Karl Marx und seine Vision von einer klassenlosen Gesellschaft

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Gast

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Hallo alle zusammen,
wie findet ihr Karl Marx Vision von einer Klassenlosen Gesellschaft?
Bitte helft mir ich weiß nämlich garnichts über das Thema und soll meine Meinung dazu abgeben.
Mfg
 
Gast schrieb:
Hallo alle zusammen,
wie findet ihr Karl Marx Vision von einer Klassenlosen Gesellschaft?
Bitte helft mir ich weiß nämlich garnichts über das Thema und soll meine Meinung dazu abgeben.
Mfg
Hier findest du etwas dazu.
http://www.marx-forum.de/sozialismus/klassenlos.html

Meine Meinung dazu. Hat nicht funktioniert und wird auch nicht funktionieren. Man muss auch die Zeit berücksichtigen, in der Marx seine Visionen hatte
 
Kann dir nur zustimmen. Theoretisch ist der Kommunismus klasse, praktische Durchführungen sind hingegen immer große Fehlschläge. Marx fordert schließlich einen neuen Menschen und den gibt es nicht. Marx Vision bleibt allerdings die am besten ausgearbeite Utopie die ich kenne.
 
"Hat nicht funktioniert" - naja, ich weiß nicht, ob man das bzgl. einer Idee sagen sollte, wenn die Idee doch bisher nur zu 2/3 umgesetzt wurde.

Aber klar ist: Da braucht es schon einen ganz besonderen Typen von Menschen, damit das klappt - und der ist selten.
 
Solange es Klassen bzw. soziale Ungleichheit gibt, wird es auch immer Protest dagegen und den Versuch der Überwindung geben. Marx war auf jeden Fall nicht der erste, der sich eine Gesellschaft der Gleichen vorgestellt hat- das geht bis auf religiöse Bewegungen im Mittelalter zuürück und ist auch nicht auf Europa beschränkt.
Wobei ich finde einfach zu sagen, "hat nicht funktioniert", ist zuwenig. Die Frage ist doch, was und wie wird aus dem Untergang des Ostblocks gefolgert?

Kurz: Die Idee des Kommunismus ist so alt wie die Ungleichheit unter den Menschen. Marxens Leistung war es, sie für seine Zeit neu zu formulieren. Einen "Bauplan" der kommunistischen Gesellschaft hat er aber nie entworfen- sein Thema war die Analyse des Kapitalismus.
 
Bei der Beurteilung der kommunistischen Utopie nach heutigen Maßstäben würde ich mich weniger auf den untergegangenen Ostblock-Sozialismus konzentrieren, als vielmehr denjenigen Systemen Beachtung schenken, die in der Gegenwart immer noch behaupten, in Marx-Engelscher Tradition zu stehen.

Bezogen auf die Eingangsfrage hilft mit Sicherheit ein Blick auf die Zeitumstände (Industrielle Revolution und Manchester-Kapitalismus), die Marx und Engels prägten und zu ihren Utopien veranlassten.
 
Im Kapitalismus beutet der Mensch den Menschen aus. Im Kommunismus ist es umgekehrt.

Die Probleme der menschlichen Gesellschaft sind vor allem in den Wertvorstellungen und der Moral von Individuen zu sehen. Wahrscheinlich war daher das Geld, die verhängnisvollste Erfindung überhaupt.
Marx hat eine Gesellschaft erdacht, in der Ausbeutung nicht möglich sein sollte. Sie wird jedoch nie funktionieren können, solange es Leute gibt, die sich nicht vom Materialismus und dem Wunsch andere zu dominieren, lösen können. Es wird nämlich immer wieder einige geben, die es irgendwie schaffen, "gleicher" zu sein. Sollte es wirklich einmal zu einem globalen Umdenken kommen, könnte der Kommunismus zu verwirklichen sein, allerdings benötigten wir ihn dann nicht mehr.
 
Die mittelalterliche "Kommunismusidee" stammt vom Engländer Thomas Moore , er schrieb den Roman "Utopia". Das war auch gleichzeitig des erste Science-Fiction-roman der Literaturgeschichte.

Diese Idee könnte man wenn man will auch auf ältere Zeiten zurückverfolgen: im alten Iran: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1327
in China gab es in einigen Provinzen die sogenannte Fünf-Scheffel-Reis- Gesellschaft.

Auch das Urchristentum und einige Ordensgesellschaften teilen eine ähnliche Weltsicht.
 
Ein Kommunismus kann es aus biologischen Gründen nicht geben. Der Mensch bleibt biologisch ein Tier, denn nicht materialistisches Denken formt das Bewußtsein sondern noch immer die Triebe.
Und diese Triebe sind immer irgendwo in den Verfassungen der Völker enthalten. Die kleinste Zelle der Gesellschaft ist die Familie. Und der nicht zu stillende Trieb nach Verwirklichung des höchsten Glücksgefühls (Orgasmus) fördert Gemeinschaften und sei es eben nur ein Liebespaar. Dieses Paar wird nicht teilen. Die teilen sind eine Minderheit und teilen auf anderem Gebiet nicht.
Bin ich verständlich? Solange der Mensch seine Triebe nicht mit anderen Menschen vorbehaltlos teilen kann, wird es keinen Kommunismus geben.
Für mich als Mann an sich (biologisch) kein Problem. Wenn da nicht die Wertvorstellung wäre, meine Frau allein lassen zu müssen oder zu betrügen oder sie zu verletzen. Ergo, erst wenn die Liebe abgeschafft ist, funktioniert Kommunismus.
 
Die Frage ist doch um einiges komplexer. Z.B. der neue Mensch: soweit mir bekannt, vertrat Marx nicht die These, daß ein neuer Mensch die neue Gesellschaft machen solle, sondern die neue Gesellschaft formt neue Menschen (das Sein bestimmt das Bewußtsein). Das ist grundlegend. Die Idee geht davon aus, daß in einer Gesellschaft, wo alle gleich sind (nicht im Sinne, alle haben gleiche Interessen, sehen gleich aus etc., sondern alle können ihre unterschiedlichen Interessen mit gleichen Recht und gleich gut Gütermäßig abgesichert ausleben), der Mensch sozial mitfühlend und nicht egoistisch ist. Und an dieser These ist nicht viel zu rütteln und kritisieren. In jeder Gesellschaft in jedem Stand/Klasse/Kaste gibt es unterschiedliche Verhaltensmuster von häufig vorkommenden menschlichen Handlungen, die durch die praktische Rechtslage bedingt sind. D.h. was ist staatlich verboten/erlaubt, was wird geduldet (obwohl verboten), was streng geahndet. So lenkt letztlich der Staat Verhaltensmuster in den unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft bewußt oder unbewußt.
Wenn nun eine Gesellschaft aufgebaut würde ohne gesellschaftliche Unterschiede, ohne unterschiede in der Möglichkeit an Güter zu kommen, in der sich jeder nach eigenen Möglichkeiten und Interessen entfalten kann, dann, davon ging Marx aus, entsteht ganz natürlich ein Mensch, der frei von Neid und Brutalität ist.
Doch wo gab es im real existierenden Sozialismus die Bedingungen eines solchen Menschen? Nirgends. Also gab es auch nicht diesen "neuen" Menschen; und da das dogmatisch nicht sein durfte, wurde dieser neue bessere Mensch prer Definition eingeführt und wer das nicht war, war anormal/asozial (in Kuba z.B. auch Homosexuelle).
Was ich auch bestreiten würde ist, daß Marx Visionen gehabt hätte. Denn dies Wort führt zu sehr in spirituelle Sphären. Diese lagen Marx natürlich sehr fern. Marx hat seine Zeit analysiert und ist dabei bahnbrechend und bis heute aktuell geblieben. Er war Wirtschaftswissenschaftler, Historiker und Philosoph. Er gehört jeder dieser Disziplinen an. Und er hat Schlußfolgerungen aus den Situationen seiner Zeit gezogen. Doch mit einem hat er sich grundlegend geirrt. Daß es eine kleine Gruppe politischer Führer sein könne, die die Massen aus der Ungerechtigkeit und Ungleichheit leiten könne.
Denn hier beißt sich die Katze des neuen Menschen in den Schwanz. Diese politischen Führer waren keine neuen Menschen, weil es noch keine neue Gesellschaft gab. An ihrem Wollen und Können aber hing gänzlich die Entwicklungsrichtung dieser neuen Gesellschaft. Und wohin das führte, das wissen wir.
Marx daraus einen Vorwurf machen und seine gesamte Idee verdammen, ist weder gerecht, noch zielführend, denn Gerechtigkeit der Gesellschaft kann nur das Ziel der Menschheit sein.
Aber der Fehler, der den Kommunismus von einer freiheitlichen Idee in eine real existierende Diktatur umwandelte, der lag schon in Marxens System.
 
Lieber Fischhof,
Visionen sind nichts spirituelles, sondern nur ein hochtrabender Begriff für Phantasie. Nicht jeder Politiker oder Wichtigtuer wollte mit den Phantasien des gemeinen Volkes gleich gesetzt werden. So nannten sich die bekifften Seher auch Visionäre, um sich von den Phantasten abzugrenzen.
Aber am Ende sind sie dann doch gleich.
 
Ich habe jetzt noch mal in mein altes Staatsbürgerkunde Schulbuch nachgesehen

Hier die Definition und ein Beitrag, den ich bei" Wer weiss was "gefunden habe

Kommunismus (von lateinisch communis: gemeinsam), Gesellschaftsmodell, in dessen Zentrum die Abschaffung des Privateigentums und seine Überführung in Gemeineigentum stehen. Unter Kommunismus wird außerdem die Gleichheit der Lebensbedingungen aller Gesellschaftsmitglieder verstanden.

Frühe kommunistische Gesellschaftsentwürfe:
Der Gedanke, dass die Existenz des Privateigentums eine gerechte Gesellschaftsordnung unmöglich mache, hat zahlreiche Philosophen dazu veranlasst, kommunistische Gesellschaftsutopien zu entwerfen, so etwa Platon in seiner Schrift Der Staat. Das Gemeineigentum ist auch für die utopischen Gesellschaftsentwürfe von Thomas More (Utopia, 1516) und Tommaso Campanella (Civitas Solis, 1623; Der Sonnenstaat) kennzeichnend. Urchristliche Gemeinden und Glaubensgemeinschaften des Mittelalters entwickelten ähnliche Vorstellungen und Praktiken, ebenso wie der so genannte Jesuitenstaat in Paraguay (1609-1769). Als explizite Gegenentwürfe zur herrschenden Gesellschaftsordnung entstanden kommunistische Utopien aber erst in der Folge der Französischen Revolution, besonders unter sozialistischen Denkern des 18. und 19. Jahrhunderts, wie Charles Fourier und William Morris.
 
Fischhof präsentiert uns da ein gelungenes Resümee zu Marx!
Ein paar kleine Anmerkungen dazu möchte ich machen:

Fischhof schrieb:
Doch wo gab es im real existierenden Sozialismus die Bedingungen eines solchen Menschen? Nirgends. Also gab es auch nicht diesen "neuen" Menschen; und da das dogmatisch nicht sein durfte, wurde dieser neue bessere Mensch prer Definition eingeführt und wer das nicht war, war anormal/asozial (in Kuba z.B. auch Homosexuelle).
Da der real existierende Sozialismus nur eine Vorstufe zur kommunistischen Gesellschaft sein sollte, war es die Aufgabe dieser Vorstufe, den neuen Menschen zu formen. Dass dies gründlich misslungen ist, mag v.a. an der Ausprägung des real existierenden Sozialismus selbst gelegen haben.



Fischhof schrieb:
Was ich auch bestreiten würde ist, daß Marx Visionen gehabt hätte. Denn dies Wort führt zu sehr in spirituelle Sphären. Diese lagen Marx natürlich sehr fern. Marx hat seine Zeit analysiert und ist dabei bahnbrechend und bis heute aktuell geblieben.
Recht hast du! Deswegen ist der passendere und auch häufiger verwendete Begriff für die Marxschen Ideen das Wort Utopie.



Fischhof schrieb:
Er war Wirtschaftswissenschaftler, Historiker und Philosoph. Er gehört jeder dieser Disziplinen an.
Bist du dir da sicher? Meines Wissens war Marx Jurist; er studierte, glaube ich, in Bonn.



Fischhof schrieb:
Aber der Fehler, der den Kommunismus von einer freiheitlichen Idee in eine real existierende Diktatur umwandelte, der lag schon in Marxens System.
Quod erat demonstrandum - Nicht nur der Ostblock hat es uns vor Augen geführt!
 
Zuletzt bearbeitet:
"Der Sozialismus hat zur Zeit keine Konjunktur. Aber ob er seine Funktion als Pendant zum Kapitalismus definitiv beendet hat, bleibt abzuwarten. Er hat Entscheidendes zur Kritik und damit zur Korrektur von Auswüchsen des lernfähigen Kapitalismus beigetragen."

Richard von Weizsäcker
 
Kirlon schrieb:
Da der real existierende Sozialismus nur eine Vorstufe zur kommunistischen Gesellschaft sein sollte, war es die Aufgabe dieser Vorstufe, den neuen Menschen zu formen. Dass dies gründlich misslungen ist, mag v.a. an der Ausprägung des real existierenden Sozialismus selbst gelegen haben.

Meiner Ansicht und Erfahrung nach hat es eher mit dem Fehlen uneingeschränkter Selbstlosigkeit der Menschen zu tun.
 
Vision? Utopie? Marx selbst hat sich über sozialischtische Utopien lustig gemacht!
Die Entwicklung zum Kommunismus war für Marx eine Zwangsläufigkeit, die er wissenschaftlich beweisen wollte (genauso wie aus den Widersprüchen des Feudalismus der Kapitalismus entstehen mußte).

Das Marx auf ein altruistisches Menschenbild setzt, daß die kommunistische Gesellschaft letzlich erst möglich macht, ist imo eher ein Defizit des Modells des wissenschaftlichen Sozialismus.
Also die "Vision" des selbstlosen Menschen bei Marx seh ich mehr als einen Fehler in seiner Theorie, für den man ihn sehr wohl verantwortlich machen kann.
 
klar ist doch, das es bei der Einrichtung des Kommunismus eine übergeordnete Instanz existieren muss, diese nutzt aber dieses Privileg zu seinem Vorteil aus, ergo kann es nie eine klassenlose Gesellschaft geben. An sich ist der Kommunismus eine nette Vision, leider aber nicht mehr. Wichtig ist natürlich zu wissen, wer Karl MArx war und wie er lebte. Dann weiß man auch, warum ein Mensch auf diese Idee kommt!
 
Viele Dinge in Gesellschaft und Politik scheitern, weil sie den Mensch als Individium ignorieren und ihm unterstellen unter allen Umständen "vernünftig" zu handeln im Interesse des Gemeinwohls.

Diktaturen funktionieren auch nur solange, wie der Einzelne seine eigene Haut zu retten für wichtiger hält.
 
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