Indien

joko13

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Habe im Internet nirgens eine Antwort zu folgendem Thema gefunden:

Warum haben die Inder keine Entdeckungsfahrten unternommen? Analog zu beispielsweise den Portugiesen. Hatte Indien je Kolonien? Wenn ja, welche?

Vielen Dank für Hinweise
joko13
 
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Im Indischen Ozean herrschte schon vor dem Auftauchen der Europäer eine jahrhundertelange rege Handelstätigkeit, die Ostafrika, Arabien, Indien und die indonesische Inselwelt mit Ostasien, China etc. verband. "Kolonien" im europäischen Sinne spielten dabei keine Rolle, aber es gab eine lange Gescichte von Konflikten, Migrationen und Kulturaustausch. Als ein Beispiel mag das heute noch hinduistische Bali dienen, der letzte Rest einer (oder mehrere) hinduistischer Kultur, die einst große Teile des heutigen Indonesiens beherrschten.
 
Ich bin erst kürzlich in irgend einem Text darüber gestolpert: Es gab um 1400 eine größere Niederlassung Indischer Händler an der arabischen Halbinsel, im Oman, wenn ich mich nicht täusche.
 
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China hat es in aehlicher Weise gemacht wie die Inder und in aller Welt Handel getrieben.

Vermutlich haben beide gut daran verdient. Ich frage mich, wieso es die Europaer nicht einfach genauso gemacht haben. Sicher, zunaechst haben die Italiener, Portugiesen und Niederlaender ebenfalls ueberall erfolgreich Handelsstuetzpunkte aufgebaut, aber wieso gab es dann den Uebergang zum Kolonialismus, dass man die Handelpartner militaerisch unterwerfen und versklaven musste ?

Ich moechte die Frage einmal nur vom oekonomischen Standpunkt aus stellen : Waere es nicht wirtschaftlich guenstiger gewesen, beim Handel zu bleiben ? Haette man die Organisation bzw. Versklavung der dortigen Arbeitskraefte nicht den lokalen Handelspartnern und Fuersten ueberlassen koennen, allein mit dem Geld als Druckmittel (funktioniert doch heute auch ganz gut :still:) ? Warum also diese gewaltige militaerische "Investition" (lt. Bismarck ein Zuschussgeschaeft) ?
 
Weil es vielleicht nicht-ökonomische Gründe gab?

Oder weil sich mikroökonomische Gewinnkalküle von (damals aber nicht vorhandenen) makroökonomischen Gesamtrechnungen bzw. Gesamtbetrachtungen wie zB derjenigen von Bismarck, wenn man sie so bezeichnen will, unterscheiden?
 
China hat es in aehlicher Weise gemacht wie die Inder und in aller Welt Handel getrieben.

Vermutlich haben beide gut daran verdient. Ich frage mich, wieso es die Europaer nicht einfach genauso gemacht haben. Sicher, zunaechst haben die Italiener, Portugiesen und Niederlaender ebenfalls ueberall erfolgreich Handelsstuetzpunkte aufgebaut, aber wieso gab es dann den Uebergang zum Kolonialismus, dass man die Handelpartner militaerisch unterwerfen und versklaven musste ?

Ich moechte die Frage einmal nur vom oekonomischen Standpunkt aus stellen : Waere es nicht wirtschaftlich guenstiger gewesen, beim Handel zu bleiben ? Haette man die Organisation bzw. Versklavung der dortigen Arbeitskraefte nicht den lokalen Handelspartnern und Fuersten ueberlassen koennen, allein mit dem Geld als Druckmittel (funktioniert doch heute auch ganz gut :still:) ? Warum also diese gewaltige militaerische "Investition" (lt. Bismarck ein Zuschussgeschaeft) ?

Vielleicht weil für den portugiesischen und spanischen Edelmännern der Handel und der Verkehr mit Geld etwas unehrenhaftes war, dass noch dazu den Ruch des unchristlichen hatte, während fremde Völker zu unterwerfen und ihnen den christlichen Glauben zu bringen nicht nur eines Adligen würdig sondern auch ein gute Tat war?
Es wurde doch sogar vom Papst abgesegnet, der m.W. nie etwas positives über den Handel von sich gegeben hatte.
 
... aber wieso gab es dann den Uebergang zum Kolonialismus, dass man die Handelpartner militaerisch unterwerfen und versklaven musste ?

Warum also diese gewaltige militaerische "Investition" (lt. Bismarck ein Zuschussgeschaeft) ?

Es geht hier weniger um eine ökonomische Ergebnisrechnung, sondern vielmehr um die Ausweitung von Macht- und Interessenspären im Zeitalter des Imperialismus.

Das Streben nach umfassender Beherrschung fremder Gebiete war eine zentrale Triebfeder der imperialistischen Nationalstaaten. Es ging um Rohstoffinteressen, um überseeische Absatzmärkte und vor allem um Ausdehnung des Herrschaftsraums, was schließlich zu einem kolonialen Wettlauf führte.

Fast alle Kolonialerwerbungen folgten dem Grundsatz "The flag follows the trade" und in diesem Zusammenhang wurden Kolonien zu nationalen Prestigeobjekten, selbst wenn sich dabei herausstellte, dass - wie in Deutsch-Südwestafrika - die Kosten den Nutzen überstiegen.

Für das Deutsche Reich blieb Südwestafrika ein Zuschussgeschäft, woran auch die Diamantenfunde nichts änderten, die seit 1908 im Küstengebiet des Südens gemacht wurden. Zu den privatwirtschaftlichen Gewinnern zählten allerdings die Gesellschaften, die in Südwestafrika Land verkauften, Reedereien, welche Transporte nach Afrika durchführten, Rüstungsfrabrikanten, die Militärmaterial zur Niederhaltung der Eingeborenen lieferten und schließlich die weißen Siedler.
 
Es geht hier weniger um eine ökonomische Ergebnisrechnung, sondern vielmehr um die Ausweitung von Macht- und Interessenspären im Zeitalter des Imperialismus.

Da hast Du völlig recht, und darauf zielte auch mein Hinweis in #7.

OT: Man darf bei dem Thema aber nicht außer Acht lassen, dass die Expansion ideologisch mit ökonomischen Argumenten begründet wurde (für den Hochimperialismus zB "Export der Sozialen Frage"). Interessant ist nun, ob man für die früheren kolonialen Aktivitäten ähnliche Hinweise findet. /OT
Aber das führt hier wohl alles zu weit vom Thema Indien ab.



Bdaians Hinweis auf indische Stützpunkte in Arabien interessiert mich sehr. Gibt es dazu mehr Hinweise?
 
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Bdaians Hinweis auf indische Stützpunkte in Arabien interessiert mich sehr. Gibt es dazu mehr Hinweise?

Da muss ich jetzt wieder suchen wo ich das gelesen habe.

Aber bis dahin: Einen interessanten Text zum Überseehandel in Süd- und Südostasien findet man, wenn man unter "An Early Age of Commerce in Southeast Asia, 900–1300 CE" googelt.
 
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