Julius Caesar ließ Gefangene frei, damit sie den Gegner warnen

Road Runner

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Guten Tag!

Julius Caesar soll einmal Gefangene freigelassen haben, damit sie im gegnerischen Lager davon berichten, wie stark die römischen Truppen sind.

Bei welcher Gelegenheit soll sich diese Episode zugetragen haben?

Ich bedanke mich im Voraus für jederlei Hinweis!
 
Ich kenne eine solche Stelle jetzt spontan aus der römischen Geschichte nicht von Caesar sondern ähnlich von dem Primipilar Caedic(i)us, der knapp 50 Jahre nach Caesars Ermordung die Überlebenden der Varusschlacht im Lager Aliso befehligte. Er ließ den Gefangenen die Hände abhacken und schickte sie zu den Belagerern, allerdings nicht, um diese von der Truppenstärke sondern von der Menge der Vorräte zu überzeugen, welche es den Belagerten ermöglichen würde, lange auszuharren. Überliefert wird das bei Frontinus.
 
Julius Caesar soll einmal Gefangene freigelassen haben, damit sie im gegnerischen Lager davon berichten, wie stark die römischen Truppen sind.
Schade, dass es keine örtliche oder zeitliche Eingrenzung gibt.
Hypothese: Die erwähnte Freilassung gehört in den Kontext des Bürgerkriegs, weil sie dazu diente, das Vergießen "eigenen" (= römischen) Bluts zu begrenzen.
 
Schade, dass es keine örtliche oder zeitliche Eingrenzung gibt.
Hypothese: Die erwähnte Freilassung gehört in den Kontext des Bürgerkriegs, weil sie dazu diente, das Vergießen "eigenen" (= römischen) Bluts zu begrenzen.

Dieser Vermutung würde ich mich anschließen. Im Zuge der Auseinandersetzungen in Spanien (“Schlacht“ von Ilerda 47 v. Chr.) soll Caesar Gefangene, Überläufer und Besucher aus dem pompejanischen Lager gut behandelt haben während die Gegenseite wohl einige Caesarianer hinrichten ließ. Neben militärtaktischen Finessen wohl eine zusätzliche Form des Ausmanövrierens, die Pompejaner unter den Legaten Petreius und Afranius sollen sich letztlich ohne das ganz große Hauen und Stechen ergeben haben.
 
Dieser Vermutung würde ich mich anschließen. Im Zuge der Auseinandersetzungen in Spanien (“Schlacht“ von Ilerda 47 v. Chr.) soll Caesar Gefangene, Überläufer und Besucher aus dem pompejanischen Lager gut behandelt haben während die Gegenseite wohl einige Caesarianer hinrichten ließ. Neben militärtaktischen Finessen wohl eine zusätzliche Form des Ausmanövrierens, die Pompejaner unter den Legaten Petreius und Afranius sollen sich letztlich ohne das ganz große Hauen und Stechen ergeben haben.
Guten Morgen Lucullus,
ich fand jschmidts These auch bestechend :fechtduell:
und habe mich zuerst auch im spanischen Feldzug auf die Suche gemacht, nachdem der italienische Feldzug nichts ergeben hat.
Allerdings passt die Schilderung von der Situation bei Ilerda nicht zur Frage: wie du selbst schreibst, ging es da nicht um Gefangene, sondern um gegenseitige Besucher - eine paradoxe Erzählung - da die beiden Lager, das cäsarische, und das pompeianische sehr dicht beieinander lagen, und die Situation für die Legionen der Afranianer (nach ihrem Anführer Afranius) schon sehr aussichtslos, die Reiterei völlig demoralisiert war, kam es in einer Situation, als die pompeianischen Feldherren abwesend waren, zu gegenseitigen Besuchen von Verwandten bis zu Unterredungen mit Cäsar selbst. Über die Stärke der cäsarischen Armee waren die Pompeianer sehr gut informiert, numerisch fast gleich (jeweils fünf Legionen+Reiterei) stark, jedoch besonders durch die gallisch/germanische Kavalleriewaffe und höhere Motivation der Veteranen bei den cäsarischen Legionen waren diese faktisch überlegen.
Die Unterredungen hatten bald das Ziel vorzufühlen, wie die Waffenstillstandsbedingungen aussehen würden, die Kapitulationsbedingungen.Von der Überlegenheit der Gegenseite waren die spanischen Pompeianer schon überzeugt, von der eigenen Sache fast gar nicht mehr.
Leider, die Nuss ist noch nicht geknackt. Ich setze mal auf den detektivischen Spürsinn Raveniks. :detektiv:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte auch zuerst auf Ilerda getippt.
...Gefangene, Überläufer und Besucher aus dem pompejanischen Lager gut behandelt...
Zu den Ereignissen im Juni/Juli 49 siehe Caesars De Bello Civili: Fraternisierung (I, 74), Entlassung der ins Lager gekommenen Feinde, soweit sie nicht zu ihm übergelaufen waren (I, 77).
... bei Ilerda ... ging es ... nicht um Gefangene, sondern um gegenseitige Besucher...
Jedenfalls sind die Gefangenen, die er früher gemacht hatte (z.B. I, 66), nicht eigens erwähnt.
 
Ich kann da leider nichts Substantielles beitragen. Ohne diese Episode als Märchen abtun zu wollen: Es gibt rund um Caesar halt tonnenweise Legenden.

Mein Favorit ist die mit den heiligen Hühnern, nach deren Appetit der Erfolg einer Schlacht vorausgesagt werden sollte und er dann halt einfach die Hühner auf Schmalkost gesetzt haben soll.

Solche Tricks waren aber definitiv während Caesars Erfolgen in Rom bekannt und sind auch verbürgt. Bibulus lies z.B. etliche Sonderfeiertage ausrufen, um Beschlussfassungen des Senats unter Caesar zu verhindern.
 
Es gibt rund um Caesar halt tonnenweise Legenden.
Ob einige davon auf Caesar selbst zurückgehen, bleibt offen [1]:
Der Historiker Asinius Pollio, Begleiter Caesars auf vielen Etappen des Bürgerkrieges, will wissen, dass dieser es mit der unverfälschten Wahrheit (integra veritas) nicht so genau (parum diligenter) nahm. Er habe mancher seiner Taten, sei es absichtlich, sei es durch das Gedächtnis getäuscht, falsch dargestellt.
Die Episode, um die es hier geht, hat jedenfalls den Anschein von Plausibilität; sie »passt« zum trickreichen Caesar.

[1] Wolfgang Will: Veni, vidi, vici. Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung. Darmstadt 2008, S. 16 (mit Verweis auf Sueton Caes. 56.4)
 
Wobei zu unterscheiden wäre zwischen der Ausgangsfrage von Road Runner (Freilassung aus militärstrategischen Gründen) und der Clementia Caesaris, die eher politstrategisch ausgerichtet war. Die Geschichte, die Road Runner nachfragt, klingt doch eher nach Caed(ic)ius.
 
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