Japan zwischen 1910 und 1932

Paprika

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Ich suche einen Abriss der japanischen Geschichte in der Zeit zwischen 1910 und 1932.
In dem Geschichtsbuch meiner Tochter ist hierzu nix zu finden, und meine sonstigen Bücher sind da auch nicht hilfreich.
Wie waren die Machtstrukturen beschaffen? Wie stark wurde die Abschottungspolitik gehandhabt? Welche Lebensumstände herrschten unter der Bevölkerung?
Kann jemand vielleicht ein einschlägiges Buch dazu empfehlen? Nicht zu dick, für ein Referat...
 
Etwas dünn:

Manfred Pohl, Geschichte Japans, München 2005

Etwas dicker (der "Klassiker"):

Kiyoshi Inoue, Geschichte Japans Frankfurt/New York 1995

Etwas spezieller:

Rudolf Hartmann, Geschichte des modernen Japan - von Meiji bis Heisei, Berlin 1996

Reinhard Zöllner, Geschichte Japans von 1800 bis zur Gegenwart, Paderborn/München/Wien/Zürich 2006


Noch spezieller? Ich suche gerne weiter.
 
Vielen Dank, das reicht schon, es soll ja nur ein Referat für die 9. Klasse werden. Das Kind wird sich kaum durch mehrere Wälzer kämpfen wollen, auch wenn sie richtig froh ist, dass sie mal von der eurozentristischen Weltsicht des üblichen Geschichtsunterrichts wegkommt.
 
1911: Japan schließt eine Reihe von neuen Handelsverträgen. Alle ungleichen Verträge des 19. Jahrhunderts sind nun beseitigt.

1912: Kaiser Meiji stirbt im ALter von 59 Jahren in Tokio. Für Japan endet eine Epoche, in der in kürzester die Wandlung von einem feudalen in einen modernen Staat mit einer aufblühenden Industrie gelungen ist. Ihm folgt sein dritter, 1878 geborener Sohn Yoshihito (1912-1926) unter der Devise taisho ("große Rechtschaffenheit") auf den Thron.

1912-1926: Taisho-Zeit. Während Yoshihitos Herrschaft mehren sich die Stimmen, welche Demokratie fordern. Auf der anderen Seite suchen Aristokratie, Beamtenschaft, Führer konservativer Parteien, Militärs und Wirtschaftsmagnaten eine Liberalisierung zu verhindern. Diese mächtigen Gruppen bilden freilich keine geschlossene Interessengemeinschaft, sondern ringen um die Macht. Nicht zuletzt 1919 einsetzende Studentenunruhen führen schließlich dazu, dass 1925 das Wahlrecht für alle männlichen Japaner über 25 Jahren eingeführt wird.
Zu dem wohl größten Problem dieser Zeit wird die Arbeitslosigkeit. Denn einerseits ist die japanische Wirtschaft in hohem Maße auf teure Rohstoffimporte angewiesen, andererseits zeigt sich, dass japanische Produkte vielfach international nicht wettbewerbsfähig sind bzw. durch Protektionismus von einigen Märkten ausgeschlossen werden. Zudem kommt es in den 1920er Jahren zu einem starken Bevölkerungswachstum. Hungerunruhen sind die Folge. Erst in den 1930er Jahren kann Japan die Krise überwinden.

1914-1918: Erster Weltkrieg. Wenige Tage nach Kriegsbeginn fordert Japan das Deutsche Reich ultimativ auf, seine "Pachtgebiete" um das chinesische Qingdao (Tsingtau) Tokio zu übereignen sowie alle Schiffe aus chinesischen und japanischen Gewässern abzuziehen. Als Deutschland die Frist verstreichen lässt, erklärt Japan Deutschland am 23. August den Krieg. Anfang November kapitulieren die in Qingdao stationierten deutschen Soldaten. Schon im Oktober haben die Japaner mehrere deutsche Kolonien eingenommen, unter anderem Teile der Marianen und die Marshall-Inseln. In Mikronesien stoßen sie auf keinerlei Widerstand. Erst nach der Oktoberrevolution im Zarenreich engagiert sich Japan wieder militärisch, nun gegen Russland. Denn Tokio fürchtet, der revolutionäre Funke könnte auf das eigene Land überspringen. Nach dem Krieg werden Japan die deutschen Rechte über Qingdao sowie über andere Kolonien im Pazifik übertragen -zum Teil als Treuhandsmandat des Völkerbundes, dem Japan 1926 beitritt.

1923: Großes Erdbeben von Tokio. Am 1. September um 11.58 Uhr erschüttert ein Erdbeben der Stärke 7,9 auf der Richterskala die Kanto-Region. Mehr als die Hälfte aller Häuser in Tokio wird, größtenteils durch Brände, zerstört. Mehr als 140 000 Menschen gelten als tot oder vermisst.

1926-1933: Showa-Zeit ("erleuchteter Friede"). Kaiser Yoshihitos Sohn Hirohito (geb. 1901), der schon seit 1921 für seinen kranken Vater regiert, wird nach dessen Tod der 124. Tenno. Etwa gleichzeitig gründen Arbeiter und Intelektuelle mit der "Rodo nominto" (Arbeiter-und-Bauern-Partei) die erste große Linkspartei Japans. Doch eine echte Massenbewegung wird die Linke nicht. Bei keiner Unterhauswahl erreicht sie mehr als 37 der 466 Parlamentssitze. Die alten konservativen Parteien wie die "Seiyukai" und rechte gruppierungen verstehen es besser, die Massen für sich zu gewinnen. Sie knüpfen an japanische Traditionen und kulturelle Werte an, an den Staatskult mit dem Kaiser im Mittelpunkt, und fordern, Japan solle Asien vom Einfluss des Westens befreien. So wächst auch der Einfluss des Militärs auf die Politik. Bald rufen die Westmächte Japan zur Mäßigung, die Beziehungen zu den USA verschlechtern sich. Zollmauern verhindern den Export japanischer Waren auf den amerikanischen Markt.
Japan isoliert sich schließlich wieder und tritt 1933 aus dem Völkerbund aus.

1931: Ein Gesetz zur Überwachung der Großindustrie ermöglicht es der Regierung, Unternehmensfusionen zu fördern und ruinösen Wettbewerb zu unterbinden. Vor allem mit diesem Gesetz, aber auch mit einer Währungspolitik, die japanische Erzeugnisse auf dem Weltmarkt konkurrenzlos billig macht, überwindet Japan die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre. In den folgenden fünf Jahren verdoppelt sich der japanische Warenexport. Zusätzlich wird die Wirtschaft durch ein massives Rüstungsprogramm gestärkt.
Japan marschiert in die Mandschurei ein. Als Vorwand dient ein von japanischen Soldaten verübter, aber den Chinesen angelasteter Anschlag. Im Jahr darauf gründet Japan dort den Marionettenstaat Mandschuko.

1932: Staatsstreich. Premierminister Inukai Tsuyoshi wird von einer Gruppe junger Offiziere ermordet. Zwar können die Putschisten kein Militärregime installieren, doch übernimmt jetzt ein "Nationales Einheitskabinett" unter der Führung eines Admirals die Macht. Damit geht die Ära der Parteienregierungen zu Ende.
 
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