Intervention im Kosovo

Alex1990

Neues Mitglied
Hallo liebe Leute,
Ich beschäftige mich momentan mit dem Kosovokrieg von 1999; ich hab da einiges nachzuhohlen, weil ich damals (ich war 8/9 Jahre alt) noch nicht so politikinteressiert war ;). Naja auf jeden Fall bin ich auf den sog. "Hufeisenplan" gestoßen, der angeblich den bevorstehenden Völkermord an den Albanern bewies und somit Grundlage für eine NATO Operation wurde...
Nun hat ja die neuere Forschung diesen Plan als - höchstwahrscheinliche - Fälschung enlarvt und somit den NATO-Mitgliedsstaaten indirekt unterstellt ihn als Rechtfertigung für eine Intervention missbraucht zu haben. Meine Frage lautet jetzt hierbei: Was hatte die NATO für einen VOrteil davon im Kosovo zu intervenieren? Wollte man die schwelenden Konflikte dadurch befrieden, dass man im Kosovo die Stationierung von Truppen gewaltsam erzwingt???

Ich würde mich sehr freuen, falls mir jemand hier mit Rat und Tat zur Seite stehen würde!
Viele Grüße

Alex
 
Zur Zeit des Kosovo-Krieges war ich immerhin schon 14 und habe Panaroma, Frontal und so was im Fernsehen geschaut. Da kamen die Skandale irgendwie immer ein paar Jahre früher auf den Bildschirm als in der Tagesschau. Die damaligen Ereignisse haben mein Politikverständnis nachhaltig geprägt.

Hier ist die Eine Mitschrift des skandalösen Panorama-Beitrages vom 18. Mai 2000. So jung ist die Erkenntnis also nicht.

Ansonsten halte ich es für erwiesen, dass die NATO-Staaten mit ihrer Förderung der UCK gezielt die damalige Bundesrepublik Jugoslawien destabilisierten, mit dem Ziel das Kosovo von Serbien abzutrennen und als Fernziel den Reststaat Jugoslawien zu zerschlagen. (Das dies gelang, ist ja durch die Tagespolitik, die hier kein Thema sein soll, bekannt.)
Einen weit ausholenden Überblick liefert dieser Text Kasseler Friedensforscher.
Ein zentrale Punkt ist die Förderung der kosovo-albanischen "Befreiungsarmee" UCK durch den Westen. Die Versorgung mit Waffen und Geldern und die Ausbildung durch westliche Geheimdienste und private Sicherheitsfirmen, auch Sölder genannt. (Kurioserweise kämpfen auch arabische Jihadisten aus dem Al-Kaida-Umfeld auf Seiten der UCK.) Viellecht noch wichtiger ist die einseitige Parteinahme der Nato-Staaten für die UCK, dass unter anderem mit eben jenem "Hufeisenplan" belegt wurde. Der damalige deutsche Außenminister Joschka Fischer begründete seine Zustimmung zur Intervention so: "Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz".
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für diesen Beitrag! Meiner Meinung nach bleibt aber auch der Kassler Friedensforscher eine Erklärung dafür schuldig warum die Bundesrepublik von Anfang an für die UCK Partei ergriffen hat...
Du meinst also das humanitäre Gedanken in Wirklichkeit eher hinter dem machtpolitischen Kalkül der Zerschlagung Jugoslawiens standen?
 
Maglor: Kurioserweise kämpfen auch arabische Jihadisten aus dem Al-Kaida-Umfeld auf Seiten der UCK.

Dasselbe galt und gilt auch für Bosnien, für mich ein Phänomen.

Liebling und militärische Hilfe des Westens, gleichzeitig aber äußerst israelkritisch, antisemitisch und mit vielen Kontakten zu fragwürdigen Gruppierungen.
Kurz vor einem Monat wurde auch Ahmadinejad zur Person des Tages in der größten bosnischen Tageszeitung gewählt.
Wenn man das kritisiert ist man entweder Faschist, oder halt "Tschetnik" und "Ustascha", oder kurz "Feind Bosniens und allem was bosnisch ist".

Das ist echt eine Anomalie.

Die Einstellung Serbiens zu Israel ist dagegen positiv, die Serben, besonders die älteren, haben durchwegs große Sympathien für Juden, Serbien hat wohl den am wenigsten ausgeprägten Antisemitismus am Balkan:
«Jüdische Zeitung» :: «Leider gibt es auch in Serbien Antisemitismus»
Geschichte und Ende der Juden in Serbien

Aufgrund der Natobombardments in den Neunzigern und des ganzen Hin und Hers zwischen den Parteien und Mächten, versuchen aber Ultranationalisten und dergleichen das der "jüdischen Verschwörung" zuzuschieben, was leider trotzdem immer seine Anhänger findet.

Gleichzeitig hat man aber beste Kontakte zu den Palästinensern, so gibt es ein Austaschprogramm für Studenten zwischen Serbien und der palästinensischen Autonomiebehörde:

B92 - News - Politics - Tadiæ, Abbas on Kosovo, Middle East

Tadic, Abbas met in Belgrade :: emportall :: Business news from Serbia

Das wissen sicherlich sehr wenige, weil ja von den Serben immer das Bild der mordenden Ultrafaschisten vermittelt wird.

Alex 1990:
Du meinst also das humanitäre Gedanken in Wirklichkeit eher hinter dem machtpolitischen Kalkül der Zerschlagung Jugoslawiens standen?

Absolut richtig!:winke:
 
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