Industriealisierung als Faktor der Aufhebung der Sklaverei

T

Tekker

Gast
Hallo liebe Gemeinde,

vor ein paar Tagen bin ich über diese m.M.n. sehr interessante These gestolpert. (Find ich aber nicht wieder...)

Industriealisierung als Faktor der Aufhebung der Sklaverei

Diese wird imho plausibel, wenn man sich die Rolle Großbritanniens dabei genauer ansieht. Vormals der Profiteur des Sklavenhandels schlechthin, ging nach beginnender Industrialisierung von hier die Hauptgegnerschaft zu Sklavenhandel und Sklaverei schlechthin aus.

Etwas weiter gefaßt könnte man die Abschaffung von Sklaverei letztlich vielleicht auch als reinen Wirtschaftsfaktor ansehen, dessen Abschaffung der jungen Industrienation insofern zum Vorteil gereichte.

Eine Beleuchtung des Sezessionskrieges in den Vereinigten Staaten auch unter diesem Aspekt könnte durchaus zu einem ähnlichen Ergebnis führen, denke ich.


Über eure Gedanken zum Thema und eine rege Diskussion freue ich mich schon jetzt. :)
 
Etwas weiter gefaßt könnte man die Abschaffung von Sklaverei letztlich vielleicht auch als reinen Wirtschaftsfaktor ansehen, dessen Abschaffung der jungen Industrienation insofern zum Vorteil gereichte.
Damit deklassierst Du aber ziemlich den Einfluss der Werke der Abolutionisten im England des 18.Jh. und schließt aus, dass die Aufhebung der Sklaverei für breite Gruppen der englischen Oberschicht dieser Zeit einfach eine Frage der Weltanschauung war.

Ich zumindest würde dahingehend tendieren, dass die Ursache für die Abschaffung der Sklaverei in der geistigen Haltung des Umkreises der Whigpolitiker zu suchen ist. Das Thema hier geht auch ein bisschen in die Richtung und der Frage nach, woher denn die Akzeptanz für freie Schwarze im Europa des 18.Jh. kam. http://www.geschichtsforum.de/f75/ignatius-sancho-ein-gebildeter-ehem-sklave-im-18-jh-12872/
 
Zuletzt bearbeitet:
Damit deklassierst Du aber ziemlich den Einfluss der Werke der Abolutionisten im England des 18.Jh. und schließt aus, dass die Aufhebung der Sklaverei für breite Gruppen der englischen Oberschicht dieser Zeit einfach eine Frage der Weltanschauung war.

Genaugenommen gehe ich sogar einen Schritt weiter, indem ich o.g. These diesem entgegensetze. Nicht die Weltanschauung brachte das Ende der Sklaverei, sondern wirtschaftliche Interessen, die sich dieser abolutionistischen Gesinnung bedienen konnten.
 
Diese wird imho plausibel, wenn man sich die Rolle Großbritanniens dabei genauer ansieht. Vormals der Profiteur des Sklavenhandels schlechthin, ging nach beginnender Industrialisierung von hier die Hauptgegnerschaft zu Sklavenhandel und Sklaverei schlechthin aus.

Etwas weiter gefaßt könnte man die Abschaffung von Sklaverei letztlich vielleicht auch als reinen Wirtschaftsfaktor ansehen, dessen Abschaffung der jungen Industrienation insofern zum Vorteil gereichte.

Eine Beleuchtung des Sezessionskrieges in den Vereinigten Staaten auch unter diesem Aspekt könnte durchaus zu einem ähnlichen Ergebnis führen, denke ich.

Ich zweifele an der og. Hauptthese.

Die Industrialisierung bzw. schon der voll entwickelte Merkantilismus
bedurfte selbstverständlich zunehmend frei verfügbarer Arbeitskräften.
Dieser Bedarf speiste sich zunächst aus den städtischen Unterschichten-
dann auch durch Verlegersyteme in ländlichen Gegenden.

Weitergehenden Arbeitskräftebedarf zu befriedigen, bedurfte für die
industrieentwickelten Ländern jedoch keiner Sklavenbefreiung.
Der Bedarf bestand in Europa und nicht in den Sklaverei praktizierenden
Ländern.
Viel mehr drängte der Bedarf zur Aufhebung der Leibeigenschaft und
anderer Abhängigkeiten ländlicher Bevölkerungen innerhalb Europas.
Dies passierte ja auch , indem sich das Bürgertum gegen die feudale
Oberherrschaft durchsetzte bis hin zu den verschiedenen Revolutionen.

Die USA mag hier einen Sonderfall darstellen - Nord/Süd-Gegensatz ,
der wohl Sklaverei praktizierte , aber keine Leibeigenschaft.

Wo nun die Motivation in GB ausgelöst wurde , welche zum Beginn der
Anti- Sklaverei - Politik führte , ist mir nicht bekannt.
Sicher gibt es eine Beziehung zur europäischen Aufklärung - ich hoffe ,
das Sachkundige das genauer erklären können.
 
Genaugenommen gehe ich sogar einen Schritt weiter, indem ich o.g. These diesem entgegensetze. Nicht die Weltanschauung brachte das Ende der Sklaverei, sondern wirtschaftliche Interessen, die sich dieser abolutionistischen Gesinnung bedienen konnten.
Ich würde hingegen sagen, dass wirtschaftliche Interessen vielmehr die Aufhebung des Sklavenhandels behinderten, als dass sie diese förderten. Lange Zeit stämmte sich das Oberhaus mit konservativen Kräften, welche ihre Geldmittel in den Sklavenhandel investiert hatten, gegen die Aufhebung der Sklaverei. Indem Spanien und Frankreich militärisch zusehends als Seemächte ausgeschaltet wurden, wäre ja England als verbleibende Seemacht eine Art Monopolstellung im Sklavenhandel zum Greifen nahe gekommen.
Zum anderen war der englische Sklavenhandel am Beginn des 18.Jh. nochmals aufgeblüht, indem im Span. Erbfolgekrieg die Konkurrenten so ziemlich aus dem Rennen geschlagen worden waren.
Der Bedarf an Sklaven in den eigenen Kolonien mag mit dem Verlust der 13 Kolonien im Zuge des Unabhänigkeitskrieges 1783 gesunken sein, aber die abolutionistischen Gedanken waren ja durchaus noch älter.
 
Es könnte sein, dass es ein Beitrag von mir war. Ein Gast hatte einen Thread über "Anfang und Entwicklung der Sklaverei" ins Forum gestellt, auf die ich, Petra 44 und Themisthokles geantwortet hatten. Ich stutzte, weil Petra 44 geschrieben hatte, dass der Norden die "gute Seite" vertrat, worauf ich auf wirtschaftliche Ursachen des Sezessionskrieges hinwies und die (provokante) These in den Raum stellte, dass die Abschaffung der Sklaverei womöglich eher wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen zu verdanken war, als humanitären Errungenschaften der Aufklärung.

Die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft durch das System des Hochkapitalismus war nämlich wesentlich effektiver, als durch ein Feudalsystem. Ein Unternehmer kann nicht über Leib und Leben seiner Proletarier verfügen, er kann sie nicht verkaufen oder auspeitschen lassen. Er braucht solche Mittel aber auch gar nicht anzuwenden. Die Proletarier sind wirtschaftlich abhängig vom Besitzer der Produktionsmittel. Die wirtschaftliche Lage sorgt dafür, dass an Arbeitskräften kein Mangel herrscht. Mit Hilfe der Angst vor Arbeitslosigkeit, mit Hilfe eines Systems von hire and fire kann ein Unternehmer ein viel höheres Maß an sozialer Kontrolle über seine Proletarier ausüben, als es einem Sklavenhalter möglich wäre. Die Reglementierung des Alltags eines Arbeiters in einem industriell- hochkapitalistischen System ist deutlich höher, als das eines Sklaven. Mit Aussperrung, Lohnkürzungen etc. läßt sich das Heer der Proletarier leicht unter Kontrolle halten. Gleichzeitig sorgen Armee, Polizei und Justiz dafür, dass ein Besitzer von Produktionsmitteln relativ ruhig schlafen kann. Ein Sklavenhalter muß alte, arbeitsunfähige Sklaven ernähren, ein Kapitalist braucht das nicht, und er kann sie einfach entlassen. Die Angst vor einem Sklavenaufstand, die Angst vor der Rache der Unterdrückten läßt einen Sklavenhalter nicht ruhig schlafen und macht ihn letztlich selbst zum Sklaven, da er in seinem Handlungsspielraum gezwungen ist, alle ekelhaften Instrumentarien der Sklaverei zu mobilisieren, dann nämlich, wenn ihm einer seiner Sklaven entläuft. Ob er Bluthunde, Sklavenjagden und Auspeitschungen für ekelhaft und barbarisch hält, nützt ihm nichts, er müsste alle diese Instrumentarien mobilisieren, sonst würde er vor seinen eigenen Sklaven das gesicht verlieren. Ein Besitzer von Produktionsmitteln hätte das nicht nötig, er könnte streikende und aufmüpfige Arbeiter einfach entlassen und sie der staatlichen Gewalt übergeben.

Das Zeitalter der Aufklärung entdeckte die Menschenrechte, dennoch empfand während des ganzen 18. Jahrhunderts niemand etwas dabei, Handel mit Sklaven zu treiben. Alle "zivilisierten" Nationen beteiligten sich daran, selbst ein Staat wie Brandenburg, der gar keine eigene Flotte hatte. Frankreich schaffte sie 1791 mit der revolution ab, doch führte sie Napoleon wieder ein, erst 1848 wurde die Sklaverei auch in den französischen Kolonien beseitigt.

Ich behaupte, dass ein moderner Arbeitnehmer einer viel weitergehenden sozialen Kontrolle unterliegt, als ein Sklave oder auch ein Knecht im 18. oder 19. Jahrhundert.

Um eine Sklavenhaltergesellschaft durchzusetzen, bedarf es der ständigen Androhung von Gewalt und Sanktionen, während die soziale Kontrolle eines Proletariers mit wesentlich subtileren Mitteln durchsetzbar ist.

Sklaverei ist daher Macht, während Kapitalismus Herrschaft ist.
 
Ich würde hingegen sagen, dass wirtschaftliche Interessen vielmehr die Aufhebung des Sklavenhandels behinderten, als dass sie diese förderten. Lange Zeit stämmte sich das Oberhaus mit konservativen Kräften, welche ihre Geldmittel in den Sklavenhandel investiert hatten, gegen die Aufhebung der Sklaverei. Indem Spanien und Frankreich militärisch zusehends als Seemächte ausgeschaltet wurden, wäre ja England als verbleibende Seemacht eine Art Monopolstellung im Sklavenhandel zum Greifen nahe gekommen.
Zum anderen war der englische Sklavenhandel am Beginn des 18.Jh. nochmals aufgeblüht, indem im Span. Erbfolgekrieg die Konkurrenten so ziemlich aus dem Rennen geschlagen worden waren.
Der Bedarf an Sklaven in den eigenen Kolonien mag mit dem Verlust der 13 Kolonien im Zuge des Unabhänigkeitskrieges 1783 gesunken sein, aber die abolutionistischen Gedanken waren ja durchaus noch älter.


Das ist richtig, Großbritannien hatte sich im Frieden von Utrecht das Monopol im Assientohandel gesichert und Liverpooler und Bristoler Geschäftsleute übernahmen im Geschäft mit "Schwarzem Elfenbein" den Löwenanteil. Seit der Beseitigung der Sklaverei drängte GB seit 1811 auf Abschaffung der Sklaverei und übernahm Seepatrollien im Kampf gegen den Sklavenhandel. Seit Großbritannien keinen Bedarf mehr an Sklaven hatte, drängte es diese Politik durchaus auch anderen Staaten mit Gewalt auf, um im Konkurrenzkampf mit Sklavenhaltergesellschaften keine Nachteile zu bekommen.

Im Sezessionskrieg hoffte der Süden vor allem auf die Unterstützung Großbritanniens, dessen Baumwollspinnereien eigentlich auf die Importe von "King Cotton" angewiesen waren, ehe dann Baumwolle vor allem aus Indien und Ägypten eingeführt wurden.
 
Diese wird imho plausibel, wenn man sich die Rolle Großbritanniens dabei genauer ansieht.
Richtig ist, daß Großbritannien sowohl bei der Industrialisierung wie auch beim Kampf gegen die Sklaverei eine Führungsrolle hatte.
Das ist aber dann auch das einzige Indiz für die These.
Und auch dieses ist viel besser erklärbar, wenn man schlicht eine Ursache sieht (moderneres Denken in England), die zu zwei unabhängigen Wirkungen führt (mehr Menschenrechte - also Sklavereiabschaffung und modernere Wirtschaft).

Im Prinzip sehe ich keine Fakten, die die These wirklich stützen.
Das fängt schon damit an, daß die Abschaffung der Sklaverei in England schon zu einer Zeit ein Thema wird, als die Industrialisierung noch in den Kinderschuhen steckt.
Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, warum die Industrialisierung irgendeine Auswirkung in Richtung pro oder contra Sklaverei haben sollte - es geht hier letztlich um völlig verschiedene Branchen.
 
Ich behaupte, dass ein moderner Arbeitnehmer einer viel weitergehenden sozialen Kontrolle unterliegt, als ein Sklave oder auch ein Knecht im 18. oder 19. Jahrhundert.

Um eine Sklavenhaltergesellschaft durchzusetzen, bedarf es der ständigen Androhung von Gewalt und Sanktionen, während die soziale Kontrolle eines Proletariers mit wesentlich subtileren Mitteln durchsetzbar ist.

Sklaverei ist daher Macht, während Kapitalismus Herrschaft ist.


Ohne mich hier groß auszukennen, kann ich mich jedenfalls an ein Gospel erinnern, das darauf abhebt, dass es ihnen (d.h. den Sklaven) doch viel besser geht wie "dem armen weißen Pack".

Ist nicht Nettelbeck noch auf einem Sklavenschiff gefahren?
 
Das ist richtig, Großbritannien hatte sich im Frieden von Utrecht das Monopol im Assientohandel gesichert und Liverpooler und Bristoler Geschäftsleute übernahmen im Geschäft mit "Schwarzem Elfenbein" den Löwenanteil.
Also die wirtschaftlichen Interessen spielten in der Außenpolitik Englands immer eine gewaltige Rolle. Dabei war für England sicherlich günstig, dass zuerst diejenigen, welche am Krieg verdienten und ihn befürworteten, nämlich die Whigs die Politk lenkten, worauf dann, als die wirtschaftlichen und machtpolitischen Ziele erreicht waren, die Tories die Oberhand gewannen, die an einer Konsolidierung der Gewinne ein Interesse hatten. In der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts gelang es dann England sehr günstig gegen Spanien zu manöverieren, wofür sogar Frankreich bisweilen gewonnen werden konnte. Insgesamt ermöglichte diese Politik einen Erhalt und eine Ausbreitung der Kolonialmacht, welche unter George II. erstmals einen Höhepunkt erlebte. Und damit wären wir schon in der Zeit, als die Sklavenfrage dringlicher und von bedeutenden Personen der Politik aufgeworfen wurde.
Die politischen Lager waren von den Whigs, welche aus der Londoner Finanzwelt hervorgingen, und den Tories, welche die Landbesitzer ursprünglich vertraten, bestimmt. Dabei ist bemerkenswert, dass eben jene Partei, welche der Wirtschaft folglich nahestand und 50 Jahre zuvor hin zur Monopolstellung im Sklavenhandel gedrängt hatte, indem der Krieg unterstützt wurde, nun dieselbe war, wo das Gedankengut der Abolutionisten wirksam wurde. So ist ein Joshua Grigby III. aus dem Umkreis durch ein Gemälde Gainsboroughs ebenso verewigt wie der ehem. Sklave Ignatius Sancho. Ausschlaggebend war dann allerdings die Intiative eines Torypolitikers William Pitt des Jüngern, welcher den Vorschlag vom William Wilberforce zur Abschaffung des Sklavenhandels 1792 unterstützte.
 
Die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft durch das System des Hochkapitalismus war nämlich wesentlich effektiver, als durch ein Feudalsystem.
Das kann man so nicht vergleichen.
Im Feudalismus werden die Leute einseitig zu Leistungen gezwungen, da paßt der Begriff "Ausbeutung".
Im Kapitalismus geht es um ein System von Leistung vs. Gegenleistung, beide Seiten können dies jederzeit beenden. Normalerweise gilt dies nicht als Ausbeutung.
Wenn man dies in marxistischer Geschichtsauffassung so bezeichnet, ist dies zumindestens eine umstrittene Position und nicht ohne weiteres als Basis für eine weitergehende Diskussion geeignet.

Die Proletarier sind wirtschaftlich abhängig vom Besitzer der Produktionsmittel.
Es gab solche Fälle (wenn z. B. mit "Gutscheinen" bezahlt wurde, die man nur in den Läden des Fabrikbesitzers eintauschen konnte), die Regel ist das aber nicht.

Die wirtschaftliche Lage sorgt dafür, dass an Arbeitskräften kein Mangel herrscht.
Das ist so allgemein gesagt falsch.
Es hängt immer konkret von Land, Branche und Zeitperiode ab, ob nun ein Mangel oder ein Überschuß an Arbeitskräften herrscht.

Mit Hilfe der Angst vor Arbeitslosigkeit, mit Hilfe eines Systems von hire and fire kann ein Unternehmer ein viel höheres Maß an sozialer Kontrolle über seine Proletarier ausüben, als es einem Sklavenhalter möglich wäre.
Das ist aber nun deutlich falsch.
Der Sklavenhalter hat rechtlich anerkanntes Eigentum an seinen Sklaven. Seine Machtbefugnisse und Kontrollmittel übersteigen die jedes Unternehmers deutlich.

Ein Sklavenhalter muß alte, arbeitsunfähige Sklaven ernähren
Das kommt nun auch wieder auf die Umstände an. Es gibt viele verschiedene Formen von Sklaverei, in vielen gibt es keinerlei solche Fürsorgepflichten, da darf der Sklavenhalter sein Eigentum auch jederzeit töten, wenn es ihm lästig wird.

Die Angst vor einem Sklavenaufstand, die Angst vor der Rache der Unterdrückten läßt einen Sklavenhalter nicht ruhig schlafen
Die Normalität von Sklavenhaltung in den meisten Epochen und den meisten Völkern läßt nicht vermuten, daß die Sklavenhalter damit größere Einschlafprobleme hatten.
Auf Armee, Polizei und Justiz können sie jedenfalls auch bauen.

Ich behaupte, dass ein moderner Arbeitnehmer einer viel weitergehenden sozialen Kontrolle unterliegt, als ein Sklave oder auch ein Knecht im 18. oder 19. Jahrhundert.
Vielleicht haben wir ein sehr unterschiedliches Verständnis von "sozialer Kontrolle" - aber ich kann diese Behauptung nicht nachvollziehen.
Da müßtest Du schon konkrete Beispiele aufführen, was denn ein Sklave darf, was ein Arbeitnehmer nicht darf.
Mir fallen nur Beispiele in umgekehrter Richtung ein.
 
Viel mehr drängte der Bedarf zur Aufhebung der Leibeigenschaft und
anderer Abhängigkeiten ländlicher Bevölkerungen innerhalb Europas.
Dies passierte ja auch , indem sich das Bürgertum gegen die feudale
Oberherrschaft durchsetzte bis hin zu den verschiedenen Revolutionen.
So wir die Ausgangsthese auf kontinentale Feudalabhängigkeiten ausdehnen, wird sie imho noch stimmiger!

die abolutionistischen Gedanken waren ja durchaus noch älter.
Sie erlangten ihren "Durchbruch" aber erst mit beginnender Industriealisierung. Zufall oder Zusammenhang, die Frage darf man da doch stellen. :)

Es könnte sein, dass es ein Beitrag von mir war.
Nein, die neuronale Verknüpfung "Scorpio" hätte ich dann sicher auch noch gehabt. ;)

Richtig ist, daß Großbritannien sowohl bei der Industrialisierung wie auch beim Kampf gegen die Sklaverei eine Führungsrolle hatte.
Und zuvor beim Sklavenhandel. :fs:

Warum setzte sich die Antisklavenhaltung durch? Und warum gerade in dem Land, welches vordem den größten Nutzen daraus zog? Bei dem Beantwortungsversuch drängen sich mir die Zusammenhänge geradezu auf.
 
Sie erlangten ihren "Durchbruch" aber erst mit beginnender Industriealisierung. Zufall oder Zusammenhang, die Frage darf man da doch stellen.

Warum setzte sich die Antisklavenhaltung durch? Und warum gerade in dem Land, welches vordem den größten Nutzen daraus zog? Bei dem Beantwortungsversuch drängen sich mir die Zusammenhänge geradezu auf.
Hier würde ich im Block antworten. Sowohl die Aufklärung als auch der wissenschaftliche Fortschritt bildeten die Grundlagen der Industrialisierung. Es ist ja nicht so, dass die Aufklärung ein auf Frankreich beschränkter Exportschlager war. Parallel und gleichzeitig entwickelte sich eine geistig rege Welt, welche kritisch die bestehenden Herrschafts- und Gesellschaftsmodelle hinterfragte auch in England. John Locke, Thomas Paine, David Hume fielen mir da auf Anhieb ein.
Dass die Aufklärung und die industrielle Revolution in England zeitlich zusammenfielen liegt daran, dass es in England vielleicht die wenigsten Widerstände gegen diesen Umbruch gab oder weil Adam Smith ein Untertan des Königs von GB war...;)
 
Und zuvor beim Sklavenhandel. :fs:

Warum setzte sich die Antisklavenhaltung durch? Und warum gerade in dem Land, welches vordem den größten Nutzen daraus zog? Bei dem Beantwortungsversuch drängen sich mir die Zusammenhänge geradezu auf.


Die Problemstellung ist aber eindeutig Mehr- bis Vielschichtig.
Das Symbol für die Sklaverei, die Südstaaten, wurden während des Sezessionskriegs massiv von England unterstützt.
Bis hin zum Völkerrechtsbruch, Stichwort "Alabama-Konflikt" als ausgerechnet die Briten für einen Akt der Piraterei den Nordstaaten widergutmachung leisten mussten.
 
Die Problemstellung ist aber eindeutig Mehr- bis Vielschichtig.
Das Symbol für die Sklaverei, die Südstaaten, wurden während des Sezessionskriegs massiv von England unterstützt.
Bis hin zum Völkerrechtsbruch, Stichwort "Alabama-Konflikt" als ausgerechnet die Briten für einen Akt der Piraterei den Nordstaaten widergutmachung leisten mussten.
Ich frage mich momentan eben, ob es hier vorrangig um Großbritannien oder die USA gehen soll. Ich meine, es ist etwas anderes, wenn ein Teil eines Staates vom Sklavenhandel direkt betroffen ist (USA) oder wenn der Sklavenhandel eher für die Wirtschaft interessant ist (GB) oder in den Kolonien vorkommt, während die afrikanischen Sklaven etc. im europäischen Stadtbild kaum eine Rolle spielten.
 
Ich sehe es so: Das Problem ist vielschichtig und nicht monokausal zu erklären. @Tekkers Thesen haben durchaus ihre Berechtigung, sehr schön finde ich @Scorpios Beitrag.
Die europäische Aufklärung spielt aber auch eine Rolle. Zuvor war Sklaverei auch schon perdü, aber als Menschen wurden Schwarze nicht wirklich betrachtet. Ein Weißer als Sklave unter Weißen war nicht denkbar (Mulatten schon).
Erst als sich die Ansicht "Neger sind auch Menschen" verbreitet hatte, war die Sklaverei endgültig ad absurdum geführt.
 
Erst als sich die Ansicht "Neger sind auch Menschen" verbreitet hatte, war die Sklaverei endgültig ad absurdum geführt.
Dazu müsste sich was bei Neukirchen "Piraten - Seeraub auf allen Meeren" finden lassen, der den Sklavenhandel und Menschenraub natürlich auch in seine Betrachtung zum Seeraub mit einbezieht.
 
Möglicherweise wird hier auch die Abschaffung der Sklaverei zu sehr in die Nähe der Industrialisierung gerückt, wie sich an folgendem Beispiel zeigen läßt (ein Wirtschaftszweig, bei dem die Industrialiserung keine wesentliche Rolle in Bezug auf Sklavenarbeit spielt):

Jamaika stand anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung, als Kaffee und Zucker selbst für Empire-Maßstäbe riesige Gewinne einbrachten und mehr als 3 Millionen Sklaven auf den Plantagen beschäftigt wurden. Mit Abschaffung des Sklavenhandels, zudem mit der Sklavenbefreiung 1833-1838 gegen geringe Entschädigung stiegen die Produktionskosten beachtlich, zudem trat Arbeitermangel ein. Das wurde begleitet durch den Verfall der Zuckerpreise, weshalb die Betriebe von krisenhaften Entwicklungen betroffen waren.
Treue, Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, S. 348.

Die Abschaffung des Sklavenhandels ist - und dass spricht für eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung, weniger für ökonomische Auswirkungen - geradezu von einer Inflation an Arbeiter- und Schutzgesetzen in England begleitet.
 
@brissotin: Dazu müsste sich was bei Neukirchen "Piraten - Seeraub auf allen Meeren" finden lassen, der den Sklavenhandel und Menschenraub natürlich auch in seine Betrachtung zum Seeraub mit einbezieht.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe, die betreffenden Passagen sind mir nicht mehr geläufig. Aber Vorsicht: Als damaliger Admiral der DDR-Volksmarine hat Neukirchen diese Fragen ganz sicher vom marxistisch-leninistischen Klassenstandpunkt aus betrachtet.
 
Jamaika stand anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung, als Kaffee und Zucker selbst für Empire-Maßstäbe riesige Gewinne einbrachten und mehr als 3 Millionen Sklaven auf den Plantagen beschäftigt wurden. Mit Abschaffung des Sklavenhandels, zudem mit der Sklavenbefreiung 1833-1838 gegen geringe Entschädigung stiegen die Produktionskosten beachtlich, zudem trat Arbeitermangel ein. Das wurde begleitet durch den Verfall der Zuckerpreise, weshalb die Betriebe von krisenhaften Entwicklungen betroffen waren.
Treue, Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, S. 348.
Diese Auswirkungen erklären allerdings die Widerstände gegen den Verbot des Sklavenhandels.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe, die betreffenden Passagen sind mir nicht mehr geläufig. Aber Vorsicht: Als damaliger Admiral der DDR-Volksmarine hat Neukirchen diese Fragen ganz sicher vom marxistisch-leninistischen Klassenstandpunkt aus betrachtet.
Man muss ja nicht den Bewertungen der Ereignisse folgen, sondern kann auch, hoffe ich, nur auf die Fakten schauen. Natürlich ist auch das, wie wir am Falle von Madagaskars Piraten gesehen hatten, manchmal schwierig.
 
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