Identifikation deutscher Soldaten mit Russlandfeldzug 1812 und Grande Armée

Maui25

Neues Mitglied
Hallo,
ich befasse mich in meiner Masterarbeit zur Zeit mit folgender Frage:
Inwiefern identifizierten sich die deutschen Soldaten in Napoleons Grande Armée im Russlandfeldzug des Jahres 1812 mit der Armee und dem Feldzug?

Könnt ihr mir dazu weiterhelfen?
 
Da kann dir sicher Eckart Kleßmann weiterhelfen, etwa mit Die Verlorenen oder Unter Napoleons Fahnen. Erinnerungen lippischer Soldaten aus den Feldzügen 1809 - 1814.
 
Hallo,
ich befasse mich in meiner Masterarbeit zur Zeit mit folgender Frage:
Inwiefern identifizierten sich die deutschen Soldaten in Napoleons Grande Armée im Russlandfeldzug des Jahres 1812 mit der Armee und dem Feldzug?

Könnt ihr mir dazu weiterhelfen?
Weitere Einzelmeinungen kannst du folgenden Werken entnehmen:

Kleßmann: Deutschland unter Napoleon in Augenzeugenberichten
die letzten Seiten betreffen den Rußlandfeldzug

Kleßmann:
Napoleons Rußlandfeldzug in Augenzeugenberichten

Allerdings halte ich es für schwierig, aus einzelnen Meinungen auf die gesamte Truppe zu schließen.

Beispiel aus: Zamoyski, Adam: 1812, Napoleons Feldzug in Russland

"Das Essen ist schlecht, und Schuhe, Hemden, Hosen und Gamaschen sind inzwischen so verschlissen, dass die Männer in Lumpen und barfuß marschieren. Damit sind sie für den Dienst wertlos", meldete General Erasmus Deroy dem König von Bayern. "Darüber hinaus bedaure ich, Majestät mitteilen zu müssen, dass dieser Zustand zu einem bedenklichen Nachlassen der Disziplin geführt hat und Depression, Mutlosigkeit, Unzufriedenheit, Ungehorsam und Insubordination dermaßen um sich gegriffen haben, dass nicht absehbar ist, was geschehen wird." [Seite 225]

Es macht daher Sinn, nach Literatur zu suchen, die deine Frage bereits gestellt und beantwortet hat.

Generell gilt wohl, dass in eine Masterarbeit auch einleitende Teile gehören, wie z.B. warum wurde der Feldzug geführt, welche (deutsche) Staaten nahmen mit wie viel Truppen teil, warum sind Preußen und Österreicher gesondert zu betrachten ....
In der Summe viel Arbeit! :winke:

Grüße
excideuil
 
Danke für eure Tipps! Das Oberthema meiner Masterarbeit lautet ja "Kriegserfahrungen deutscher Teilnehmer im Russlandfeldzug Napoleons 1812" @ excideuil.
Die Frage "Inwiefern identifizierten sich die deutschen Soldaten in Napoleons Grande Armée im Russlandfeldzug des Jahres 1812 mit der Armee und dem Feldzug?" ist ja nur ein Kapitel meiner Arbeit.
 
Im Buch von Paul Holzhausen " Die Deutschen in Russland 1812. Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt, Berlin 1912" habe ich auf S. 4-5 folgendes gelesen:
[FONT=Times New Roman, serif]"Die Stimmungslage der deutschen Soldaten bei ihrem Auszug in den Russlandfeldzug war unterschiedlich. Sie war von verschiedenen Faktoren, wie z. B. der Heimat aus der sie kamen, dem Staatsverband dem sie angehörten und ihrer persönlichen Charakter- und Gemütslage abhängig"[/FONT]

Wie würdet ihr dieses Zitat interpretieren?
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Buch von Paul Holzhausen " Die Deutschen in Russland 1812. Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt, Berlin 1912" habe ich auf S. 4-5 folgendes gelesen:
[FONT=Times New Roman, serif]"Die Stimmungslage der deutschen Soldaten bei ihrem Auszug in den Russlandfeldzug war unterschiedlich. Sie war von verschiedenen Faktoren, wie z. B. der Heimat aus der sie kamen, dem Staatsverband dem sie angehörten und ihrer persönlichen Charakter- und Gemütslage abhängig"[/FONT]

Wie würdet ihr dieses Zitat interpretieren?

Ich würde es so interpretieren, dass [FONT=Times New Roman, serif]die Stimmungslage der deutschen Soldaten bei ihrem Auszug in den Russlandfeldzug unterschiedlich war. Sie war von verschiedenen Faktoren, wie z. B. der Heimat aus der sie kamen, dem Staatsverband dem sie angehörten und ihrer persönlichen Charakter- und Gemütslage abhängig.

De rién.

[/FONT]
 
Danke für eure Tipps! Das Oberthema meiner Masterarbeit lautet ja "Kriegserfahrungen deutscher Teilnehmer im Russlandfeldzug Napoleons 1812" @ excideuil.
Die Frage "Inwiefern identifizierten sich die deutschen Soldaten in Napoleons Grande Armée im Russlandfeldzug des Jahres 1812 mit der Armee und dem Feldzug?" ist ja nur ein Kapitel meiner Arbeit.
Ja, das kommt davon, wenn trotz vier Augen nicht mehr richtig lesen kann :red: Sorry, dass ich das "in meiner Hausarbeit" falsch gelesen habe.
Im Buch von Paul Holzhausen " Die Deutschen in Russland 1812. Leben und Leiden auf der Moskauer Heerfahrt, Berlin 1912" habe ich auf S. 4-5 folgendes gelesen:
[FONT=Times New Roman, serif]"Die Stimmungslage der deutschen Soldaten bei ihrem Auszug in den Russlandfeldzug war unterschiedlich. Sie war von verschiedenen Faktoren, wie z. B. der Heimat aus der sie kamen, dem Staatsverband dem sie angehörten und ihrer persönlichen Charakter- und Gemütslage abhängig"[/FONT]
Wie würdet ihr dieses Zitat interpretieren?
Ich denke mal, es spielte schon eine Rolle, wo geografisch die Heimat der Soldaten lag, sprich die Entfernung zu Rußland.
Unter dem Staatsverband ist wohl zu verstehen, welchem Monarchen man unterstand. Sicherlich ist es ein Unterschied, wenn z.B. im Zuge von Tilsit ein Teil Preußens zu Westphalen kam und nun plötzlich König Jérôme (König Lustik) zum Landesherrn hatten oder ob es sich um die Sachsen handelte, die ihrem Landesherrn König Friedrich August I. sehr verbunden waren.

Grüße
excideuil
 
Wie meinst du das excideuil? Glaubst du das die Westfalen dadurch, dass Sie den Bruder Napoleons als König hatten mehr Identifikation mit dem Russlandfeldzug hatten? Waren es nicht gerade die Sachsen, die wie es die Schlacht bei Borodino gezeigt hat mit besonderem Aufopferungswillen für die Grande Armée gekämpft haben?

Liebe Grüße
Maui 25
 
@Maui25

w.o. #10 hat exci es doch m.E. korrekt geschrieben. Die Sachsen waren ihrem Landesherren sehr verbunden und der war mit N. verbündet, also indem sie sich mit dem Kgr. Sachsen identifizierten, kämpften sie auch in der GA für Sachsen.

Die Identifikation der Westfalen mit ihrem neuen Landesherren, aus einer ausländischen oktroyierten Dynastie, war wahrscheinlich eher geringer.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für Hessen-Darmstadt:
Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, geb. 3. Sept. 1790, † 1856
Der Feldzug gegen Russland im J. 1812 brachte dem Prinzen das Divisionscommando der hessischen Truppen, welche er bis Moskau in allen Schlachten und Gefechten, besonders in dem bei Krasnoe, ausgezeichnet führte. Die hessischen Truppen gerieten in das ganze Elend des furchtbaren Rückzugs; unter den Überlebenden haben sich manche ergreifende Erzählungen von der Sorge des Prinzen für die Seinen in dieser Not, wie von der Aufopferung dieser für ihren Führer erhalten; diese Zeit begründete die innige Anhänglichkeit zwischen ihm und dem hessischen Soldaten und den hohen Einfluss, den er bis zu seinem Tode auf den Geist dieser Truppe geübt hat.

en hesse
 
@Maui25

w.o. #10 hat exci es doch m.E. korrekt geschrieben. Die Sachsen waren ihrem Landesherren sehr verbunden und der war mit N. verbündet, also indem sie sich mit dem Kgr. Sachsen identifizierten, kämpften sie auch in der GA für Sachsen.

Die Identifikation der Westfalen mit ihrem neuen Landesherren, aus einer ausländischen oktroyierten Dynastie, war wahrscheinlich eher geringer.

M.
Richtig.
Die Sachsen - in einem gewachsenen Land - waren Untertanen des Königs Friedrich August I. - der Gerechte - und in seinem Namen zogen sie in den Krieg u.a. nach Rußland.

Etwas anders eben bei Westphalen. Da war ein künstliches Königreich geschaffen worden, zu dem eben auch uralte kurbrandenburg-preußische Gebiete geschlagen wurden. Hier ist es doch für den Soldaten ungleich schwerer, eine Verbundenheit mit dem Monarchen aufzubauen, der zudem nicht tradiert war. Anders gesagt, wie sollte sich ein Preuße aus der Altmark oder aus Magdeburg plötzlich als Westphale fühlen?

Ob das in Kampfhandlungen dann eine Rolle gespielt hat, steht schon wieder auf einem anderen Blatt.

Grüße
excideuil
 
Ja, das kommt davon, wenn trotz vier Augen nicht mehr richtig lesen kann :red: Sorry, dass ich das "in meiner Hausarbeit" falsch gelesen habe.

Ich denke mal, es spielte schon eine Rolle, wo geografisch die Heimat der Soldaten lag, sprich die Entfernung zu Rußland.
Unter dem Staatsverband ist wohl zu verstehen, welchem Monarchen man unterstand. Sicherlich ist es ein Unterschied, wenn z.B. im Zuge von Tilsit ein Teil Preußens zu Westphalen kam und nun plötzlich König Jérôme (König Lustik) zum Landesherrn hatten oder ob es sich um die Sachsen handelte, die ihrem Landesherrn König Friedrich August I. sehr verbunden waren.

Grüße
excideuil

Wie sehr waren Sie ihrem Landesherrn verbunden ist der entscheidende Faktor, aber schon in beiden Hessen gibt es Unterschiede:
Hessen-Kassel kam zum Königreich Westphalen (Sitz Kassel), wie oben geschreiben mit König Lustig an der Spitze.
Hessen-Darmstadt wäre im Fall des Nichtbeitritts in den Rheinbund besetzt worden, trat bei, bekam Ländereien hinzu und musste ein Kontingent von 4000 Soldaten stellen.
Von 28000 Westphalen ist die Rede in Russland, muss nochmal nachschauen.´.
Fakt ist das es im hessischen Westphalen zwei Aufstände gegen die Herrschaft gab.


en hesse
 
Richtig.
Die Sachsen - in einem gewachsenen Land - waren Untertanen des Königs Friedrich August I. - der Gerechte - und in seinem Namen zogen sie in den Krieg u.a. nach Rußland.

Etwas anders eben bei Westphalen. Da war ein künstliches Königreich geschaffen worden, zu dem eben auch uralte kurbrandenburg-preußische Gebiete geschlagen wurden. Hier ist es doch für den Soldaten ungleich schwerer, eine Verbundenheit mit dem Monarchen aufzubauen, der zudem nicht tradiert war. Anders gesagt, wie sollte sich ein Preuße aus der Altmark oder aus Magdeburg plötzlich als Westphale fühlen?

Ob das in Kampfhandlungen dann eine Rolle gespielt hat, steht schon wieder auf einem anderen Blatt.
Grüße
excideuil

Das Großfürstentum Hessen blieb im Gegensatz zu Kurhessen wenigstens territorial erhalten, während Hessen-Kassel vorläufig liquidiert wurde und im Königreich Westphalen aufging. Dort kam es schon 1806 und später 1813 zu Revolten, die vom hessischen Offiziers- und Unteroffizierskorps getragen wurden. Als der Kurfürst schon getürmt war, verweigerten Soldaten der Garnison der stärksten Festung Ziegenhain die Übergabe, und ein Unteroffizier wurde deshalb von italienischen Truppen füsiliert. Vom letzten Kommandanten und Gouverneur der Festung Justus Julius Schenk von Schweinsberg berichtete ein Superintendent der evangelischen Kirche, der eine Geschichte der Stadt und Festung verfasste: "Er starb 1807 mit einem althessischen Fluch auf die Lausefranzosen."
Ein Großteil der alten hessischen Armee wurde allerdings in die Westphälische übernommen, die fast völlig in Russland aufgerieben wurde.

Trotz zweifellos positiven Errungenschaften wie Abschaffung der Leibeigenschaft, Justizreformen, Gewerbefreiheit und einem Parlament wurde Wilhelm I. der bald nachdem russische Truppen Kassel und Marburg "befreiten" nach Hessen rurückkehrte fast überall mit Jubel empfangen. Er machte als erstes fast alle Reformen rückgängig und führte in der Armee wieder den Zopf ein.
 
Anders gesagt, wie sollte sich ein Preuße aus der Altmark oder aus Magdeburg plötzlich als Westphale fühlen?

... und ein kurfürstlicher Hannoveraner, ein herzoglich Braunschweiger und ein Hesse.

"König Lustik" hat das alles von Kassel aus regiert, aber ein Staat mit gemeinsamer Identität konnte das nicht werden. ;)
 
... und ein kurfürstlicher Hannoveraner, ein herzoglich Braunschweiger und ein Hesse.

"König Lustik" hat das alles von Kassel aus regiert, aber ein Staat mit gemeinsamer Identität konnte das nicht werden. ;)

Das Königreich Westphalen hatte auch relativ wenig Zeit dafür und schlimmer noch der große Bruder in Paris griff rücksichtslos auf die Ressourcen des Landes zurück. Gleich zu Beginn wanderten einige Kunstschätze nach Frankreich, die 2008 oder 2009 anlässlich einer Ausstellung "König Lustik?" zum ersten Mal wieder in Kassel gezeigt wurden. Mit dem Code Civil und der Gewerbefreiheit kam auch die allgemeine Wehrpflicht und zahlreiche junge Männer starben in Kriegen, die nicht die ihren waren.
 
Gleich zu Beginn wanderten einige Kunstschätze nach Frankreich, die 2008 oder 2009 anlässlich einer Ausstellung "König Lustik?" zum ersten Mal wieder in Kassel gezeigt wurden.

Beispiel Marburg:
Raub des Elisabethschreins
Jerôme, König von Westphalen und Bruder Napoleons, hatte den Elisabethschrein 1810 an seinen Hof in Kassel bringen lassen. Kurz vor dem Abtransport nahm Johann Christoph Ullmann, Marburger Professor für Mineralogie, Siegellackabdrücke der Gemmenreliefs. In der Eile entgingen Ullmann einige Gemmen. Als der Schrein nach Ende der napoleonischen Zeit an seinen Platz in der Elisabethkirche zurückkehrte, fehlten die meisten Edelsteine – unter ihnen die größte und wertvollste Gemme, ein Kameo, der über dem Kopf der Muttergottesfigur angebracht und von Ullmann nicht abgeformt worden war.
 
... und ein kurfürstlicher Hannoveraner, ein herzoglich Braunschweiger und ein Hesse.

"König Lustik" hat das alles von Kassel aus regiert, aber ein Staat mit gemeinsamer Identität konnte das nicht werden. ;)
Und dieses regieren erinnert ein wenig an Ludwig XIV., jedenfalls was das königliche Mahl anging.

Kircheisen läßt in seiner Biografie einen Herrn von Strombeck zu Wort kommen, der das königliche Mal beschreibt:

"Es war am Abend der ersten Ständeversammlung des Königreiches." Alle Mitglieder hatten eine Einladung erhalten, am königlichen Mahl "teilzunehmen".
Aber: "Wir sollten nur zuschauen, wie Seine Majestät mit der Königin, von den Großwürdenträgern bedient, speisen würden ...

Zufällig stand der Herr von Rombeck neben dem ehemals preußischen General und Minister Graf von der Schulenburg-Kehnert:

"Es musste dem Grafen, der so oft an Friedrich des Großen Tafel gespeist hatte, sonderbar vorkommen, einem Mahl eines Königs "beizuwohnen", der noch nicht geboren war, als er längst jener Ehre von einer ganz anderen Bedeutung gewürdigt war." [1]

Ist ein wenig OT aber grandios formuliert.

Grüße
excideuil

[1] Kircheisen, Friedrich M.: König Lustig – Napoleons jüngster Bruder, August Scherl GmbH, Berlin, 1928, Seiten 91-92
 
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