Karikatur aus dem Punch: "Adolf in the looking glass"

Bei der Blume tippe ich auf eine Nelke, genau wie die Taube ein Symbol der Friedens. Ihr Gegenstück im Spiegel ist der Säbel.
 
Hallo,

ich sehe das so:

Hitler im zivilen Anzug vor dem Spiegel:

Er gibt sich unter dem "Slogan" das neue Deutschland will Arbeit und Frieden, mit der Taube und der Blume in der Hand den Anstrich eines Willens von (Voelker-) Verstaendigung und Friedensliebe.

Im Spiegel zeigt sich dann sein anderes Gesicht, in Uniform mit Stahlhelm, Saebel und (Preussen-) Adler welche fuer mich Imperialismus (Adler), Revanchismus (Stahlhelm) und Militarismus (Saebel) ausdruecken.

Gruss
Daniel
 
Hallo,

ich sehe das so:

Hitler im zivilen Anzug vor dem Spiegel:

Er gibt sich unter dem "Slogan" das neue Deutschland will Arbeit und Frieden, mit der Taube und der Blume in der Hand den Anstrich eines Willens von (Voelker-) Verstaendigung und Friedensliebe.

Soweit kann ich mich dieser Interpretation anschließen.

Im Spiegel zeigt sich dann sein anderes Gesicht, in Uniform mit Stahlhelm, Saebel und (Preussen-) Adler welche fuer mich Imperialismus (Adler), Revanchismus (Stahlhelm) und Militarismus (Saebel) ausdruecken.

Hier sollte man betonen, dass das Ausland (foreign opinion = ausländische Meinung) Hitler als Kriegstreiber und Militaristen wahrnimmt. In der Bildunterschrift ("How frightful I look to day!" = "Wie seh' ich heute wieder furchterregend aus!" zeigt Hitler seine (gespielte?) Überraschung über die Reaktionen im Ausland.
 
Die vorhergegangen Abrüstungs- und Rüstungsbeschränkungs Verhandlungen haben sicher auch ihren Einfluss auf die Karrikatur.
Gingen die Abrüstungsverhandlungen (in denen Hitler sich selbst als Agitator sah) nicht auch noch bis 1934 weiter in Genf?
 
Prinzipiell sehe ich zwei Möglichkeiten, welche als Interpretation gleichermaßen gelten können:

1. Der Karikaturist zeigt die Diskrepanz zwischen ausländischer Meinung und Realität. Er hält demnach die Verteuflung Hitlers im Ausland für übertrieben.

2. Der Karikaturist zeigt im Spiegel, wie Hitler im Ausland gesehen werden möchte, obwohl ihm dazu die Mittel fehlen.

So oder so hat der Zeichner (aus heutiger Sicht) wohl den Ernst der Lage unterschätzt.
 
@Pope

Kannst du diese Ansichten unterlegen? Ich kann mich deinen Interpretationen ohne Unterlegung nicht anschließen.
 
@Pope

Kannst du diese Ansichten unterlegen? Ich kann mich deinen Interpretationen ohne Unterlegung nicht anschließen.

Klar.

Hitler rechts = Abbild der Realität
Hitlers Spiegelbild = Abbild der Wahrnehmung bzw. Wunschdenken


Immer aus Sicht des Zeichners. Darauf können wir uns einigen, nicht?

Hitler erscheint als jemand, der von seinem martialischen Spiegelbild verzückt ist, seine "wahre" Erscheinung ist doch alles andere als bedrohlich.

Hätte der Zeichner auf eine Gefahr oder drohendes Unheil in der Person Hitler Aufmerksam machen wollen, hätte er sicherlich drastischere Mittel gefunden. Die Karikatur an sich wirkt überhaupt nicht bedrohlich, und Hitler schon garnicht "bestialisch" wie wir es von vielen anderen Karikaturen aus der Zeit gewohnt sind. Wo sind die Eckzähne eines Vampirs? Die Pranken eines Monsters? Der giftspeiende Mund?

Hier eine amerikanische Karikatur aus dem Jahr 1933: http://www.calvin.edu/academic/cas/gpa/images/hitlerca/caric12.jpg

Das hat doch schon einen ganz anderen "Ton", oder?:grübel:
 
@floxx78: Zum Schluss wage ich aber mal eine steile These: Der Karikaturist möchte zum Ausdruck bringen, dass die kriegerischen Ambitionen Hitlers im Ausland überschätzt werden - eine klare Fehlannahme, wie die weitere Entwicklung der NS-Aussenpolitik zeigen sollte.
Da kommen wir der Sache näher. Könnte es nicht sein, dass der Karikaturist ein "Hitlersympathisant" war? Die gab es auch in England, jedenfalls in den ersten Jahren des Dritten Reiches, zur Genüge.
Hitler schaut in den Spiegel mit allen Friedenssymbolen ausgestattet. Der Spiegel zeigt die Meinung des Auslandes (1934, wohlgemerkt) und das sieht ihn als als martialischen Militaristen, mit Anlehnungen an das "Bismarck-Klischee".

Wichtig ist der sehr kleingedruckte Kommentar unten:
"How frightfull I look today" - frei übersetzt: Oh Gott, sehe ich heute furchtbar aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da kommen wir der Sache näher. Könnte es nicht sein, dass der Karikaturist ein "Hitlersympathisant" war?

Habe mir mal die Mühe gemacht, das zu recherchieren. Der Zeichner, Bernard Partridge, vertrat zwar recht konservative Ansichten (Bernard Partridge),
war aber sicherlich kein Hitler-Freund, wenn man sich mal die anderen Karikaturen von ihm anschaut (z. B. diese hier: The New Protector - Hitler protecting the Czechs).

Einfacher wird´s dadurch natürlich nicht. Bin gespannt auf weitere Deutungen.
 
Einfacher wird´s dadurch natürlich nicht. Bin gespannt auf weitere Deutungen.
Der Mann könnte bei der Wahrnehmung von Hitler eine Entwicklung durchgemacht haben: zunächst fand er Hitler gar nicht so kriegerisch wie andere seiner Zeitgenosse (Karrikatur von 1934). Hitlers 1938er Versuch, nach Prag zu greifen, karrikierte Bernard Partridge in Anlehnung an eine Szene aus Grimms Märchen vom Rotkäppchen: Little Czech-Riding-Hood 'What sharp teeth you have' (German Wolf): Little Czech-Riding-Hood 'What sharp teeth you have, Grandmamma!' 'All the better for peacefully revising treaties, my dear.'


Mit diesem Wahrnehmungswandel dürfte Partridge im Lande der Appeasementpolitik nicht alleine gestanden haben. In diesem Zusammenhang ist auch noch eine andere Karrikatur von Partridge interessant, die aus dem Jahr 1934 stammt. Partridge beklagt bei dieser, dass Frankreich die Gefahren unterschätzt, die von der SU ausgehen: France misjudging the danger of the Soviet 'Bear'. Die in GB gepflegte Einschätzung, die von der SU ausgehenden Gefahren durch Hitler als "antikommunistisches Bollwerk" eindämmen zu können, war ein Motiv für die Appeasementpolitik.
 
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Klar.

Hitler rechts = Abbild der Realität
Hitlers Spiegelbild = Abbild der Wahrnehmung bzw. Wunschdenken


Immer aus Sicht des Zeichners. Darauf können wir uns einigen, nicht?

Nicht bei einer Karikatur! Bei einer Karikatur stellt ein Zeichner Zusammenhänge oft bewußt verfremdet dar. Bei dieser Karikatur ist z.B. wichtig zu wissen, welche persönliches Bild von Hitler der Zeichner selbst hat: Sieht Partridge Hitler als Friedensbringer (also den Hitler vor dem Spiegel) oder als Kriegstreiber (Das Spiegelbild?) Aus der Zeichnung wird dies nicht ersichtlich.

Hitler erscheint als jemand, der von seinem martialischen Spiegelbild verzückt ist, seine "wahre" Erscheinung ist doch alles andere als bedrohlich.

Woher weißt du, dass Hitler von seinem Spiegelbild verzückt ist? Wir sehen leider nicht den Gesichtsausdruck des Realen Hitlers, da er den Kopf von uns abwendet.
Ist es nicht naheliegender, dass er erschrocken ist? Immerhin gibt er sich als Friedensbringer mit Friedenstaube und Friedensnelke. Und wie stellt ihn das Ausland dar? Als Kriegstreiber mit Säbel und Adler!

Das Problem an dieser Stelle ist, dass keine der beiden Interpretationen alleine aus dem Bild heraus verworfen werden muss.

Hätte der Zeichner auf eine Gefahr oder drohendes Unheil in der Person Hitler Aufmerksam machen wollen, hätte er sicherlich drastischere Mittel gefunden. Die Karikatur an sich wirkt überhaupt nicht bedrohlich, und Hitler schon garnicht "bestialisch" wie wir es von vielen anderen Karikaturen aus der Zeit gewohnt sind. Wo sind die Eckzähne eines Vampirs? Die Pranken eines Monsters? Der giftspeiende Mund?

Hier eine amerikanische Karikatur aus dem Jahr 1933: http://www.calvin.edu/academic/cas/gpa/images/hitlerca/caric12.jpg

Das hat doch schon einen ganz anderen "Ton", oder?:grübel:[/quote]

Die amerikanische Karikatur kann ich nicht öffnen.

Wenn du dir aber die späteren Karikaturen von Partridge ansiehst, wird Hitler dort sehr wohl als Monster dargestellt (z.B. als der Böse Wolf in der Rotkäppchen-Karikatur).


Das große Problem bei der Interpretation dieser Karikatur liegt darin, dass beide Interpretationen nicht ausgeschlossen, eine Entscheidung aber nur möglich ist, wenn wir die politischen Ansichten Partridges kennen.

Wenn Partridge ein Sympatisant der Nazis war, macht deine Interpretation Sinn. Dann ist das Spiegelbild das Zerrbild und Partridge sieht Hitler als weniger bedrohlich an, als ihn die Auslandspresse darstellt.

Wenn Partridge kein Sympatisant der Nazis war, dann ist die Karikatur als Warnung zu verstehen: Hitler gibt sich als Friedensbringer, doch das Ausland hat längst erkannt, was er in Wirklichkeit ist: Ein Kriegstreiber.

Die zweite Interpretation deckt sich auch mit dem damaligen Auftreten von Hitler: Hitler hat immer betont, dass er den Frieden möchte. Das haben ihm viele geglaubt, nicht zu letzt die Britische Regierung unter Chamberlain, die noch 1938 Appeasement mit Hitler betrieben hat.

Gut möglich, dass Partridge zunächst Hitler nicht durchschaut hat (im Gegensatz zu David Low, einem anderen britischen Karikaturisten). Die späteren Karikaturen von Partridge lasse aber erkennen, dass er in Hitler ein Bedrohung sah.
 
Nicht bei einer Karikatur! Bei einer Karikatur stellt ein Zeichner Zusammenhänge oft bewußt verfremdet dar. Bei dieser Karikatur ist z.B. wichtig zu wissen, welche persönliches Bild von Hitler der Zeichner selbst hat: Sieht Partridge Hitler als Friedensbringer (also den Hitler vor dem Spiegel) oder als Kriegstreiber (Das Spiegelbild?) Aus der Zeichnung wird dies nicht ersichtlich.
Dass es sich beim Spiegelbild um die "Foreign Opinion" handelt, wird aus der Zeichnung ersichtlich.;)
 
Dass es sich beim Spiegelbild um die "Foreign Opinion" handelt, wird aus der Zeichnung ersichtlich.;)

daran anschließend diese Vermutung: Dem Karikaturisten ging es offensichtlich um die Meinung, die das Ausland über Hitler hatte. Dass er gleichzeitig noch auf eine "Verschleierungstaktik" Hitlers abzielte, lässt sich daher vermutlich ausschließen - es sei denn, man geht davon aus, dass Partridge die Karikatur bewusst vielschichtig anlegte, also gleichzeitig verschiedene Themen abdecken wollte.
 
@floxx78: - es sei denn, man geht davon aus, dass Partridge die Karikatur bewusst vielschichtig anlegte, also gleichzeitig verschiedene Themen abdecken wollte.
Eine Karikatur sollte eigentlich so angelegt sein, dass auch der dümmste Zeitgenosse (hier England 1934) sie versteht.

Und dann, ich wies schon darauf hin, der Text unten: "How frightfull I look today".
 
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Hier der Link: Hitler Caricatures

Ich meinte die Karikatur ganz unten.

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Wäre die Schrift "foreign opinion" nicht über dem Spiegel, könnte man es sich tatsächlich aussuchen, aber das Spiegelbild ist in jedem Fall eine Meinung. Normalerweise, denke ich, setzt man da die Realität dagegen (=Hitler rechts).

Es scheint, dass der Zeichner generell stilistisch sehr subtil arbeitet. Selbst der "böse sowjetische Bär" in der anderen Karikatur sieht irgendwie noch drollig aus. Er macht es einem nicht wirklich einfach ...
 
danke erstmal für eure hilfe..
nur mein schreibstil hat ihm nich gefallen un ich hätte auch zitate zu sehr zerpflückt... -.-
(macht man das bei zitatanalysen nich so????)
naja....8 punkte is jetz nich so die welt find ich...
trotzdem danke...auf die erklärung der karikatur hab ich keine abzüge^^
 
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