Invasion in England noch im Juni 1940?

HolgerXX

Mitglied
Einige Autoren betrachten es als entscheidendes Versäumnis, dass die Deutschen nach "Dünkirchen" nicht sofort nachgestoßen sind und ihrerseits unmittelbar nach England übergesetzt haben.

Sie argumentieren, dass die Briten im Frühjahr 1940 +/- ihr gesamtes Heeresmaterial auf dem Kontinent verloren haben und zu diesem Zeitpunkt einer deutschen Invasion schutzlos ausgeliefert gewesen wären. Das zu diesem Zeitpunkt ebenfalls geschlagene Frankreich hätte seinerseits dieser Invasion nichts entgegenzusetzen gehabt.

Die Sichtweise ist sicher nicht ganz ohne Logik. Nur behaupte ich, deutscherseits steht dafür so gut wie nichts zur Verfügung. Die Flotte hat in Norwegen sehr gelitten, ebenso die Luftlandetruppen in Holland. Landungsfahrzeuge für einen ansatzlosen Angriff stehen nicht zur Verfügung. Es gibt kaum Möglichkeiten, in England gelandete deutsche Streitkräfte auch nur in geringem Maße zu versorgen.

Um ihre Insel zu schützen, müssten die Briten jetzt ihre Navy vor Kent zum Einsatz bringen - ungeachtet etwaiger durch die deutsche Luftwaffe zu erleidender Verluste. Und man hätte doch noch irgendwie Männer und Waffen zusammenziehen können, um den Deutschen effektiven Widerstand entgegenzusetzen.

Wie seht Ihr das? Hoffe auf eine interessante "Weihnachtsdiskussion"!:winke:

Grüße, Holger
 
Einige Autoren betrachten es als entscheidendes Versäumnis, dass die Deutschen nach "Dünkirchen" nicht sofort nachgestoßen sind und ihrerseits unmittelbar nach England übergesetzt haben.


Kontrafaktische Geschichtsschreibung.
Wenn mein Onkel Brust hätte, wäre es meine Tante.

Sorry, aber ich kann es einfach nicht nachvollziehen.
 
Welche Autoren wären denn das bzgl. Juni 1940?

Diese Frage stelle ich mir auch!
Natürlich war England nach der Niederlage von Dünkirchen stark geschwächt – wahrscheinlich so schwach wie niemals wieder während dieses Krieges. Man sollte nicht vergessen dass Frankreich erst Ende Juni 1940 kapitulierte und bis Mitte Juni noch einige (wenige), sehr kampfkräftige britische Truppen in Frankreich standen wie etwa die 1. Panzerdivision oder die 51. (Highlander) Infanteriedivision...

Allerdings reicht es längst nicht wenn ein Gegner „zu schwach für ernsthafte Gegenwehr“ ist um Erfolg zu haben, wenn der Wehrmacht alle Mittel fehlten eine Landung durchzuführen. Diese Mittel waren selbst Mitte September (dem vielleicht tendenziell „realistischste Zeitpunkt“ für eine erfolgreiche Invasion aus Sicht des Heeres…) noch mehr als primitiv und improvisiert. Und das nach Monaten der Vorbereitungen! Was wäre im Juni 1940 wirklich möglich gewesen? Man verzeihe meinen Sarkasmus:
Rüberschwimmen und den Tommies ein kräftiges „Buh!“ ins Gesicht schreien und zu hoffen, dass sie weglaufen?
 
Moin,

man darf auch nicht vergessen, dass der Blitzkrieg bei den motorisierten Einkeiten seinen Tribut gefordert hatte. Es bestand da ein sehr hoher Wartungsbedarf.
Die gleichen Folgen hatte die Wehrmacht nach dem Polenfeldzug zu spüren bekommen. So hatte man noch mehr als ein halbes Jahr warten müssen, bis die motorisierten Verbände wieder voll einsatzfähig waren!

Auch die Blitzkriege waren kein Spaziergang. Zu einem "Weitermarsch" nach Großbritanien wäre die Wehrmacht nicht in der Lage gewesen (selbst wenn eine halbwegs vernünftige Landungsflotte bereitgestanden hätte).

Gruß
Andreas
 
Auch die Blitzkriege waren kein Spaziergang. Zu einem "Weitermarsch" nach Großbritanien wäre die Wehrmacht nicht in der Lage gewesen (selbst wenn eine halbwegs vernünftige Landungsflotte bereitgestanden hätte).

Womit hätte die Wehrmacht den Kanal sichern können und wie das Material über den Kanal? Die "Blitzkriege" sind durch eine starke Motorisierte Truppe durchgeführt worden. Nur die Soldaten anlanden, ohne Material nützt nichts. Und Nachschub währe notwendig gewesen. Das hätte auch 40 arge Probleme bereitet. Und die RN war noch nicht geschlagen. Also die Theorie ist wohl eher von Küchentisch-Strategen entworfen worden.

Apvar
 
Nach Dünkirchen hatte die britische Armee empfindlich viel Material verloren, das Personal war mit Müh' und Not evakuiert worden.

Hätte es eine Möglichkeit für einen Landangriff gegeben, so wäre er logisch gewesen. Allerdings gab es da ein "kleines" Problem, den Kanal. Und alle Kräfte, die die Wehrmacht hätte übersetzen können, wären den verbleibenden britischen Kräften eben nicht gewachsen gewesen.

Von daher gibt es hier keine "Weihnachtsdiskussion". ;)

Solwac
 
Zur Realitätsferne dieser Diskussion wurde eigentlich alles gesagt.

Zur Problematik der Landung.
Unternehmen Seelöwe ? Wikipedia

Ausführlich dargestellt bei Klee:

Das Unternehmen "Seelöwe": die ... - Google Bücher

Nebenbei hätte man die Fragestellung natürlich ausweiten können, und sich fragen, warum er - also Hitler - nicht in New York einmarschiert ist. Die US-Army war 1940 mindestens genauso unbedeutend wie die verbleibenden Heeresstreitkräft der Britischen Armee.

Wenn da nicht ein paar Meilen Wasser dazwischen wären, gefüllt mit feindlichen Schiffen der RN und USN. :pfeif:Aber wenn man zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl ist, dann schwimmt man einfach über den Kanal, füllt seine Wasserpistole und macht den "Tommy" gehörig nass=) und anschließend gibt es den "wet-t-shirt-contest" am "Ballermann", des Teutonen und des Angelsachsens liebstes Ferienparadies. :prost:

Zu den englischen Vorbereitungen noch ein Link:
British anti-invasion preparations of World War II - Wikipedia, the free encyclopedia

Ganz interessant ist der Bericht von "Monti" in seinen Memoiren, der die desparate Situation für das Jahr 1940 anschaulich schildert. Allerdings sehr british relaxt dabei bleibt ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
[...]Aber wenn man zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl ist, dann schwimmt man einfach über den Kanal, [...]

Wieso schwimmen, nachdem die Royal Navy alle deutschen Kriegsschiffe beim ersten Anlandeversuch versenkt haben, kann die 2. Welle der Wehrmacht zu Fuß über die Wracks laufen.
Oder mit den Pioniereinheiten überbrücken bzw. getreu dem Motto der Pioniere, und wo keine Brücke gebaut werden kann, wird es ebend ausgetrunken...:prost:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich zitiere jetzt mal ausführlich, sonst glaubt Ihr mir vielleicht nicht. Tatsächlich haben wir 2 x Memoiren, wenn auch von Leuten, die sich mit sowas auskennen sollten (Feldmarschällen), und 1 x Propagandaliteratur. Das Buch von Ziff enthält zwar jede Menge Fehler und Übertreibungen, ist aber vor dem Hintergrund der damaligen Zeit zu verstehen, und der eben propagandistisch überhöhten Sorge vor einer Invasion der Achsenmächte in Amerika, d.h. als Aufruf an seine Leser zur verstärkten persönlichen Beteiligung an den amerikanischen Kriegsanstrengungen.


Erich von Manstein, Verlorene Siege, Bernard + Graefe, 16. Auflage 2000.

S. 157: "Als Hitler nunmehr den Plan (nicht den Entschluss) fasste, England auf dem Wege einer Invasion zu Leibe zu gehen, waren keinerlei Vorbereitungen für diese Lösung getroffen. Das Ergebnis ist gewesen, dass man die beste Chance, die Schwäche Großbritanniens sofort auszunutzen, verschenken musste. Die nunmehr in Angriff genommenen Vorbereitungen nahmen soviel Zeit in Anspruch, dass das Gelingen einer Invasion schon aus Witterungsgründen zweifelhaft wurde."

S. 164/165: "Tatsächlich stand England im Sommer 1940 einer Invasion weitgehend wehrlos gegenüber. Eine Wehrlosigkeit, die nahezu vollständig gewesen wäre, wenn Hitler die britische Expeditions-Armee nicht aus Dünkirchen hätte entkommen lassen.
Der Erfolg einer Invasion Englands im Sommer 1940 hing von zwei Faktoren ab:
1. Von einer möglichst frühzeitigen Durchführung, um England noch im Stande der Wehrlosigkeit zu Lande zu treffen und zugleich die günstigen Witterungsbedingungen des Sommers auszunutzen (Wir haben im Juli, August und Anfang September den Kanal zumeist als spiegelglatte See vor uns liegen sehen.)"
2. Von der Möglichkeit, die Einwirkung der britischen Flotte und Luftwaffe im Kanalgebiet für die Dauer des Übergangs und der dauffolgenden Zeitspanne in ausreichendem Maße auszuschalten.

S. 166: "Eins ist sicher. Diejenigen, die in erster Linie bei "Seelöwe" ihre Haut zu riskieren gehabt hätten, die für die Invasion vorgesehenen Teile des Heeres, sind zugleich diejenigen gewesen, die die Vorbereitungen am intensivsten betrieben haben und an die ganze Sache mit der Überzeugung des Gelingens herangegangen sind. Ich glaube dies sagen zu können, weil das von mir befehligte 38. AK in der ersten Welle zum Übergehen bestimmt war, und zwar von Boulogne-Etaples nach Bexhill-Beachy Head. Wir waren von der Möglichkeit des Gelingens überzeugt, ohne die Gefahren gering zu schätzen. Allerdings haben wir die Sorgen der beiden anderen Wehrmachtsteile, insbesondere der Marine, vielleicht nicht genügend gekannt."

S. 167: "Bei Bestehen eines "Kriegsplans", der von vornherein auch die Frage der Niederringung Englands ins Auge fassen musste, hätte ein wesentlicher Teil der technischen Invasionsvorbereitungen bereits vor Beendigung des Westfeldzugs in Angriff genommen werden können. ... Zum mindesten aber würde die Verzögerung des Landungstermins bis in den Herbst nicht eingetreten sein, wenn die deutsche Führung den Entschluss zur Invasion wenigstens zum Zeitpunkt des Niederbruchs Frankreichs, also Mitte Juni und nicht erst Mitte Juli, gefasst hätte. Die Invasionsvorbereitungen sind auf Grund des im Juli ergangenen Befehls im Rahmen des zu jener Zeit überhaupt Möglichen bis Mitte September abgeschlossen gewesen. Ein vier Wochen früher gefasster Entschluss hätte also die Überquerung des Kanals bereits Mitte August ermöglicht.
...
Die Absicht, durch einen wochenlang vor dem frühestmöglichen Invasionstermin beginnenden isolierten Luftkrieg die Luftherrschaft über England zu gewinnen, stellt einen Führungsfehler dar."


David Irving, The Rise and Fall of the Luftwaffe. The Life of Field Marshall Erhard Milch, Little, Brown & Co. 1973.

Ich habe leider nur diese englischsprachige Ausgabe. Irving berichtet auf S. 91/92 von einem Zusammentreffen zwischen Milch und Göring in dessen Sonderzug "Asien" am Abend des 5. Juni 1940, nachdem Milch den mit Wracks übersäten Strand von Dünkirchen besucht hatte:

"Göring asked what conclusions he would draw. 'I would recommend,' said Milch, 'that this very day all our air units - of both the Second and Third Air Forces - should be moved up to the Channel coast, and that Britain should be invaded immediately." The navy would eventually have to be brought in to transfer the ground forces to southern England, but the highly mobile Luftwaffe could go over as they were. Their paratroops would have to capture a few vital airfields in southern England and the Luftwaffe would then immediately fly in fighter and Stuka squadrons to operate from them - just as they had in the Norwegian campaign. They had several hundred transport aircraft available and these could ferry over two or three divisions of troops with fighter escort. Obviously, Milch continued, it would be a great gamble without armour or heavy artillery for this spearhead; but he was convinced for the next few days the British army would be incapable of combating a really determined landing. He warned Göring, 'If we leave the British in peace for four weeks it will be too late.'
But Göring thought it could not be done. He may well have been right. He later explained, 'I had only one paratroop division, and even that I had to work up almost clandestinely, as I could make no headway with my demand for four such divisions against the demands of the army. Had I had these four divisions at the time of Dunkirk, I would have gone across to Britain immediately.'

Milch saw in this hesitance the High Command's first decisive mistake, and he laid most of the blame on his old enemy Admiral Raeder. He had gained the impression that Raeder had made no preparations for an invasion of England, and that to stall for time he now insisted that air supremacy must first be won by the Luftwaffe."


William B. Ziff, The Coming Battle of Germany, Hamish Hamilton 1942.

S. 36/37: "At this point, Hitler himself, competely misjudging the real value of the sequence of events which had ensued, made that mistake, tragic to his hopes, which cost him the World. As Hannibal is said to have cried "O, Cannae! Cannae! after his neglect to occupy defenceless Rome had rendered the victory of Cannae sterile, Hitler could well weep, "O, France! France!"
Instead of swinging all his resources for an immediate crossing of the Channel at whatever cost, allowing the inept French, under Weygand, to solidify themselves behind a new line of defence on the Somme, he reverted to classic startegy. He proceeded to pursue and destroy the French Army, leaving the breathless British virtually to themselves. Had he thrown his divisions over in boats and barges under a canopy of planes and preceded by an advance guard of bombers, in an all-out effort, he would have paid a fearful price, but his success would seem to have been assured. His ultimate victory over the French was inevitable in any case."


Zu Manstein ist zu sagen, sofort heißt zunächst mal sofort, und das bedeutet eben Juni 1940, auch wenn er den in Frage kommenden Zeitraum dann streckt. Ein Befehl zur Invasionsvorbereitung im April 1940 hätte in seiner Logik im Juni 1940 zum Abschluss geführt. Und jeder Tag des Zuwartens bedeutet neue Waffen aus den britischen Rüstungsfabriken und neue ausgebildete Soldaten.
Milch und Ziff nehmen "immediate" absolut wörtlich und betonen den vorhandenen Zeitdruck. Göring hat vielleicht schon recht, aber möglicherweise mit dem falschen Argument, weil er auf "seine" Fallschirmjäger abhebt. Raeder kriegt von Milch die A-Karte.
Allen dreien, auch dem "Luftwäffler" Milch, ist gemeinsam, dass sie einen längeren strategischen Luftkrieg (zu dem die Luftwaffe ja eh nicht in der Lage ist) als Voraussetzung für eine Landung in England ablehnen.

Ich frage das hier, weil eben alle in die selbe Kerbe hauen, was ich nicht nachvollziehen kann. Klar, wenn alle "Heutigen" derselben Meinung sind, kommt eine Diskussion nur schwer zustande. Aber vielleicht kann jemand noch ein paar Fakten nachschieben, etwa zur im Juni 1940 tatsächlich in Großbritannien vorhandenen Truppenstärke.

Danke, und Grüße, Holger
 
Der Hitler war ein schöner Depp.
Fünf 1/2 Jahre hat er seine Generäle daran gehindert den
Krieg zu gewinnen.

Ein großer Defätist und Wehrkraftzersetzer.
Wenn den der Schörner bei Zeiten erwischt hätte, das wäre innerhalb fünf Minuten erledigt gewesen. Einschließlich Urteil und Genickschuss.
 
Dann gehen wir mal von der anderen Seite heran und Überlegen warum die Alliierten in der Normandie erfolgreich waren. Die Wehrmacht war auf die Invasion in der Normandie vorbereitet. Aber ebenso die Alliierten.
Nach der Luftschlacht um England war von der Luftwaffe nicht mehr so viel übrig im Westen, und die Ostfront hat viel Material gebunden.
Im Kanal hat die RN und die USN die See beherrscht. Nicht nur zur Invasion, sondern auch später als kriegswichtige Güter an Land gebracht wurden, wie Munition, Fahrzeuge, Lazarette, Artillerie u.s.w. . Um eine Invasion erfolgreich sein zu lassen muss der Brückenkopf sehr schnell stabilisiert werden und auch relativ schnell das Hinterland erreicht werden. Wenn dies nicht geschieht, siehe Gallipoli Schlacht von Gallipoli ? Wikipedia. Dann endet es in einem Desaster. Und ob England nach Dünkirchen so wehrlos war? Ich glaube es nicht.

Apvar
 
Schattendiskussionen?

Manstein schrieb:
….Der Erfolg einer Invasion Englands im Sommer 1940 hing von zwei Faktoren ab:
1. Von einer möglichst frühzeitigen Durchführung, um England noch im Stande der Wehrlosigkeit zu Lande zu treffen und zugleich die günstigen Witterungsbedingungen des Sommers auszunutzen (Wir haben im Juli, August und Anfang September den Kanal zumeist als spiegelglatte See vor uns liegen sehen.)"…
…wenn die deutsche Führung den Entschluss zur Invasion wenigstens zum Zeitpunkt des Niederbruchs Frankreichs, also Mitte Juni und nicht erst Mitte Juli, gefasst hätte. Die Invasionsvorbereitungen sind auf Grund des im Juli ergangenen Befehls im Rahmen des zu jener Zeit überhaupt Möglichen bis Mitte September abgeschlossen gewesen. Ein vier Wochen früher gefasster Entschluss hätte also die Überquerung des Kanals bereits Mitte August ermöglicht….

Hier ist die Rede vom Entschluss zur Invasion im Juni, nicht von der Durchführung. Die genannten Zeitpunkte sind im Einklang mit der Planung für „Seelöwe“, die je nach Wehrmachtsteil (außer der Marine allerdings, die immer gewarnt hat…) im Wesentlichen für August oder September angestrebt war. Weiterhin kritisiert er den Halt vor Dünkirchen, der die Evakuierung des BEF erst ermöglichte.

@Irving (übringens ein Holocoust-Leugner und nicht nur deshalb nicht unbedingt gut angesehen…)
Hier ist u.a. die Rede davon, dass wenn er die Divisionen gehabt hätte, noch während in Dünkirchen die Kämpfe tobten, diese überzusetzen. Das ist das gleiche Niveau wie wenn Kaiser Wilhelm im Mai 1940 darüber philosophiert hätte, was 1914 geschehen wäre, hätte er die Panzerdivisionen der Wehrmacht von 1940 gehabt…
Davon abgesehen wäre es Selbstmord gewesen, während der Dünkrichen-Kämpfe mit Fallschirmjägern überzusetzten, da die RAF zeitweilig sogar die Lufthoheit der Luftwaffe während der frühen Kämpfe über den Stränden gefährden konnte. Was wäre wohl geschehen, wenn die RAF gegen langsame Transportflugzeuge oder gar Lastensegler-Gespanne hätte vorgehen können…? Die Berufung auf Milch und seine 2-3 Divisionen klingt eher als Ermunterung für einen generellen Entschluss zur Invasion an eine zögerliche Führung. Wir sprechen hier annähernd von einer Truppenstärke die mit Mühe Kreta erobern konnte – und das war nicht einmal ein ganzes Jahr nach diesen Ereignissen. Aber ist die Landung auf Kreta auch nur entfernt vergleichbar mit dem was England im eigenen Land hätte mobilisieren können…?
…die scheinbar ernsthaften Hinweise auf eine Landung 1940 schon in ihren Quellen der Absurdität zu entlarven, scheint mir sehr leicht…

@William B:
Ein unbesiegtes Frankreich im Rücken und dann die Invasion wagen, vor Auslösung der Schlacht um Frankreich im Juni 1940? Wer das ernsthaft als Option ansieht muss schon sehr seltsame Dinge rauchen oder sonstwie zu sich nehmen… Die französische Armee hatte aus der ersten Kriegsphase gelernt und konnte Anfänglich, teils sehr effektiven Widerstand leisten, ehe sie zusammenbrach. Das trotz ihres Moral- & Prestige-Verlustes bei den Niederlagen in Belgien. Es ist wahrscheinlicher, dass sich diese Armee binnen eines Monats eher wieder auf ihre Stärken hätte besinnen können, als dass England in dieser Zeit erfolgreich erobert hätte werden können…

Zur Realitätsferne dieser Diskussion wurde eigentlich alles gesagt.
Dieser Aussage kann ich nur zustimmen und empfehlen, die verlinkten Fäden zu lesen. Ich denke damit genug Energie auf diese Hinweise für Juni 1940 aufgewandt zu haben^^
Schönen guten Abend noch.
 
Wenn Manstein schreibt, dass das Heer mit einigen starken Kräften auf eine Invasion Englands vorbereitet war, dann glaube ich ihm das.
Allerdings ist das eine nur teilweise Sicht der Dinge.

Tun wir doch mal so, als ob nach der Kapitulation Frankreichs diese vorbereiteten Kräfte an der Kanalküste zusammen gezogen würden, die Luftwaffe nicht den Luftkrieg sucht und stattdessen Luftüberlegenheit zu erringen suchen würde und die Marine alle Transportkapazitäten zusammen kratzen würde. Und wir tun so, als ob in Dünkirchen auch ein Großteil der britischen Kräfte gefangen genommen werden konnte.

Wie viele Truppen hätten dann die Überfahrt machen können (Kapazität der Invasionsflotte)?
Welche Größe hätte der Brückenkopf haben können/sollen?
Wie schnell hätte Nachschub folgen können?
Wie groß wären die Verluste gewesen und wäre das akzeptabel gewesen?

Interessant dürfte hier vor allem eine Einschätzung der Briten sein, wobei in der Realität natürlich die Truppen von Dünkirchen verfügbar waren.

@HolgerXX: Da die Invasionstruppen nicht gleich mit allem schweren Gerät hätten kämpfen können wäre die Widerstandskraft der verbleibenden Verteidiger relativ deutlich höher einzuschätzen. Daher ist das wie von tejason erwähnt eine Schattendiskussion. Um eine Chance zu haben hätten eine ganze Menge wenns und abers erfüllt sein müssen und das waren sie nicht.

Solwac
 
Ich sehe das ähnlich wie Solwac.

Norwegen ist auch mit relativ geringen Kräften erobert worden, trotz der britischen Seeüberlegenheit.

Wenn man es gelungen wäre, Über dem Kanal die Luftüberlegenheit zu behaupten, wäre eine Invasion auch mit geringen Kräften möglich gewesen und es hätte vermutlich ein Verhandlungsfrieden gegeben noch bevor man die ganze Insel besetzt hätte. 1940 waren die Briten, trotz der Rethorik von Churchill, noch nicht so verbissen und feindliche Truppen auf eigenen Territorium hätten die Moral noch tiefer sinken lassen als sie schon war.
Vermutlich hätte sich das Königshaus nach Kanada abgesetzt etc. aber eine verbissene Verteidigung wie von den Russen wäre (vorerst) ausgeblieben. Darauf waren die Briten gar nicht geistig vorbereitet.

Das ist zwar alles sehr hypothetisch, liegt aber m.E. im Bereich des möglichen, da andere Ereignisse aus der Zeit nicht anders gelaufen sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich zitiere jetzt mal ausführlich, sonst glaubt Ihr mir vielleicht nicht. Tatsächlich haben wir 2 x Memoiren, wenn auch von Leuten, die sich mit sowas auskennen sollten (Feldmarschällen),

Da habe ich offenbar geraten. :winke:

Manstein hatte im Juni 1940 schon aufgrund seiner Verwendung weder eine Vorstellung von verfügbaren Ressourcen noch grundsätzlich von der Realisierung amphibischer Operationen.

Das "sofort" bei Milch/Göring ist im Übrigen in dem Sinne zu verstehen, den tejason schon erwähnt hat. Der Zustand der Luftwaffe ist nebenbei bemerkt bis Anfang Juli 1940 etwa nominal auf 75% gegenüber dem Beginn der Westoffensive abgesunken, davon bzgl. Einsatzbereitschaft bei den verschieden Typen auf etwa 80%, insgesamt mithin auf 60%. Die Marine war nicht vor Mitte September 1940 in der Lage, den Schiffsraum für das Übersetzen und die Transporte annähernd zu stellen (später ua. unter Zusammenkratzen umfangreichen Materials der Binnenschifffahrt).

Mansteins Truppenkörper hätten also zunächst einmal schwimmen müssen. =)
 
1940 waren die Briten, trotz der Rethorik von Churchill, noch nicht so verbissen und feindliche Truppen auf eigenen Territorium hätten die Moral noch tiefer sinken lassen als sie schon war.
Vermutlich hätte sich das Königshaus nach Kanada abgesetzt etc. aber eine verbissene Verteidigung wie von den Russen wäre (vorerst) ausgeblieben. Darauf waren die Briten gar nicht geistig vorbereitet.

Wir sind hier ja im Roman-Thread.:still:
Nicht dass da einer von OT schreit.:cool:

Jack London zitiert einen "Nordland-Indianer-Häuptling" (bitte, bitte Ingeborg nicht schimpfen, mir fällt gerade kein anderer Begriff ein) der sinngemäß sagt:
"Der weiße Mann weiß nicht, wann er besiegt ist". Soll heißen, die Briten machen selbst in aussichtslosester Lage immer weiter.
Und Ernst Jünger hat sich in "Stahlgewittern" ähnlich geäußert.

Mit anderen Worten, literarisch würde ich Bdaians Einschätzung sehr in Zweifel ziehen.

Gegenbeispiele gerne, aber nur von namhaften Romanautoren.
 
Wir sind hier ja im Roman-Thread.:still:
Nicht dass da einer von OT schreit.:cool:

Jack London zitiert einen "Nordland-Indianer-Häuptling" (bitte, bitte Ingeborg nicht schimpfen, mir fällt gerade kein anderer Begriff ein) der sinngemäß sagt:
"Der weiße Mann weiß nicht, wann er besiegt ist". Soll heißen, die Briten machen selbst in aussichtslosester Lage immer weiter.
Und Ernst Jünger hat sich in "Stahlgewittern" ähnlich geäußert.

Mit anderen Worten, literarisch würde ich Bdaians Einschätzung sehr in Zweifel ziehen.

Gegenbeispiele gerne, aber nur von namhaften Romanautoren.

och, ich bin zwar kein bekannter Romanautor, es fallen mir aber auf anhieb eine ganze Reihe von britischen Handtuchwürfen ein: Madras 1741, Saratoga 1777, Yorktown 1781, Buenos Aires 1806, Kabul 1842, Kut 1915, Singapur 1942, Leros 1943.

Im Gegenteil, mir fallen keine extremen Widerstände im Stile Alamo, Alcazar, Stalingrad o.Ä. ein. Eine britische Spezialität ist dagegen das "Reissausnehmen mit Umdeutung" so z.B. In Corunna 1809 oder Dünkirchen 1940. Man läuft was das Zeug hält, und behauptet danach das wäre eine militärische Glanzleistung gewesen.

Churchill selbst musste die Begeisterung in England nach Dünkirchen dämpfen und darauf hinweisen, dass mit Rückzügen keine Kriege gewonnen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Churchill selbst musste die Begeisterung in England nach Dünkirchen dämpfen und darauf hinweisen, dass mit Rückzügen keine Kriege gewonnen werden.

Na ja, zumindest hat man das Gesetz des Handelns in die Hand genommen.

Mit einer Landung in England und der vielleicht erfolgreichen Bildung von Brückenköpfen wäre es noch lange nicht getan. Der schwierigste Teil wäre die Aufrechterhaltung einer funktionierenden Logistik gewesen, welche die Truppe mit dem Nötigsten versorgt. Panzer anlanden genügt nicht. Die benötigen neben Sprit und Munition auch Ersatzteile für die Wartung usw. Der Weg über den Kanal wäre, bildlich gesprochen, wie ein Hals, den man nur zu durchtrennen braucht. Die Instrumente (RN und RAF) dafür besaßen die Briten. Auf große Feldschlachten, wie am 14. Oktober 1066 gegen Wilhelm den Eroberer, hätte man sich nicht einlassen müssen.

Der Plan Seelöwe war meines Erachtens nach nie ernst gemeint sondern ein Bluff, um die Briten friedensbereit zu bekommen.
 
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