Jomswikinger

Da du dich windest die nächste Fragen:
Wie hiessen die Völker (oder Stämme) im nördlichen, westlichen und östlichen Ostseeraum zur Zeit der Wikinger?
Kommt drauf an: Selbstbezeichnung? Wissen wir nicht, es gibt zu wenige von ihnen erstellte Zeugnisse. In Norwegen nannten sie sich nach ihrer Landschaft, also z.B. Trønder die Leute aus Trøndelag.
Fremdbezeichnung? Suevi oder Sueni, Dani, Finn-gaill, Dubh-gaill, Nordmanni oder Normanni, mehr fällt mir aus dem Stand nicht ein.
 
Fingalo windet sich, er verwendet den Begriff Wikinger nur anders als Du, nämlich als Beruf oder Lebensphase und nicht als Volk.
http://www.geschichtsforum.de/f38/vik-und-wikinger-ist-ein-wikinger-7626/

Ich winde mich überhaupt nicht, sondern verwende das Wort "Wikinger" so, wie es in den Quellen gebraucht wird, definiere es also aus dem Quellenkontext, wie es ein ordentlicher Historiker tun sollte.
Hurvinek würde demgegenüber auch einen Wikinger brav hinter einem Pflug akzeptieren, eine für die Zeitgenossen unvorstellbare Zumutung.
Man sollte das mal in die Gegenwart transponieren: SS-Schergen als Blumenverkäufer. Die waren ja gar nicht so schlimm. Die Greuelberichte sind von den Opfern übertrieben (so Régis Boyer über die Annalisten nordfranzösischer und englischer Klöster), Die haben zwar auch gemordet, aber eigentlich waren das Blumenhändler... So werden Boyers und Hurvineks Nachfahren in 1000 Jahren über den Holocaust schreiben. Ich hingegen benenne die Akteure vor 1000 Jahren so, wie sie die Zeitgenossen erlebt haben.
Im Widsith (6. oder 7. Jh.) gibt es eine Völkertabelle:

Ich war mit den Hunnen
und mit den Reidgoten
Mit den Sachsen und den Bayern
und den Pommern.
Mit den Svear und den Göten
und mit den Süddänen
mit Wenlum war ich, mit Väringern
und mit den Wikingern.
Ich war mit den Gepiden und mit den Wenden
und mit den Gefflegern.

Da wird klar zwischen Svear, Goten, Süddänen, Väringern und Wikingern unterschieden. Daran halte ich mich.
 
Ich winde mich überhaupt nicht, sondern verwende das Wort "Wikinger" so, wie es in den Quellen gebraucht wird, definiere es also aus dem Quellenkontext, wie es ein ordentlicher Historiker tun sollte.
Hurvinek würde demgegenüber auch einen Wikinger brav hinter einem Pflug akzeptieren, eine für die Zeitgenossen unvorstellbare Zumutung.
Man sollte das mal in die Gegenwart transponieren: SS-Schergen als Blumenverkäufer.

Ich habe nicht gesagt, dass Wikinger ein Volk seien. Ich habe gefragt, wie sich die Skandinavier nannten. Aber irgendwie müssen ja die englischen und französischen Quellen (lateinisch) auf den Begriff Wikinger gekommen sein. Wie kamen die Quellenersteller auf den "Wikinger"? Oder haben die Plünderer sich selbst so genannt? Oder wurden mit Wikinger die Leute bezeichnet, die diese besondere eigene Form ihrer Schiffe hatten?
Angelsächsische Quellen nennen sie Wicingas oder Dani (Danegeld), die fränkischen Reichsannalen nennen sie Normanni.

Stell dir vor, Sir Francis Drake war Seeräuber im königlichen Auftrag.
Es mag für dich unvorstellbar sein, dass SS-Leute aus heutiger Sicht auch menschliche Gewissensentscheidungen trafen.
In Auschwitz: Ein Me: Konnte es einen unschuldigen SS-Arzt in Auschwi... | Politik | Nachrichten auf ZEIT ONLINE
Und Wikinger sollten nicht auch hinter einem Pflug gestanden haben? Ein wenig Ahnung von Landwirtschaft besitze ich, dass ich weiß, dass man (je nach Größe des Ackers) höchstens 30 Tage im Jahr hinter einem Pflug stehen muss.
 
Ich habe nicht gesagt, dass Wikinger ein Volk seien. Ich habe gefragt, wie sich die Skandinavier nannten. Aber irgendwie müssen ja die englischen und französischen Quellen (lateinisch) auf den Begriff Wikinger gekommen sein. Wie kamen die Quellenersteller auf den "Wikinger"?
Man weiß es nicht. Plötzlich taucht das Wort in einer angelsächsischen Quelle auf. Man greift da gerne auf die Etymologie zurück. Und da ist im Augenblick en vogue, eine Verbindung zum Wort "Woche" herzustellen, also dass Wic ein Zeitmaß war, das den Wechsel der Rudermannschaft bezeichnete, und dann auch die Länge, die eine Rudermannschaft zurücklegte. Aber das Wort wird auch in einer altenglischen Bibelübersetzung für die Gefolgschaft einer der Söhne Jacobs verwendet.
Oder haben die Plünderer sich selbst so genannt? Oder wurden mit Wikinger die Leute bezeichnet, die diese besondere eigene Form ihrer Schiffe hatten?
Man weiß es nicht, da die Wikinger keine eigenen Schriftzeugnisse hinterlassen haben.

Stell dir vor, Sir Francis Drake war Seeräuber im königlichen Auftrag.
ja und? Wikinger waren Seeräuber ohne Auftrag - auf eigene Faust. Aber nur in einem bestimmten historischen Zeitraum. Die Vitalienbrüder werden nicht mehr Wikinger genannt.
Es mag für dich unvorstellbar sein, dass SS-Leute aus heutiger Sicht auch menschliche Gewissensentscheidungen trafen.
Ja und? Das taten auch die Seeräuber, wenn sie Verträge schlossen und sich auch mal dran hielten.
Und Wikinger sollten nicht auch hinter einem Pflug gestanden haben? Ein wenig Ahnung von Landwirtschaft besitze ich, dass ich weiß, dass man (je nach Größe des Ackers) höchstens 30 Tage im Jahr hinter einem Pflug stehen muss.
Ja und? Der Bauer hinterm Pflug ist so wenig ein Wikinger, wie ein Kabarettist in der Bütt eine "Fahrerflüchtiger" ist, auch wenn er 1 Woche vorher Fahrerflucht begangen hat. Er ist jetzt Kabarettist. Fahrerflüchtiger war er, als er nach dem Unfall weiterfuhr. Heute wird er auch danach so geführt, weil er in dieser Eigenschaft Objekt einer Fahndung ist. Das gab's damals aber nicht. Die Überfallenen sahen Wikinger vor sich und verbanden mit diesem Wort sinnlosen Raub, Mord und Brandschatzung. Dass der Mann mit erhobener Axt vor ihnen im Winter zu Hause friedlich Bretter schnitzte, war da nicht inbegriffen. Dieser Mann war nicht Wikinger, sondern schnitzender Bauer. Im Sommer wurde er wieder Wikinger. Im Laufe der Zeit konnte er wegen der Ächtung nicht mehr nach Hause. "Wikinger" ist die Bezeichnung eines Menschen bei einer bestimmten Betätigung, so wie "Ruderer", der außerhalb des Vereinsachters vielleicht Rechtsanwalt ist. Aber wenn ich ihn auf einer Wettfahrt sehe, dann sehe ich nicht einen Rechtsanwalt im Boot, sondern einen Ruderer. Und wenn ich Rechtsrat suche, dann suche ich nicht die Kanzlei eines Ruderers auf, auch wenn's der gleiche Mann ist.
So etwa ist der Gebrauch des Wortes "Wikinger" in den Quellen zu verstehen.
 
Ja und? Der Bauer hinterm Pflug ist so wenig ein Wikinger, wie ein Kabarettist in der Bütt eine "Fahrerflüchtiger" ist, auch wenn er 1 Woche vorher Fahrerflucht begangen hat. Er ist jetzt Kabarettist. Fahrerflüchtiger war er, als er nach dem Unfall weiterfuhr. Heute wird er auch danach so geführt, weil er in dieser Eigenschaft Objekt einer Fahndung ist. Das gab's damals aber nicht. Die Überfallenen sahen Wikinger vor sich und verbanden mit diesem Wort sinnlosen Raub, Mord und Brandschatzung. Dass der Mann mit erhobener Axt vor ihnen im Winter zu Hause friedlich Bretter schnitzte, war da nicht inbegriffen. Dieser Mann war nicht Wikinger, sondern schnitzender Bauer.

Auch als Kabarettist bleibt man ein Unfallflüchtiger solang man dafür nicht zur Verantwortung gezogen wurde. Das wäre ja schön, wenn man Straftaten begehen könne, aber am Arbeitsplatz nicht festgenommen werden dürfe, weil man gerade seiner Arbeit nachgehen müsste.

Die Überfallenden sahen in erster Linie eine Personengruppe, denen man einen Namen gab. Diese Überfaller wurden nicht nur Wikinger sondern auch Dani (Dänen) genannt. Was gar nicht abwegig erschien, denn später geriet der östliche Teil der britischen Insel unter dänisches Recht (Danelag).
Warum nannte man Seeräuber, Plünderer oder sowas ausgerechnet Wikinger? Weil sie im Gesicht bemalt waren? Das kannten zumindest die Bewohner Danelags, sie selbst waren im Gesicht bemalte Krieger.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Auch als Kabarettist bleibt man ein Unfallflüchtiger solang man dafür nicht zur Verantwortung gezogen wurde. Das wäre ja schön, wenn man Straftaten begehen könne, aber am Arbeitsplatz nicht festgenommen werden dürfe, weil man gerade seiner Arbeit nachgehen müsste.
Hab ich doch geschrieben: Heute führt man ihn noch als Fahrerflüchtiger weil er Objekt der Fahndung ist, die es damals aber nicht gab.

Die Überfallenden sahen in erster Linie eine Personengruppe, denen man einen Namen gab. Diese Überfaller wurden nicht nur Wikinger sondern auch Dani (Dänen) genannt. Was gar nicht abwegig erschien, denn später geriet der östliche Teil der britischen Insel unter dänisches Recht (Danelag).
Warum nannte man Seeräuber, Plünderer oder sowas ausgerechnet Wikinger? Weil sie im Gesicht bemalt waren? Das kannten zumindest die Bewohner Danelags, sie selbst waren im Gesicht bemalte Krieger.
Nein, das wohl nicht. Bemalt waren wohl auch andere, z.B. die Picten. (gut, die waren früher). Wie ich schon sagte, man weiß es nicht. Adam von Bremen drückt sich leider unklar aus: Sie sind wirklich Piraten, die jene Wikinger nennen, wir Eschenmänner“. Er nennt die Piraten mehrfach „Ascomanni“. Wer "jene" sind, weiß der Geier. Aber eines ist dem Satz zu entnehmen: es gibt einen langen oralen Vorlauf. Das Wort "Ascomanni" wird nur noch bei Poeta Saxo (nicht zu verwechseln mit Saxo Grammaticus) (um 890) genannt. Das "Wir" ist also Sprachgebrauch. Auch die englischen Quellen stehen ja am Ende einer mündlichen Entwicklung. Es hat keinen Sinn, in einem Text "Wikinger" zu erwähnen, wenn kein Leser weiß, was das ist. Der Begriff war also zumindest bekannt.
Aber ich halte es durchaus für plausibel, dass die doppelte Besatzung mit streng geregelter Abwechslung an den Riemen zur Überwindung längerer Strecken ene Neuerung war, die namengebend wirkte. Zur Zeit der Entwicklung dieses Begriffs waren sie möglicherweise gar nicht raubend tätig, und als sie auf den Raub verfielen, da waren es eben ausschließlich Schiffe mit doppelter Besatzung.
Außerdem fällt auf, dass kein Nachkomme der führenden Geschlechter "Wikinger" genannt wird, allenfalls, dass sie auf "Viking" (feminin) waren. Selbst der Skalde Egill Skallagrímsson, der den klassischen Typus des Wikingers verkörperte, wird nicht als Wikinger bezeichnet. Dieses Wort "Viking" gibt viele Rätsel auf, denn es bezeichnet schlicht die Fernreise, ohne dass damit notwendig eine Raubfahrt verbunden sein müsste. Es ist für mich durchaus plausibel, dass sich dort noch der neutrale Inhalt des Abwechselns der Rudermannschaft erhalten hat, während beim maskulinen Wort "Vikingr" der Raubaspekt im Vordergrund steht. Das könnte darauf hindeuten, dass "Vikingr" die Eigenbezeichnung der Schiffsbesatzung war, die sich aber bei den Überfallenen unlösbar mit Raub, Mord und Brandschatzung verband. Aber das ist meine private Meinung.
Übriegens: Die fränkischen Quellen verwenden den Begriff "Wikinger" nicht. Sie reden von Normanni.
 
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