekanntester Herrscher war Gudea von Lagasch (um 2080). Er legte schon, während der Gutäerherrschaft die Grundlagen für den Wiederaufstieg Sumers. Bedeutende Herrscher wie Urnammu (2064-2046) und Schulgi (2045-2000) aus der sog. 3. Dynastie von Ur (2064) dehnten die Herrschaft Sumers fast auf die Größe des einstigen Großreiches von Akkad aus. Gegen 2000 v. Chr. griffen aus dem 0sten die Elamiter an und zerstörten Ur, bald darauf drangen aus Syrien nomadisierende Amoriter ein, vertrieben die Elamiter und erhoben Babylon am Euphrat zur neuen Hauptstadt. So endete nach 1500 Jahren das sumerische Zeitalter, doch sein kulturelles Erbe lebte weiter und beeinflusste die Geschichte weit über die Grenzen Mesopotamiens hinaus.

Alternativ dazu zitiere ich folgendes:
[Zitat Heinsohn, "Die Sumerer gab es nicht" ab S.10
...Die antiken Autoren berichten, daß die Chaldäer gegen -600 zusammen mit den Medern und Skythen das Joch der frühen Großmachtsassyrer unter so berühmten Königen wie Ninus (oder Ninos) und Scharakos abgeworfen hatten und dann eine Hochblüte ihrer Kultur erlebten. Noch Strabo (-63 bis +26) berichtet: " Das Land jenseits des Euphrat, und zwar über seiner Mündung bewohnen die Babylonier und das Volk der Chaldäer. / Einige heißen Orchener [aus Uruk], andere Borsippener [aus Borsippa]" (Erdbeschreibung, 16:6,1).

Gleichwohl denkt die Forschung heute, daß die vielen hundert Ausgrabungen im Südirak niemals auch nur einen Ziegel oder eine Scherbe der Chäldäer ans Tageslicht befördert hätten. Die Forschungsberichte und gelehrten Nachschlagewerke äußern manchmal sogar Erstaunen über diese Ergebnisse: Denn selbst nach keilschriftlichen Aussagen lebten die Chaldäer/Kaldu in " 88 starken, ummauerten und in 820 kleinen Stätden / [in] bis zu zwei Dritteln Babyloniens. / [Dennoch] ist kein Material über die Sprache der K[aldu] bekannt. / Über die Religion der K[aldu] haben wir keinerlei Vorstellung" (Edzard 1976 ff., 293,291, 294)....
Die Altorientalisten wollten heraus aus dem Schatten der Hebräisten, vor allem der Lateiner und Gräzisten. Dafür brauchten sie nicht weiniger als den Nachweis, daß sämtliche intellektuellen Erstlinge die man bis dahin dem Judentum oder dem europäischen Altertum zugeschlagen hatte, schon 1.500 bis 2.000 Jahre früher in Mesopotamien erdacht worden seien.
Die Geschichte beginnt mit Sumer: Neununddreißig Erstlinge in der quellengesicherten Menschheitsgeschichte (Kramer 1981), so nennt Samuel Noah Kramer (1897-1990) Doyen der Sumerologen, seine Herausforderung aller vorherigen Kulturgeschichte, im Original veröffentlicht schon 1956. Von den ersten Schulen über das erste Zweikammerparlament bis hin zu Moses - so führt uns dieser Gigant der Sumerologie durch seine Betrachtungen... Noch in seiner Autobiographie, die er als knapp Neunzigjähriger vorlegt, schwelgt Kramer in der Freude eines Entdeckers nie zuvor geschauter Geisteshorizonte: "Vor der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war die Existenz eines sumerischen Volkes und einer sumerischen Sprache gänzlich unbekannt. [...] In den verfügbaren biblischen, klassischen und spätklassischen Texten gab es keine erkennbare Spur des Landes der Sumerer.[...] Nach bloßem Ankratzen der Oberfläche aber wurden in mehreren südmesopotamischen Ausgrabungsstätten Ziegel und Tafeln entdeckt, die in Keilschrift, aber in einer nicht semitischen Sprache beschrieben waren.[...] Praktisch das gesamte Quellenmaterial für das Studium und die Entzifferung der so genannten sumerischen Sprache stammt aus assyrischen Fundstätten des ersten vorchristlichen Jahrtausends. [...] Dann aber, im Jahre 1877, begannen die Franzosen mit größeren Ausgrabungen in Telloh (das alte Lagasch) und fanden bald passende sumerische Monumente, Statuen, Stelen, und Plaketten der Lagaschherrscher, die ins dritte vorchristliche Jahrtausend datiert wurden" (Kramer 1986, 43 f.).

Der hier auf S. 11 abgebildete Gudea-Kopf aus Lagasch ist ein schönes Beispiel eines solchen Fundes. [Bildunterschrift S. 11:
  • Nur mit Stahlwerkzeugen ritzbarer Dioritkopf eines Mannes aus Lagasch (Telloh), der noch bis ins 20. Jhd. als Chaldäer von -600 bezeichnet wird (Ragozin 1896,101).
  • Glättende Umzeichnung des selben Kopfers aus Lagasch, dessen Träger jetzt als der "Sumerer" Gudea aus dem -3. Jtsd., also lange vor der Eisenzeit ist(Amiet et al. 1988,130)]
Abb. S. 13 Bildunterschrift: Tontafel (Britisches Museum; BM48863 obv. und rev.) aus dem +1. Jh. mit "sumerischer" Keilschrift auf der Vorderseite und griechischer Transliteration auf der Rückseite (Geller, 1997, 90)

...Die Griechen loben die Chaldäer als Lehrmeister der Wissenschaften. und die Juden jener Zeit halten es nicht anders. "Von den Chaldäern schreiben griechische Mathematiker ab", weiß FlaviusJosephus im +1. Jh. aus einem Text des Beossos aus dem -3.. Jh. (nach Georgius Syncellos, Chrono-graphia, 207). Die moderne Assyrologie kann über soviel Unsinn nur lachen. Ja es gibt großartige Pionierleistungen der Mathematik in Mesopotamien. Aber sie habe doch mit Chaldäern von -600 oder -500 nichts zu tun. Schließlich laute nicht nur für dieses Volk der Befund auf Null. Ganz Mesopotamien falle doch zwischen -1750 und -330 in sein wohlbekanntes mathematisches Schweigen...
Während Samuel Kramer sein Publikum mit weiteren "sumerischen" Großtaten immer wieder in Staunen versetzt, unterläßt er erstaunlicherweise zwei entscheidende Dinge.- Er klärt erstens nicht darüber auf, warum die neu entdeckte Kulturwiege unbedingt "Sumer", nie und nimmer aber Chaldäa heißen soll. Und er schweigt zweitens auch über Stratigraphien, die Schichtenfolge nach dem Befund der Archäologen. Wie können in Lagasch die archäologischen Schichten der "Sumer", die -2000 ihren Höhepunkt überschritten haben sollen, direkt an der Oberfläche liegen, obwohl dann noch zwei Jahrtausende Altertum bis zur Zeiten-wende folgen?

Ia. Kalam und des verschämte Übergehen des Eigennamens der "Sumerer" durch die Sumerologie

Samuel Kramer verschweigt, dass Jules Oppert (1825 - 1905) das Wort "Sumer" erst im Jahre 1869 erfindet. Er verbirgt damit zugleich, dass diese Neuschöpfung keineswegs beim Entziffern eines Keilschrifttextes gewonnen wird, sondern bei der Lektüre der Heiligen Schrift und ihrem Land "Schinar": "Der Anfang seines[Nimrods] Königreiches war Babel und Erech und Akkad und Kalne im Land Schinar" (1. Mose 10;10).
"Schinar" hatte Oppert also in blindem Vertrauen auf die Bibel als passend für ein mesopotamisches Volk empfunden, dessen Sprache offensichtlich nicht zu den semitischen gehörte: "Ich habe diesen Namen [sumer] seit 1869 verwendet" (Oppert 1875, 551).
Wäre es für Kramer wirklich so schwer gewesen, diese kleine, aber ungemein wichtige Mitteilung weiterzugeben? Stattdessen wird dem Publikum auch noch vorenthalten, daß Oppert sein "Sumer" gegen -2100 über "die Zeit Abrahams" (ibid., 277), also bibelfundamentalistisch datiert. Denn die Bibel bringt Nimrod, Schinar und Abraham nahe zusammen. Dass die Abraham-Sagen frühestens in der Perserzeit - also 1.500 Jahre später (ab -550) - entstehen (Thompson 1974, van Seters 1975, Köckert 1988), erfahren Kramers Leser ebenfalls nicht. Dabei ist man dann genau in der Zeitstellung der Chaldäer.
Die am meisten verstörende Unterlassung durch Samuel Kramer aber liegt im Verschweigen des Namens, den das Land "Sumer" sich selber gibt. Wie nennt es sich in seiner "sumerischen" Keilschrift? Keineswegs "Sumer", sondern KALam. Das ist nun sehr nah am KALdu der semitischen Keilschrifttexte. Die aber bezeichnen mit Kal das Volk, das die Griechen als Chaldäer kennen.

Es gibt also gar keine "sumerische" Keilschrift, sondern nur die Keilschrift des Landes Kalam...[Ende des Zitates]

Von einer Einwanderungswelle der Sumerer vor -3000 muß also nicht notwendigerweise ausgegangen werden. Die Geschichte einer Wissenschaft ist manchmal genau so spannend wie die Wissenschaft selber.
 
Alexandros
schrieb obiges Thema am 07.06.04
Da keine Beiträge kamen, wurde dieses Thema geschlossen. Ich finde, es hätte mehr Aufmerksamkeit verdient und versuche eine Wiederbelebung. Deshalb habe ich ein Teilstück ausgewählt:
Du missinterpretierst die Absicht dieses Beitrages. In (fast) jedem Unterforum steht ganz oben ein Beitrag mit einführenden Informationen. Diese dürfen als Ansatzpunkt für neue Diskussionen dienen (wie beispielsweise Du es hier tust), sollen selbst aber abgeschlossen sein.
Sollte sich einmal dringender Überarbeitungsbedarf zeigen, lässt die Moderation bestimmt mit sich reden einen neuen Text einzustellen, der dann aber auch geschlossen wird, damit keine weiteren Beiträge kommen.
Themen zu schließen, weil niemand antwortet, ist hier nicht üblich.
 
da wurde doch jetzt in Südiran eine ganz neue Entdeckung gemacht eines Volkes das noch älter sein soll als die Sumerer. Weiß jemand davon? Ich hatte es im Fernseh gesehen.
 
da wurde doch jetzt in Südiran eine ganz neue Entdeckung gemacht eines Volkes das noch älter sein soll als die Sumerer. Weiß jemand davon? Ich hatte es im Fernseh gesehen.

Natürlich war Mesopotamien schon vor der sumerischen Stadtstaatenbildung bewohnt. Du willst aber doch nicht darauf hinaus, dass das die Kurden waren?
 
Natürlich war Mesopotamien schon vor der sumerischen Stadtstaatenbildung bewohnt. Du willst aber doch nicht darauf hinaus, dass das die Kurden waren?


Nein, natürlich nicht.


Am vergangenen Wochenende besuchte ich u.a. einen Vortrag über die Königsgräber von Ur. Dort wurde die Frage aufgeworfen, daß vorher und nachher Gefolgschaftsgräber in Mesopatamien unbekannt sind. Das Zahnmaterial in den Königsgräbern unterscheidet sich deutlich von den ebenfalls dort bestatteten "Normalbürgern" (es sind dort über 1000 Gräber vorhanden). Die Normalbürger hatten erhebliche Abschleifungen an ihren Zähnen (Getreideverzehr), die Bestatteten in den Königsgräbern wiesen diesen Umstand nicht auf. Deren Nahrung bestand demnach kaum aus Getreideprodukten. Damit ergab sich die Frage, wer dort wirklich begraben liegt. Der Vortrag wurde von G. Heinsohn gehalten, demzufolge wurde das Problem chronologiekritisch aufgelöst. Übrigens wurde dabei auf einen Goldhelm aus den Gräbern aufmerksam gemacht, der folgende Aufschrift trägt: Mes Kalam Dug (auch nachlesbar bei Burchard Brentjes; Von Schanidar bis Akkad; S.228; Urania-Verlag 1968)
In einem voranstehenden Betrag wurde bereits auf dieses "Kalam" aufmerksam gemacht als ein Begriff, den die Griechen als "Chaldoi" -Chaldäer verwendeten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Zahnmaterial in den Königsgräbern unterscheidet sich deutlich von den ebenfalls dort bestatteten "Normalbürgern" (es sind dort über 1000 Gräber vorhanden). Die Normalbürger hatten erhebliche Abschleifungen an ihren Zähnen (Getreideverzehr), die Bestatteten in den Königsgräbern wiesen diesen Umstand nicht auf. Deren Nahrung bestand demnach kaum aus Getreideprodukten. Damit ergab sich die Frage, wer dort wirklich begraben liegt.....

Zufällig habe ich eben in einem interessanten Buch "Archäologie, von Benz, Maise" über die Analyse von Knochen und Zähnen gelesen.
Die Schleifspuren erkennt man wahrscheinlich schon bei äußerlicher Inaugenscheinnahme und stellt fest, dass sich nicht alle Menschen von der gleichen Nahrungspalette ernährten. Die ärmeren Bauern überwiegend von Getreidebrei, die bessergestellten Eliten aßen relativ mehr Fleisch / Fisch und sorgfältiger zubereitete Speisen.

Interessante Aussagen über die Ernährung und die Herkunft könnte man theoretisch mit einer Strontium und Calcium- Analyse der Knochen und Zähne machen auch im Vergleich mit dem Untergrund.

Zitat: Archäologie von Benz, Maise
Lebenslänglich lagern sich Strontium (Sr) und Calcium (Ca) in den Knochen der Menschen ein. Das Verhältnis von Cr zu Ca hängt von der Ernährung ab. Pflanzenfresser haben einen hohen Sr-, Fleischfresser einen hohen Ca-Anteil. Obwohl Menschen "Allesfresser" sind, gibt es Unterschiede. So könnte man zwar einen Vegetarier von einem Eskimo unterscheiden, aber bei der üblichen Mischnahrung ist es schwierig, direkt auf die Ernährungsweise zu schließen.
Strontium ist aber noch auf eine andere Weise ein verräterisches Element. Das Verhältnis von 87 Sr/86 Sr hängt vom Untergrund ab und ist in Pflanzen, Tieren und Menschen gleich. Während geologisch alte Gesteine viel 87 SR aufweisen, steckt in jüngeren Schichten weniger, Knochen mit viel 87 SR in einer geologisch jungen Umgebung stammen also von einem Einwanderer.

Wurde davon in dem Vortrag gesprochen?
 
Zufällig habe ich eben in einem interessanten Buch "Archäologie, von Benz, Maise" über die Analyse von Knochen und Zähnen gelesen.

Interessante Aussagen über die Ernährung und die Herkunft könnte man theoretisch mit einer Strontium und Calcium- Analyse der Knochen und Zähne machen auch im Vergleich mit dem Untergrund.

Zitat: Archäologie von Benz, Maise
Lebenslänglich lagern sich Strontium (Sr) und Calcium (Ca) in den Knochen der Menschen ein. Das Verhältnis von Cr zu Ca hängt von der Ernährung ab. Pflanzenfresser haben einen hohen Sr-, Fleischfresser einen hohen Ca-Anteil. Obwohl Menschen "Allesfresser" sind, gibt es Unterschiede. So könnte man zwar einen Vegetarier von einem Eskimo unterscheiden, aber bei der üblichen Mischnahrung ist es schwierig, direkt auf die Ernährungsweise zu schließen.
Strontium ist aber noch auf eine andere Weise ein verräterisches Element. Das Verhältnis von 87 Sr/86 Sr hängt vom Untergrund ab und ist in Pflanzen, Tieren und Menschen gleich. Während geologisch alte Gesteine viel 87 SR aufweisen, steckt in jüngeren Schichten weniger, Knochen mit viel 87 SR in einer geologisch jungen Umgebung stammen also von einem Einwanderer.

Wurde davon in dem Vortrag gesprochen?


Nein, es ging eigentlich mehr um die Bestattungsart in ihrer Einmaligkeit im mesopotamischen Umfeld und um die Frage, welche Kulturen, die geografisch im Erreichbaren liegen - möglicherweise chronologisch z.Z. ausgeschlossen werden - vergleichbares zu bieten haben. Da ich den Grabungsbericht von Wooley selbst nicht kenne, sondern diese Ergebnisse aus 2. Hand bisher für mich zugänglich waren, war mir nicht bekannt, daß eine junge Frau in diesen Gräbern mit Gefolgschaft begraben ist, die in ihrer Grabausstattung über Waffen verfügt, was sie wohl als "Amazone" ausweist. Diese Sitte ist nach meiner Kenntnis nur bei den Skythen in den Kurganen vorgekommen. Sie wird in der Literatur als "Xena" bezeichnet. Ob die TV-Serie "Xena" nach ihr benannt ist, weiß ich nicht- vermute es aber. Nach G. Heinsohn könnte es sich also um eine Zeit skythischer Besatzungszeit in Mesopotamien handeln, was die derzeitige Geschichtsbetrachtung aus Chronologiegründen verneinen muß. Die Zahn-Problematik spielte nur am Rande eine Rolle, bei Richtigkeit dieser Hypothese wird angenommen, daß die Skythen traditionell keine Landbauern waren und deshalb vorwiegend Fleisch zu sich genommen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
...... war mir nicht bekannt, daß eine junge Frau in diesen Gräbern mit Gefolgschaft begraben ist, die in ihrer Grabausstattung über Waffen verfügt, was sie wohl als "Amazone" ausweist.

Gewöhnlich wurden Männern eher Waffen und Werkzeug und Frauen häufig Schmuck und Hausrat als Grabbeigabe mitgegeben.
Gelegentlich wurden auch Männer mit weiblichen und Frauen mit männlichen Attributen bestattet.
Altbabylonische Keilschrifttafeln liefern eine Erklärung: Die Toten mussten den Göttern der Unterwelt Geschenke mitbringen. Da es Göttinnen und Götter gab, benötigte der Tote Gaben für beide.
Es kann aber auch sein - darauf hat die Genderforschung hingewiesen-, dass das biologische Geschlecht nicht mit dem sozialen Geschlecht (engl. gender) übereinstimmt....
aus "Archäologie" von Benz, Maise
 
@Brahme: Ob die TV-Serie "Xena" nach ihr benannt ist, weiß ich nicht- vermute es aber.
Wohl eher umgekehrt. Ich vermute bei dir aber ein anderes Motiv. Die von Wooley gefundenen Königsgräber von Ur datiert man auf 2500 v. Chr. und du kommst uns mit Skythen (weibliche Kriegerbestattungen ordnet man eher den Sarmaten zu) und du springst mal schnell 2000 Jahre weiter zu den Reitervölkern der Steppe.
Mit Mesopotamien kann man allenfalls hier einen viel späteren Zusammenhang herstellen, weil sie mal ein wenig plünderten:
Kimmerer ? Wikipedia
Als die Königsgräber von Ur entstanden, gab es im Zweistromland noch nicht einmal domestizierte Pferde, sondern man spannte Halbesel (Onager) vor die schweren Wagen.

http://www.mesopotamien.de/themen/streck_reise/ur_wagen.gif

Aber du willst doch bloß wieder alle Datierungen anzweifeln, stimmts?
 

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Da hast Du mich aber jetzt ertappt.
Doch zurück zum Frauenbegräbnis mit Waffen innerhalb der Königsgräber von Ur. Hat jemand dazu weitere Informationen?

Lediglich, daß sich die Lesart des Namen "Meskalamdu[g]" verändert hat: statt -kalam- liest man neuerdings -ung- , also Mesungdu;* entsprechend A'ungdu für den Königsnamen "Meskalamdu[g]".**
Für den Name der Königin Pu'abi liest man schließlich Pu-abum (so Gebhard J. Selz, Sumerer und Akkader. München: C.H. Beck, 2005, S.47);

An Literaturhinweisen habe ich gefunden:

Amy Rebecca Gansell (2007). Identity and Adornment in the Third-millennium BC Mesopotamian ‘Royal Cemetery’ at Ur. Cambridge Archaeological Journal, 17 , pp 29-46 (abstract: CJO - Abstract - Identity and Adornment in the Third-millennium <small>BC</small> Mesopotamian ‘Royal Cemetery’ at Ur)

Edith:
in einem französischen Artikel: *Mes-uge-idu; **Aja-uge-idu

Wikipedia gibt ja nicht viel her:http://de.wikipedia.org/wiki/Puabi, aber immerhin etwas; ob das die Forschungslage wiederspiegelt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Lediglich, daß sich die Lesart des Namen "Meskalamdu[g]" verändert hat: statt -kalam- liest man neuerdings -ung- , also Mesungdu;* entsprechend A'ungdu für den Königsnamen "Meskalamdu[g]".**
Für den Name der Königin Pu'abi liest man schließlich Pu-abum (so Gebhard J. Selz, Sumerer und Akkader. München: C.H. Beck, 2005, S.47);

An Literaturhinweisen habe ich gefunden:

Amy Rebecca Gansell (2007). Identity and Adornment in the Third-millennium BC Mesopotamian ‘Royal Cemetery’ at Ur. Cambridge Archaeological Journal, 17 , pp 29-46 (abstract: CJO - Abstract - Identity and Adornment in the Third-millennium <small>BC</small> Mesopotamian ‘Royal Cemetery’ at Ur)

Edith:
in einem französischen Artikel: *Mes-uge-idu; **Aja-uge-idu

Wikipedia gibt ja nicht viel her:Puabi ? Wikipedia, aber immerhin etwas; ob das die Forschungslage wiederspiegelt?


Herzlichen Dank Muspilli,

wieso ändert sich die Lesart von Keilschriften. Sind wir deren Texte nicht mehr sicher?
 
Herzlichen Dank Muspilli,

wieso ändert sich die Lesart von Keilschriften. Sind wir deren Texte nicht mehr sicher?
Weil die sumerische Keilschrift, genau wie die ägyptischen Hieroglyphen, keine lautgetreue Buchstabenschrift darstellt. Lass es dir am besten von @Hyokkose erklären oder ergoogel dir selbst ein paar seriöse Informationen, einiges steht schon bei Wikipedia.
 
hallo balticbiry,


das mit den sich ändernden Umschriften weis ich schon. Deshalb sind ja so häufig Hyroglyphentexte in ihrer Aussage nicht eindeutig, je nach "Übersetzer". Gleiches gilt für Keilschrifttexte, wo es ja auch nur wenige Experten gibt, die vorgeben, es zu wissen. Deshalb ein besonderes "Vorsicht", falls wieder einmal Änderungen ins Haus stehen. Gleiches gilt übrigens auch für die arabische Schrift, insbesondere vor Einführung der diakritischen Zeichen. In "Über den Urkoran" wird v. G. Lüling eine wesentlich andere Textinterpretation des ursprünglichen Korantextes abgeleitet, als heute von "arabischer" Seite offiziell dazu verkündet wird.
 
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