Hurvinek schrieb:
Richtig. Marx und sein Erzkapitalist Engels haben nur den Kapitalismus beschrieben und ihn theoretisch weiterentwickelt. Deshalb funktioniert Kapitalismus ja bis heute, weil die Schriften von Marx/Engels von den marktbeherrschenden Subjekten gelesen und umgesetzt werden.
Linke würden das nie verstehen, dass Marx und Engels einen Leitfaden für den vollendeten Kapitalismus geschrieben haben.
Da mutest Du den "Kapitalisten" aber viel zu viel intelektuelle Fähigkeiten zu. Vielmehr war es doch so, daß nach dem 1. Weltkrieg die "Kapitalisten" bereit waren, Kompromisse mit den Gewerkschaften und der SPD einzugehen (8-Stunden-Tag, Streikrecht und anderes) um einer kompletten Enteignung, wie dies in Rußland geschehen war, zu entgehen. Darauf gingen Gewerkschaften und SPD ein und verkauften dies auch noch als Errungenschaften, obwohl es vielmehr Brosamen waren, die von Fabriks- und Zechenbesitzern gern bezahlt wurden, um ihren Besitz an Produktionsmitteln zu behalten.
Durch diese Rechte stieg letztlich der Wohlstand der Arbeiter (klammern wir Währungs- und Weltwirtschaftskrise aus, denn die hatten damit nichts zu tun) und es entstand nun eine Industrie, die die Konsumbedürfnisse neuer Käuferschichten befriedigen konnte. Die höhere Löhne und die Kosten der längeren Freizeit flossen so wieder in die alten Kassen der "Kapitalisten". Der Arbeiter konnte besser leben und war zufriedener und der Produktionsmittelbesitzer hatte keinen wirklichen Nachteile.
Da waren keine marktbeherrschenden Kapitalisten, die Marx und Engels bis in die kleinsten Tiefen verstanden hatten, sondern die praktische Notwendigkeit, soviel Reformen zuzulassen, damit sich möglichst wenig ändert. Dies erwies sich dann, in der Rückschau, als Außerkraftsetzung der Konsequenzen des Marx mit den Theorien von Marx.
Und - das zeigt die heutige Zeit - hat Marx alles andere beschrieben, als den vollendeten Kapitalismus, denn auch wenn es der Kommunismus nicht geschafft hat, die Menschen von freiheitlichen - nicht im österreichischen Sinne - Ideen zu überzeugen, so tut es inzwischen der heutige Kapitalismus. Eine öffentliche Diskussion wie hier in "Opel etc." wäre vor einigen Jahren undenkbar gewesen in diesen unseren Ländern.
Wenn Du nun sagen würdest, Du meinst mit vollendetem Kapitalismus gar nicht die jetzige "freie" sondern die vorherige "soziale Marktwirtschaft", so muß ich antworten, wenn das die vollendete Form gewesen wäre, hätte es nach 1989 nicht diese Wandlung im Kapitalismus gegeben.
Nach einer "Außerkraftsetzung der Konsequenzen des Marx mit den Theorien von Marx" finden wir wieder zurück zu Marx Entwicklungsbeschreibung, als ob die ca. 150 Jahre inzwischen gar nicht vergangen wären. Sozusagen es bedurfte zweier Weltkriege und des langen kalten Krieges, um Marx Entwicklungsbeschreibung für 70 Jahre durcheinanderzubringen. Danach bagann sich aber alles wieder so zu ordnen, wie er es analysiert hatte.