Vor Wochen bin ich zufällig auf das Thema gestoßen und war überrascht, dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal eine Militärdiktatur in Europa etablieren konnte.
Ich glaube, die Wurzeln des Konflikts reichen bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurück.
Die Briten als Besatzungsmacht waren daran interessiert, den kommunistischen Teil der Widerstandsbewegung auszuschalten. Sie und die Amerikaner begünstigten nach 1945 Politiker, die teilweise mit der deutschen Besatzungsmacht zusammen gearbeitet hatten. In den ersten Jahren nach dem Ende des deutschen Besatzungsregimes kam es zu einem erbitterten Bürgerkrieg, in dem die Linke unterlag.
Die restaurierte Monarchie besaß einen Einfluss, der weit über ihre verfassungsmäßigen Rechte hinaus ging. Bis Anfang der sechziger Jahre regierten konservative Kräfte das Land. Zwar gab es Wahlen, aber sie können nur bedingt als frei bezeichnet werden.
Wer in den Staatsdienst wollte oder eine gute Stellung in der Industrie anstrebte, musste Parteigänger der National-Radikalen Union sein, einer konservativen Partei, die bis 1963 den Ministerpräsidenten stellte. Die Konservativen profitierten auch von der Zersplitterung der Opposition. Die Liberalen unter Georg Papandreou waren in sich zerstritten, eine Zusammenarbeit mit der so genannten Demokratischen Linken lehnten sie ab. Zu Beginn der sechziger Jahre gelang es Georg Papandreou, kleinere Parteien der Opposition zur Zentrumsunion zu vereinen, einer Mitte-Linkspartei mit sozialliberalem Profil, wobei es immer problematisch ist, solche Begriffe unbenommen auf andere Länder zu übertragen. 1963 konnte sie die Wahl gewinnen und Papndreou wurde Ministerpräsident. Schon zwei Jahre später zeigte sich aber auch, wie brüchig die Zentrumsunion war: als Papndreou wegen eines Konflikts mit König Konstantin als Regierungschef zurück trat, fand der Hof in der Zerntrumsunion Politiker, die bereit waren, Minderheitenkabinette zu bilden. Die Verfassungskrise sollte schließlich 1967 durch Wahlen gelöst werden. Als sich ein Sieg der Zentrumsunion abzeichnete, putschte das Militär, die so genannte kleine Junta. Auch Konstantin soll einen Putsch vorbereitet haben; die Obristen kamen ihm wohl zuvor. Die weitere Entwicklung ist bekannt.
Es sind sicher mehrere Faktoren, die zu dieser Entwicklung geführt haben: konservative Eliten, die sich einer Demokratisierung des Landes widersetzten, weil sie um ihre Privilegien fürchteten; eine Monarchie, die noch nicht einmal konstitutionell regierte; eine Bevölkerung, die teilweise - vor allem auf dem flachen Land - diese Scheindemokratie als gottgewollte Obrigkeit empfand und ein Parteisystem, in dem sich politische Gruppierungen um charismatische Politiker sammelten, die dann wiederum Pfründe zu vergeben hatten.
Und die Reaktionen vieler westeuropäischer Länder waren in der Tat beschämend. Aber die Nato duldete ja auch das Franco-Regime und die Diktatur in Portugal in den eigenen Reihen.