Kaiser Hirohito

heinz

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Seit dem 25.12.1926 ist Hirohito (1901-1989) als >Showa Tenno< der 124. Kaiser Japans und damit Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Aber sein Einfluss schwindet seit 1931 zsehends, Außen- und Verteidigungspolitik werden von den Militärs beherrscht: Krieg gegen China, Austritt aus dem Völkerbund, Kriegserklärung an Großbritanien und Angriff auf die USA. 1944, als sich die Niederlage japans abzeichnet, bemüht er sich um eine Umkehr des Kriegskurses, scheitert aber an der Kabinettsmehrheit. Nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki im August 1945 gelingt ihm die Entmachtung der Durchhaltekrieger - und es kommt zur Kapitulation. 1948 wird Hirohito vom Internationalen Gerichtshof in Tokio von der Anklage Kriegsverbrechen begangen zu haben, freigesprochen. :thx:
 
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soweit mir bekannt ist, hatte der japanischer Kaiser schon immer wenig Einfluss genommen auf die politischen Entscheidungen in seinem Land. Als Gottkaiser war es unter seiner Würde, sich um das alltägliche Leben zu kümmern. Wichtige Entscheidungen wurden von ihm lediglich proforma unterzeichnet.
Übrigens hatten sich die Japaner schon vor dem Abwurf der Atombomben um Frieden bemüht. Es war jedoch ihr Fehler, in Moskau einen Friedensvermittler zu suchen, da sich Stalin erst noch sein Stück aus dem Kuchen in Fernost sichern wollte.
 
Das ist richtig, warspite, Japan hatte mehrfach versucht die Kriegshandlungen einzustellen. Allerdings beharrten die USA bis zuletzt auf der Forderung der Tenno müsse seine Göttlichkeit aufgeben. Möglicherweise ist es für uns belanglos, würde aber andererseits jemand von uns, den USA etc bei Friedensverhandlungen verlangen, daß man dem christlichen Gott und Jesus abschwören müsse, könnte man sich den Aufschrei der Empörung vorstellen. Selbst heute ist es nicht ganz leicht als Historiker in Japan am Dogma von der Gründung durch Yamato-Tenno zu rütteln.
Hirohito heika ließ sich sicherlich von den Kriegstreibern der japanischen Regierung in den Hintergrund drücken. Die nationale genyosha-Bewegung wurde aber begünstigt durch das arrogante Verhalten der westlichen Kolonialmächte. Die Japaner fühlten sich als Menschen herabgesetzt. Als dann noch die USA den Völkerbund dazu mißbrauchten Japan politisch und wirtschaftlich zu isolieren und die militärischen Kreise durch den fortwährenden Krieg in China immer weiter erstarkten, war es sicherlich auch für Hirohito heika schwer dagegen vorzugehen, zudem er sicherlich in vielen Punkten mit der genyosha-Bewegung übereinstimmte.

Es wäre an der Zeit die Geschichte Japans einmal anders als aus der einseitig westlich, amerikanischen Sichtweise zu betrachten.
 
beorna schrieb:
Es wäre an der Zeit die Geschichte Japans einmal anders als aus der einseitig westlich, amerikanischen Sichtweise zu betrachten.
Leider ist die Sicht der Japaner auf ihre Geschichte nicht immer sehr objektiv. Vieles, gerade der juengeren Geschichte ist mit Tabus belegt, manche Dinge will man einafch nicht sehen, es gibt viel Verklaerung usw.

Alles nicht so einfach, wenn man da ein klares Bild bekommen moechte...
 
Das ist vollkommen richtig, manganite, den Japanern würde ich auch nur bedingt zutrauen eine objektive Beurteilung dieser Zeit abzugeben. Eine Aufarbeitung in Japan, so wie sie in Deutschland stattfand, hat es dort leider nie gegeben. Und selbst bei uns liegt noch heute vieles im Argen.
 
Lieber Beorna Japan hat sich bisher nicht für die angriffe auf China entschuldigt noch die Kolonialherschaft über Korea bedauert. Es stimmt, dass der Tenno auch zu Zeiten der regiefenden Kriegspartei keinen Einfluß auf die Geschicke des Landes hatte. Um so höher ist es einzuschätzen, dass er sich für den Frieden eingesetzt hat. Dass er bei der heutigen Verfassung von Japan nur noch als zeichen für die Nation steht, ist völlig klar. :)
 
Hatte nicht vor kurzem der japanische Ministerpräsident gegenüber Korea sein Bedauern erklärt?

Ich weiß nicht, ob es mit der "asiatischen" Psyche zusammenhängt? Ein Schuldeingeständnis in westlichem Sinne könnte in Ostasien als Gesichtsverlust gelten. Davon abgesehen, eine Reihe von Staaten entschuldigen sich nicht für Kriege oder irgendwelche Verbrechen, da bilden die Japaner keine Ausnahme. Ich kenne eigentlich nur eine Nation, die durch die Gegend läuft und sich bei allen für alles entschuldigt und das Deutschland. Wenn ich da noch an meine "geliebte" Geschichtslehrerin denke. Nach ihr mußten wir uns für alle Kriege seit den Kreuzzügen entschuldigen. Selbst wenn wir 'mal überfallen wurden, hatten wir es irgendwie provoziert. (Ich möchte mich daher schon hier im voraus bei allen entschuldigen, die ich wegen der Forderung nach Entschuldigung irgendwann mal angreife! Ich bin geradezu traumatisiert durch meine Ex-Lehrerin!). Ich denke mit den Atombombenabwürfen hat Japan genug für seine Taten bezahlt. Ich nenne das quitt.

Eine gewisse Weitsicht im Verlauf des Krieges kann man Hirohito heika nicht absprechen, allerdings wäre eine frühere Einsicht wünschenswert gewesen.
 
Lieber Beorna,
so ändern sich die Zeiten. Ich hatte noch alte Nazis und ehemalige Offiziere als Lehrer. Die haben sogar den Holocaust geleugnet, "weil ein deutscher Soldat so erwas nicht tut" und flogen damit nicht aus den Schuldienst.
Ich meine, eine Entschuldigung schadet niemanden und kostet nichts. Aber Japan muß selbst wissen, wo es sich überall entschuldigen muß. Die Expansionspolitik, die seit 1900 betrieben wurde, spricht für sich.
Außerdem sollten sich die Türken bei den Armeniern entschuldigen und die Weißen bei den Indianern. :rolleyes:
 
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Ja, Heinz, so hat wohl jede Generation seine Last mit Lehrern gehabt. Ich bin selbst schuld, hätte ich nicht ständig ihren Blödsinn bemäkelt.....

Du hast im Grunde Recht, Völker die sich demokratisch nennen und die Menschenrechte anerkennen, sollten soviel Schneid haben, sich für ihre Fehler zu entschuldigen und sie so gut wie möglich wieder gut zu machen (wenn auch nicht ewig). Ich befürchte die Amerikanisierung der Zivilgerichtsbarkeit führt aber ins Gegenteil.
Wir Europäer/Amerikaner sollten aber von den Japanern nichts verlangern wozu wir nicht selbst bereit sind.
 
Hirohito - der letzte Gottkaiser Japans

Hallo,
ich wollt mal fragen wie er historisch bewertet werden kann,
auf Wikipedia steht, manche bezeichnen als ,,Hitler Asiens."
Meiner Meinung hat aber Tojo Hideki das schlimmste auf dem Gewissen:
Denn durch seine Befehle wurden 4 Millionen Chinesen umgebracht!
Also, was sagt ihr über Hirohito?
 
Ich meine, eine Entschuldigung schadet niemanden und kostet nichts. Aber Japan muß selbst wissen, wo es sich überall entschuldigen muß. Die Expansionspolitik, die seit 1900 betrieben wurde, spricht für sich.
Außerdem sollten sich die Türken bei den Armeniern entschuldigen und die Weißen bei den Indianern. :rolleyes:
Das waren noch Zeiten als derartige Aussagen an der Tagesordnung waren....
 
@ Osman61: Die Bezeichnung "Gottkaiser" ist irreführend. Der Tenno galt keineswegs als Gott, sondern bloß als Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu. Deshalb war es für die Japaner keineswegs etwas Neues, als Hirohito nach der Kapitulation gezwungen wurde, seine Göttlichkeit zu leugnen - er sagte nur, was eh alle wussten, bloß die Amerikaner falsch verstanden hatten.
 
Hirohito hatte wenig mit Details von Japans imperialistischer Politik in den 1930ern zu tun, das war eher das Werk von Gruppen innerhalb des japanischen Militärs, der Politik und der Wirtschaft. Wie weit er hier doch fallweise agiert hat, oder jedenfalls in der Regel Marionette der Interessengruppen war, ist schwer zu entscheiden.

MW hat er am entscheidenden Kriegsrat Anfang Juli 1941 - Angriff auf die USA - teilgenommen.

Das hier trifft es recht gut:
Hirohito ? Wikipedia
"Auf der anderen Seite haben die jüngeren Forschungen von Herbert P. Bix,[1] Akira Fujiwara,[2] Peter Wetzler[3] und Akira Yamada[4] Hinweise darauf gefunden, dass der Kaiser durch Mittelsmänner einen hohen Grad an Kontrolle über das Militär ausübte, und dass er sogar die Haupttriebkraft hinter den Ereignissen der zwei Kriege gewesen sein könnte. "
 
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