Kaspar Hauser - Erbprinz von Baden oder Betrüger?

Erbprinz oder nicht?

  • Ja, Kaspar Hauser ist der Erbprinz von Baden.

    Stimmen: 4 25,0%
  • Nein, Kaspar Hauser ist nicht der Erbprinz von Baden.

    Stimmen: 5 31,3%
  • Ich weiß nicht, ob Kaspar Hauser der Erbprinz von Baden war.

    Stimmen: 4 25,0%
  • Es ist mir egal, wer der Erbprinz von Baden war.

    Stimmen: 3 18,8%

  • Umfrageteilnehmer
    16

Konradin

Gesperrt
Kaspar Hauser (1812-1833) - Chronologie

1771-1812 Baden wächst zu einem mächtigen Großherzogtum mitten im Herzen Europas heran. Die strategisch vorteilhafte Lage wird von Frankreich und Russland erkannt und von dessen Fürsten umworben.
1787 Es kommt zur Aufspaltung des Hauses Badens: Carl-Friedrich heiratet zum zweiten Mal, die 40 Jahre jüngere Luise Geyer von Geyersberg, spätere Gräfin Hochberg.
1801 Carl-Ludwig, der älteste Sohn von Carl-Friedrich, stirbt. Ein auffälliges Dahinscheiden der männlichen Zähringer beginnt.
1806 Die Herzogenwürde wird an das Haus Baden verliehen, verknüpft mit dem Geschlechternamen Zähringen.
Heirat von Großherzog Carl (Enkel von Carl-Friedrich) und Stephanie Beauharnais, einer Adoptivtochter Napoleons.
1811 Tod des Großherzogs Carl-Friedrich.
1812 Am 26. September wird der Sohn und Erbprinz (Kaspar Hauser) des badischen Großherzogs Carl und Gemahlin Stephanie Beauharnais geboren.
Am 29. September kommt Johann Ernst Jakob Blochmann, Kind einer zu jener Zeit bei der Reichsgräfin von Hochberg bediensteten Familie, zur Welt.
Vermutlich lässt einige Tage später Gräfin von Hochberg, die ihren eigenen Kindern die Thronfolge sichern will, die beiden Säuglinge vertauschen.
1812-1815 Der vertauschte Erbprinz, alias Jakob Blochmann, stirbt am 16. Oktober 1812. Kaspar Hauser lebt bei seiner Ziehmutter Elisabeth Blochmann in Karlsruhe bis zu deren Tod 1815.
1815 Kaspar Hauser wird wahrscheinlich nach Schloss Beuggen bei Laufenburg verschleppt, das damals in Besitz des Großherzogtums Baden war. Das leere Schloss, das wegen Typhus-Gefahr fluchtartig verlassen wurde, ist ein idealer Ort, um Kaspar zu verstecken. Dort könnte er in einem dunklen Kellergewölbe gefangen gehalten worden sein.
1816 Am Ufer des Rheins in der Nähe von Basel wird eine Flaschenpost mit geheimnisvoller Nachricht gefunden: "Ich werde in einem Keller bei Laufenburg am Rhein gefangen gehalten. ..." Bald darauf könnte Kaspar weiter verschleppt worden sein, da Schloss Beuggen aufgrund von Zeitungsberichten über den Inhalt der Flaschenpost nicht mehr sicher ist. Seine wahrscheinlich letzte Station vor seiner Ankunft in Nürnberg ist Schloss Pilsach.
1817 Alexander, der zweite Sohn von Carl und Stephanie, stirbt im Alter von einem Jahr.
1818 Carl, der leibliche Vater "Kaspar Hausers" stirbt.
1828 Am 26. Mai (Pfingstmontag) taucht der 16-jährige Kaspar Hauser mitten in Nürnberg auf. Sein Entwicklungsstadium liegt unter dem eines Kleinkindes. Er hält einen versiegelten Brief in der Hand, worin steht, dass er am 30.12. 1812 von einer Magd geboren worden sei. Kaspar kommt in den Gefängnisturm auf die Nürnberger Burg und wird zum öffentlich bestaunten "Opfer menschlicher Behandlung". Ein anonymer Hinweis taucht auf, dass Kaspar der 1812 geborene und vertauschte badische Thronfolger sei. Anselm Ritter von Feuerbach (Gerichtspräsident) befreit Kaspar aus der Gefängnishaft und geht dem erstaunlichen Verdacht nach.
Im Juni übergibt Feuerbach Kaspar in die Obhut des Professors Georg Friedrich Daumer auf die Nürnberger Insel Schütt. Ein umfassendes Erziehungsprogramm soll Kaspar in sein neues Leben in Freiheit führen.
49 Tage nach Kaspars Auftauchen in Nürnberg erschüttert die "Bekanntmachung (Einen in widerrechtlicher Gefangenschaft aufgezogenen und gänzlich verwahrlosten, dann aber ausgesetzten jungen Menschen betr.)" des Nürnberger Bürgermeisters Jakob Friedrich Binder die Öffentlichkeit in ganz Deutschland.
1829 Am 17. Oktober wird im Wohnhaus des Lehrers Georg Friedrich Daumer ein erster Mordanschlag auf Kaspar Hauser verübt. Das einzige, was der Unbekannte zu ihm sagt, ist der Satz: "Du musst noch sterben, ehe du aus Nürnberg kommst."
Am selben Tag tritt Lord Stanhope zum ersten Mal auf die Bildfläche. Er taucht in Nürnberg auf.
Am 4. November teilt der bayerische König Ludwig I. Kaspar Hauser eine polizeiliche Schutzwache zu und setzt eine ungewöhnlich hohe Belohnung für Beweise zum Anschlag aus.
1830 Mit Ludwig stirbt der letzte männliche Zähringer. Leopold (Sohn der Gräfin von Hochberg) besteigt als erster Hochberg den Thron vom Großherzogtum Baden und begründet die bis 1918 im Land regierende Hochberg-Dynastie.
1831 Am 28. Mai treffen Kaspar Hauser und Lord Stanhope erstmals zusammen. Stanhope kümmert sich um Kaspar und überschüttet ihn mit Geschenken und Aufmerksamkeit. Zwischen den beiden entwickelt sich eine enge Beziehung. Ziel Stanhops soll sein, die Spur der Herkunft Kaspar Hausers zu verschleiern.
1832 Am 19. Januar findet die Beziehung zwischen Hauser und Stanhope ein plötzliches Ende. Stanhope verlässt Ansbach und lässt Kaspar in Pflege bei dem Lehrer Johann Georg Meyer zurück. Sämtliche Briefe, die Kaspar an Stanhope schreibt, bleiben unbeantwortet.
Im selben Jahr zieht Feuerbach in seiner Schrift "Kaspar Hauser - Beispiele eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen" unmissverständlich das Fazit seiner Nachforschung über Kaspar Hauser: Er hält ihn für den entführten Erbprinz aus dem Hause Baden.
1833 Am 29. Mai stirbt Anselm von Feuerbach in Frankfurt am Main. Am 14. Dezember findet ein zweites Attentat auf Kaspar Hauser im Hofgarten von Ansbach statt. Ein Unbekannter sticht mit einem Dolch auf ihn ein. Nur wenige Tage darauf, am 17. Dezember, stirbt Kaspar Hauser im Haus seines damaligen Pflegevaters Johann Meyer an den Folgen des Attentats.


Ist Kaspar Hauser der Erbprinz von Baden oder nicht?
Eine neuere DNA-Untersuchung (2002) von arte legt das nahe und macht somit die alte DNA-Untersuchung des Magazins Der Spiegel von 1996, die zu dem Schluß kam, er sei nicht der Erbprinz, zunichte. (http://www.burgstaedt.de/Hauser/seite9.htm)
 
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Lord Stanhope - Die Versuchung Kaspar Hausers

Philip Henry Stanhope, 4th Earl of Stanhope (1781-1855)

Als etwa eineinhalb Jahre nach Kaspar Hausers Auftauchen der erste Mordanschlag auf ihn verübt wird, ist der englische Adlige Lord Stanhope bereits in Nürnberg anwesend - er nimmt jedoch von Kaspar, der durch Binders Bekanntmachung in ganz Europa zum Gesprächsthema geworden war, keinerlei öffentliche Notiz.
Erst weitere eineinhalb Jahre später, im Mai 1831 werden die beiden einander vorgestellt. In der Zwischenzeit sind in Kaspar einige bedeutende Veränderungen vorgegangen. Daumer hebt in diesem Zusammenhag die Tendenz Kaspars hervor, eine gewisse Eitelkeit zu entwickeln. Da Kaspar von öffentlichen Mitteln lebt, die Daumer für ihn verwaltet, reift in ihm immer mehr der Wusch, ein eigenes Leben aufzubauen, selbstbestimmt und unabhängig. So kommt es, dass Kaspar in seinem Bemühen, etwas Geld für sich zu verdienen, seine ihm von Daumer aufgetragenen Verrichtungen und Übungen vernachlässigt und auch damit beginnt, Daumer in dieser Hinsicht anzulügen - ein Zug, der sich niemals vorher an ihm äußerte, dessen ihn noch kaum jemand für fähig hielt.
Als hätte er nur diese unglückliche Entwicklung abgewartet, erscheint Stanhope erneut auf der Bildfläche - diesmal ganz offiziell. Er bekundet großes Interesse an der Person und der Geschichte Kaspars und scheut weder Zeit noch Geld, um sich bei ihm beliebt zu machen. Dies gelingt ihm nicht nur bei Kaspar ohne weiteres - auch Daumer und Feuerbach lassen sich von ihm blenden.
Stanhopes Versuchungen haben eine große Bandbreite: Er beschenkt Kaspar mit allem, was dieser sich wünscht, er fördert die erwachende Eitelkeit Kaspars über alles Maß hinaus, indem er ihn kostspielig einkleiden oder anderweitig herrichten läßt, er infiziert Kaspers Geist mit elitären aristokratischen Ideen und schließlich nimmt er auch sexuelle Beziehungen zu ihm auf.
Kaspar wandelt sich unter diesem Einfluß in seinem Wesen derart, daß es zum Zerwürfnis mit Daumer kommt.
Im September 1831 wird Lord Stanhope auf Kaspars ausdrücklichen Wunsch hin zu dessen Vormund ernannt. Stanhope, den er inzwischen liebevoll "Vater" nennt, erklärt schließlich seinem Mündel, dass er ihn zunächst, um seine Bildung abrunden zu lassen, nach Ansbach zu einem Lehrer Meier schicken, ihn aber als bald als möglich zu sich nach England holen werde.
Daraufhin läßt er sich nie wieder bei ihm blicken, was Kaspar, der regelrecht abhängig von seinem Verführer geworden ist, fast zerbrechen läßt.
Darüber hinaus malträtiert Meier ihn mit allen nur erdenklichen pädagogischen Schikanen. Gleichzeitig beginnt Stanhope aus der Entfernung, Kaspar öffentlich schlecht zu machen. Meier selbst ist fest davon überzeugt, dass es sich bei Kaspar um einen ausgemachten Betrüger handele. Die Narbe an der Stirn, so äußert er, die von einem angeblichen Mordversuch stamme, habe er sich selbt zugefügt, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Als Kaspar Hauser am Nachmittag des 14. Dezember 1833 von mehreren Messerstichen getroffen in Meiers Haus eintrifft, glaubt dieser ihm zunächst nicht, dass er im Ansbacher Hofgarten angegriffen worden sei. Er packt den tödlich Getroffenen und zwingt ihn, zum Ort des grausamen Geschehens zurückzukehren. Schließlich sinkt Kaspar nieder und muß in Meiers Haus zurückgebracht werden. Dieser glaubt, Kaspar habe erneut versucht, Aufmerksamkeit zu gewinnen und sich die Messerstiche selbst zugefügt - diesmal eben nur etwas zu tief...


Um Kaspar Hausers Ansehen nach dessen Tod noch weiter zu schmähen, besucht Lord Stanhope sogar Daumer in Nürnberg, um ihn für seine niederträchtigen Pläne zu gewinnen.
Daumer schreibt später:


"Lord Stanhope beehrte nämlich nach Hausers Tode, als er zum Behufe der Beschimpfung des Gemordeten eine so erstaunliche Tätigkeit entfaltete, mit mehreren Besuchen auch meine Wenigkeit und suchte mich, zu meinem größten Erstaunen, da ich noch weit entfernt war, einen Feind der Hauserschen Sache in ihm zu sehen, zu einem Zeugnisse wider Hauser zu verleiten.(...)
Meine Mutter, merkend, was er im Schilde führte, bat und beschwor ihn mit tiefbewegter Seele, die Asche eines Unglücklichen (...) nicht mit Schimpf und Schande zu bedecken.
"Es schadet ihm ja nichts mehr", antwortete er, wurde rot im Gesichte, kürzte seinen Besuch ab, rannte die Treppe hinab und ließ sich nie wieder in meiner Wohnung sehen."
(http://www.projektpan.de/stanhope.html)
 
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