Iran History

Reza Khan gilt bei nationalistischen Iranern als der größte Herrscher Irans seit hundert Jahren. Seine Sympathisanten müssen nicht automatisch auch mit Hitler sympathisieren. Diese 3. Reich Geschichte überbewertest du denke ich. Denn die Dinge die Reza Khan im Iran in Bewegung gesetzt hat, reichen weit über diese aussenpolitischen Leichen im Keller.
Dafür lebte und starb er auch später im Exil.
Doch seine radikalen Reformen und die Auswirkungen seiner Amtszeit,
sind noch heute bemerkbar. Iran ist einer der modernsten Länder des nahen Ostens. Trotz Mullah Regime und Unterdrückung ist die iranische Jugend sehr westlich orientiert, liberal und modern.

Ja, jedes Unterdrückungsregime führt zur Entwicklung von besonders jugendlichen Subkulturen, die das genaue Ggt. dessen sind, was das Regime propagiert und/oder lebt. Reza Pahlavi war westlich orientiert, seine Gegner sammelten sich daher im antiwestlichen, konservativen Lager. Heute ist eben dieses antiwestliche, konservative Lager am Ruder und die Jugend "okkzidentiert" sich wieder. Aber es war doch auch die Jugend, welche die Mullahs an die Macht gebracht hat.
 
Die Jugend die Khomeyni an die Macht gebracht hat, war nur ein kleiner Baustein. Ohne den Westen und insbesondere Frankreich und Großbritanien wäre es unmöglich für Khomeyni gewesen an die Macht im Iran zu kommen.
Sogar der Shah hat das in einem Interveiw, während seiner Odyssee, festgestellt.
Auch der Westen hatte ein Interesse, Khomeyni an der Macht zu haben, was auf dem ersten Blick nicht plausibel klingt.
 
Die Jugend die Khomeyni an die Macht gebracht hat, war nur ein kleiner Baustein. Ohne den Westen und insbesondere Frankreich und Großbritanien wäre es unmöglich für Khomeyni gewesen an die Macht im Iran zu kommen.
Sogar der Shah hat das in einem Interview, während seiner Odyssee, festgestellt.

Es ist nun mal ein Fakt, dass die Legitimation eines Herrschers, egal ob demokratisch gewählt, oder durch Geburt an die Macht gekommen auf dem Wohlwollen des Volkes oder auf dem Monopol der Waffen basiert. Daher ist das nur verständlich, dass der ehemalige Schah sich dahingehend äußerte, dass die Mullahs nur durch eine handvoll Jugendlicher unterstützt wurden. Es handelt sich dabei um eine Delegitimationsstrategie (Delegitimation der Mullahs). Nur stellt sich dann die Frage: wie konnte sich eine handvoll Jugendlicher gegen eines der bestausgerüsteten Militärregime der Welt durchsetzen, wie es Persien war?
 
Ich halte es für verfehlt, die Geschichte des Irans - das ist das Thema dieses Threads - auf Reza Pahlewi zu verkürzen. Natürlich hat er ein autoritäres Regime geführt, doch welcher Staat im Nahen und Mittleren Osten wich davon ab?

Man kann die Tradition autoritärer Regimes nicht allein ihm zum Vorwurf machen und ich glaube kaum, dass er seinen Staat in eine Demokratie westlichen Musters hätte umwandeln können. Es wäre gewiss zu einem Umsturz gekommen, den ein anderer autoritärer Clan-Herrscher für sich genutzt hätte. Wir sehen ja heute, dass selbst die Amerikaner mit geballter Truppenmacht und der Hilfe von Kurden und Schiiten nicht in der Lage sind, eine Demokratie zu installieren. Als Schreckbild wie zur Zeit der Altlinken taugt Schah Reza heute nicht mehr. Da haben wir ganz andere Diktatoren kenengelernt!

Vielmehr würde mich interessieren, welche Bedeutung die vorislamischen Reiche wie Sassaniden, Parther und Perser z.B. im Schulunterricht haben und ob sie positiv oder negagativ besetzt sind. Wie sieht das bei der erwachsenen Bevölkerung aus? Hat sie noch eine Beziehung zu diesen Hochkulturen und betrachtet sie als eigene Traditionslinie? Oder hat sie der Islam davon mental völlig abgetrennt?
 
Sind wir hier nicht im Ober-Unterforum Altertum?
Somit ist doch ein Großteil der Beiträge OT, ebenso wie ein ganzer Teil des besagten Videos.
Um nicht vom Thema abzukommen... :devil:
was da wäre. Ja welches eigentlich? :grübel:
Ich denke, die am Anfang stehende Frage initiierte eine Frage, ob man durch die ganze Iranische oder Persische Geschichte einen Roten Faden erkennen kann. Die Stützen dieser Theorie rücken die Antike und die Zeit vor Alexander, sowie die Zeit der Partherkriege gegen die Römer und des Sassanidenreiches in den Vordergrund, während die Jahrhunderte eines islamischen Irans ausgeklammert werden, um dann wiederum Anknüpfungspunkte zum jetztigen Zustand zu finden oder vielmehr weshalb man an diesem etwas zu bemängeln hat.

Mit dem Unterforum Antike hat das aber doch kaum etwas zu tun, leider. Nicht ins Polemische abzurutschen, erscheint eine Meisterleistung.
 
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Ich halte es für verfehlt, die Geschichte des Irans - das ist das Thema dieses Threads - auf Reza Pahlewi zu verkürzen. Natürlich hat er ein autoritäres Regime geführt, doch welcher Staat im Nahen und Mittleren Osten wich davon ab?

Man kann die Tradition autoritärer Regimes nicht allein ihm zum Vorwurf machen und ich glaube kaum, dass er seinen Staat in eine Demokratie westlichen Musters hätte umwandeln können. Es wäre gewiss zu einem Umsturz gekommen, den ein anderer autoritärer Clan-Herrscher für sich genutzt hätte.

Richtig, es gab (auch in der iranischen Geschichte) noch ganz andere Despoten. Nur: Reza Khan hatte nie vor, aus Persien eine Demokratie westlichen Zuschnitts zu machen. Zumindest hat er das recht gut vertuscht. Und: Nein, ich habe nicht vor, die iranische Geschichte auf den Mann zu verkürzen. Mir ging es in erster Linie um eine Filmkritik.


Reza Khan gilt bei nationalistischen Iranern als der größte Herrscher Irans seit hundert Jahren. Seine Sympathisanten müssen nicht automatisch auch mit Hitler sympathisieren. Diese 3. Reich Geschichte überbewertest du denke ich. Denn die Dinge die Reza Khan im Iran in Bewegung gesetzt hat, reichen weit über diese aussenpolitischen Leichen im Keller.
Dafür lebte und starb er auch später im Exil.
Doch seine radikalen Reformen und die Auswirkungen seiner Amtszeit,
sind noch heute bemerkbar. Iran ist einer der modernsten Länder des nahen Ostens. Trotz Mullah Regime und Unterdrückung ist die iranische Jugend sehr westlich orientiert, liberal und modern.

Vielleicht ist die iranische Jugend nicht trotz sondern gerade wegen dem Mullahregime so westlich. Wie bereits El Quijote festhält, wird gerade der Umsturz 1979 nicht zuletzt auch von Studenten geführt. Einer davon ist z.Zt. Staatspräsident und alles andere als westlich orientiert, liberal und modern. Ich halte es für falsch, die teilweise Verwestlichung der Iraner an Reza Schah festmachen zu wollen. Ganz im Gegenteil: Ein sehr großer Teil seiner Reformen stieß auf Widerstand in der Bevölkerung.
Zumindest indirekt hat er auch durchaus eine Mitschuld an der späteren islamischen Revolution: Die jahrhundertealte Spannung zwischen Klerikern und Shahs (bzw. Fremdmächten) führte er zu einer Eskalation, die man als den Bruch zwischen Pahlavidynastie und den Mullahs bezeichnen kann (Zwischenfall von Qom)
 
Ich halte es für zynisch, Schah Reza die Schuld am islamischen Umsturz zu geben. Man muss sich zunächst vor Augen halten, dass er durchaus keine starke Position in Persien besaß, sondern auf die großen Familienclans, die Mullahs sowie nicht zuletzt die USA Rücksicht nehmen musste. Wie schwach seine innenpolitische Stellung war, zeigt bereits sein erster Sturz und das Exil in den 50er Jahren, aus dem er nur mit Hilfe der USA zurückkehren konnte.

Rezas Ziel war der Aufbau einer iranischen Großmacht, was derart viel Geld verschlang, dass er trotz der gewaltigen Militärhilfe der USA die Staatsfinanzen ruinierte. Zu seinen Leistungen zählt die Stärkung der Zentralregierung, die Schaffung einer modernen Infrastruktur sowie eine realativ liberale Gesellschaftspolitik und eine groß angelegte Modernisierung des Landes. Hier z.B. auch eine Säkularisierung des Rechts, z.B. gleiche Rechte für Frauen und Männer!So setzte er 1963 sein Programm der "Weißen Revolution" zur Umverteilung des Landes der Großgrundbesitzer durch. Dass er die Korruption nicht stoppen konnte, ist ein Geburtsfehler aller Regimes des Nahen und Mittleren Ostens.

Sein Sturz ist darauf zurückzuführen, dass er das Land an die westliche Moderne heranführen wollte, wogegen sich viele ganz unterschiedliche Machtgruppen im Lande wandten: Mullahs, rivalisierende Familien sowie Großgrundbesitzer, die eine weitergehende Bodenreform fürchteten. Wie stark die Widerstände gegen eine Modernisierung sind, zeigt gegenwärtig die Situation im Irak.

Wenn man sie also ohne Vorurteile betrachtet, so ist die Bilanz des Reza Pahlewi in einigen Bereichen durchaus positiv..
 
Das scheint mit doch eine etwas schöngefärbte Darstellung Reza Pahlavis II.
Wie schwach seine innenpolitische Stellung war, zeigt bereits sein erster Sturz und das Exil in den 50er Jahren, aus dem er nur mit Hilfe der USA zurückkehren konnte.
Ins Exil musste er während der Regierung des Premierministers Mossadegh, der die iranischen Ölvorkommen verstaatlichte. Mossadegh wurde vom Majlis demokratisch gewählt und es scheint durchaus denkbar, dass er stabile Verhältnisse im Interesse der Bevölkerung hätte schaffen können. Da das die britischen und amerikanischen Interessen betraf ("ihr Öl"), zudem Mossadegh durch innenpolitische Reformen aus Washingtoner Sicht praktisch "Kommunist" war, musste er verschwinden. Das geschah 1953 durch einen Putsch mit Hilfe der CIA. Damit einher ging die Entmachtung des Maglis. Von da an bis 1979 sollte der Schah diktatorisch regieren (Verhältnisse wie Diktatur und Korruption fallen schließlich nicht vom Himmel). Zur Absicherung dieser Diktatur wurde 1957 mit Hilfe der USA und Israels der Geheimdienst SAVAK ins Leben gerufen.
Dass er die Korruption nicht stoppen konnte, ist ein Geburtsfehler aller Regimes des Nahen und Mittleren Ostens.
Was hieß Korruption? Zum Beispiel, dass vom Sturz Mossadeghs bis Mitte der 60er Jahre 2 Mrd. Dollar Entwicklungshilfe (bestimmt für Schulen, Alphabetisierung usw.) spurlos verschwanden- mindestens zum Teil in den Taschen des Schahs und seiner Männer. Wirklich interessiert hat das im Westen offenbar niemanden.
Geostrategisch war der Iran neben seinem Öl auch wegen seiner Position an der Südflanke der Sowjetunion wichtig. Daher die immense Aufrüstung (die der Schah dann auch nutzte, um persische Ansprüche im Golf wiederzubeleben).
So setzte er 1963 sein Programm der "Weißen Revolution" zur Umverteilung des Landes der Großgrundbesitzer durch.
Die „Weiße Revolution“ reduzierte den Anteil des Großgrundbesitzes am Boden von 85 auf 75% (Stand: 1967). Natürlich nicht kostenlos: die Bauern hatten für ihren Landgewinn Ablösezahlungen an die Grundbesitzer zu leisten. Die landwirtschaftliche Infrastruktur blieb auch im Besitz der Grundbesitzer. Im Endeffekt lediglich eine Monetarisierung der überkommenen Abhängigkeitsverhältnisse.
Allerdings hätte selbst eine durchgreifende Landreform nicht den profitabelsten Sektor der iranischen Wirtschaft getroffen: die Ausbeutung der Ölvorräte blieb unter Kontrolle westlicher Konzerne- dafür wurde der Schah ja schließlich eingesetzt.
Was die Modernisierung betrifft waren die Maßnahmen von oben oktroyiert (auch schon unter seinem Vater, etwa das Verbot des Schleiers unter seinem Vater 1936). Dass solche staatlich erzwungenen Maßnahmen Gegenbewegungen produzieren, liegt auf der Hand. (das modernistische Regime in Afghanistan sollte das ab 1973 ebenfalls erfahren).
Ebenso ist es falsch, allein die Ulama als Gegner des Regimes zu betrachten- das war die Tudeh-Partei ebenso wie die nationalen Minderheiten des Landes. (Die Mullahs hatten nur den Vorteil, für den Schah weniger leicht angreifbar zu sein.)
Reza Pahlavis II. Aufgabe im Rahmen der „freien Welt“ war die Niederhaltung der iranischen Bevölkerung, um die ungestörte Ausbeutung der iranischen Ölvorkommen sicherzustellen. Dafür hat man ihm einiges an Korruption (sprich: eine gewisse Beteiligung an den Gewinnen der Ausbeutung des Landes) und regionaler Vormachtpolitik durchgehen lassen.
 
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Ich halte diese Darstellung für eine Verzerrung der tatsächlichen Gegebenheiten. Niemand - ich schon gar nicht - will hier Reza Pahlewi das Wort reden, doch muss man die politischen Gegebenheiten betrachten, unter denen er regierte, und die seinen Spielraum stark einschränkten.

Wenn man dabei Bilanz zieht, so ist er nicht negativer einzuschätzen als z.B. Saddam Hussein oder Syriens al-Assad, wohl aber in einigen Sektoren positiver. Wenn Programme wie die "Weiße Revolution", die Säkularierung des Rechts und andere Maßnahmen zur Modernisierung des Landes keine nachhaltige Wirkung entfalteten, so liegt das an den enormen inneren Widerständen, die nicht überwindbar waren. Sie zwangen den Schah im Gegenteil ins Exil und brachten ein Regime an die Macht, von dem ich nicht weiß, ob es für das iranische Volk erstrebenswerter ist.

Wie dem auch sei: Bedingt durch die Studentenrevolution der 60er Jahre hat sich gegen Reza Pahlewi eine Hasskulisse Altlinker aufgebaut, die der realen Bedeutung dieses gescheiterten Herrschers nicht entspricht. Er wurde quasi zum Buhmann und Stellvertreter aller autoritären Herrscher schlechthin - eine Beurteilung, die einem abwägenden und objektiven Historiker nicht unterlaufen sollte.
 
Wie dem auch sei: Bedingt durch die Studentenrevolution der 60er Jahre hat sich gegen Reza Pahlewi eine Hasskulisse Altlinker aufgebaut, die der realen Bedeutung dieses gescheiterten Herrschers nicht entspricht.

@ Dieter: das hängt wohl vor allem mit dem Verhalten der mit Stangen etc. bewaffneten Begleiter des Schahs bei der Demonstration am 2. Juni 1967 zusammen. Dass diese durch die Polizeisperren hinweg auf Demonstranten einprügeln durften, war ein (bis heute noch weitgehend ungeklärter) immenser Skandal gewesen. Weiter dürften für das Bild, dass sich Reza Pahlewi in Deutschland gemacht hat, auch seine Aussagen, wie in seinem Land mit Opposition umgegangen werde, entscheidend gewesen sein. Diese wurden m.W. später durch den damaligen Berliner Bürgermeister Albertz überliefert.
 
Der Vater hieß Reza Schah, stammte aus der Dynastie Pahlevi, und regierte von 1925 bis 1941. Dann trat er zugunsten seines Sohnes Mohammed Reza Pahlevi zurück, der 1979 ins zweite und endgültige Exil ging. Diesen Herrn habe ich in meinen Postings gemeint.
 
Dieter schrieb:
Bedingt durch die Studentenrevolution der 60er Jahre hat sich gegen Reza Pahlewi eine Hasskulisse Altlinker aufgebaut, die der realen Bedeutung dieses gescheiterten Herrschers nicht entspricht. Er wurde quasi zum Buhmann und Stellvertreter aller autoritären Herrscher schlechthin - eine Beurteilung, die einem abwägenden und objektiven Historiker nicht unterlaufen sollte.
Die von mir genannten Daten stammen aus Bahran Nirumand "Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder die Diktatur der Freien Welt" (1967). Natürlich wurde das auch von den 68ern verwendet- aber was ändert das an den Aussage als solchen? Hier sollte man nicht die Kritik an Personen mit der Kritik an Aussagen verwechseln ...
(Begriffe wie "Hasskulisse Altlinker" klingen allerdings nicht nach einem "abwägenden, objektiven" Historiker ;) )
Unbestreitbar ist jedenfalls, dass Reza Pahlavi II.- nachdem er eigentlich schon exiliert war- durch Intervention der USA wieder eingesetzt wurde; unter Beseitigung der Regierung Mossadegh, die im Gegensatz zu ihm sogar demokratisch legitimiert war. (Nicht das einzige vergleichbare Beispiel, und auch auch deutlicher Hinweis darauf, dass man die Situation im Mittleren Osten kaum "dem Islam" allein zur Last legen kann). Selbstverständlich verdienen die anderen Diktatoren der Regionen keinen Funken mehr an Sympathie.
Ob eine radikale Verwestlichung in einem Land mit 90% Muslimen der goldene Mittelweg ist, darüber ließe sich freilich auch diskutieren.
 
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...
Ob eine radikale Verwestlichung in einem Land mit 90% Muslimen der goldene Mittelweg ist, darüber ließe sich freilich auch diskutieren.

War es nicht so das Muhammad Rezas Vater, also Reza Schah, in Kemal Atatürk ein Vorbild sah und genau wie er eine Verwestlichung des persischen Staates vorantreiben wollte?
 
Wie sich mehrfach gezeigt hat, ist ein Modernisierungsprogramm nach westlichen Maßstäben eben kein probates Mittel, Armut und wirtschaftlichen Niedergang in islamischen Staaten zu bekämpfen. Auch das Aufoktroyieren westlicher Demokratiemodelle ist zum Scheitern verurteilt, da sie in breiten Schichten nicht akzeptiert werden. So führte z.B. ein Mitglied der algerische Heilsfront aus:

"Die Demokratie bedeutet den moralischen Verfall und die Verbreitung der Unsitten. Die Wirklichkeit Europas, wo Drogensucht und sexuelle Perversion vorherrschen, ist Beweis dafür. Unter dem Mantel der persönlichen Freiheit erlaubt Demokratie Pornografie, die unzüchtige Vermischung und die sexuelle Gewalt"
(zitiert nach: Bassam Tibi, Die fundamentalistische Herausforderung, München 1993, S. 201)

Die islamischen Staaten müssen ihren eigenen Weg gehen, und wenn sie mehrheitlich eine Theokratie oder eine autoritäre islamische Führung anstreben, so muss man sie gewähren lassen.

Das alles wusste Mohammed Reza Pahlevi noch nicht, als er einen modernen westlichen Staat anstrebte, was ihn folgerichtig den Thron kostete.
 
Wenn das westliche Modernisierungsprogramm Unterdrückung jeder opositionellen Regung der Gesellschaft umfasst (über den Geheimdienst SAVAK, durch die Einheitspartei im Maglis), dann ist die nächste Revolution ohnehin absehbar. Was immer der Schah persönlich wollte, seine gesellschaftliche Funktion war die Sicherung der Ölexporte in den Westen- anders wäre er 1953 gar nicht an die Macht gekommen. Mit der Rückgängigmachung der Nationalisierung der Anglo-Iranian Oil Company hat er die Modernisierung des Landes eher behindert als gefördert.
Dieter schrieb:
"Im übrigen verstehe ich nicht, warum bei EINEM Missstand stets auf einen ANDEREN hingewiesen werden muss. Die Dinge sind unabhängig voneinander zu betrachten und zu beurteilen.
Was der Verweis auf Algerien oder auf andere, ebenso verurteilenswerte, Diktaturen der Region soll, bleibt unklar. Es geht um den Iran.
 
Die Quelle zu Algerien ist meines Erachtens nicht misszuverstehen, Saint-Just. Sie besagt nachdrücklich, dass fundamentalistische oder konservative Schichten in islamischen Staaten die westliche Demokratie als gottlos ablehnen und sie als Deckmantel für Unmoral betrachten.
 
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