Indianerreservate

Zu der oben genannten Frage habe ich noch folgende Quellen gefunden:
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/due/45_02/aus1.htm
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/due/45_02/aus2.htm
So wie ich das sehe, spielten dabei auch andere Gründe als Missionierungswillen eine Rolle:
1. Kriege und durch Krieg verwüstetes Land
2. wirtschaftliche Not (wobei 1 das auch mit einschliesst).
Interessant ist auch, dass zu Beginn der frühen Auswanderung nicht nur in den Norden Amerikas ausgewandert wurde. Die Auswanderung in den Norden wurde durch die Briten gefördert (Werber), um die Kolonien zu stärken.
Schliesslich hatten sowohl Spanier als auch Franzosen bereits Fuss auf dem neuen Kontinent gefasst und beuteten diesen nicht schlecht aus.
In der zweiten Quelle finde ich dann die Befragungsergebnisse interessant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Penseo schrieb:
Zu der oben genannten Frage habe ich noch folgende Quellen gefunden:
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/due/45_02/aus1.htm
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/due/45_02/aus2.htm
So wie ich das sehe, spielten dabei auch andere Gründe als Missionierungswillen eine Rolle:
1. Kriege und durch Krieg verwüstetes Land
2. wirtschaftliche Not (wobei 1 das auch mit einschliesst).
Interessant ist auch, dass zu Beginn der frühen Auswanderung nicht nur in den Norden Amerikas ausgewandert wurde. Die Auswanderung in den Norden wurde durch die Briten gefördert (Werber), um die Kolonien zu stärken.
Schliesslich hatten sowohl Spanier als auch Franzosen bereits Fuss auf dem neuen Kontinent gefasst und beuteten diesen nicht schlecht aus.
In der zweiten Quelle finde ich dann die Befragungsergebnisse interessant.

Die Quellen sind sehr interessant; vielen Dank.
Missionierungswille ist bei jeder Kolonisierung eine Begründung, die nicht die wahre Motivation zum Ausdruck bringt. Es ist da ziemlich egal, in welche Weltgegend du schaust. Was vorlag, war der Wille, eine Kolonie ökonomisch auszubeuten und Profite zu machen.

Andererseits hört es sich natürlich um Klassen besser an, wenn gesagt wird: Wir wollen den armen .... (passende Ethnie bzw Hautfarbe bitte einsetzen) die englische/französische/deutsche etc Zivilisation bringen und müssen die armen Heiden ganz dringend aus der Finsternis zur richtigen Religion führen. Hierfür ist natürlich Vorbedingung, daß die eigene Kultur als der der Kolonisierten weit überlegen eingestuft werden muß.

Wie ernst diese philantropischen Scheinbegründungen zu nehmen waren, läßt sich recht einfach daran ersehen, wieviel Schulbildung denn realiter über die Kolonisierten hereinbrach. Oder auch daran, daß die "Eingeborenen" zb für Übernahme eines Priesteramtes einfach noch nicht weit genug fortgeschritten waren. Oder wie uns ein Bekannter über sein Heimatland berichtete: als Belgien Zaire in die Unabhängigkeit entließ, verfügte das Land über ganze 12 Personen mit Universitätsabschluß.

Religiöse Motive zur Auswanderung hat es gegeben, was aber etwas anderes ist als Missionierung. Es ging dann eher darum, daß eine religiöse Minderheit vor Unterdrückung und Repression in der Heimat entkommen wollte. Oder wie ein böser Kommentar zu den Pilgrim Fathers lautet: Die Pilgrims wollten die Religion nicht vorgeschrieben bekommen, sondern nach eigenen Vorstellungen und nach ihrem eigenen Glauben leben und alle anderen zwingen, dasselbe zu tun....

Aber im allgemeinen sind die Menschen, die bei den großen Auswanderungswellen von hier nach Amerika aufbrachen, das gewesen, was wir heute Wirtschaftsflüchtlinge nennen.

In den Anfängen der Kolonisierung gab es vorwiegend in den britischen Gebieten Siedlungsversuche, während der Anteil der Spanier in den Kolonien immer erheblich geringer war und als Spanier zb auch assimilierte und zu Geld gekommene spanisch-indianische Personen mitgezählt wurden. Auch Frankreich sah die amerikanischen Kolonien nicht als Siedlungsland. In den französischen Gebieten gab es vorwiegend Handel durch die sogen Voyageurs, die mit den Indianern Handel trieben und die eingehandelten Güter zum Abtransport nach Europa in Zentren brachte.
 
Ingeborg schrieb:
Missionierungswille ist bei jeder Kolonisierung eine Begründung, die nicht die wahre Motivation zum Ausdruck bringt. Es ist da ziemlich egal, in welche Weltgegend du schaust. Was vorlag, war der Wille, eine Kolonie ökonomisch auszubeuten und Profite zu machen.

"Motivation" ist etwas Subjektives und Individuelles; "die" Kolonisierung hat keinerlei Motive - es sind immer Kolonisatoren, welche jeweils ihre Motive haben. Daß da Profit eine unübersehbare Rolle spielt, steht außer Debatte.


Religiöse Motive zur Auswanderung hat es gegeben, was aber etwas anderes ist als Missionierung.

Und natürlich hat es auch religiöse Motive zur Missionierung gegeben.
 
hyokkose schrieb:
"Motivation" ist etwas Subjektives und Individuelles; "die" Kolonisierung hat keinerlei Motive - es sind immer Kolonisatoren, welche jeweils ihre Motive haben. Daß da Profit eine unübersehbare Rolle spielt, steht außer Debatte.

Ich seh schon - genau formulieren... :oops:


Und natürlich hat es auch religiöse Motive zur Missionierung gegeben.

Äh, ja, --- auch..... :respekt:
 
Festus621 schrieb:
Eine weitere Frage:
Gabe es "weiße" US-Bürger, die sich aktiv für die Rechte der Indianer eingesetzt haben, speziell im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts? Wer waren diese Personen und wie sahen ihre Aktivitäten aus?
Sklavereigegner wie John Brown, die schon lange vor dem Bürgerkrieg aktiv waren, sind hinlänglich bekannt. Dagegen weiß man (zumindest ich) kaum etwas über Gegner der US-Indianerpolitik.

Ich hab da erst noch mal nachgelesen. Es gab unter den Weißen Bewegungen, die sich für die Indianer einsetzten - allerdings ist der wichtige Punkt dabei, auf welches Ergebnis diese Personen hinauswollten bzw ob dieser Einsatz die kulturellen Gegebenheiten der indianischen Völker berücksichtigen wollte oder nicht.

Zum einen gab es seit den 1880er Jahren eine erste Bewegung, die die Reservate auflösen wollte. Wohlgemerkt nicht aus niederen Motiven, sondern weil diese Personen aufrichtig der Meinung waren, nur durch die Entlassung in die Selbständigkeit könnten die Indianer lernen, im ökonomischen System und der Gesellschaft der USA zu leben. Es hieß, "der Indianer" müsse lernen, Eigentum zu schätzen und zu erarbeiten - sogar, wenn dieses Schätzenlernen so zustandekäme, daß indianische Familien ihr Land zuerst verlieren müßten, um zu begreifen, wie der Kapitalismus funktioniert. Dieser Verlust sollte dann die Familien dazu motivieren, durch Arbeit wieder genügend Kapital anzusammeln, um erneut Land zu kaufen.

Es braucht nicht eigens betont werden, daß dieser wohlmeinende Ansatz auch sehr schnell Unterstützer fand, deren Motivation weitaus weniger ehrenhaft war und denen es schlicht um mögliche Profite ging. Daher wurde es eine recht weit verbreitete Forderung, die Indianer seien in die Selbständigkeit zu entlassen. Unter anderem dabei war der damalige Innenminister Dawes, nach dem schließlich der Dawes-Act, das Gesetz zur Verteilung des indianischen Landes an die Familien, benannt wurde.

Zudem sollten indianische Kinder zu Weißen erzogen werden; dazu wurden sie in Internaten kaserniert, wo der Gebrauch der eigenen Sprache sowie die eigene Kultur strikt verboten waren. Da die Indianer ja aber schön langsam an die weiße Kultur gewöhnt werden sollten, gab es außer ein bißchen Lesen und Schreiben hauptsächlich praktische Unterweisung in Hilfsarbeiten auf Farmen, im Handwerk, wozu die Schüler und Schülerinnen als billige Arbeitskräfte an umliegende Farmen und Handwerker 'ausgeliehen' wurden; die erarbeiteten Löhne, so mager sie auch waren, kassierte die Schule.

Die erste Schule wurde charakteristischerweise von einem ehemaligen Offizier gegründet, der die Tradition des militärischen Drills für die Internate der Indianer in die Welt brachte (die Quelle dafür ist ein Buch von Robert Burnette, das in den 70er Jahren erschien und das mir leider vor einigen Jahren gestohlen wurde!). Sein Grundsatz war: Kill the Indian and keep the Man.

In den 20er Jahren gab es eine Gegenbewegung; besonders, nachdem Roosevelt deren Protagonisten John Collier zum Chef des Bureau of Indian Affairs (BIA) gemacht hatte. Collier sorgte dafür, daß Programme des New Deal auch auf die Reservationen angewendet wurde, was für viele Reservationen bedeutete, daß sie das erste Mal eine Wirtschaftsförderung erfuhren, konnten aber die Verwendung der Gelder nicht kontrollieren und Projekte nicht ablehnen und nicht vorschlagen. Zum weiteren war positiv, daß er dafür sorgte, daß Reservationen bzw Stämme nicht mehr gegen deren Willen aufgelöst wurden.

Andererseits drückte Collier den Reservationen eine Selbstverwaltung nach US-amerikanischem Vorbild auf, die er sehr rücksichtslos und teils mit Zwang und Erpressung durchsetzte. Hiermit wurden weitere traditionelle Strukturen der Völker zerschlagen, da die traditionellen Häuptlinge und beschlußfassenden Gremien nicht mehr anerkannt wurden. Außerdem beförderte diese neue Verwaltung die Fraktionenbildung in den Völkern (durch die Mehrheitswahlen), die teils schon seit den Zeiten der Umsiedelung in Reservationen vorhanden war. Es handelte sich auch nicht um eine echte Selbstverwaltung, da die indianische Selbstverwaltung zwar Beschlüsse fassen konnte, die letztliche Entscheidung aber nach wie vor in der Hand der BIA-Struktur verblieb.

Ende der 1940er Jahre gab es dann eine weitere Bewegung, die die Indianer in die Selbständigkeit entlassen und in die US-Gesellschaft integrieren wollte. Eine der zugrundeliegenden Motivationen bei den Befürwortern war wohl, daß die Existenz von Quasi-Kolonien als Peinlichkeit empfunden wurde. Die Befürworter glaubten, daß sich die Indianer nur dann erfolgreich in die Mainstream-Kultur einfügen und assimilieren könnten, wenn sie sozus ins kalte Wasser geworfen würden. Die Organisation in Stämmen wurde als rückschrittlich und primitiv angesehen und sollte überwunden werden.

Auch diese zweite Bewegung wurde von solchen Personen/Konzernen instrumentalisiert, die sich weitere Profite versprachen. Präsident Truman setzte als Chef des BIA mit dem Auftrag, die Stämme auf deren Stand bezügl der Abwicklung zu untersuchen, einen Mann ein, der seit Anfang der 40er Jahre für die Lagerhaft der japanischstämmigen US-Bürger zuständig gewesen war.

Es wurden einige Stämme terminiert; die ökonomische Situation der betroffenen Familien verschlechterte sich drastisch. Auch hier wurde Reservationsland, das nocht nicht an Familien/Personen vergeben war, sofort zu Staatsland erklärt und an Weiße verkauft. Bereits Jahre vor der Termination eines Stammes wurden die Stammesrollen geschlossen, also zb keine Neugeburten mehr als Stammesmitglieder registriert. Entschädigungszahlungen erhielten nur die auf der Rolle befindlichen Personen.

In zwei Fällen, denen der Klamath und Menominee, wurden Völker terminiert, die sich vorher nahezu selbst finanziert hatten und zb für ALLE vom BIA geleisteten Dienstleistungen (Schule, Gesundheit etc) selbst zahlten. Aufgrund dieser ökonomischen Situation wurden die Völker als reif erachtet, aus der Obhut der Regierung entlassen zu werden und sich in einer kapitalistischen Wirtschaftsweise zurechtzufinden. Bereits wenige Jahre nach der Termination hatte sich aus verschiedensten Gründen die Lage der Familien so verschlechtert, daß es nun mehr an Sozialhilfe kostete, als die Völker vorher an Unterstützung durch die Regierung erhalten hatten (im Fall der Klamath hatte die US-Regierung jährlich 140.000 Dollar zum Budget dazugeschossen). Ihr Land hatten sie fast alle verloren.

Im Fall der Klamath gab es sogar Jahre danach die Bestrebung, die Entwicklung wieder rückgängig zu machen und Land zurückzukaufen, was aber nur bei 1,6% der Reservationsfläche gelang, die ja auch ihrerseits nur einen Bruchteil des ursprünglichen Landes umfaßt hatte.

(Quelle: James Wilson, Und die Erde wird weinen)
 
Hallo Ingeborg,
wurden solche Strömungen mit einem Namen zusammengefasst (wie bei der Antisklavereibewegung )? Wie organisiert waren solche Strömungen? Damit meine ich zu der Zeit, als sie noch nicht aus Profitgier instrumentalisiert wurden. Gibt es bekannte Einzelpersonen aus dieser Zeit?
 
Ingeborg schrieb:
Religiöse Motive zur Auswanderung hat es gegeben, was aber etwas anderes ist als Missionierung. Es ging dann eher darum, daß eine religiöse Minderheit vor Unterdrückung und Repression in der Heimat entkommen wollte. Oder wie ein böser Kommentar zu den Pilgrim Fathers lautet: Die Pilgrims wollten die Religion nicht vorgeschrieben bekommen, sondern nach eigenen Vorstellungen und nach ihrem eigenen Glauben leben und alle anderen zwingen, dasselbe zu tun.....
Die Geschichte von den frommen (wohl eher bigotten) Pilgervätern der Mayflower ist sowieso die größte Lüge der US-Geschichtsschreibung.
 
wirtschaft

Hallo,
ich bin auf der Suche nach Informationen ueber die Entwicklung von "Lebensweise und Wirtschft" in den Indianerreservationen der USA.
Ueber die Entwicklung das Leben in den Reservaten bin ich schon fuendig geworden, aber ueber Wirtschaft konnte ich nur was Ueber Casinos und Tourismus finden. Gibt es andere Einnahmequellen?
Vielleicht kann mir jemand helfen
Remis
 
Ueber die Entwicklung das Leben in den Reservaten bin ich schon fuendig geworden, aber ueber Wirtschaft konnte ich nur was Ueber Casinos und Tourismus finden. Gibt es andere Einnahmequellen?

Tourismus und Casinos sind heute die wichtigsten Einnahmequellen, obwohl das auch mit entsprechender Vorsicht zu sagen ist. Bei Casinos ist es davon abhängig, ob der Stamm das Casino selbst betreibt oder das Casino an eine auswärtige (also weiße) Betreibergesellschaft verpachtet hat; ob Jobs für Reservationsangehörige entstehen und in welchem Umfang (gibt es ein paar ungelernte Jobs oder wird das Casino ausschließlich mit Reservationsangehörigen betrieben). Im letzteren Fall sind die Erträge natürlich nicht so hoch. Außerdem kommt es darauf an, ob das Casino verkehrsgünstig zu erreichen ist sowie darauf, ob im umgebenden Bundesstaat zb Casinos illegal sind (wenn ja, besteht für den Besuch natürlich ein höherer Anreiz). Jedenfalls sind die Casinos nicht in allen Fällen erfolgreich.

Tourismus ist ebenfalls nicht überall möglich (Armut ist nicht besonders malerisch). Und auch da gibt es große Unterschiede. Das Museum der Makah zb befaßt sich intensiv mit der Kultur der Makah (an der Nordwestküste im Staat Washington) und bezieht die Ausgrabungsstätte eines historischen Dorfes in Ozette ein, außerdem gibt es einen Wanderweg und Naturlehrpfad durch das Makah-Reservat, der vorbildlich sein soll.
Zum anderen gibt es auch Negativbeispiele: zb Völker, die den Touris in Lederklamotten und Tipis Hollywood-Indianer vorspielen, weil die das erwarten, bei denen es traditionell aber nichts dergleichen gab.

Was ebenfalls noch an 'wirtschaftlicher Entwicklung' vorhanden ist (Anführungszeichen sind Absicht): zb die Kohleförderung im Tagebau bei den Dine (Navajo) durch Peabody, bei der große Umweltschäden auftreten. Die Abbaurechte wurden vom BIA (Bureau of Indian Affairs) vergeben und ausgehandelt; die dabei vereinbarten Abgaben an die Dine sind lächerlich.
Ähnliches gilt für den Uranabbau auf Pine Ridge (Reservation der Lakota [Sioux]), wo heute viele Kinder behindert geboren werden, was auf Umweltschäden zurückgeführt wird. Auch hier sind die Erträge für die Reservation im Bereich peanuts.

Weiterhin gab/gibt es in einigen Reservationen Ölförderung. Dies bestimmte früher weitgehend (und unzutreffend) das Bild von durch Öleinnahmen 'reichen' Indianern. Die Osage erhielten in den 70er Jahren aufgrund ihrer Ölvorkommen, die ebenfalls von weißen Konzernen gefördert wurden, ein Jahreseinkommen von USDollar 7000 pro Familie. Die Armutsgrenze lag in den 70er Jahren bei USDollar 8000 pro vierköpfiger Familie.
Bei den Cheyenne gibt es heute noch Ölförderung, auch da sind die Zahlungen an die Reservationsbewohner spärlich, schleppend und nicht nachzuvollziehen. Letztes Jahr gab es dazu einen Bericht im 'Weltspiegel'; dort berichteten interviewte Cheyenne, daß sie mal einen Scheck über USDollar 40 erhalten, mal Monate gar nichts und Abrechnungen, aus denen ersichtlich sei, wie die Summe zustandekommt, habe er noch nie gesehen, sagte ein alter Mann. Dazu kannst du mehr Infos finden, wenn du nach "Eloise Cobell" googelst, die einen juristischen Kampf für mehr an den Realitäten und an Fairness orientierten Abrechnungen führt.

Ein weiteres Beispiel ist bei den Mescalero-Apachen zu finden, die ein erfolgreiches Viehzuchtprogramm haben und sanften Tourismus.

Im Nordwesten ist ein weiteres wirtschaftliches Betätigungsfeld die Holzgewinnung; auch da waren es in der Regel weiße Konzerne, die den Abbau (Raubbau) betrieben und die Völker erhielten nur geringe Zahlungen, die ihnen nicht den Aufbau einer eigenen Holzwirtschaft ermöglicht hätten.
Vielfach standen indianische Rechte im Weg. Vertragsgegenstand waren in aller Regel zb Rechte auf Fischfang und Jagdrechte für die Reservationsbewohner. Im Staat Washington gab es seit den 50er Jahren Auseinandersetzungen, weil Indianer ihre von der US-Regierung garantierten Fischrechte wahrnehmen wollten, dies ihnen aber von lokalen Behörden untersagt wurde, womit sie zwar das Recht brachen, was für sie aber keine Folgen hatte. Gegen indianische Fischrechte sind zb Sportfischer, die als Freizeitangler/Touris natürlich eine nette Einnahmequelle für das weiße Gewerbe sind, aber auch Nahrungsmittelkonzerne, die zb die indianische Konkurrenz beim Lachsfang ausschließen wollte. Zum Aufbau reservatseigener Betriebe kam es daher nicht, auch wenn traditionell Fischfang ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft war.

Generell kann man sagen, daß die Ansiedlung von Industriebetrieben auf den meisten Reservationen nicht geglückt ist. Dies hatte und hat mehrere Gründe:
Die Reservationen sind zu abgelegen und ohne Verkehrsanbindung, der Transport der Bewohner innerhalb der Reservation zu ihren Arbeitsstellen war/ist auch problematisch, da die Reservationen nicht über Öffentlichen Personennahverkehr verfügen.
Die Ausbildung vieler Reservationsbewohner war mangelhaft und sie wären nur für ungelernte/angelernte Tätigkeiten in Frage gekommen. Das BIA unterhält zwar in vielen Reservationen Schulen (bei den meisten Völkern ist das Angebot von Bildung Bestandteil der Verträge mit der US-Regierung), bis in die 80er Jahre hinein boten die BIA-Schulen aber nur eine durchschnittliche Schuldauer von 4 Jahren. Das bedeutet, daß es in einigen Reservationen volle 12 Jahre waren, in anderen aber weniger, zum Teil nur 1 Jahr.
In den 40er/50er Jahren bis in die 60er Jahre hinein gab es ein Relocation Program, bei dem indianischen Familienvätern, die als halbwegs ausgebildet und integrationsfähig galten, Jobs in den Großstädten vermittelt wurden. Zur Vermittlung einer solchen Arbeitsstelle mußten sie (für Frau und Kinder gleich mit) unterschreiben, daß sie 'freiwillig' auf ihre Reservationsrechte sowie auf eine Rückkehr in die Reservation ein für allemal verzichten. Dies führte zu einer weiteren Abwanderung ausgebildeter Arbeitskräfte, deren Fehlen die Reservationen für Industriebetriebe noch unattraktiver machten.

Entwicklungs- und intentionsmäßig ist bei den Reservationen der Schwerpunkt nicht auf Ausbildung und Schulung zur Aufnahme von Tätigkeiten in Handwerk und Industrie gewesen. Erreicht werden sollte, daß Indianer als Bauern ihren Lebensunterhalt verdienen. Jedoch bestehen 80% des verbliebenen indianischen Landes in den USA aus Wüste und trockenen Gebieten bzw kargen Böden. Zudem wurden die indianischen Bauern nicht unterstützt, so daß es selbst bei den Völkern, die bereits traditionell Ackerbau betrieben hatten, schwierig bis unmöglich wurde, florierende Farmen aufzubauen.
 
Organisation

Hallo, hier nochmal eine Frage fuer die ich bisher leider noch keine Antwort gefunden habe...
1871 wurde dem indigenen Volk der USA durch das "Indian Appropriations Act" der Status als ein souveraenes Volk aberkannt, seit 1924 haben sie Wahlrecht und wieder das Recht auf gemeinschaftlichen Besitzt (hat sich zwischendurch auch wieder geaendert).
Jetzt zu meiner Frage:
Wie waren die Indianer in den Reservaten organisiert vor und nach 1871 bzw. 1924? ...Gab es Staemme oder wurden innerhalb der Reservate Aemter von Weissen betrieben? Hatten die Indianer Kontakt zu Weissen (im Sinne von Vorgesetzten)?

.....Ich haette ja noch so viele Fragen, aber das wars erstmal ;)
 
1871 wurde dem indigenen Volk der USA durch das "Indian Appropriations Act" der Status als ein souveraenes Volk aberkannt, seit 1924 haben sie Wahlrecht und wieder das Recht auf gemeinschaftlichen Besitzt (hat sich zwischendurch auch wieder geaendert).

Zunächst mal wg der Korrektheit: indigene Völker, im Plural.

Wie waren die Indianer in den Reservaten organisiert vor und nach 1871 bzw. 1924? ...Gab es Staemme oder wurden innerhalb der Reservate Aemter von Weissen betrieben? Hatten die Indianer Kontakt zu Weissen (im Sinne von Vorgesetzten)?

Selbstorganisation war nicht. Schon um die Gefahr der Revolten zu vermindern, versuchte die US-Regierung, die traditionellen Strukturen zu zerstören, anerkannte Führungspersönlichkeiten auszuschalten. Wo sich traditionelle Strukturen erhielten, war dies auf eigene Bestrebungen zurückzuführen und nicht auf eine Einbindung in die Verwaltung.

Die Reservationen wurden von sogen Agenten verwaltet, die vom BIA eingesetzt wurden. Das Bureau of Indian Affairs unterstand zunächst dem Kriegsministerium und ab (so meine Erinnerung) 1879 dem Innenministerium. Die Agenten konnten allerdings unter beiden Ministerien relativ ungestört schalten und walten, solange die Bewohner der Reservationen ruhig blieben. Im Fall von Hungerrevolten ergab sich natürlich ein gewisses Aufsehen, so daß dann schon mal die Amtsführung des Agenten untersucht werden konnte.

Die Agenten waren anfangs entweder Offiziere im Ruhestand oder auch Pfarrer (die Kirchen hatten die Reservationen sozus untereinander aufgeteilt). Sie arbeiteten mit Geldern, die von der Bundesregierung kamen und Entschädigungszahlungen für die abgetretenen Ländereien darstellten. Gleichzeitig gewährleisteten die Verträge, die zwischen US-Regierung und den Völkern ausgehandelt wurden, meist auch Zahlungen für die schulische Bildung der Kinder sowie die medizinische Versorgung der Reservationsbevölkerung.

Wieviel dieser Gelder auf den Reservationen ankam, war unterschiedlich und variierte entsprechend der weitgehenden Autonomie der Agenten entsprechend stark. Es gab darunter redliche Personen, die ehrlich bemüht waren. Jedoch gab es genügend Agenten, die zuvörderst darauf bedacht waren, die eigene Tasche zu füllen. Häufig genug wurden Profite auch zwischen Zulieferern, die überhöhte Preise abrechneten, und Agenten geteilt. Obwohl Jagdrechte in den Verträgen garantiert wurden, waren die Reservationen zu klein, um dadurch sowie durch Sammeln den Lebensunterhalt zu sichern, so daß die Völker auf Lebensmittelzuteilungen angewiesen waren.

Diese Zuteilungen bedeuteten jedoch neben der Knappheit der Rationen eine radikale Umstellung der Ernährung. Die Zahl der zur Ernährung verwendeten Nutzpflanzen liegt insgesamt in Nord- und Südamerika bedeutend höher als in Europa; traditionell gab es also einen sehr diversifizierten Speisezettel. Nach der Umsiedlung auf Reservationen war dies eingegrenzt; es gab Prokopfzuteilungen von Fleisch (meist Rind), Mehl und Öl. Der Gesundheitszustand der Völker verschlechterte sich rapide. Erschwerend kam hinzu, daß aufgrund der kriminellen Machenschaften oftmals verdorbene Lebensmittel auf die Reservationen kamen (ranziges Öl, Mehl mit Maden, Rinder, die knapp vor dem Hungertod standen und/oder krank waren).

Verwaltungsmäßig war wie gesagt zunächst der Agent der alleinige Herrscher in den Reservationen. Flankiert wurde dies in der Regel von indianischer Polizei. Die Rolle dieser Polizisten ist nicht ohne Widersprüche, da sich für diese Tätigkeit auch Personen meldeten, denen es um Machtausübung über andere ging. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt dabei war, daß die Polizisten im allgemeinen höhere Rationen für sich und ihre Familien erhielten.
Daneben konnten auch Militäreinheiten auf oder in der Nähe der Reservationen stationiert sein, die ebenfalls polizeiliche Aufgaben versahen bzw der Agent konnte diese im gegebenen Fall jederzeit anfordern.

Als verlängerter Arm des Agenten wurden Häuptlinge installiert, die meist nicht die traditionellen Führungspersönlichkeiten der Völker waren. Häufig genug ging dies mit Bestechung (du kriegst mehr Geld, oder auch Alkohol, dafür machst du uns den Chief) einher. Es gab aber auch dort Personen, die ehrlich glaubten, für ihr Volk durch Kooperationsbereitschaft etwas tun zu können. Oder Personen wie Mahpiya Luta (Red Cloud) bei den Lakota (Sioux), die sich vom Kriegsbefürworter wegbewegten, weil sie keine Chance sahen.
Auf anderen Reservationen erhielt sich eine traditionelle Führung, jedoch meist im Untergrund; unangeachtet der von Agenten installierten Chiefs. Hier spielt auch eine Rolle, daß die Ausübung der indianischen Religionen verboten war (in Teilen bis in die 1970er Jahre und noch danach), was heißt, daß auch Medizinleute nur im Untergrund arbeiten konnten.
Die traditionelle Führung der indianischen Völker hatte keine Autorität, die durch das Amt vermittelt wurde, es war genau umgekehrt: die Person machte das Amt, nicht das Amt die Person. Man folgte deren Ratschlägen freiwillig und nur, solange die Person die Achtung der anderen besaß. Sofern jemand oder eine Familie mit den Entscheidungen oder dem Häuptling nicht mehr einverstanden war, konnte sie sich einem anderen Dorf anschließen.
Solche Strukturen waren dem, was in den Reservationen geschah, diametral entgegengesetzt, da hier von oben angeordnet wurde und Familien oder Einzelpersonen ebensowenig Mitspracherechte hatten wie das Volk insgesamt.

In den 1930er Jahren änderte sich das Reservationssystem erneut mit der Einsetzung von John Collier als Chef des BIA. Einerseits erreichte er, daß Gelder des New Deal auch in die Reservationen flossen, die damit erstmals eine Wirtschaftsförderung erfuhren. Andererseits versuchte er aber mit allen Möglichkeiten (inkl Unterdrucksetzen) ein neues Verwaltungssystem bei den Völkern durchzudrücken, das angeblich an den demokratischen Strukturen der USA orientiert war. Dies bedeutete die Wahl von Stammeshäuptlingen im Mehrheitswahlverfahren sowie die Wahl von Ratsleuten für verschiedene Ressorts. Viele Völker lehnten dies zwar ab, da traditionell Ämter im Konsensverfahren (einstimmig) vergeben wurden. Das Mehrheitswahlverfahren sorgte dann auch in der Praxis für die weitere Zementierung von Fraktionen innerhalb der Völker.

Die so gewählten Häuptlinge und Ratsmitglieder hatten jedoch eine eher kosmetische Funktion, da ihnen übergeordnet die vom BIA eingesetzte weiße Verwaltung der Reservationen war, mit Fachdezernenten, die jede Entscheidung des Stammesrates befürworten oder kippen konnte sowie darüber dem Superintendenten der Reservation.

Die Indianerpolitik unterlag immer auch ökonomischen Interessen, die zT erheblichen Einfluß gewinnen konnten. So kam es ab ca Ende der 1940er zu Bestrebungen, die Reservate aufzulösen. War dies ursprünglich von besten Absichten getragen (das Ende der Kolonialzeit bahnte sich an, da waren 'abhängige Nationen im Inneren' -den Status hatten die indianischen Völker- eine Peinlichkeit; die Integration der Indianer sollte gefördert werden), kann dies für die Umsetzung nicht mehr gesagt werden. Zumal der von Truman ernannte neue Chef des BIA, der für die Umsetzung der politischen Leitlinie zuständig wurde, zuvor Chef der Internierungslager war, in denen nach Pearl Harbour die japanischstämmigen US-Bürger gefangengesetzt waren. Die nunmehrige Politik war die Terminierung, also Auflösung, der Reservationen, mit der die völlige Zerschlagung und Auflösung der Stammesstrukturen einhergehen sollte, sprich: die betroffenen Stämme wurden nicht mehr als Stämme anerkannt und verloren sogar die Anerkennung der Bundesregierung. Es gibt in den USA zwei verschiedene Systeme, nach denen indianische Stämme anerkannt werden: zunächst auf Bundesebene; das sind auch diejenigen, die über Reservate verfügen. Zum anderen besteht die Möglichkeit der Anerkennung durch den Bundesstaat, in dem das Volk lebt, womit aber keine Zuteilung einer Reservation verbunden sein muß.

.....Ich haette ja noch so viele Fragen, aber das wars erstmal ;)

Oh, immer gerne, besonders heute (ich müßte eigentlich was arbeiten und hab aber auch so gar keine Lust dazu, da wär fast jeder Vorwand recht, aber wenns denn auch noch mein 'Leib- und Magenthema' ist....)
 
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