Interdisziplinäre Zusammenarbeit

rena8

Aktives Mitglied
Wer den aktuellen Indogermanenthread oder ähnliche Themen verfolgt hat, kann den Anlass meiner Fragen verstehen, so dass ich nicht zu weit ausholen muß.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachrichtungen?

Beim Indogermanenproblem sollten nach meiner Einschätzung die Ergebnisse von verschiedenen Fachrichtungen verknüpft werden.

1. Historik - Untersuchung der IE-Schriftrelikte z.B. luwisch, altgriechisch, Sanskrit, Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge

2. Sprachwissenschaft - Rückschlüsse ausgehend von Schriftzeugnissen anhand von SW-Regeln auf Zeiten ohne überlieferte Texte

3. Archäologie

4. Natur- und Ing.-wissenschaften wie Genetik, Metallurgie, Geologie, Agrarwissenschaften und weitere.

Bei den Disziplinen 3. und 4. scheint nach meiner Laienmeinung die Zusammenarbeit idR zu klappen, jedenfalls lese ich bei Berichten über Funde oft von weitergehenden naturwissenschaftl. Ergebnissen, wie letzte Woche http://www.geschichtsforum.de/627874-post23.html

Wie weit ist die Sprachwissenschaft mit 1, 3 und 4 vernetzt?

Wie arbeitet die Vor- und Frühgeschichte, die nicht gräbt oder Artefakte auswertet?
 
Wie weit ist die Sprachwissenschaft mit 1, 3 und 4 vernetzt?

Dort wo es Schriftquellen gibt, wird zusammen gearbeitet. Bsp. die Hethiter da kommt das ganze Bündel zusammen.
Sprachwissenschaften, Althistoriker, Archäologen, Naturwissenschaftler.
Die Ausgrabungen von Troja sind da vielleicht ein Paradebsp. aber auch bei kleineren Untersuchungen sind meistens verschiedene Disziplinen eingebunden.
Für die Vorgeschichte sieht es aufgrund der Quellenlage natürlich deutlich anders aus, da bleiben meistens die Archäologen und Naturwissenschaftler über.
 
Dort wo es Schriftquellen gibt, wird zusammen gearbeitet. Bsp. die Hethiter da kommt das ganze Bündel zusammen.
Sprachwissenschaften, Althistoriker, Archäologen, Naturwissenschaftler.
Die Ausgrabungen von Troja sind da vielleicht ein Paradebsp. aber auch bei kleineren Untersuchungen sind meistens verschiedene Disziplinen eingebunden.
Ja, Troja hätte ich auch als Beispiel nennen können, da ich vor kurzem Joachim Latacz: "Troia und Homer" gelesen habe, der immer wieder Bezug bes. auf einen aktuellen Fund nimmt, ansonsten bei den Schriftquellen bleibt.
Für die Vorgeschichte sieht es aufgrund der Quellenlage natürlich deutlich anders aus, da bleiben meistens die Archäologen und Naturwissenschaftler über.
Wenn es um konkrete Auswertungen von Ausgrabungen geht, verstehe ich das. Bei der Interpretation der Ergebnisse aber nicht. Warum greifen Vorgeschichtlicher nicht auf Erkenntnisse von Sprachwissenschaftlern zurück und umgekehrt?
 
Wenn es um konkrete Auswertungen von Ausgrabungen geht, verstehe ich das. Bei der Interpretation der Ergebnisse aber nicht. Warum greifen Vorgeschichtlicher nicht auf Erkenntnisse von Sprachwissenschaftlern zurück und umgekehrt?

Aber das passiert doch, etwa wenn der Alexander Häusler die Arbeiten von Sprachwissenschaftlern benutzt. Und natürlich gibt es Schnittmengen unter den unterschiedlichen Wissenschaftlern. Jeder, der einen Magisterstudiengang studiert hat, hat drei Fächer studiert, also z.B. Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaften (AVS/AVL), Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie (UFG) und Ethnologie... es gibt da eine Vielzahl von möglichen Kombinationen. D.h. jeder Wissenschaftler kennt Methoden auch aus Forschungsgebieten, die in der späteren Arbeit nicht sein Kerngebiet darstellen, jeder Wissenschaftler arbeitet daher immer ein Stück weit interdisziplinär. Das Problem ist jedoch, dass es mit den bisher entwickelten Methoden manchmal gar nicht möglich ist, Erkenntnisse zu kombinieren und es wäre unseriös dies zu tun. Desweiteren ist dies in der Forschungsgeschichte z.T. sehr unbefangen getan worden, inbesondere dann, wenn dies im Dienst einer politischen Sache, meist nationaler Denkrichtungen geschah (und wir bekommen hier im Forum ja immer wieder mit, wie z.T. haarsträubende Thesen und Theorien sich in gewissen Kreisen bis in die Gegenwart halten und dann als Belege immer wieder ältere Literatur angeführt wird).
Also: Es wird interdisziplinär gearbeitet, schon weil jeder Wissenschaftler in mehr als nur einer Disziplin ausgebildet wurde, die interdisziplinäre Arbeit stößt aber an die Grenzen der Methoden.
 
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