Karl der Große - Beiname?

Eine Linie der historischen Interpretation geht darin, dass sie nicht enthauptet wurden, sondern nur umgesiedelt. Also statt decollati sunt - delocati sunt. Ein Schreibfehler also. Hach, wie schön ist die Mediävistik - ebenso bunt wie die Zeit ist die Theorie. ;)

Ist das nicht in erster Linie Karl Hengst, der davon ausgeht, das ein Lese- oder Interpretationsfehler gemacht worden sein könnte. ;)
Am Vorabend der Kaiserkrönung - Google Bücher
"Die Sachsen" von M. Spinger beschäfftigt sich mit der Umsiedlung der Sachsen.
Aber das eine schließt das andere nicht aus.
 
Auf jedenfall ist in Verden was passiert. Nur was, das wissen wir nicht genau.
Ich hab mich auf die Zahl gestützt die ich gelesen hab (wikipedia).
Ich les auch gerade ein Buch über den guten Karl.
Nun, der gute Karl wurde von den alten Sachsen richtig verschaukelt. Insbesondere Widukind.
Karl hatt dort mit eisernem Besen gekehrt, um zu zeigen das er Chef nun ist.

Nun noch was zu den historischen Quellen. Diese flunkern manchmal auch,
um sich in einem besseren Bild zu zeigen.
Beispiel: Der Karlsgraben (Fossa Carolina)
In älteren Geschichtbüchern wird dieser Kanal als nie fertiggestellt, dargestellt. Das es zuviele Probleme gab und Karl es aufgab ihn zu bauen.
Das stimmte allerdings nicht, er funktionierte prächtig.

Wieso es denn so dargestellt wurde, das er nie fertiggestellt wurde. Da
gehen die Meinungen auseinander.

Gruß
 
Nun noch was zu den historischen Quellen. Diese flunkern manchmal auch, um sich in einem besseren Bild zu zeigen.

Das tun fast alle schriftlichen Hinterlassenschaften - auch heute noch.


Beispiel: Der Karlsgraben (Fossa Carolina)
In älteren Geschichtbüchern wird dieser Kanal als nie fertiggestellt, dargestellt. Das es zuviele Probleme gab und Karl es aufgab ihn zu bauen.
Das stimmte allerdings nicht, er funktionierte prächtig.

Aber hier stehe ich auf dem Schlauch. Inwiefern bestätigt diese Aussage die oben genannte These, dass man sich in einem besseren Licht zeigen wollte?

...und dass die Fossa Carolina tatsächlich funktionierte, gilt meines Wissens bis heute nicht als gesichert.
 
Zur Fossa Carolina.

In der "Germanica - Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter"
steht drinne, das durch Befunde, es als gesichert gelten darf, das die
Fossa Carolina fertigebaut und in Betrieb war.

Man wollte sich im besserem Licht zeigen, um nicht zuzugeben, das man
die Fossa Carolina nicht in Betrieb halte konnte oder wollte.
Und was ist da besser als zu sagen, "Och das Ding hatt nie funktioniert".

Fossa Carolina – Wikipedia
DER ALTE KANAL - Ludwig-Donau-Main-Kanal - KARLSGRABEN - FOSSA CAROLINA

Gruß
 
Das Buch kenne ich nicht. Gibt es dort Fußnoten auf irgendwelche vorangegangenen Arbeiten? Wenn der Autor ein so breites Thema behandelt, wird er sich ja wahrscheinlich auf irgendwas stützen müssen, weil er den Zeitraum nicht komplett selbst beackern konnte...
 
Die Ermordung der vielen Sachsen (ob da nun ne 0 zu viel steht oder nicht) ist sicherlich kein Grund Karl nicht den Großen zu nennen. Noch weniger der Umstand, daß er es sich der Kirche gegenüber leisten konnte, seine Frau nicht umzubringen (wie Heinrich VIII von England) sondern rauszuschmeißen und sich Nebenfrauen hielt. Das spricht nun ja beides für ein gewisses Ausmaß an Macht. Auch die Andeutung, er könne nächste Anverwandte aus dem Weg geschafft haben, macht ihn kaum unbedeutend. Unbedeutend ist doch eher ein Herrscher, der sich beherrschen läßt, statt zu herrschen, der vor Priestern kuscht und sich sogar noch in Sachen Frauen (oder Knaben) reinreden läßt.

Die Frage muß also lauten: War Karl wirklich von so herausragender historischer Bedeutung? Sowohl Deutsche als auch Franzosen begeheren ihn als Gründervater ihrer nationalen Identität. Basiert das auf Überhöhung, die sich nicht in der historischen Realität widerspiegelt? War der Mann vielleicht nur ein unbedeutender Provinzfürst, der vor allen Nachbarn zittern mußte, während seine Landesgrenzen kaum 50 km von zu Hause wegreichten?

Die Frage war doch nicht ob er ein braver Sohn und Kirchgänger war!
 
Die Ermordung der vielen Sachsen (ob da nun ne 0 zu viel steht oder nicht) ist sicherlich kein Grund Karl nicht den Großen zu nennen.


Wie schrieb vor Jahren hier mal jemand im Forum zu diesem Kontext? "Sachsen wachsen ja nach, alles halb so schlimm..." Entschuldigt die Ironie, aber hin und wieder denke ich an den Satz und kann mich noch immer köstlich amüsieren. :red:


Noch weniger der Umstand, daß er es sich der Kirche gegenüber leisten konnte, seine Frau nicht umzubringen (wie Heinrich VIII von England) sondern rauszuschmeißen und sich Nebenfrauen hielt.

Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen.


War Karl wirklich von so herausragender historischer Bedeutung?

Ja, war er. Allein schon die Rezeption rechtfertigt das.


Basiert das auf Überhöhung, die sich nicht in der historischen Realität widerspiegelt?

Welche Zweifel gibt es? Geschichtsklitterung gibt es - immer und überall. Aber wen wir alles wegleugnen, bewegen wir uns auf sehr dünnem Eis und das dient niemandem.*


War der Mann vielleicht nur ein unbedeutender Provinzfürst, der vor allen Nachbarn zittern mußte, während seine Landesgrenzen kaum 50 km von zu Hause wegreichten?

Ich bin ja eigentlich jemand, der sich Argumentationen antut und - vor allem, was das Frühmittelalter betrifft - nur schwer einem Glauben anhängt. Aber das ist denke ich auszuschließen.


*Hach, was juckt es mich jetzt in den Fingern, ein paar Worte zur Kritik von Nietzsche an der negativen Theologie von Dionysius Areopagita zu verlieren, aber damit ist jetzt auch niemandem gedient und es ist zu spät dazu.
 
@ Lukrezia Borgia
"Germanica - Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter"
Kapitel "Reich der Franken-eine Grundlage Europas"
geschrieben von Dr. Uta von Freeden, RGK


@
Hans forscht
heinser wollte etwas für seine Diskussion, an der Schule. Und das hatt er von
mir bekommen.
Ich stelle hier nicht in Frage das Karl ein brillianter Kopf war, der seinen Weg
ging und ihn auch fast immer durchsetzen konnte. Er war ein Mensch und
hatte somit auch seine Schwächen. Wobei einige seiner Schwächen ihn
heutzutage ins Gefängins bringen würden.

Gruß
 
*Hach, was juckt es mich jetzt in den Fingern, ein paar Worte zur Kritik von Nietzsche an der negativen Theologie von Dionysius Areopagita zu verlieren, aber damit ist jetzt auch niemandem gedient und es ist zu spät dazu.

Weil man ja selbst bei Nietzsche nie recht zu wissen scheint, was Glauben, was Wissen und was einfach nur misanthropische Rhetorik gewesen ist =) =)
 
nun, Sachsen wachsen nach.
Nicht nur ein Problem von KdG.
Seine Leistung war auch die Integration frankophiler Sachsen, die es durchaus auch gab
 
Durchaus wäre das ein Argument, aber es hat wohl genug Edelinge gegeben, die vorher schon von einem Staatswesen, indem Amtsmacht verteilt wurde, angetan waren.
Auch gab es wohl überzeugte Christen, die dem Wort des "Herrn Pastor" gefolgt sind.
Die Tochter des "Verlierers" von Ohrum hat einem Kloster eine große Menge Land gestiftet, was ohne Überzeugung der Familie so einfach in einer bäuerlichen Gesellschaft nicht möglich ist
 
Durchaus wäre das ein Argument, aber es hat wohl genug Edelinge gegeben, die vorher schon von einem Staatswesen, indem Amtsmacht verteilt wurde, angetan waren.

Historisch erwisen ist die Uneinigkeit innerhalb der sächsischen Bevölkerung, wobei der Adel zum Teil auf Seiten der Franken stand. Dennoch ist die lange Resistenz gegenüber der fränkischen Militärmaschine beachtlich.
 
Unter den Franken herrschte ja auch nicht gerade eitel Eintracht. Erst haben die karolingischen Hausmeier ihre merowingischen Könige aus dem Weg geräumt. Dann Karl wahrscheinlich die Kinder seines Bruders Karlmann.

"Größe" wird zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Ellen bemessen. Damals war es eben besonders wichtig ein großer Schlagetot zu sein.
 
Karlmann hatte zwei Kinder, Pippin und ein Kind, von dem weder Name noch Geschlecht bekannt sind. Nach seinem Tod floh seine Witwe zu den Langobarden. Nach deren Unterwerfung durch Karl wurde Pippin in ein Kloster gesteckt, über das Schicksal des zweiten Kindes ist nichts bekannt.
 
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