1871 wurde dem indigenen Volk der USA durch das "Indian Appropriations Act" der Status als ein souveraenes Volk aberkannt, seit 1924 haben sie Wahlrecht und wieder das Recht auf gemeinschaftlichen Besitzt (hat sich zwischendurch auch wieder geaendert).
Zunächst mal wg der Korrektheit: indigene Völker, im Plural.
Wie waren die Indianer in den Reservaten organisiert vor und nach 1871 bzw. 1924? ...Gab es Staemme oder wurden innerhalb der Reservate Aemter von Weissen betrieben? Hatten die Indianer Kontakt zu Weissen (im Sinne von Vorgesetzten)?
Selbstorganisation war nicht. Schon um die Gefahr der Revolten zu vermindern, versuchte die US-Regierung, die traditionellen Strukturen zu zerstören, anerkannte Führungspersönlichkeiten auszuschalten. Wo sich traditionelle Strukturen erhielten, war dies auf eigene Bestrebungen zurückzuführen und nicht auf eine Einbindung in die Verwaltung.
Die Reservationen wurden von sogen Agenten verwaltet, die vom BIA eingesetzt wurden. Das Bureau of Indian Affairs unterstand zunächst dem Kriegsministerium und ab (so meine Erinnerung) 1879 dem Innenministerium. Die Agenten konnten allerdings unter beiden Ministerien relativ ungestört schalten und walten, solange die Bewohner der Reservationen ruhig blieben. Im Fall von Hungerrevolten ergab sich natürlich ein gewisses Aufsehen, so daß dann schon mal die Amtsführung des Agenten untersucht werden konnte.
Die Agenten waren anfangs entweder Offiziere im Ruhestand oder auch Pfarrer (die Kirchen hatten die Reservationen sozus untereinander aufgeteilt). Sie arbeiteten mit Geldern, die von der Bundesregierung kamen und Entschädigungszahlungen für die abgetretenen Ländereien darstellten. Gleichzeitig gewährleisteten die Verträge, die zwischen US-Regierung und den Völkern ausgehandelt wurden, meist auch Zahlungen für die schulische Bildung der Kinder sowie die medizinische Versorgung der Reservationsbevölkerung.
Wieviel dieser Gelder auf den Reservationen ankam, war unterschiedlich und variierte entsprechend der weitgehenden Autonomie der Agenten entsprechend stark. Es gab darunter redliche Personen, die ehrlich bemüht waren. Jedoch gab es genügend Agenten, die zuvörderst darauf bedacht waren, die eigene Tasche zu füllen. Häufig genug wurden Profite auch zwischen Zulieferern, die überhöhte Preise abrechneten, und Agenten geteilt. Obwohl Jagdrechte in den Verträgen garantiert wurden, waren die Reservationen zu klein, um dadurch sowie durch Sammeln den Lebensunterhalt zu sichern, so daß die Völker auf Lebensmittelzuteilungen angewiesen waren.
Diese Zuteilungen bedeuteten jedoch neben der Knappheit der Rationen eine radikale Umstellung der Ernährung. Die Zahl der zur Ernährung verwendeten Nutzpflanzen liegt insgesamt in Nord- und Südamerika bedeutend höher als in Europa; traditionell gab es also einen sehr diversifizierten Speisezettel. Nach der Umsiedlung auf Reservationen war dies eingegrenzt; es gab Prokopfzuteilungen von Fleisch (meist Rind), Mehl und Öl. Der Gesundheitszustand der Völker verschlechterte sich rapide. Erschwerend kam hinzu, daß aufgrund der kriminellen Machenschaften oftmals verdorbene Lebensmittel auf die Reservationen kamen (ranziges Öl, Mehl mit Maden, Rinder, die knapp vor dem Hungertod standen und/oder krank waren).
Verwaltungsmäßig war wie gesagt zunächst der Agent der alleinige Herrscher in den Reservationen. Flankiert wurde dies in der Regel von indianischer Polizei. Die Rolle dieser Polizisten ist nicht ohne Widersprüche, da sich für diese Tätigkeit auch Personen meldeten, denen es um Machtausübung über andere ging. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt dabei war, daß die Polizisten im allgemeinen höhere Rationen für sich und ihre Familien erhielten.
Daneben konnten auch Militäreinheiten auf oder in der Nähe der Reservationen stationiert sein, die ebenfalls polizeiliche Aufgaben versahen bzw der Agent konnte diese im gegebenen Fall jederzeit anfordern.
Als verlängerter Arm des Agenten wurden Häuptlinge installiert, die meist nicht die traditionellen Führungspersönlichkeiten der Völker waren. Häufig genug ging dies mit Bestechung (du kriegst mehr Geld, oder auch Alkohol, dafür machst du uns den Chief) einher. Es gab aber auch dort Personen, die ehrlich glaubten, für ihr Volk durch Kooperationsbereitschaft etwas tun zu können. Oder Personen wie Mahpiya Luta (Red Cloud) bei den Lakota (Sioux), die sich vom Kriegsbefürworter wegbewegten, weil sie keine Chance sahen.
Auf anderen Reservationen erhielt sich eine traditionelle Führung, jedoch meist im Untergrund; unangeachtet der von Agenten installierten Chiefs. Hier spielt auch eine Rolle, daß die Ausübung der indianischen Religionen verboten war (in Teilen bis in die 1970er Jahre und noch danach), was heißt, daß auch Medizinleute nur im Untergrund arbeiten konnten.
Die traditionelle Führung der indianischen Völker hatte keine Autorität, die durch das Amt vermittelt wurde, es war genau umgekehrt: die Person machte das Amt, nicht das Amt die Person. Man folgte deren Ratschlägen freiwillig und nur, solange die Person die Achtung der anderen besaß. Sofern jemand oder eine Familie mit den Entscheidungen oder dem Häuptling nicht mehr einverstanden war, konnte sie sich einem anderen Dorf anschließen.
Solche Strukturen waren dem, was in den Reservationen geschah, diametral entgegengesetzt, da hier von oben angeordnet wurde und Familien oder Einzelpersonen ebensowenig Mitspracherechte hatten wie das Volk insgesamt.
In den 1930er Jahren änderte sich das Reservationssystem erneut mit der Einsetzung von John Collier als Chef des BIA. Einerseits erreichte er, daß Gelder des New Deal auch in die Reservationen flossen, die damit erstmals eine Wirtschaftsförderung erfuhren. Andererseits versuchte er aber mit allen Möglichkeiten (inkl Unterdrucksetzen) ein neues Verwaltungssystem bei den Völkern durchzudrücken, das angeblich an den demokratischen Strukturen der USA orientiert war. Dies bedeutete die Wahl von Stammeshäuptlingen im Mehrheitswahlverfahren sowie die Wahl von Ratsleuten für verschiedene Ressorts. Viele Völker lehnten dies zwar ab, da traditionell Ämter im Konsensverfahren (einstimmig) vergeben wurden. Das Mehrheitswahlverfahren sorgte dann auch in der Praxis für die weitere Zementierung von Fraktionen innerhalb der Völker.
Die so gewählten Häuptlinge und Ratsmitglieder hatten jedoch eine eher kosmetische Funktion, da ihnen übergeordnet die vom BIA eingesetzte weiße Verwaltung der Reservationen war, mit Fachdezernenten, die jede Entscheidung des Stammesrates befürworten oder kippen konnte sowie darüber dem Superintendenten der Reservation.
Die Indianerpolitik unterlag immer auch ökonomischen Interessen, die zT erheblichen Einfluß gewinnen konnten. So kam es ab ca Ende der 1940er zu Bestrebungen, die Reservate aufzulösen. War dies ursprünglich von besten Absichten getragen (das Ende der Kolonialzeit bahnte sich an, da waren 'abhängige Nationen im Inneren' -den Status hatten die indianischen Völker- eine Peinlichkeit; die Integration der Indianer sollte gefördert werden), kann dies für die Umsetzung nicht mehr gesagt werden. Zumal der von Truman ernannte neue Chef des BIA, der für die Umsetzung der politischen Leitlinie zuständig wurde, zuvor Chef der Internierungslager war, in denen nach Pearl Harbour die japanischstämmigen US-Bürger gefangengesetzt waren. Die nunmehrige Politik war die Terminierung, also Auflösung, der Reservationen, mit der die völlige Zerschlagung und Auflösung der Stammesstrukturen einhergehen sollte, sprich: die betroffenen Stämme wurden nicht mehr als Stämme anerkannt und verloren sogar die Anerkennung der Bundesregierung. Es gibt in den USA zwei verschiedene Systeme, nach denen indianische Stämme anerkannt werden: zunächst auf Bundesebene; das sind auch diejenigen, die über Reservate verfügen. Zum anderen besteht die Möglichkeit der Anerkennung durch den Bundesstaat, in dem das Volk lebt, womit aber keine Zuteilung einer Reservation verbunden sein muß.
.....Ich haette ja noch so viele Fragen, aber das wars erstmal
Oh, immer gerne, besonders heute (ich müßte eigentlich was arbeiten und hab aber auch so gar keine Lust dazu, da wär fast jeder Vorwand recht, aber wenns denn auch noch mein 'Leib- und Magenthema' ist....)